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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

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Dies ist das alte deutsche Uebel
Und wers nicht hat
, der nehms nicht übel.
Welcher Mann ein Henn hat die nicht Eyer legt.
Und ein Sau die nicht Junge trägt,
Und ein Kuh die nicht Milch giebt,
Und ein Tochter die all Nacht ausliegt,
Und ein Sohn der allzeit gern spielt,
Und ein Frau die ihm heimlich abstiehlt,
Und ein Magd die da geht mit einem Kind,
Fürwahr der hat ein unnütz Hausgesind.
Doch ist noch eine schlimmre Qual,
Die trit die Leute an auf einmal,
Auf den hohen Rossen die Reitersknaben,
Die können ihr nicht leicht enttraben,
Die kommt von freundlicher Botschaft schicken,
Brieflein schreiben, Augen blicken,
Mündlein küssen, Händlein greifen,
Lauten spielen, Nachtes Pfeifen,
Unter dem Tisch die Füßlein treten,
Untern Bänken die Knielein kneten,
Darnach dann zusammen rucken
Und in die heimlichen Winkel schmucken,
Die rothen Wänglein dreschen,
Die schwarzen Hemdlein wäschen,
Silbern Kleinod schenken,
Mit den Augbrölein wenken,
Aus der Kirchen sich verstehlen,
Und in engen Gassen sich verhehlen,
All Stunden verbey laufen,
Heut schlagen, morgen raufen.
Dies iſt das alte deutſche Uebel
Und wers nicht hat
, der nehms nicht uͤbel.
Welcher Mann ein Henn hat die nicht Eyer legt.
Und ein Sau die nicht Junge traͤgt,
Und ein Kuh die nicht Milch giebt,
Und ein Tochter die all Nacht ausliegt,
Und ein Sohn der allzeit gern ſpielt,
Und ein Frau die ihm heimlich abſtiehlt,
Und ein Magd die da geht mit einem Kind,
Fuͤrwahr der hat ein unnuͤtz Hausgeſind.
Doch iſt noch eine ſchlimmre Qual,
Die trit die Leute an auf einmal,
Auf den hohen Roſſen die Reitersknaben,
Die koͤnnen ihr nicht leicht enttraben,
Die kommt von freundlicher Botſchaft ſchicken,
Brieflein ſchreiben, Augen blicken,
Muͤndlein kuͤſſen, Haͤndlein greifen,
Lauten ſpielen, Nachtes Pfeifen,
Unter dem Tiſch die Fuͤßlein treten,
Untern Baͤnken die Knielein kneten,
Darnach dann zuſammen rucken
Und in die heimlichen Winkel ſchmucken,
Die rothen Waͤnglein dreſchen,
Die ſchwarzen Hemdlein waͤſchen,
Silbern Kleinod ſchenken,
Mit den Augbroͤlein wenken,
Aus der Kirchen ſich verſtehlen,
Und in engen Gaſſen ſich verhehlen,
All Stunden verbey laufen,
Heut ſchlagen, morgen raufen.
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[62/0074] Dies iſt das alte deutſche Uebel Und wers nicht hat, der nehms nicht uͤbel. Welcher Mann ein Henn hat die nicht Eyer legt. Und ein Sau die nicht Junge traͤgt, Und ein Kuh die nicht Milch giebt, Und ein Tochter die all Nacht ausliegt, Und ein Sohn der allzeit gern ſpielt, Und ein Frau die ihm heimlich abſtiehlt, Und ein Magd die da geht mit einem Kind, Fuͤrwahr der hat ein unnuͤtz Hausgeſind. Doch iſt noch eine ſchlimmre Qual, Die trit die Leute an auf einmal, Auf den hohen Roſſen die Reitersknaben, Die koͤnnen ihr nicht leicht enttraben, Die kommt von freundlicher Botſchaft ſchicken, Brieflein ſchreiben, Augen blicken, Muͤndlein kuͤſſen, Haͤndlein greifen, Lauten ſpielen, Nachtes Pfeifen, Unter dem Tiſch die Fuͤßlein treten, Untern Baͤnken die Knielein kneten, Darnach dann zuſammen rucken Und in die heimlichen Winkel ſchmucken, Die rothen Waͤnglein dreſchen, Die ſchwarzen Hemdlein waͤſchen, Silbern Kleinod ſchenken, Mit den Augbroͤlein wenken, Aus der Kirchen ſich verſtehlen, Und in engen Gaſſen ſich verhehlen, All Stunden verbey laufen, Heut ſchlagen, morgen raufen.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/74>, abgerufen am 21.12.2024.