deiner freundlichen Neigung auf's innigste anzuschmie- gen; denn wärst Du mir nicht, ich weiß nicht was ich dann wär'; aber gewiß: unstät und unruhig würde ich suchen, was ich jetzt nicht mehr suche.
Dein Kind.
Wie ist mir, lieber einziger Freund! Wie schwin- delt mir, was willst Du mir sagen, -- Schatz! köst- licher! von dem ich alles lerne tief in der Brust, der mir alle Fesseln abnimmt die mich drücken, der mir winkt in die Lüfte, in die Freiheit.
Das hast Du mir gelehrt, daß alles was meinem Geist eine Fessel ist, allein nur drückende Unwissenheit ist; wo ich mich fürchte, wo ich meinen Kräften nicht traue, da bin ich nur unwissend.
Wissen ist die Himmelsbahn; das höchste Wissen ist Allmacht, das Element der Seeligkeit; so lange wir nicht in ihm sind, sind wir noch ungeboren. Seelig sein ist frei sein; ein freies, selbstständiges Leben haben, dessen Höhe und Göttlichkeit nicht abhängt von seiner Gestaltung; das in sich göttlich ist, weil nur reiner Entfaltungstrieb in ihm ist; ewiges Blühen an's Licht und sonst nichts.
deiner freundlichen Neigung auf's innigſte anzuſchmie- gen; denn wärſt Du mir nicht, ich weiß nicht was ich dann wär'; aber gewiß: unſtät und unruhig würde ich ſuchen, was ich jetzt nicht mehr ſuche.
Dein Kind.
Wie iſt mir, lieber einziger Freund! Wie ſchwin- delt mir, was willſt Du mir ſagen, — Schatz! köſt- licher! von dem ich alles lerne tief in der Bruſt, der mir alle Feſſeln abnimmt die mich drücken, der mir winkt in die Lüfte, in die Freiheit.
Das haſt Du mir gelehrt, daß alles was meinem Geiſt eine Feſſel iſt, allein nur drückende Unwiſſenheit iſt; wo ich mich fürchte, wo ich meinen Kräften nicht traue, da bin ich nur unwiſſend.
Wiſſen iſt die Himmelsbahn; das höchſte Wiſſen iſt Allmacht, das Element der Seeligkeit; ſo lange wir nicht in ihm ſind, ſind wir noch ungeboren. Seelig ſein iſt frei ſein; ein freies, ſelbſtſtändiges Leben haben, deſſen Höhe und Göttlichkeit nicht abhängt von ſeiner Geſtaltung; das in ſich göttlich iſt, weil nur reiner Entfaltungstrieb in ihm iſt; ewiges Blühen an's Licht und ſonſt nichts.
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deiner freundlichen Neigung auf's innigſte anzuſchmie-
gen; denn wärſt Du mir nicht, ich weiß nicht was ich
dann wär'; aber gewiß: unſtät und unruhig würde ich
ſuchen, was ich jetzt nicht mehr ſuche.
Dein Kind.
Wie iſt mir, lieber einziger Freund! Wie ſchwin-
delt mir, was willſt Du mir ſagen, — Schatz! köſt-
licher! von dem ich alles lerne tief in der Bruſt, der
mir alle Feſſeln abnimmt die mich drücken, der mir
winkt in die Lüfte, in die Freiheit.
Das haſt Du mir gelehrt, daß alles was meinem
Geiſt eine Feſſel iſt, allein nur drückende Unwiſſenheit
iſt; wo ich mich fürchte, wo ich meinen Kräften nicht
traue, da bin ich nur unwiſſend.
Wiſſen iſt die Himmelsbahn; das höchſte Wiſſen
iſt Allmacht, das Element der Seeligkeit; ſo lange wir
nicht in ihm ſind, ſind wir noch ungeboren. Seelig ſein
iſt frei ſein; ein freies, ſelbſtſtändiges Leben haben,
deſſen Höhe und Göttlichkeit nicht abhängt von ſeiner
Geſtaltung; das in ſich göttlich iſt, weil nur reiner
Entfaltungstrieb in ihm iſt; ewiges Blühen an's Licht
und ſonſt nichts.
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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/259>, abgerufen am 03.12.2024.
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