Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.Ei scheidet sich dann der Winter von mir, So kommt ein frischer Sommer; Hat er dann Lust und Liebe zu mir, So wird er wiederum kommen. Dort droben vor meines Vaters Haus, Da steht eine grüne Linde; Darauf saß die Frau Nachtigall Und sang von heller Stimme. Ei sitzest du da Frau Nachtigall, Und singest von heller Stimme; Ei zwinget dich dann der edle Schnee, Das grüne Laub vor der Linde. Und wann die Linde das Laub verliehrt, So trauren alle Aeste; Daran gedenkt ihr Mädechen jung, Und setzt eure Kränzlein feste. Setzt ihr sie fest und nicht zu fest, Setzt ihr sie nach euren Maasen; Und wenn es einmal zum Scheiden kommt, Daß ihr sie könnt ablassen. Schreibstunde. (Drey weltliche neue Lieder i. J. 1642.) Es bat ein Bauer ein Töchterlein, Daß es doch thäte den Willen sein; Ei ſcheidet ſich dann der Winter von mir, So kommt ein friſcher Sommer; Hat er dann Luſt und Liebe zu mir, So wird er wiederum kommen. Dort droben vor meines Vaters Haus, Da ſteht eine gruͤne Linde; Darauf ſaß die Frau Nachtigall Und ſang von heller Stimme. Ei ſitzeſt du da Frau Nachtigall, Und ſingeſt von heller Stimme; Ei zwinget dich dann der edle Schnee, Das gruͤne Laub vor der Linde. Und wann die Linde das Laub verliehrt, So trauren alle Aeſte; Daran gedenkt ihr Maͤdechen jung, Und ſetzt eure Kraͤnzlein feſte. Setzt ihr ſie feſt und nicht zu feſt, Setzt ihr ſie nach euren Maaſen; Und wenn es einmal zum Scheiden kommt, Daß ihr ſie koͤnnt ablaſſen. Schreibſtunde. (Drey weltliche neue Lieder i. J. 1642.) Es bat ein Bauer ein Toͤchterlein, Daß es doch thaͤte den Willen ſein; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0148" n="138"/> <lg n="2"> <l>Ei ſcheidet ſich dann der Winter von mir,</l><lb/> <l>So kommt ein friſcher Sommer;</l><lb/> <l>Hat er dann Luſt und Liebe zu mir,</l><lb/> <l>So wird er wiederum kommen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Dort droben vor meines Vaters Haus,</l><lb/> <l>Da ſteht eine gruͤne Linde;</l><lb/> <l>Darauf ſaß die Frau Nachtigall</l><lb/> <l>Und ſang von heller Stimme.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Ei ſitzeſt du da Frau Nachtigall,</l><lb/> <l>Und ſingeſt von heller Stimme;</l><lb/> <l>Ei zwinget dich dann der edle Schnee,</l><lb/> <l>Das gruͤne Laub vor der Linde.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Und wann die Linde das Laub verliehrt,</l><lb/> <l>So trauren alle Aeſte;</l><lb/> <l>Daran gedenkt ihr Maͤdechen jung,</l><lb/> <l>Und ſetzt eure Kraͤnzlein feſte.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Setzt ihr ſie feſt und nicht zu feſt,</l><lb/> <l>Setzt ihr ſie nach euren Maaſen;</l><lb/> <l>Und wenn es einmal zum Scheiden kommt,</l><lb/> <l>Daß ihr ſie koͤnnt ablaſſen.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Schreibſtunde</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">(Drey weltliche neue Lieder i. J. 1642.)</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">E</hi>s bat ein Bauer ein Toͤchterlein,</l><lb/> <l>Daß es doch thaͤte den Willen ſein;</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [138/0148]
Ei ſcheidet ſich dann der Winter von mir,
So kommt ein friſcher Sommer;
Hat er dann Luſt und Liebe zu mir,
So wird er wiederum kommen.
Dort droben vor meines Vaters Haus,
Da ſteht eine gruͤne Linde;
Darauf ſaß die Frau Nachtigall
Und ſang von heller Stimme.
Ei ſitzeſt du da Frau Nachtigall,
Und ſingeſt von heller Stimme;
Ei zwinget dich dann der edle Schnee,
Das gruͤne Laub vor der Linde.
Und wann die Linde das Laub verliehrt,
So trauren alle Aeſte;
Daran gedenkt ihr Maͤdechen jung,
Und ſetzt eure Kraͤnzlein feſte.
Setzt ihr ſie feſt und nicht zu feſt,
Setzt ihr ſie nach euren Maaſen;
Und wenn es einmal zum Scheiden kommt,
Daß ihr ſie koͤnnt ablaſſen.
Schreibſtunde.
(Drey weltliche neue Lieder i. J. 1642.)
Es bat ein Bauer ein Toͤchterlein,
Daß es doch thaͤte den Willen ſein;
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |