Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
Da stach der Türk den Dollinger ab,
Daß er an dem Rücken lag.
"O Jesu Christ steh mir jetzt bey,
"Steck mir ein Zweig, sind ihrer drey.
"Bin ich allein, und führ mein Seel ins Himmelreich."
Da ritt der Kayser zum Dollinger so behend,
Er führt ein Kreutz in seiner Händ,
Er strichs dem Dollinger übern Mund
Der Dollinger sprang auf, war frisch und gesund.
Da stach der Dollinger den Türken ab.
Daß er auf dem Rücken lag.
"Du berühmter Teufel nun steh ihm bey.
"Sind ihrer drey, bin ich allein
"Und führ sein Seel in die bittere Pein."


Liebe ohne Stand.

Feiner Almanach II. Band S. 10.

Es ritt ein Ritter wohl durch das Ried,
Er hob wohl an ein neues Lied,
Gar schöne thät er singen,
Daß Berg und Thal erklingen.
Das hört des Königs sein Töchterlein
In ihres Vaters Lustkämmerlein,
Sie flochte ihr Härlein in Seiden,
Mit dem Ritter wollte sie reiten.

Da ſtach der Tuͤrk den Dollinger ab,
Daß er an dem Ruͤcken lag.
„O Jeſu Chriſt ſteh mir jetzt bey,
„Steck mir ein Zweig, ſind ihrer drey.
„Bin ich allein, und fuͤhr mein Seel ins Himmelreich.“
Da ritt der Kayſer zum Dollinger ſo behend,
Er fuͤhrt ein Kreutz in ſeiner Haͤnd,
Er ſtrichs dem Dollinger uͤbern Mund
Der Dollinger ſprang auf, war friſch und geſund.
Da ſtach der Dollinger den Tuͤrken ab.
Daß er auf dem Ruͤcken lag.
„Du beruͤhmter Teufel nun ſteh ihm bey.
„Sind ihrer drey, bin ich allein
„Und fuͤhr ſein Seel in die bittere Pein.“


Liebe ohne Stand.

Feiner Almanach II. Band S. 10.

Es ritt ein Ritter wohl durch das Ried,
Er hob wohl an ein neues Lied,
Gar ſchoͤne thaͤt er ſingen,
Daß Berg und Thal erklingen.
Das hoͤrt des Koͤnigs ſein Toͤchterlein
In ihres Vaters Luſtkaͤmmerlein,
Sie flochte ihr Haͤrlein in Seiden,
Mit dem Ritter wollte ſie reiten.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0046" n="37"/>
            <l>Da &#x017F;tach der Tu&#x0364;rk den Dollinger ab,</l><lb/>
            <l>Daß er an dem Ru&#x0364;cken lag.</l><lb/>
            <l>&#x201E;O Je&#x017F;u Chri&#x017F;t &#x017F;teh mir jetzt bey,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Steck mir ein Zweig, &#x017F;ind ihrer drey.</l><lb/>
            <l>&#x201E;Bin ich allein, und fu&#x0364;hr mein Seel ins Himmelreich.&#x201C;</l><lb/>
            <l>Da ritt der Kay&#x017F;er zum Dollinger &#x017F;o behend,</l><lb/>
            <l>Er fu&#x0364;hrt ein Kreutz in &#x017F;einer Ha&#x0364;nd,</l><lb/>
            <l>Er &#x017F;trichs dem Dollinger u&#x0364;bern Mund</l><lb/>
            <l>Der Dollinger &#x017F;prang auf, war fri&#x017F;ch und ge&#x017F;und.</l><lb/>
            <l>Da &#x017F;tach der Dollinger den Tu&#x0364;rken ab.</l><lb/>
            <l>Daß er auf dem Ru&#x0364;cken lag.</l><lb/>
            <l>&#x201E;Du beru&#x0364;hmter Teufel nun &#x017F;teh ihm bey.</l><lb/>
            <l>&#x201E;Sind ihrer drey, bin ich allein</l><lb/>
            <l>&#x201E;Und fu&#x0364;hr &#x017F;ein Seel in die bittere Pein.&#x201C;</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Liebe ohne Stand</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">Feiner Almanach <hi rendition="#aq">II</hi>. Band S. 10.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">E</hi>s ritt ein Ritter wohl durch das Ried,</l><lb/>
              <l>Er hob wohl an ein neues Lied,</l><lb/>
              <l>Gar &#x017F;cho&#x0364;ne tha&#x0364;t er &#x017F;ingen,</l><lb/>
              <l>Daß Berg und Thal erklingen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Das ho&#x0364;rt des Ko&#x0364;nigs &#x017F;ein To&#x0364;chterlein</l><lb/>
              <l>In ihres Vaters Lu&#x017F;tka&#x0364;mmerlein,</l><lb/>
              <l>Sie flochte ihr Ha&#x0364;rlein in Seiden,</l><lb/>
              <l>Mit dem Ritter wollte &#x017F;ie reiten.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0046] Da ſtach der Tuͤrk den Dollinger ab, Daß er an dem Ruͤcken lag. „O Jeſu Chriſt ſteh mir jetzt bey, „Steck mir ein Zweig, ſind ihrer drey. „Bin ich allein, und fuͤhr mein Seel ins Himmelreich.“ Da ritt der Kayſer zum Dollinger ſo behend, Er fuͤhrt ein Kreutz in ſeiner Haͤnd, Er ſtrichs dem Dollinger uͤbern Mund Der Dollinger ſprang auf, war friſch und geſund. Da ſtach der Dollinger den Tuͤrken ab. Daß er auf dem Ruͤcken lag. „Du beruͤhmter Teufel nun ſteh ihm bey. „Sind ihrer drey, bin ich allein „Und fuͤhr ſein Seel in die bittere Pein.“ Liebe ohne Stand. Feiner Almanach II. Band S. 10. Es ritt ein Ritter wohl durch das Ried, Er hob wohl an ein neues Lied, Gar ſchoͤne thaͤt er ſingen, Daß Berg und Thal erklingen. Das hoͤrt des Koͤnigs ſein Toͤchterlein In ihres Vaters Luſtkaͤmmerlein, Sie flochte ihr Haͤrlein in Seiden, Mit dem Ritter wollte ſie reiten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/46
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/46>, abgerufen am 19.11.2024.