Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.Schön bin ich nicht. (Schöne Lieder Henrici Finkeis. 1536.) Schön bin ich nicht, mein höchster Hort, Laß mich das nicht entgelten, Lieb gilt für schön an manchem Ort, Lieb soll vor aller Schönheit gelten. Schön bin ich nicht, acht das gar klein, Lieb thut all Ding bezwingen, Lieb zwingt die Schönheit ganz allein, Kann sie allein besingen: "Ihr findet in Geschichten "Vom Fisch Delphin genannt, "Kein Netz hält ihn mit nichten, "Und zieht ihn an das Land, "Allein durch lieblich Singen "Thut man ihn also zwingen, "Daß er kommt selbst ans Land. "Zum wunderbaren Zeichen "Auch die Waldvögelein, "Ihr Herzelein erweichen "Einander insgemein, "Mit lieblichem Gesange, "Das währet alsolange, "Bis sie vereinigt seyn." Schoͤn bin ich nicht. (Schoͤne Lieder Henrici Finkeis. 1536.) Schoͤn bin ich nicht, mein hoͤchſter Hort, Laß mich das nicht entgelten, Lieb gilt fuͤr ſchoͤn an manchem Ort, Lieb ſoll vor aller Schoͤnheit gelten. Schoͤn bin ich nicht, acht das gar klein, Lieb thut all Ding bezwingen, Lieb zwingt die Schoͤnheit ganz allein, Kann ſie allein beſingen: „Ihr findet in Geſchichten „Vom Fiſch Delphin genannt, „Kein Netz haͤlt ihn mit nichten, „Und zieht ihn an das Land, „Allein durch lieblich Singen „Thut man ihn alſo zwingen, „Daß er kommt ſelbſt ans Land. „Zum wunderbaren Zeichen „Auch die Waldvoͤgelein, „Ihr Herzelein erweichen „Einander insgemein, „Mit lieblichem Geſange, „Das waͤhret alſolange, „Bis ſie vereinigt ſeyn.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0087" n="77"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Schoͤn bin ich nicht</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">(Schoͤne Lieder Henrici Finkeis. 1536.)</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">S</hi>choͤn bin ich nicht, mein hoͤchſter Hort,</l><lb/> <l>Laß mich das nicht entgelten,</l><lb/> <l>Lieb gilt fuͤr ſchoͤn an manchem Ort,</l><lb/> <l>Lieb ſoll vor aller Schoͤnheit gelten.</l><lb/> <l>Schoͤn bin ich nicht, acht das gar klein,</l><lb/> <l>Lieb thut all Ding bezwingen,</l><lb/> <l>Lieb zwingt die Schoͤnheit ganz allein,</l><lb/> <l>Kann ſie allein beſingen:</l><lb/> <l>„Ihr findet in Geſchichten</l><lb/> <l>„Vom Fiſch Delphin genannt,</l><lb/> <l>„Kein Netz haͤlt ihn mit nichten,</l><lb/> <l>„Und zieht ihn an das Land,</l><lb/> <l>„Allein durch lieblich Singen</l><lb/> <l>„Thut man ihn alſo zwingen,</l><lb/> <l>„Daß er kommt ſelbſt ans Land.</l><lb/> <l>„Zum wunderbaren Zeichen</l><lb/> <l>„Auch die Waldvoͤgelein,</l><lb/> <l>„Ihr Herzelein erweichen</l><lb/> <l>„Einander insgemein,</l><lb/> <l>„Mit lieblichem Geſange,</l><lb/> <l>„Das waͤhret alſolange,</l><lb/> <l>„Bis ſie vereinigt ſeyn.“</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [77/0087]
Schoͤn bin ich nicht.
(Schoͤne Lieder Henrici Finkeis. 1536.)
Schoͤn bin ich nicht, mein hoͤchſter Hort,
Laß mich das nicht entgelten,
Lieb gilt fuͤr ſchoͤn an manchem Ort,
Lieb ſoll vor aller Schoͤnheit gelten.
Schoͤn bin ich nicht, acht das gar klein,
Lieb thut all Ding bezwingen,
Lieb zwingt die Schoͤnheit ganz allein,
Kann ſie allein beſingen:
„Ihr findet in Geſchichten
„Vom Fiſch Delphin genannt,
„Kein Netz haͤlt ihn mit nichten,
„Und zieht ihn an das Land,
„Allein durch lieblich Singen
„Thut man ihn alſo zwingen,
„Daß er kommt ſelbſt ans Land.
„Zum wunderbaren Zeichen
„Auch die Waldvoͤgelein,
„Ihr Herzelein erweichen
„Einander insgemein,
„Mit lieblichem Geſange,
„Das waͤhret alſolange,
„Bis ſie vereinigt ſeyn.“
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Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/87>, abgerufen am 22.02.2025. |