Man möchte mit Worten so gerne wie mit Gedan- ken Dir entgegen kommen liebste Bettine; aber die Kriegs- zeiten die so großen Einfluß auf das Lesen haben, erstrecken ihn nicht minder streng auf das Schreiben, und so muß man sich's versagen deinen romantisch cha- rakteristischen Erzählungen gleichlautende Gesinnungen deutlich auszusprechen. Ich muß daher erwarten was Du durch eine Reihe von Briefen mich hoffen läßt, näm- lich Dich selbst, um Dir alles mit Dank für deine nie versiegende Liebe zu beantworten.
Erst in voriger Woche erhielt ich dein Packet was der Courier in meiner Abwesenheit dem Herzog übergab, der es mir selbst brachte. Seine Neugierde war nicht wenig gespannt, ich mußte um nur durch zu kommen, deine wohlgelungenen politischen Verhandlungen ihm mittheilen, die denn auch so allerliebst sind, daß es ei- nem schwer wird sie für sich allein zu bewahren. Der Herzog bedauert sehr, daß Du im Interesse anderer Mächte bist. --
Ich habe mich nun hier in Jena in einen Roman eingesponnen, um weniger von allem Übel der Zeit er-
An Bettine.
Man möchte mit Worten ſo gerne wie mit Gedan- ken Dir entgegen kommen liebſte Bettine; aber die Kriegs- zeiten die ſo großen Einfluß auf das Leſen haben, erſtrecken ihn nicht minder ſtreng auf das Schreiben, und ſo muß man ſich's verſagen deinen romantiſch cha- rakteriſtiſchen Erzählungen gleichlautende Geſinnungen deutlich auszuſprechen. Ich muß daher erwarten was Du durch eine Reihe von Briefen mich hoffen läßt, näm- lich Dich ſelbſt, um Dir alles mit Dank für deine nie verſiegende Liebe zu beantworten.
Erſt in voriger Woche erhielt ich dein Packet was der Courier in meiner Abweſenheit dem Herzog übergab, der es mir ſelbſt brachte. Seine Neugierde war nicht wenig geſpannt, ich mußte um nur durch zu kommen, deine wohlgelungenen politiſchen Verhandlungen ihm mittheilen, die denn auch ſo allerliebſt ſind, daß es ei- nem ſchwer wird ſie für ſich allein zu bewahren. Der Herzog bedauert ſehr, daß Du im Intereſſe anderer Mächte biſt. —
Ich habe mich nun hier in Jena in einen Roman eingeſponnen, um weniger von allem Übel der Zeit er-
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An Bettine.
Man möchte mit Worten ſo gerne wie mit Gedan-
ken Dir entgegen kommen liebſte Bettine; aber die Kriegs-
zeiten die ſo großen Einfluß auf das Leſen haben,
erſtrecken ihn nicht minder ſtreng auf das Schreiben,
und ſo muß man ſich's verſagen deinen romantiſch cha-
rakteriſtiſchen Erzählungen gleichlautende Geſinnungen
deutlich auszuſprechen. Ich muß daher erwarten was
Du durch eine Reihe von Briefen mich hoffen läßt, näm-
lich Dich ſelbſt, um Dir alles mit Dank für deine nie
verſiegende Liebe zu beantworten.
Erſt in voriger Woche erhielt ich dein Packet was
der Courier in meiner Abweſenheit dem Herzog übergab,
der es mir ſelbſt brachte. Seine Neugierde war nicht
wenig geſpannt, ich mußte um nur durch zu kommen,
deine wohlgelungenen politiſchen Verhandlungen ihm
mittheilen, die denn auch ſo allerliebſt ſind, daß es ei-
nem ſchwer wird ſie für ſich allein zu bewahren. Der
Herzog bedauert ſehr, daß Du im Intereſſe anderer
Mächte biſt. —
Ich habe mich nun hier in Jena in einen Roman
eingeſponnen, um weniger von allem Übel der Zeit er-
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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/66>, abgerufen am 21.12.2024.
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