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Arndt, Johann: Vom wahren Christenthumb. Bd. 2. Magdeburg, 1610.

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Wer seine Nichtigkeit nicht erkennet/
gestalt des dinges/ daran er henget/ vnd
hat für sich selbst kein wesen vnnd leben/
sondern ist niehts: Also hat auch der
Mensch von jhm selbst weder leben noch
wesen/ weder Krafft noch vermügen/ son-
dern henget an Gott als ein Schatte am
Leibe/ als der Schein an der Sonnen/
ist von jhm selbst Lebloß vnnd Krafftloß
vnd gar nichts/ hat auch nichts/ daß er
für sein Eigenthumb rühmen konte. Dann
was hat ein Schatte/ das sein ist? Ist er
doch selbst nichts/ wie kan er etwas ha-
Eccles. 34.ben das sein ist? Was ist aber ein Traum/
ein somnium? Nichts dann Eitelkeit.

Wann nun ein Mensch das vergis-
set/ daß er als ein Schatte an Gott hen-
Gal. 6.get/ an dem/ der alles allein ist/ vnnd mei-
net/ er sey etwas/ da er doch nichts ist/ der
betreugt sich schendtlich. Dann er fellet
ab von dem waren wesen/ das alles allein
Hoffart
ist ein
greulicher
Fal: vnd ein
schreckli-
che straffe.
ist/ in sein eigen Nicht: Ex vero aeterno
summo Ente ruit in nihilum, ab im-
mutabili bono in vanitatem, a veri-
tate in mendacium,
das ist/ von dem

wahren

Wer ſeine Nichtigkeit nicht erkennet/
geſtalt des dinges/ daran er henget/ vnd
hat fuͤr ſich ſelbſt kein weſen vnnd leben/
ſondern iſt niehts: Alſo hat auch der
Menſch von jhm ſelbſt weder leben noch
weſen/ weder Krafft noch vermuͤgen/ ſon-
dern henget an Gott als ein Schatte am
Leibe/ als der Schein an der Sonnen/
iſt von jhm ſelbſt Lebloß vnnd Krafftloß
vnd gar nichts/ hat auch nichts/ daß er
fuͤr ſein Eigenthumb ruͤhmen konte. Dañ
was hat ein Schatte/ das ſein iſt? Iſt er
doch ſelbſt nichts/ wie kan er etwas ha-
Eccleſ. 34.ben das ſein iſt? Was iſt aber ein Traum/
ein ſomnium? Nichts dann Eitelkeit.

Wann nun ein Menſch das vergiſ-
ſet/ daß er als ein Schatte an Gott hen-
Gal. 6.get/ an dem/ der alles allein iſt/ vnnd mei-
net/ er ſey etwas/ da er doch nichts iſt/ der
betreugt ſich ſchendtlich. Dann er fellet
ab von dem waren weſen/ das alles allein
Hoffart
iſt ein
greulicher
Fal: vñ ein
ſchreckli-
che ſtraffe.
iſt/ in ſein eigen Nicht: Ex vero æterno
ſummo Ente ruit in nihilum, ab im-
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[260/0284] Wer ſeine Nichtigkeit nicht erkennet/ geſtalt des dinges/ daran er henget/ vnd hat fuͤr ſich ſelbſt kein weſen vnnd leben/ ſondern iſt niehts: Alſo hat auch der Menſch von jhm ſelbſt weder leben noch weſen/ weder Krafft noch vermuͤgen/ ſon- dern henget an Gott als ein Schatte am Leibe/ als der Schein an der Sonnen/ iſt von jhm ſelbſt Lebloß vnnd Krafftloß vnd gar nichts/ hat auch nichts/ daß er fuͤr ſein Eigenthumb ruͤhmen konte. Dañ was hat ein Schatte/ das ſein iſt? Iſt er doch ſelbſt nichts/ wie kan er etwas ha- ben das ſein iſt? Was iſt aber ein Traum/ ein ſomnium? Nichts dann Eitelkeit. Eccleſ. 34. Wann nun ein Menſch das vergiſ- ſet/ daß er als ein Schatte an Gott hen- get/ an dem/ der alles allein iſt/ vnnd mei- net/ er ſey etwas/ da er doch nichts iſt/ der betreugt ſich ſchendtlich. Dann er fellet ab von dem waren weſen/ das alles allein iſt/ in ſein eigen Nicht: Ex vero æterno ſummo Ente ruit in nihilum, ab im- mutabili bono in vanitatem, à veri- tate in mendacium, das iſt/ von dem wahren Gal. 6. Hoffart iſt ein greulicher Fal: vñ ein ſchreckli- che ſtraffe.

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Zitationshilfe: Arndt, Johann: Vom wahren Christenthumb. Bd. 2. Magdeburg, 1610, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum02_1610/284>, abgerufen am 26.04.2024.