Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835.Bleibe mir schreibend und liebend von Tag zu Tag G. Wie mit innigstem Behagen Lied, gewahr ich deinen Sinn; Liebevoll scheinst Du zu sagen, Daß ich ihm zur Seite bin. Daß er ewig mein gedenket, Seiner Liebe Seeligkeit Immerdar der Dornen schenket. Die ein Leben ihm geweiht. Ja, mein Herz, es ist der Spiegel, Freund, worin Du Dich erblickt, Diese Brust, wo deine Siegel Kuß auf Kuß hereingedrückt. Süßes Dichten, lautre Wahrheit, Fesselt mich in Sympathie! Rein verkörpert Liebesklarheit Im Gewand der Poesie *). An Goethe. Kein Baum kühlt so mit frischem Laub, kein Brun- *) Divan, Buch Suleika.
Bleibe mir ſchreibend und liebend von Tag zu Tag G. Wie mit innigſtem Behagen Lied, gewahr ich deinen Sinn; Liebevoll ſcheinſt Du zu ſagen, Daß ich ihm zur Seite bin. Daß er ewig mein gedenket, Seiner Liebe Seeligkeit Immerdar der Dornen ſchenket. Die ein Leben ihm geweiht. Ja, mein Herz, es iſt der Spiegel, Freund, worin Du Dich erblickt, Dieſe Bruſt, wo deine Siegel Kuß auf Kuß hereingedrückt. Süßes Dichten, lautre Wahrheit, Feſſelt mich in Sympathie! Rein verkörpert Liebesklarheit Im Gewand der Poeſie *). An Goethe. Kein Baum kühlt ſo mit friſchem Laub, kein Brun- *) Divan, Buch Suleika.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0100" n="90"/> <p>Bleibe mir ſchreibend und liebend von Tag zu Tag<lb/> beglückender Gewohnheit treu.</p><lb/> <dateline> <hi rendition="#et">Jena, den 7. Juli 1809.</hi> </dateline><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#et">G.</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wie mit innigſtem Behagen</l><lb/> <l>Lied, gewahr ich deinen Sinn;</l><lb/> <l>Liebevoll ſcheinſt Du zu ſagen,</l><lb/> <l>Daß ich ihm zur Seite bin.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Daß er ewig mein gedenket,</l><lb/> <l>Seiner Liebe Seeligkeit</l><lb/> <l>Immerdar der Dornen ſchenket.</l><lb/> <l>Die ein Leben ihm geweiht.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ja, mein Herz, es iſt der Spiegel,</l><lb/> <l>Freund, worin Du Dich erblickt,</l><lb/> <l>Dieſe Bruſt, wo deine Siegel</l><lb/> <l>Kuß auf Kuß hereingedrückt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Süßes Dichten, lautre Wahrheit,</l><lb/> <l>Feſſelt mich in Sympathie!</l><lb/> <l>Rein verkörpert Liebesklarheit</l><lb/> <l>Im Gewand der Poeſie <note place="foot" n="*)">Divan, Buch Suleika.</note>.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <opener> <salute>An Goethe.</salute> </opener><lb/> <p>Kein Baum kühlt ſo mit friſchem Laub, kein Brun-<lb/> nen labt ſo den Durſtigen, Sonn und Mondlicht und<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [90/0100]
Bleibe mir ſchreibend und liebend von Tag zu Tag
beglückender Gewohnheit treu.
Jena, den 7. Juli 1809.
G.
Wie mit innigſtem Behagen
Lied, gewahr ich deinen Sinn;
Liebevoll ſcheinſt Du zu ſagen,
Daß ich ihm zur Seite bin.
Daß er ewig mein gedenket,
Seiner Liebe Seeligkeit
Immerdar der Dornen ſchenket.
Die ein Leben ihm geweiht.
Ja, mein Herz, es iſt der Spiegel,
Freund, worin Du Dich erblickt,
Dieſe Bruſt, wo deine Siegel
Kuß auf Kuß hereingedrückt.
Süßes Dichten, lautre Wahrheit,
Feſſelt mich in Sympathie!
Rein verkörpert Liebesklarheit
Im Gewand der Poeſie *).
An Goethe.
Kein Baum kühlt ſo mit friſchem Laub, kein Brun-
nen labt ſo den Durſtigen, Sonn und Mondlicht und
*) Divan, Buch Suleika.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |