Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Die Stirn rund wie ein Falten Rock, Feist ausgedörrt die Bäcklein schmuck. Blauroth ist ihr das Mündlein weiß, Schön häßlich ich sie schelt und preiß. Schneeweiß sind ihre schwarze Händ Wie eine Schneck ihr Gang behend, Wie ein Kettenhund sie freundlich redt, Sauhöflich, wenn sie geht und steht. Ein solches Mägdlein hätt ich gern, Nah bei ihr zu seyn sehr weit und fern, Sie oft zu herzen nimmermehr, Gott nehm sie bald! ist mein Begehr. Das naive Kammermädchen an den Studiosus der zweyten Potenz. (Mündlich.) Jezt bin ich wiederum recht vergnügt, Weil mein Schatz bei mir ist, Und so viele Treu verspricht, Redet mit mir, Redet von der Wahrheit, Redet von der Treuheit, Redt von der Welt Süßigkeit, Redt von der Welt End. Wollt ihr wissen was es macht, Daß mich mein Schatz verlacht, Und ich im schwarzen Register muß stehn? Du kannst leicht denken, Die Stirn rund wie ein Falten Rock, Feiſt ausgedoͤrrt die Baͤcklein ſchmuck. Blauroth iſt ihr das Muͤndlein weiß, Schoͤn haͤßlich ich ſie ſchelt und preiß. Schneeweiß ſind ihre ſchwarze Haͤnd Wie eine Schneck ihr Gang behend, Wie ein Kettenhund ſie freundlich redt, Sauhoͤflich, wenn ſie geht und ſteht. Ein ſolches Maͤgdlein haͤtt ich gern, Nah bei ihr zu ſeyn ſehr weit und fern, Sie oft zu herzen nimmermehr, Gott nehm ſie bald! iſt mein Begehr. Das naive Kammermaͤdchen an den Studioſus der zweyten Potenz. (Muͤndlich.) Jezt bin ich wiederum recht vergnuͤgt, Weil mein Schatz bei mir iſt, Und ſo viele Treu verſpricht, Redet mit mir, Redet von der Wahrheit, Redet von der Treuheit, Redt von der Welt Suͤßigkeit, Redt von der Welt End. Wollt ihr wiſſen was es macht, Daß mich mein Schatz verlacht, Und ich im ſchwarzen Regiſter muß ſtehn? Du kannſt leicht denken, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0456" n="444"/> <lg n="2"> <l>Die Stirn rund wie ein Falten Rock,</l><lb/> <l>Feiſt ausgedoͤrrt die Baͤcklein ſchmuck.</l><lb/> <l>Blauroth iſt ihr das Muͤndlein weiß,</l><lb/> <l>Schoͤn haͤßlich ich ſie ſchelt und preiß.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Schneeweiß ſind ihre ſchwarze Haͤnd</l><lb/> <l>Wie eine Schneck ihr Gang behend,</l><lb/> <l>Wie ein Kettenhund ſie freundlich redt,</l><lb/> <l>Sauhoͤflich, wenn ſie geht und ſteht.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Ein ſolches Maͤgdlein haͤtt ich gern,</l><lb/> <l>Nah bei ihr zu ſeyn ſehr weit und fern,</l><lb/> <l>Sie oft zu herzen nimmermehr,</l><lb/> <l>Gott nehm ſie bald! iſt mein Begehr.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>Das naive Kammermaͤdchen an den Studioſus<lb/> der zweyten Potenz.</head><lb/> <p rendition="#c">(Muͤndlich.)</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">J</hi>ezt bin ich wiederum recht vergnuͤgt,</l><lb/> <l>Weil mein Schatz bei mir iſt,</l><lb/> <l>Und ſo viele Treu verſpricht,</l><lb/> <l>Redet mit mir,</l><lb/> <l>Redet von der Wahrheit,</l><lb/> <l>Redet von der Treuheit,</l><lb/> <l>Redt von der Welt Suͤßigkeit,</l><lb/> <l>Redt von der Welt End.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wollt ihr wiſſen was es macht,</l><lb/> <l>Daß mich mein Schatz verlacht,</l><lb/> <l>Und ich im ſchwarzen Regiſter muß ſtehn?</l><lb/> <l>Du kannſt leicht denken,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [444/0456]
Die Stirn rund wie ein Falten Rock,
Feiſt ausgedoͤrrt die Baͤcklein ſchmuck.
Blauroth iſt ihr das Muͤndlein weiß,
Schoͤn haͤßlich ich ſie ſchelt und preiß.
Schneeweiß ſind ihre ſchwarze Haͤnd
Wie eine Schneck ihr Gang behend,
Wie ein Kettenhund ſie freundlich redt,
Sauhoͤflich, wenn ſie geht und ſteht.
Ein ſolches Maͤgdlein haͤtt ich gern,
Nah bei ihr zu ſeyn ſehr weit und fern,
Sie oft zu herzen nimmermehr,
Gott nehm ſie bald! iſt mein Begehr.
Das naive Kammermaͤdchen an den Studioſus
der zweyten Potenz.
(Muͤndlich.)
Jezt bin ich wiederum recht vergnuͤgt,
Weil mein Schatz bei mir iſt,
Und ſo viele Treu verſpricht,
Redet mit mir,
Redet von der Wahrheit,
Redet von der Treuheit,
Redt von der Welt Suͤßigkeit,
Redt von der Welt End.
Wollt ihr wiſſen was es macht,
Daß mich mein Schatz verlacht,
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