pen die Seele auf den meinen als dein Eigenthum be- siegelt. Dies ist, was ich diesseits von Dir verlange.
Im Schooße der Mitternacht, umlagert von den Prospekten meiner Jugend; das hingebendste Bekennt- niß aller Sünden deren Du mich zeihen willst im Hin- terhalt, den Himmel der Versöhnung im Vorgrund, er- greife ich den Becher mit dem Nachttrunke und leere ihn auf dein Wohl, indem ich bei dem dunkeln Erglü- hen des Weines aus kristallnem Rande, der herrlichen Wölbung deiner Augen gedenke.
Am 1. Januar.
Der herrlichen Wölbung Deiner Augen gedenkend auch heute am ersten Tag des Jahres, da ich so unwis- send bin wie am ersten Tag meines Lebens, denn nichts hab ich gelernt und keine Künste hab ich versucht, und keiner Weisheit bin ich mir bewußt; allein der Tag an dem ich Dich gesehen habe, hat mich verständigt, mit dem was Schönheit ist. Nichts spricht überzeugender von Gott als wenn er selbst aus der Schönheit spricht, so ist denn seelig wer da siehet, denn er glaubt, seit die- sem Tag hab ich nichts gelernt wo ich nicht durch Er- leuchtung belehrt wurde. Der Erwerb des Wissens und und der Künste schien mir todt und nicht zu beneiden.
pen die Seele auf den meinen als dein Eigenthum be- ſiegelt. Dies iſt, was ich dieſſeits von Dir verlange.
Im Schooße der Mitternacht, umlagert von den Proſpekten meiner Jugend; das hingebendſte Bekennt- niß aller Sünden deren Du mich zeihen willſt im Hin- terhalt, den Himmel der Verſöhnung im Vorgrund, er- greife ich den Becher mit dem Nachttrunke und leere ihn auf dein Wohl, indem ich bei dem dunkeln Erglü- hen des Weines aus kriſtallnem Rande, der herrlichen Wölbung deiner Augen gedenke.
Am 1. Januar.
Der herrlichen Wölbung Deiner Augen gedenkend auch heute am erſten Tag des Jahres, da ich ſo unwiſ- ſend bin wie am erſten Tag meines Lebens, denn nichts hab ich gelernt und keine Künſte hab ich verſucht, und keiner Weisheit bin ich mir bewußt; allein der Tag an dem ich Dich geſehen habe, hat mich verſtändigt, mit dem was Schönheit iſt. Nichts ſpricht überzeugender von Gott als wenn er ſelbſt aus der Schönheit ſpricht, ſo iſt denn ſeelig wer da ſiehet, denn er glaubt, ſeit die- ſem Tag hab ich nichts gelernt wo ich nicht durch Er- leuchtung belehrt wurde. Der Erwerb des Wiſſens und und der Künſte ſchien mir todt und nicht zu beneiden.
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pen die Seele auf den meinen als dein Eigenthum be-
ſiegelt. Dies iſt, was ich dieſſeits von Dir verlange.
Im Schooße der Mitternacht, umlagert von den
Proſpekten meiner Jugend; das hingebendſte Bekennt-
niß aller Sünden deren Du mich zeihen willſt im Hin-
terhalt, den Himmel der Verſöhnung im Vorgrund, er-
greife ich den Becher mit dem Nachttrunke und leere
ihn auf dein Wohl, indem ich bei dem dunkeln Erglü-
hen des Weines aus kriſtallnem Rande, der herrlichen
Wölbung deiner Augen gedenke.
Am 1. Januar.
Der herrlichen Wölbung Deiner Augen gedenkend
auch heute am erſten Tag des Jahres, da ich ſo unwiſ-
ſend bin wie am erſten Tag meines Lebens, denn nichts
hab ich gelernt und keine Künſte hab ich verſucht, und
keiner Weisheit bin ich mir bewußt; allein der Tag an
dem ich Dich geſehen habe, hat mich verſtändigt, mit
dem was Schönheit iſt. Nichts ſpricht überzeugender
von Gott als wenn er ſelbſt aus der Schönheit ſpricht,
ſo iſt denn ſeelig wer da ſiehet, denn er glaubt, ſeit die-
ſem Tag hab ich nichts gelernt wo ich nicht durch Er-
leuchtung belehrt wurde. Der Erwerb des Wiſſens und
und der Künſte ſchien mir todt und nicht zu beneiden.
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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/329>, abgerufen am 21.12.2024.
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