"Hör an, mein Sohn, sag an mir gleich, "Wie ist dein Farbe blaß und bleich!"
"Und sollt sie nicht seyn blaß und bleich, "Ich traf in Erlen Königs Reich."
"Hör an mein Sohn, so lieb und traut, "Was soll ich nun sagen deiner Braut?"
"Sagt ihr, ich sey im Wald zur Stund, "Zu proben da mein Pferd und Hund."
Früh Morgen und als es Tag kaum war, Da kam die Braut mit der Hochzeitschaar.
Sie schenkten Meet, sie schenkten Wein, "Wo ist Herr Olof, der Bräutigam mein?"
"Herr Olof, er ritt in den Wald zur Stund, "Er probt allda sein Pferd und Hund."
Die Braut hob auf den Scharlach roth, Da lag Herr Olof, und er war todt.
Ewigkeit.
Katholische Kirchengesänge. Cölln 1625. S. 620.
O Ewigkeit, o Ewigkeit! Wie lang bist du, o Ewigkeit, Doch eilt zu dir schnell unsre Zeit, Gleich wie das Heerpferd zu dem Streit,
18.
„Hoͤr an, mein Sohn, ſag an mir gleich, „Wie iſt dein Farbe blaß und bleich!“
„Und ſollt ſie nicht ſeyn blaß und bleich, „Ich traf in Erlen Koͤnigs Reich.“
„Hoͤr an mein Sohn, ſo lieb und traut, „Was ſoll ich nun ſagen deiner Braut?“
„Sagt ihr, ich ſey im Wald zur Stund, „Zu proben da mein Pferd und Hund.“
Fruͤh Morgen und als es Tag kaum war, Da kam die Braut mit der Hochzeitſchaar.
Sie ſchenkten Meet, ſie ſchenkten Wein, „Wo iſt Herr Olof, der Braͤutigam mein?“
„Herr Olof, er ritt in den Wald zur Stund, „Er probt allda ſein Pferd und Hund.“
Die Braut hob auf den Scharlach roth, Da lag Herr Olof, und er war todt.
Ewigkeit.
Katholiſche Kirchengeſaͤnge. Coͤlln 1625. S. 620.
O Ewigkeit, o Ewigkeit! Wie lang biſt du, o Ewigkeit, Doch eilt zu dir ſchnell unſre Zeit, Gleich wie das Heerpferd zu dem Streit,
18.
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[263[273]/0282]
„Hoͤr an, mein Sohn, ſag an mir gleich,
„Wie iſt dein Farbe blaß und bleich!“
„Und ſollt ſie nicht ſeyn blaß und bleich,
„Ich traf in Erlen Koͤnigs Reich.“
„Hoͤr an mein Sohn, ſo lieb und traut,
„Was ſoll ich nun ſagen deiner Braut?“
„Sagt ihr, ich ſey im Wald zur Stund,
„Zu proben da mein Pferd und Hund.“
Fruͤh Morgen und als es Tag kaum war,
Da kam die Braut mit der Hochzeitſchaar.
Sie ſchenkten Meet, ſie ſchenkten Wein,
„Wo iſt Herr Olof, der Braͤutigam mein?“
„Herr Olof, er ritt in den Wald zur Stund,
„Er probt allda ſein Pferd und Hund.“
Die Braut hob auf den Scharlach roth,
Da lag Herr Olof, und er war todt.
Ewigkeit.
Katholiſche Kirchengeſaͤnge. Coͤlln 1625. S. 620.
O Ewigkeit, o Ewigkeit!
Wie lang biſt du, o Ewigkeit,
Doch eilt zu dir ſchnell unſre Zeit,
Gleich wie das Heerpferd zu dem Streit,
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 263[273]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/282>, abgerufen am 22.02.2025.
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