Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Julius Hart. Greife nach dem Helm, dem blanken, Nach dem Schwert und hartem Schilde, -- Auf dem Schlachtfeld der Gedanken Reit' ich trotzig in die Schranken, Todesdurstig -- liebesbleich! Menschheit, du unwandelbare Schönste, ewigjunge Blüthe, Dunkles Räthsel -- einzigwahre Gottheit Du! -- welch' wunderklare, Liebe füllt für dich mein Herz. Laß der Brust mein Blut entwallen, Laß für dich mich jubelnd sterben, Ja, für deine Götterhallen Will ich kämpfen, will ich fallen Allgeliebt-Allliebende! Doch im letzten Todesbeben, Wenn sich neigt die blasse Stirne, Wird mich noch ein Duft von Reben Und von Rosen lind umweben, Meiner Jugend Liebestraum! In der Osternacht. 1881. Süß duftet und leise athmet Draußen die Osternacht, Ruhig träumen die Gassen, Vom blauen Monde bewacht. Die dürren Zweige der Linde Wiegen und schwanken im Wind, Und durch die schauernden Lüfte Das Blut des Frühlings rinnt. Julius Hart. Greife nach dem Helm, dem blanken, Nach dem Schwert und hartem Schilde, — Auf dem Schlachtfeld der Gedanken Reit’ ich trotzig in die Schranken, Todesdurſtig — liebesbleich! Menſchheit, du unwandelbare Schönſte, ewigjunge Blüthe, Dunkles Räthſel — einzigwahre Gottheit Du! — welch’ wunderklare, Liebe füllt für dich mein Herz. Laß der Bruſt mein Blut entwallen, Laß für dich mich jubelnd ſterben, Ja, für deine Götterhallen Will ich kämpfen, will ich fallen Allgeliebt-Allliebende! Doch im letzten Todesbeben, Wenn ſich neigt die blaſſe Stirne, Wird mich noch ein Duft von Reben Und von Roſen lind umweben, Meiner Jugend Liebestraum! In der Oſternacht. 1881. Süß duftet und leiſe athmet Draußen die Oſternacht, Ruhig träumen die Gaſſen, Vom blauen Monde bewacht. Die dürren Zweige der Linde Wiegen und ſchwanken im Wind, Und durch die ſchauernden Lüfte Das Blut des Frühlings rinnt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0070" n="52"/> <fw place="top" type="header">Julius Hart.</fw><lb/> <lg n="21"> <l>Greife nach dem Helm, dem blanken,</l><lb/> <l>Nach dem Schwert und hartem Schilde, —</l><lb/> <l>Auf dem Schlachtfeld der Gedanken</l><lb/> <l>Reit’ ich trotzig in die Schranken,</l><lb/> <l>Todesdurſtig — liebesbleich!</l> </lg><lb/> <lg n="22"> <l>Menſchheit, du unwandelbare</l><lb/> <l>Schönſte, ewigjunge Blüthe,</l><lb/> <l>Dunkles Räthſel — einzigwahre</l><lb/> <l>Gottheit Du! — welch’ wunderklare,</l><lb/> <l>Liebe füllt für dich mein Herz.</l> </lg><lb/> <lg n="23"> <l>Laß der Bruſt mein Blut entwallen,</l><lb/> <l>Laß für dich mich jubelnd ſterben,</l><lb/> <l>Ja, für deine Götterhallen</l><lb/> <l>Will ich kämpfen, will ich fallen</l><lb/> <l>Allgeliebt-Allliebende!</l> </lg><lb/> <lg n="24"> <l>Doch im letzten Todesbeben,</l><lb/> <l>Wenn ſich neigt die blaſſe Stirne,</l><lb/> <l>Wird mich noch ein Duft von Reben</l><lb/> <l>Und von Roſen lind umweben,</l><lb/> <l>Meiner Jugend Liebestraum!</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#b">In der Oſternacht.</hi><lb/> 1881.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Süß duftet und leiſe athmet</l><lb/> <l>Draußen die Oſternacht,</l><lb/> <l>Ruhig träumen die Gaſſen,</l><lb/> <l>Vom blauen Monde bewacht.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die dürren Zweige der Linde</l><lb/> <l>Wiegen und ſchwanken im Wind,</l><lb/> <l>Und durch die ſchauernden Lüfte</l><lb/> <l>Das Blut des Frühlings rinnt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [52/0070]
Julius Hart.
Greife nach dem Helm, dem blanken,
Nach dem Schwert und hartem Schilde, —
Auf dem Schlachtfeld der Gedanken
Reit’ ich trotzig in die Schranken,
Todesdurſtig — liebesbleich!
Menſchheit, du unwandelbare
Schönſte, ewigjunge Blüthe,
Dunkles Räthſel — einzigwahre
Gottheit Du! — welch’ wunderklare,
Liebe füllt für dich mein Herz.
Laß der Bruſt mein Blut entwallen,
Laß für dich mich jubelnd ſterben,
Ja, für deine Götterhallen
Will ich kämpfen, will ich fallen
Allgeliebt-Allliebende!
Doch im letzten Todesbeben,
Wenn ſich neigt die blaſſe Stirne,
Wird mich noch ein Duft von Reben
Und von Roſen lind umweben,
Meiner Jugend Liebestraum!
In der Oſternacht.
1881.
Süß duftet und leiſe athmet
Draußen die Oſternacht,
Ruhig träumen die Gaſſen,
Vom blauen Monde bewacht.
Die dürren Zweige der Linde
Wiegen und ſchwanken im Wind,
Und durch die ſchauernden Lüfte
Das Blut des Frühlings rinnt.
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