Scheidet, scheidet, meine Schaaren, Kann vor Leid nicht schauen zu, Dich nun wolle Gott bewahren, Daphnis wer kann bleiben nun!
Drauf Ade der Mond wollt spielen, Da zersprang das matte Rohr: Augentropfen ihm entfielen, Hüllte sich in Trauerflor. Und weil eben dazumahlen, Er trat an in vollem Schein, Gleich vertauschet er die Strahlen, Vollen Schein, gen volle Pein.
Auch die Sterne weinen, kamen Gossen ab all ihren Schein, Schein und Thränen flossen sammen, Reihn zum blauen Feld hinein, Machten eine weiße Straßen, So noch heut man spüren mag: Dann der Milchweg hinterlassen, Ist der schönsten Thränen Bach.
Abschied von Bremen.
Mündlich.
O Bremen, ich muß dich nun lassen, O du wunderschöne Stadt,
Scheidet, ſcheidet, meine Schaaren, Kann vor Leid nicht ſchauen zu, Dich nun wolle Gott bewahren, Daphnis wer kann bleiben nun!
Drauf Ade der Mond wollt ſpielen, Da zerſprang das matte Rohr: Augentropfen ihm entfielen, Huͤllte ſich in Trauerflor. Und weil eben dazumahlen, Er trat an in vollem Schein, Gleich vertauſchet er die Strahlen, Vollen Schein, gen volle Pein.
Auch die Sterne weinen, kamen Goſſen ab all ihren Schein, Schein und Thraͤnen floſſen ſammen, Reihn zum blauen Feld hinein, Machten eine weiße Straßen, So noch heut man ſpuͤren mag: Dann der Milchweg hinterlaſſen, Iſt der ſchoͤnſten Thraͤnen Bach.
Abſchied von Bremen.
Muͤndlich.
O Bremen, ich muß dich nun laſſen, O du wunderſchoͤne Stadt,
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[289[299]/0308]
Scheidet, ſcheidet, meine Schaaren,
Kann vor Leid nicht ſchauen zu,
Dich nun wolle Gott bewahren,
Daphnis wer kann bleiben nun!
Drauf Ade der Mond wollt ſpielen,
Da zerſprang das matte Rohr:
Augentropfen ihm entfielen,
Huͤllte ſich in Trauerflor.
Und weil eben dazumahlen,
Er trat an in vollem Schein,
Gleich vertauſchet er die Strahlen,
Vollen Schein, gen volle Pein.
Auch die Sterne weinen, kamen
Goſſen ab all ihren Schein,
Schein und Thraͤnen floſſen ſammen,
Reihn zum blauen Feld hinein,
Machten eine weiße Straßen,
So noch heut man ſpuͤren mag:
Dann der Milchweg hinterlaſſen,
Iſt der ſchoͤnſten Thraͤnen Bach.
Abſchied von Bremen.
Muͤndlich.
O Bremen, ich muß dich nun laſſen,
O du wunderſchoͤne Stadt,
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 289[299]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/308>, abgerufen am 21.12.2024.
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