Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
Zugvögel.

(Procopii Mariale Festivale. p. 448.)

Ach wie so schön, wie hübsch und fein
Sind deine Tritt Maria rein
In deinem Schühlein leis dahin,
Ach Jungfrau, was hast du im Sinn?
Du weist, was unterm Herzen tragst,
Mich wundert, wie du eilen magst?
"Hör mich nun an, du frommes Weib,
"Ich trag in meinem reinen Leib,
"Ich trag in mir das ew'ge Wort,
"Beschwert mich nicht, ja hilft mich fort;
"Gleich wie die Federn dem Vögelein
"Nicht hinderlich, nein hülflich seyn,
"Die Ruder keinem Schiff zur Last,
"Nein treibens, daß es ohne Rast
"Hinschwanket, schwebet ganz allein
"Und bringt den Sohn des Herren heim."


Die Seeräuber.

(Quartalschrift für ältere Literatur. Leipzig, 1784. 1. Q. S.29.)

Störtebecher und Gödte Michael,
Die raubten beide zu gleichem Theil
Zu Wasser und nicht zu Lande,
Bis das es Gott vom Himmel verdroß,
Des musten sie leiden große Schande.
Sie zogen vor den Heidnischen Soldan,
Die Heiden wolten ein Wirthschaft han;
Zugvoͤgel.

(Procopii Mariale Festivale. p. 448.)

Ach wie ſo ſchoͤn, wie huͤbſch und fein
Sind deine Tritt Maria rein
In deinem Schuͤhlein leis dahin,
Ach Jungfrau, was haſt du im Sinn?
Du weiſt, was unterm Herzen tragſt,
Mich wundert, wie du eilen magſt?
„Hoͤr mich nun an, du frommes Weib,
„Ich trag in meinem reinen Leib,
„Ich trag in mir das ew'ge Wort,
„Beſchwert mich nicht, ja hilft mich fort;
„Gleich wie die Federn dem Voͤgelein
„Nicht hinderlich, nein huͤlflich ſeyn,
„Die Ruder keinem Schiff zur Laſt,
„Nein treibens, daß es ohne Raſt
„Hinſchwanket, ſchwebet ganz allein
„Und bringt den Sohn des Herren heim.“


Die Seeraͤuber.

(Quartalſchrift fuͤr aͤltere Literatur. Leipzig, 1784. 1. Q. S.29.)

Stoͤrtebecher und Goͤdte Michael,
Die raubten beide zu gleichem Theil
Zu Waſſer und nicht zu Lande,
Bis das es Gott vom Himmel verdroß,
Des muſten ſie leiden große Schande.
Sie zogen vor den Heidniſchen Soldan,
Die Heiden wolten ein Wirthſchaft han;
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0179" n="167"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Zugvo&#x0364;gel</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">(<hi rendition="#aq">Procopii Mariale Festivale. p. 448.</hi>)</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">A</hi>ch wie &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n, wie hu&#x0364;b&#x017F;ch und fein</l><lb/>
              <l>Sind deine Tritt Maria rein</l><lb/>
              <l>In deinem Schu&#x0364;hlein leis dahin,</l><lb/>
              <l>Ach Jungfrau, was ha&#x017F;t du im Sinn?</l><lb/>
              <l>Du wei&#x017F;t, was unterm Herzen trag&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Mich wundert, wie du eilen mag&#x017F;t?</l><lb/>
              <l>&#x201E;Ho&#x0364;r mich nun an, du frommes Weib,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Ich trag in meinem reinen Leib,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Ich trag in mir das ew'ge Wort,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Be&#x017F;chwert mich nicht, ja hilft mich fort;</l><lb/>
              <l>&#x201E;Gleich wie die Federn dem Vo&#x0364;gelein</l><lb/>
              <l>&#x201E;Nicht hinderlich, nein hu&#x0364;lflich &#x017F;eyn,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Die Ruder keinem Schiff zur La&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Nein treibens, daß es ohne Ra&#x017F;t</l><lb/>
              <l>&#x201E;Hin&#x017F;chwanket, &#x017F;chwebet ganz allein</l><lb/>
              <l>&#x201E;Und bringt den Sohn des Herren heim.&#x201C;</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Die Seera&#x0364;uber</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">(Quartal&#x017F;chrift fu&#x0364;r a&#x0364;ltere Literatur. Leipzig, 1784. 1. Q. S.29.)</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">S</hi>to&#x0364;rtebecher und Go&#x0364;dte Michael,</l><lb/>
              <l>Die raubten beide zu gleichem Theil</l><lb/>
              <l>Zu Wa&#x017F;&#x017F;er und nicht zu Lande,</l><lb/>
              <l>Bis das es Gott vom Himmel verdroß,</l><lb/>
              <l>Des mu&#x017F;ten &#x017F;ie leiden große Schande.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Sie zogen vor den Heidni&#x017F;chen Soldan,</l><lb/>
              <l>Die Heiden wolten ein Wirth&#x017F;chaft han;</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[167/0179] Zugvoͤgel. (Procopii Mariale Festivale. p. 448.) Ach wie ſo ſchoͤn, wie huͤbſch und fein Sind deine Tritt Maria rein In deinem Schuͤhlein leis dahin, Ach Jungfrau, was haſt du im Sinn? Du weiſt, was unterm Herzen tragſt, Mich wundert, wie du eilen magſt? „Hoͤr mich nun an, du frommes Weib, „Ich trag in meinem reinen Leib, „Ich trag in mir das ew'ge Wort, „Beſchwert mich nicht, ja hilft mich fort; „Gleich wie die Federn dem Voͤgelein „Nicht hinderlich, nein huͤlflich ſeyn, „Die Ruder keinem Schiff zur Laſt, „Nein treibens, daß es ohne Raſt „Hinſchwanket, ſchwebet ganz allein „Und bringt den Sohn des Herren heim.“ Die Seeraͤuber. (Quartalſchrift fuͤr aͤltere Literatur. Leipzig, 1784. 1. Q. S.29.) Stoͤrtebecher und Goͤdte Michael, Die raubten beide zu gleichem Theil Zu Waſſer und nicht zu Lande, Bis das es Gott vom Himmel verdroß, Des muſten ſie leiden große Schande. Sie zogen vor den Heidniſchen Soldan, Die Heiden wolten ein Wirthſchaft han;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/179
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/179>, abgerufen am 30.12.2024.