Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Papier rauscht vor den Ohren, Construction der Welt. (Mündlich.) Als Gott die Welt erschaffen Und allerhand Gethier, Konnt er nicht ruhig schlafen, Er hat noch etwas für; Wann nur ein Mensch auf Erden, Dacht er in seinem Sinn, Die Welt muß voller werden, Es sey noch etwas drinn. Dem könnt wohl alles nutzen So schön gemacht voraus, Drauf nahm er einen Butzen Und macht ein Männlein draus; Er schnipt ihn in die Höhe, Blies ihn ein bissel an, Da sah er vor sich stehen Adam! den ersten Mann. Der Stein, wo Adam saße, Der war sehr kalt und naß, Es fror ihn ans Gesaße, Drum legt er sich ins Gras; Papier rauſcht vor den Ohren, Conſtruction der Welt. (Muͤndlich.) Als Gott die Welt erſchaffen Und allerhand Gethier, Konnt er nicht ruhig ſchlafen, Er hat noch etwas fuͤr; Wann nur ein Menſch auf Erden, Dacht er in ſeinem Sinn, Die Welt muß voller werden, Es ſey noch etwas drinn. Dem koͤnnt wohl alles nutzen So ſchoͤn gemacht voraus, Drauf nahm er einen Butzen Und macht ein Maͤnnlein draus; Er ſchnipt ihn in die Hoͤhe, Blies ihn ein biſſel an, Da ſah er vor ſich ſtehen Adam! den erſten Mann. Der Stein, wo Adam ſaße, Der war ſehr kalt und naß, Es fror ihn ans Geſaße, Drum legt er ſich ins Gras; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="4"> <pb facs="#f0411" n="399"/> <l>Papier rauſcht vor den Ohren,</l><lb/> <l>Man druckt darauf das Gotteswort,</l><lb/> <l>Und ſchreibt darauf mit Dinten,</l><lb/> <l>Des Webers Werk waͤhrt immer fort,</l><lb/> <l>Kein Menſch kann es ergruͤnden.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Conſtruction der Welt</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">(Muͤndlich.)</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">A</hi>ls Gott die Welt erſchaffen</l><lb/> <l>Und allerhand Gethier,</l><lb/> <l>Konnt er nicht ruhig ſchlafen,</l><lb/> <l>Er hat noch etwas fuͤr;</l><lb/> <l>Wann nur ein Menſch auf Erden,</l><lb/> <l>Dacht er in ſeinem Sinn,</l><lb/> <l>Die Welt muß voller werden,</l><lb/> <l>Es ſey noch etwas drinn.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Dem koͤnnt wohl alles nutzen</l><lb/> <l>So ſchoͤn gemacht voraus,</l><lb/> <l>Drauf nahm er einen Butzen</l><lb/> <l>Und macht ein Maͤnnlein draus;</l><lb/> <l>Er ſchnipt ihn in die Hoͤhe,</l><lb/> <l>Blies ihn ein biſſel an,</l><lb/> <l>Da ſah er vor ſich ſtehen</l><lb/> <l>Adam! den erſten Mann.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Der Stein, wo Adam ſaße,</l><lb/> <l>Der war ſehr kalt und naß,</l><lb/> <l>Es fror ihn ans Geſaße,</l><lb/> <l>Drum legt er ſich ins Gras;</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [399/0411]
Papier rauſcht vor den Ohren,
Man druckt darauf das Gotteswort,
Und ſchreibt darauf mit Dinten,
Des Webers Werk waͤhrt immer fort,
Kein Menſch kann es ergruͤnden.
Conſtruction der Welt.
(Muͤndlich.)
Als Gott die Welt erſchaffen
Und allerhand Gethier,
Konnt er nicht ruhig ſchlafen,
Er hat noch etwas fuͤr;
Wann nur ein Menſch auf Erden,
Dacht er in ſeinem Sinn,
Die Welt muß voller werden,
Es ſey noch etwas drinn.
Dem koͤnnt wohl alles nutzen
So ſchoͤn gemacht voraus,
Drauf nahm er einen Butzen
Und macht ein Maͤnnlein draus;
Er ſchnipt ihn in die Hoͤhe,
Blies ihn ein biſſel an,
Da ſah er vor ſich ſtehen
Adam! den erſten Mann.
Der Stein, wo Adam ſaße,
Der war ſehr kalt und naß,
Es fror ihn ans Geſaße,
Drum legt er ſich ins Gras;
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