Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Lenore. (Bürger hörte dieses Lied Nachts in einem Nebenzimmer.) Es stehn die Stern am Himmel, Es scheint der Mond so hell, Die Todten reiten schnell: Mach auf mein Schatz dein Fenster, Laß mich zu dir hinein, Kann nicht lang bey dir seyn; Der Hahn der thät schon krähen, Er singt uns an den Tag, Nicht lang mehr bleiben mag. Weit bin ich her geritten, Zweihundert Meilen weit, Muß ich noch reiten heut; Herzallerliebste meine! Komm setz dich auf mein Pferd, Der Weg ist reitens werth: Dort drin im Ungerlande Hab ich ein kleines Haus, Da geht mein Weg hinaus. Auf einer grünen Haide, Da ist mein Haus gebaut, Für mich und meine Braut. Laß mich nicht lang mehr warten, Komm Schatz zu mir herauf, Weil fort geht unser Lauf. Lenore. (Buͤrger hoͤrte dieſes Lied Nachts in einem Nebenzimmer.) Es ſtehn die Stern am Himmel, Es ſcheint der Mond ſo hell, Die Todten reiten ſchnell: Mach auf mein Schatz dein Fenſter, Laß mich zu dir hinein, Kann nicht lang bey dir ſeyn; Der Hahn der thaͤt ſchon kraͤhen, Er ſingt uns an den Tag, Nicht lang mehr bleiben mag. Weit bin ich her geritten, Zweihundert Meilen weit, Muß ich noch reiten heut; Herzallerliebſte meine! Komm ſetz dich auf mein Pferd, Der Weg iſt reitens werth: Dort drin im Ungerlande Hab ich ein kleines Haus, Da geht mein Weg hinaus. Auf einer gruͤnen Haide, Da iſt mein Haus gebaut, Fuͤr mich und meine Braut. Laß mich nicht lang mehr warten, Komm Schatz zu mir herauf, Weil fort geht unſer Lauf. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0031" n="19"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Lenore</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">(Buͤrger hoͤrte dieſes Lied Nachts in einem Nebenzimmer.)</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">E</hi>s ſtehn die Stern am Himmel,</l><lb/> <l>Es ſcheint der Mond ſo hell,</l><lb/> <l>Die Todten reiten ſchnell:</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Mach auf mein Schatz dein Fenſter,</l><lb/> <l>Laß mich zu dir hinein,</l><lb/> <l>Kann nicht lang bey dir ſeyn;</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Der Hahn der thaͤt ſchon kraͤhen,</l><lb/> <l>Er ſingt uns an den Tag,</l><lb/> <l>Nicht lang mehr bleiben mag.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Weit bin ich her geritten,</l><lb/> <l>Zweihundert Meilen weit,</l><lb/> <l>Muß ich noch reiten heut;</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Herzallerliebſte meine!</l><lb/> <l>Komm ſetz dich auf mein Pferd,</l><lb/> <l>Der Weg iſt reitens werth:</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Dort drin im Ungerlande</l><lb/> <l>Hab ich ein kleines Haus,</l><lb/> <l>Da geht mein Weg hinaus.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Auf einer gruͤnen Haide,</l><lb/> <l>Da iſt mein Haus gebaut,</l><lb/> <l>Fuͤr mich und meine Braut.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Laß mich nicht lang mehr warten,</l><lb/> <l>Komm Schatz zu mir herauf,</l><lb/> <l>Weil fort geht unſer Lauf.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [19/0031]
Lenore.
(Buͤrger hoͤrte dieſes Lied Nachts in einem Nebenzimmer.)
Es ſtehn die Stern am Himmel,
Es ſcheint der Mond ſo hell,
Die Todten reiten ſchnell:
Mach auf mein Schatz dein Fenſter,
Laß mich zu dir hinein,
Kann nicht lang bey dir ſeyn;
Der Hahn der thaͤt ſchon kraͤhen,
Er ſingt uns an den Tag,
Nicht lang mehr bleiben mag.
Weit bin ich her geritten,
Zweihundert Meilen weit,
Muß ich noch reiten heut;
Herzallerliebſte meine!
Komm ſetz dich auf mein Pferd,
Der Weg iſt reitens werth:
Dort drin im Ungerlande
Hab ich ein kleines Haus,
Da geht mein Weg hinaus.
Auf einer gruͤnen Haide,
Da iſt mein Haus gebaut,
Fuͤr mich und meine Braut.
Laß mich nicht lang mehr warten,
Komm Schatz zu mir herauf,
Weil fort geht unſer Lauf.
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