Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Fritz Lemmermayer. Entschluß. Originalbeitrag. Nach einem stillen Kloster will ich wandern, Will flieh'n den Menschenlärm und Pulverdampf; Verwundet ward mein Herz, mich schmerzt das Schrein, Ich tauge nicht zu wüth'gem, irrem Kampf. Ich hab' nicht Schwert, nicht Säbel und Pistole, Ich gehe ohne Waffen durch die Welt -- Hier steh' ich stille, auf mir selber ruhend, Und Niemand hat zum Schutz sich mir gesellt. In mir auch sprühte auf Prometheusfunke, Erringen wollt' ich Euch das Ideal -- Und an den Felsen ward auch ich geschmiedet, Die Kraft zerbarst, zurück blieb nur die Qual! Seit ich ihn nutzlos weiß, mir graut's vorm Kriege; Könnt' ich ihn streiten noch, ich wollte nicht: Schafft er auch Recht -- das Unrecht lauert, tilgt es; Der Pesthauch Wunsch löscht aus des Friedens Licht. Ich streite nicht, muß wandern ohne Waffen -- Wohin? -- Ich kenn' kein Ziel. Doch was ich such', Ein Kloster ist's. Da harre ich und lese Herzstill, was mir das Schicksal schreibt in's Buch. Wolkenbild. Deutsches Dichterbuch aus Oesterreich. Düstergraue Wolken ragen Trotzig auf, Felsen gleich. Naht mit Brausen Sturmessausen Fährt in's Wolkengebirg. Und die Berge zerbrechen, Und die Felsen zerschellen -- Sah's und dacht' des Menschenlooses. Fritz Lemmermayer. Entſchluß. Originalbeitrag. Nach einem ſtillen Kloſter will ich wandern, Will flieh’n den Menſchenlärm und Pulverdampf; Verwundet ward mein Herz, mich ſchmerzt das Schrein, Ich tauge nicht zu wüth’gem, irrem Kampf. Ich hab’ nicht Schwert, nicht Säbel und Piſtole, Ich gehe ohne Waffen durch die Welt — Hier ſteh’ ich ſtille, auf mir ſelber ruhend, Und Niemand hat zum Schutz ſich mir geſellt. In mir auch ſprühte auf Prometheusfunke, Erringen wollt’ ich Euch das Ideal — Und an den Felſen ward auch ich geſchmiedet, Die Kraft zerbarſt, zurück blieb nur die Qual! Seit ich ihn nutzlos weiß, mir graut’s vorm Kriege; Könnt’ ich ihn ſtreiten noch, ich wollte nicht: Schafft er auch Recht — das Unrecht lauert, tilgt es; Der Peſthauch Wunſch löſcht aus des Friedens Licht. Ich ſtreite nicht, muß wandern ohne Waffen — Wohin? — Ich kenn’ kein Ziel. Doch was ich ſuch’, Ein Kloſter iſt’s. Da harre ich und leſe Herzſtill, was mir das Schickſal ſchreibt in’s Buch. Wolkenbild. Deutſches Dichterbuch aus Oeſterreich. Düſtergraue Wolken ragen Trotzig auf, Felſen gleich. Naht mit Brauſen Sturmesſauſen Fährt in’s Wolkengebirg. Und die Berge zerbrechen, Und die Felſen zerſchellen — Sah’s und dacht’ des Menſchenlooſes. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb n="79" facs="#f0097"/> <fw type="header" place="top">Fritz Lemmermayer.</fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Entſchluß</hi>.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Originalbeitrag.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Nach einem ſtillen Kloſter will ich wandern,</l><lb/> <l>Will flieh’n den Menſchenlärm und Pulverdampf;</l><lb/> <l>Verwundet ward mein Herz, mich ſchmerzt das Schrein,</l><lb/> <l>Ich tauge nicht zu wüth’gem, irrem Kampf.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ich hab’ nicht Schwert, nicht Säbel und Piſtole,</l><lb/> <l>Ich <hi rendition="#g">gehe ohne Waffen durch die Welt</hi> —</l><lb/> <l>Hier ſteh’ ich ſtille, auf mir ſelber ruhend,</l><lb/> <l>Und Niemand hat zum Schutz ſich mir geſellt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>In mir auch ſprühte auf Prometheusfunke,</l><lb/> <l>Erringen wollt’ ich Euch das Ideal —</l><lb/> <l>Und an den Felſen ward auch ich geſchmiedet,</l><lb/> <l>Die Kraft zerbarſt, zurück blieb nur die Qual!</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Seit ich ihn nutzlos weiß, mir graut’s vorm Kriege;</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Könnt’</hi> ich ihn ſtreiten noch, ich <hi rendition="#g">wollte</hi> nicht:</l><lb/> <l>Schafft er auch Recht — das Unrecht lauert, tilgt es;</l><lb/> <l>Der Peſthauch Wunſch löſcht aus des Friedens Licht.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Ich ſtreite nicht, muß wandern ohne Waffen —</l><lb/> <l>Wohin? — Ich kenn’ kein Ziel. Doch was ich ſuch’,</l><lb/> <l>Ein Kloſter iſt’s. Da harre ich und leſe</l><lb/> <l>Herzſtill, was mir das Schickſal ſchreibt in’s Buch.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Wolkenbild.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Deutſches Dichterbuch aus Oeſterreich.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Düſtergraue</l><lb/> <l>Wolken ragen</l><lb/> <l>Trotzig auf,</l><lb/> <l>Felſen gleich.</l><lb/> <l>Naht mit Brauſen</l><lb/> <l>Sturmesſauſen</l><lb/> <l>Fährt in’s Wolkengebirg.</l><lb/> <l>Und die Berge zerbrechen,</l><lb/> <l>Und die Felſen zerſchellen —</l><lb/> <l>Sah’s und dacht’ des</l><lb/> <l>Menſchenlooſes.</l> </lg> </lg> </div> </div><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> </body> </text> </TEI> [79/0097]
Fritz Lemmermayer.
Entſchluß.
Originalbeitrag.
Nach einem ſtillen Kloſter will ich wandern,
Will flieh’n den Menſchenlärm und Pulverdampf;
Verwundet ward mein Herz, mich ſchmerzt das Schrein,
Ich tauge nicht zu wüth’gem, irrem Kampf.
Ich hab’ nicht Schwert, nicht Säbel und Piſtole,
Ich gehe ohne Waffen durch die Welt —
Hier ſteh’ ich ſtille, auf mir ſelber ruhend,
Und Niemand hat zum Schutz ſich mir geſellt.
In mir auch ſprühte auf Prometheusfunke,
Erringen wollt’ ich Euch das Ideal —
Und an den Felſen ward auch ich geſchmiedet,
Die Kraft zerbarſt, zurück blieb nur die Qual!
Seit ich ihn nutzlos weiß, mir graut’s vorm Kriege;
Könnt’ ich ihn ſtreiten noch, ich wollte nicht:
Schafft er auch Recht — das Unrecht lauert, tilgt es;
Der Peſthauch Wunſch löſcht aus des Friedens Licht.
Ich ſtreite nicht, muß wandern ohne Waffen —
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Zitationshilfe: | Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885], S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885/97>, abgerufen am 01.03.2025. |