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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

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"Ich wünsche euch das ewige Leben,
"Die Fraue hat mir schon Gab gegeben."

"Ey Frau, was hast du denn dem Bettelmann gegeben,
"Daß er mir wünscht das ewge Leben."
"Ich hab ihm nichts gegeben als dies oder das,
"So viel mein zarter Leib vermag."
"Ey Frau, laß den Bettelmann fein nimmer in dein Haus,
"Lang ihm seine Gabe zum Fenster hinaus,
"Binds ihm an eine lange Stange an,
"Daß er zu dir nicht langen kann."
"Ey Mann, er bringt ja Segen in dein Haus,
"Es geht der fromme Mann ins Morgenland hinaus."
"Und zieht er hin, so laß ihn gehn,
"Er möchte sonst gar stille stehn."


Hochzeitlied auf Kaiser Leopoldus und Claudia Felix.

Von Abele in seiner künstlichen Unordnung. Nürnberg 1675.
I. T. S. 319.

Kaiser. Spring, spring mein liebstes Hirschelein,
Bald wollen wir dich fällen
Mit Pfeilen viel, in Wald hinein
Will dir mein Lieb nachstellen,
Kein Rast noch Ruh laß ich mir zu,
Bis daß ich dich kann schießen;
Spring Hirschlein fort auf ein schön Ort,
Mein Rohr wird dich bald grüßen.

„Ich wuͤnſche euch das ewige Leben,
„Die Fraue hat mir ſchon Gab gegeben.“

„Ey Frau, was haſt du denn dem Bettelmann gegeben,
„Daß er mir wuͤnſcht das ewge Leben.“
„Ich hab ihm nichts gegeben als dies oder das,
„So viel mein zarter Leib vermag.“
„Ey Frau, laß den Bettelmann fein nimmer in dein Haus,
„Lang ihm ſeine Gabe zum Fenſter hinaus,
„Binds ihm an eine lange Stange an,
„Daß er zu dir nicht langen kann.“
„Ey Mann, er bringt ja Segen in dein Haus,
„Es geht der fromme Mann ins Morgenland hinaus.“
„Und zieht er hin, ſo laß ihn gehn,
„Er moͤchte ſonſt gar ſtille ſtehn.“


Hochzeitlied auf Kaiſer Leopoldus und Claudia Felix.

Von Abele in ſeiner kuͤnſtlichen Unordnung. Nuͤrnberg 1675.
I. T. S. 319.

Kaiſer. Spring, ſpring mein liebſtes Hirſchelein,
Bald wollen wir dich faͤllen
Mit Pfeilen viel, in Wald hinein
Will dir mein Lieb nachſtellen,
Kein Raſt noch Ruh laß ich mir zu,
Bis daß ich dich kann ſchießen;
Spring Hirſchlein fort auf ein ſchoͤn Ort,
Mein Rohr wird dich bald gruͤßen.

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[397[407]/0416] „Ich wuͤnſche euch das ewige Leben, „Die Fraue hat mir ſchon Gab gegeben.“ „Ey Frau, was haſt du denn dem Bettelmann gegeben, „Daß er mir wuͤnſcht das ewge Leben.“ „Ich hab ihm nichts gegeben als dies oder das, „So viel mein zarter Leib vermag.“ „Ey Frau, laß den Bettelmann fein nimmer in dein Haus, „Lang ihm ſeine Gabe zum Fenſter hinaus, „Binds ihm an eine lange Stange an, „Daß er zu dir nicht langen kann.“ „Ey Mann, er bringt ja Segen in dein Haus, „Es geht der fromme Mann ins Morgenland hinaus.“ „Und zieht er hin, ſo laß ihn gehn, „Er moͤchte ſonſt gar ſtille ſtehn.“ Hochzeitlied auf Kaiſer Leopoldus und Claudia Felix. Von Abele in ſeiner kuͤnſtlichen Unordnung. Nuͤrnberg 1675. I. T. S. 319. Kaiſer. Spring, ſpring mein liebſtes Hirſchelein, Bald wollen wir dich faͤllen Mit Pfeilen viel, in Wald hinein Will dir mein Lieb nachſtellen, Kein Raſt noch Ruh laß ich mir zu, Bis daß ich dich kann ſchießen; Spring Hirſchlein fort auf ein ſchoͤn Ort, Mein Rohr wird dich bald gruͤßen.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 397[407]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/416>, abgerufen am 21.12.2024.