Ein groß Wunder auch da geschah, Das mancher Mensch glaubhaftig sah: Sein Lieb er mit Armen umfing, Ein Red aus seinem Munde ging.
Und sprach: Gott sei gebenedeit! Der geb uns heut die ewig' Freud! Seit ich bei meinem Bulen bin, Fahr ich mit leichtem Muth dahin.
Graf Friedrich.
(Mitgetheilt von H. von Westenberg.)
(In einer Abschrift dieses Liedes, das uns in mehreren Dialekten doch nie so vollständig wie hier zugekommen, wirft der Sohn der Mutter nachher vor: Ach Mutter, du must mein Ehr nicht abschneiden, du hast mirs fürwahr schon dreymal so gemacht, wann ich aufs Weiben ausgeh. Auch ersticht er sich darin selbst.)
Grof Friederich wötti*) wibe, Si Mutterli wär nit z'friede. Thut ihm de Dege fege Mit lauter Gift und Schwebel. Graf Friederich wött usrite Mit vielen Edellüte, Wött hole sei liebi Braut Wo nihm zur Eh' wär vertraut. -- Er wurd gedrungen e' böse Weg. Do schießt us der Scheid si' glänzig Schwerdt, Siner liebe Braut in rechte Fuß. "Izt weiß i daß sie sterbe muß!"--
*) wollte
Ein groß Wunder auch da geſchah, Das mancher Menſch glaubhaftig ſah: Sein Lieb er mit Armen umfing, Ein Red aus ſeinem Munde ging.
Und ſprach: Gott ſei gebenedeit! Der geb uns heut die ewig' Freud! Seit ich bei meinem Bulen bin, Fahr ich mit leichtem Muth dahin.
Graf Friedrich.
(Mitgetheilt von H. von Weſtenberg.)
(In einer Abſchrift dieſes Liedes, das uns in mehreren Dialekten doch nie ſo vollſtaͤndig wie hier zugekommen, wirft der Sohn der Mutter nachher vor: Ach Mutter, du muſt mein Ehr nicht abſchneiden, du haſt mirs fuͤrwahr ſchon dreymal ſo gemacht, wann ich aufs Weiben ausgeh. Auch erſticht er ſich darin ſelbſt.)
Grof Friederich woͤtti*) wibe, Si Mutterli waͤr nit z'friede. Thut ihm de Dege fege Mit lauter Gift und Schwebel. Graf Friederich woͤtt usrite Mit vielen Edelluͤte, Woͤtt hole ſei liebi Braut Wo nihm zur Eh' waͤr vertraut. — Er wurd gedrungen e' boͤſe Weg. Do ſchießt us der Scheid ſi' glaͤnzig Schwerdt, Siner liebe Braut in rechte Fuß. „Izt weiß i daß ſie ſterbe muß!“—
*) wollte
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Ein groß Wunder auch da geſchah,
Das mancher Menſch glaubhaftig ſah:
Sein Lieb er mit Armen umfing,
Ein Red aus ſeinem Munde ging.
Und ſprach: Gott ſei gebenedeit!
Der geb uns heut die ewig' Freud!
Seit ich bei meinem Bulen bin,
Fahr ich mit leichtem Muth dahin.
Graf Friedrich.
(Mitgetheilt von H. von Weſtenberg.)
(In einer Abſchrift dieſes Liedes, das uns in mehreren Dialekten doch
nie ſo vollſtaͤndig wie hier zugekommen, wirft der Sohn der Mutter
nachher vor: Ach Mutter, du muſt mein Ehr nicht abſchneiden, du
haſt mirs fuͤrwahr ſchon dreymal ſo gemacht, wann ich aufs Weiben
ausgeh. Auch erſticht er ſich darin ſelbſt.)
Grof Friederich woͤtti *) wibe,
Si Mutterli waͤr nit z'friede.
Thut ihm de Dege fege
Mit lauter Gift und Schwebel.
Graf Friederich woͤtt usrite
Mit vielen Edelluͤte,
Woͤtt hole ſei liebi Braut
Wo nihm zur Eh' waͤr vertraut. —
Er wurd gedrungen e' boͤſe Weg.
Do ſchießt us der Scheid ſi' glaͤnzig Schwerdt,
Siner liebe Braut in rechte Fuß.
„Izt weiß i daß ſie ſterbe muß!“—
*) wollte
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/306>, abgerufen am 03.03.2025.
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