Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Oscar Linke. Omphale. Originalbeitrag. Zwei Augen wie Kohlen so glühend und groß Durch's Zimmer, das dunkele, irren; Man hört nur ein seltsam eintönig Geräusch, Ein Schnurren und Rollen und Schwirren. Bisweilen ein Stöhnen so tief und schwer, Dann wieder das ew'ge Geschnurre; Bisweilen auch ist es, als kläng' im Gemach Eines riesigen Hundes Geknurre . . . . . Da nahet die Sclavin im bunten Gewand, Zu erleuchten das üppige Dunkel: Und es strömet die Ampel vom Deckengebälk Hernieder ein duftend Gefunkel. Nicht achtet die Alte des Hünen, der dort Versenkt ist in grübelndes Sinnen, Dess' eherner Fuß nur beweget das Rad, Um schmählich erniedert zu spinnen. Wohl hängt ihm ein weibisches Frauengewand Nachlässig und schleppend hernieder, Doch jegliches Regen des Leibes enthüllt Die Formen der ehernen Glieder. Doch ha, nun schwebet sie selber herein, Die lydische Amazone, Goldspangen auf nacktem und rosigem Arm, Auf bräunlichen Locken die Krone. Ein höhnisches Lächeln umspielet den Mund, Schier lechzend die Augen erstrahlen, Als könnten sie nimmer gesättigt beschau'n Des Helden unendliche Qualen. Sie lagert sich nieder auf schwellendem Pfühl Und blicket herab zu dem Recken; "Nun komm, mein Hündchen, nun darfst du die Hand Der Herrin gehorsam belecken!" Oscar Linke. Omphale. Originalbeitrag. Zwei Augen wie Kohlen ſo glühend und groß Durch’s Zimmer, das dunkele, irren; Man hört nur ein ſeltſam eintönig Geräuſch, Ein Schnurren und Rollen und Schwirren. Bisweilen ein Stöhnen ſo tief und ſchwer, Dann wieder das ew’ge Geſchnurre; Bisweilen auch iſt es, als kläng’ im Gemach Eines rieſigen Hundes Geknurre . . . . . Da nahet die Sclavin im bunten Gewand, Zu erleuchten das üppige Dunkel: Und es ſtrömet die Ampel vom Deckengebälk Hernieder ein duftend Gefunkel. Nicht achtet die Alte des Hünen, der dort Verſenkt iſt in grübelndes Sinnen, Deſſ’ eherner Fuß nur beweget das Rad, Um ſchmählich erniedert zu ſpinnen. Wohl hängt ihm ein weibiſches Frauengewand Nachläſſig und ſchleppend hernieder, Doch jegliches Regen des Leibes enthüllt Die Formen der ehernen Glieder. Doch ha, nun ſchwebet ſie ſelber herein, Die lydiſche Amazone, Goldſpangen auf nacktem und roſigem Arm, Auf bräunlichen Locken die Krone. Ein höhniſches Lächeln umſpielet den Mund, Schier lechzend die Augen erſtrahlen, Als könnten ſie nimmer geſättigt beſchau’n Des Helden unendliche Qualen. Sie lagert ſich nieder auf ſchwellendem Pfühl Und blicket herab zu dem Recken; „Nun komm, mein Hündchen, nun darfſt du die Hand Der Herrin gehorſam belecken!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0055" n="37"/> <fw place="top" type="header">Oscar Linke.</fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Omphale</hi>.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Originalbeitrag.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Zwei Augen wie Kohlen ſo glühend und groß</l><lb/> <l>Durch’s Zimmer, das dunkele, irren;</l><lb/> <l>Man hört nur ein ſeltſam eintönig Geräuſch,</l><lb/> <l>Ein Schnurren und Rollen und Schwirren.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Bisweilen ein Stöhnen ſo tief und ſchwer,</l><lb/> <l>Dann wieder das ew’ge Geſchnurre;</l><lb/> <l>Bisweilen auch iſt es, als kläng’ im Gemach</l><lb/> <l>Eines rieſigen Hundes Geknurre . . . . .</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Da nahet die Sclavin im bunten Gewand,</l><lb/> <l>Zu erleuchten das üppige Dunkel:</l><lb/> <l>Und es ſtrömet die Ampel vom Deckengebälk</l><lb/> <l>Hernieder ein duftend Gefunkel.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Nicht achtet die Alte des Hünen, der dort</l><lb/> <l>Verſenkt iſt in grübelndes Sinnen,</l><lb/> <l>Deſſ’ eherner Fuß nur beweget das Rad,</l><lb/> <l>Um ſchmählich erniedert zu ſpinnen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Wohl hängt ihm ein weibiſches Frauengewand</l><lb/> <l>Nachläſſig und ſchleppend hernieder,</l><lb/> <l>Doch jegliches Regen des Leibes enthüllt</l><lb/> <l>Die Formen der ehernen Glieder.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Doch ha, nun ſchwebet ſie ſelber herein,</l><lb/> <l>Die lydiſche Amazone,</l><lb/> <l>Goldſpangen auf nacktem und roſigem Arm,</l><lb/> <l>Auf bräunlichen Locken die Krone.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Ein höhniſches Lächeln umſpielet den Mund,</l><lb/> <l>Schier lechzend die Augen erſtrahlen,</l><lb/> <l>Als könnten ſie nimmer geſättigt beſchau’n</l><lb/> <l>Des Helden unendliche Qualen.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Sie lagert ſich nieder auf ſchwellendem Pfühl</l><lb/> <l>Und blicket herab zu dem Recken;</l><lb/> <l>„Nun komm, mein Hündchen, nun darfſt du die Hand</l><lb/> <l>Der Herrin gehorſam belecken!“</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [37/0055]
Oscar Linke.
Omphale.
Originalbeitrag.
Zwei Augen wie Kohlen ſo glühend und groß
Durch’s Zimmer, das dunkele, irren;
Man hört nur ein ſeltſam eintönig Geräuſch,
Ein Schnurren und Rollen und Schwirren.
Bisweilen ein Stöhnen ſo tief und ſchwer,
Dann wieder das ew’ge Geſchnurre;
Bisweilen auch iſt es, als kläng’ im Gemach
Eines rieſigen Hundes Geknurre . . . . .
Da nahet die Sclavin im bunten Gewand,
Zu erleuchten das üppige Dunkel:
Und es ſtrömet die Ampel vom Deckengebälk
Hernieder ein duftend Gefunkel.
Nicht achtet die Alte des Hünen, der dort
Verſenkt iſt in grübelndes Sinnen,
Deſſ’ eherner Fuß nur beweget das Rad,
Um ſchmählich erniedert zu ſpinnen.
Wohl hängt ihm ein weibiſches Frauengewand
Nachläſſig und ſchleppend hernieder,
Doch jegliches Regen des Leibes enthüllt
Die Formen der ehernen Glieder.
Doch ha, nun ſchwebet ſie ſelber herein,
Die lydiſche Amazone,
Goldſpangen auf nacktem und roſigem Arm,
Auf bräunlichen Locken die Krone.
Ein höhniſches Lächeln umſpielet den Mund,
Schier lechzend die Augen erſtrahlen,
Als könnten ſie nimmer geſättigt beſchau’n
Des Helden unendliche Qualen.
Sie lagert ſich nieder auf ſchwellendem Pfühl
Und blicket herab zu dem Recken;
„Nun komm, mein Hündchen, nun darfſt du die Hand
Der Herrin gehorſam belecken!“
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