Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806."Hab ich doch nur eine halbe Nacht, "So klage nicht mein Töchterlein, "Und weine nicht so sehre, "Es ist geschehn; manch Jungfräulein "Kam noch zu großen Ehren." Das hat gesungen ein Reuter gut, Ein Berggesell hat ihn verdrungen, Er trinkt viel lieber den lautern Wein, Denn Wasser aus kühlem Brunnen. Der beständige Freyer. Fliegendes Blat. Andreas lieber Schutzpatron, Gib mir doch nur einen Mann! Räche doch jezt meinen Hohn, Sieh mein schönes Alter an! Krieg ich einen oder keinen? -- Einen. Einen krieg ich? Das ist schön! Wird er auch beständig seyn? Wird er auch zu andern gehn? Oder sucht er mir allein Und sonst keiner zu gefallen? -- Allen. Allen? Ey das wär nicht gut! Ist er schön und wohlgestalt? „Hab ich doch nur eine halbe Nacht, „So klage nicht mein Toͤchterlein, „Und weine nicht ſo ſehre, „Es iſt geſchehn; manch Jungfraͤulein „Kam noch zu großen Ehren.“ Das hat geſungen ein Reuter gut, Ein Berggeſell hat ihn verdrungen, Er trinkt viel lieber den lautern Wein, Denn Waſſer aus kuͤhlem Brunnen. Der beſtaͤndige Freyer. Fliegendes Blat. Andreas lieber Schutzpatron, Gib mir doch nur einen Mann! Raͤche doch jezt meinen Hohn, Sieh mein ſchoͤnes Alter an! Krieg ich einen oder keinen? — Einen. Einen krieg ich? Das iſt ſchoͤn! Wird er auch beſtaͤndig ſeyn? Wird er auch zu andern gehn? Oder ſucht er mir allein Und ſonſt keiner zu gefallen? — Allen. Allen? Ey das waͤr nicht gut! Iſt er ſchoͤn und wohlgeſtalt? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="8"> <pb facs="#f0360" n="341[351]"/> <l>„Hab ich doch nur eine halbe Nacht,</l><lb/> <l>„Geſchlafn an deinen Armen.“</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>„So klage nicht mein Toͤchterlein,</l><lb/> <l>„Und weine nicht ſo ſehre,</l><lb/> <l>„Es iſt geſchehn; manch Jungfraͤulein</l><lb/> <l>„Kam noch zu großen Ehren.“</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Das hat geſungen ein Reuter gut,</l><lb/> <l>Ein Berggeſell hat ihn verdrungen,</l><lb/> <l>Er trinkt viel lieber den lautern Wein,</l><lb/> <l>Denn Waſſer aus kuͤhlem Brunnen.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Der beſtaͤndige Freyer</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">Fliegendes Blat.</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">A</hi>ndreas lieber Schutzpatron,</l><lb/> <l>Gib mir doch nur einen Mann!</l><lb/> <l>Raͤche doch jezt meinen Hohn,</l><lb/> <l>Sieh mein ſchoͤnes Alter an!</l><lb/> <l>Krieg ich einen oder keinen? — Einen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Einen krieg ich? Das iſt ſchoͤn!</l><lb/> <l>Wird er auch beſtaͤndig ſeyn?</l><lb/> <l>Wird er auch zu andern gehn?</l><lb/> <l>Oder ſucht er mir allein</l><lb/> <l>Und ſonſt keiner zu gefallen? — Allen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Allen? Ey das waͤr nicht gut!</l><lb/> <l>Iſt er ſchoͤn und wohlgeſtalt?</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [341[351]/0360]
„Hab ich doch nur eine halbe Nacht,
„Geſchlafn an deinen Armen.“
„So klage nicht mein Toͤchterlein,
„Und weine nicht ſo ſehre,
„Es iſt geſchehn; manch Jungfraͤulein
„Kam noch zu großen Ehren.“
Das hat geſungen ein Reuter gut,
Ein Berggeſell hat ihn verdrungen,
Er trinkt viel lieber den lautern Wein,
Denn Waſſer aus kuͤhlem Brunnen.
Der beſtaͤndige Freyer.
Fliegendes Blat.
Andreas lieber Schutzpatron,
Gib mir doch nur einen Mann!
Raͤche doch jezt meinen Hohn,
Sieh mein ſchoͤnes Alter an!
Krieg ich einen oder keinen? — Einen.
Einen krieg ich? Das iſt ſchoͤn!
Wird er auch beſtaͤndig ſeyn?
Wird er auch zu andern gehn?
Oder ſucht er mir allein
Und ſonſt keiner zu gefallen? — Allen.
Allen? Ey das waͤr nicht gut!
Iſt er ſchoͤn und wohlgeſtalt?
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