Da giebt der Stern der Venus großen Schein Wie ihrem Kind, wenn sie offen sind, Die Fackel heftig brinnt, Und hüllst du ein die hellen Aügelein, Der Himmel traurig zieht die Sterne ein, Die Erd ist kalt, Frau Venus alt, Ohn Feuer Amor bald.
Ade zur guten Nacht.
(Fliegendes Blat aus 1500.)
Der Mond, der steht am höchsten, Die Sonn will untergehn, Mein Feinslieb liegt in Nöthen, Ach Gott, wie solls ihr gehn, In Regen und in Wind, Wo soll ich mich hinkehren, Da ich mein Feinslieb find!
Mein Feinslieb wollt mich lehren, Wie ich ihr dienen soll, In Züchten und in Ehren, Das weiß ich selbst gar wohl, Und kann auch noch viel mehr, Wer sich seins Buhlen rühmet, Dem bringt es wenig Ehr.
Mancher geht zu seinem Buhlen Bei lichtem Mondenschein, Was giebt sie ihm zum Lohne? Ein Rosenkränzelein,
Da giebt der Stern der Venus großen Schein Wie ihrem Kind, wenn ſie offen ſind, Die Fackel heftig brinnt, Und huͤllſt du ein die hellen Auͤgelein, Der Himmel traurig zieht die Sterne ein, Die Erd iſt kalt, Frau Venus alt, Ohn Feuer Amor bald.
Ade zur guten Nacht.
(Fliegendes Blat aus 1500.)
Der Mond, der ſteht am hoͤchſten, Die Sonn will untergehn, Mein Feinslieb liegt in Noͤthen, Ach Gott, wie ſolls ihr gehn, In Regen und in Wind, Wo ſoll ich mich hinkehren, Da ich mein Feinslieb find!
Mein Feinslieb wollt mich lehren, Wie ich ihr dienen ſoll, In Zuͤchten und in Ehren, Das weiß ich ſelbſt gar wohl, Und kann auch noch viel mehr, Wer ſich ſeins Buhlen ruͤhmet, Dem bringt es wenig Ehr.
Mancher geht zu ſeinem Buhlen Bei lichtem Mondenſchein, Was giebt ſie ihm zum Lohne? Ein Roſenkraͤnzelein,
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Da giebt der Stern der Venus großen Schein
Wie ihrem Kind, wenn ſie offen ſind,
Die Fackel heftig brinnt,
Und huͤllſt du ein die hellen Auͤgelein,
Der Himmel traurig zieht die Sterne ein,
Die Erd iſt kalt, Frau Venus alt,
Ohn Feuer Amor bald.
Ade zur guten Nacht.
(Fliegendes Blat aus 1500.)
Der Mond, der ſteht am hoͤchſten,
Die Sonn will untergehn,
Mein Feinslieb liegt in Noͤthen,
Ach Gott, wie ſolls ihr gehn,
In Regen und in Wind,
Wo ſoll ich mich hinkehren,
Da ich mein Feinslieb find!
Mein Feinslieb wollt mich lehren,
Wie ich ihr dienen ſoll,
In Zuͤchten und in Ehren,
Das weiß ich ſelbſt gar wohl,
Und kann auch noch viel mehr,
Wer ſich ſeins Buhlen ruͤhmet,
Dem bringt es wenig Ehr.
Mancher geht zu ſeinem Buhlen
Bei lichtem Mondenſchein,
Was giebt ſie ihm zum Lohne?
Ein Roſenkraͤnzelein,
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/29>, abgerufen am 22.02.2025.
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