Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Johannes Bohne. Scherzen, Lachen, Kichern, Singen Aus der alten Fiedel dringen In den Schwarm den wild bewegten, Und sie dreh'n sich fest umschlungen, All' die Mädel mit den Jungen Hin im Tanz, dem toll bewegten. Steht der Spielmann da im grauen Bart, dem unter busch'gen Brauen Dunkle Augen schmerzlich flammen, An der Säule, und es gleiten Mark'ge Striche ob den Saiten, Lockt er's junge Dorf zusammen. Laughin fällt sein Haar hernieder, Kahler Mantel hüllt die Glieder, Und sein Hut, der ist nicht glätter; Tiefgezog'ne Furchen haben In die Wangen sich gegraben, Die vergilbt von Sturm und Wetter. Ach, vermodert sind die Jungen, Und wo ist zuletzt erklungen Seiner Dirne munt'res Liedel? Wanderdrang hat sie getrieben, Einsam ist er dann geblieben, Und sein Liebstes ward die Fiedel! Visionen. Originalbeitrag. I. Ich kniete am Altar inmitten Der gläubigen Menge, die Gebet lallend Auf ihren Knieen lag -- Und schwellende Orgeltöne Wie ein entfesselt Meer Umwogten mich, und holde Knabenstimmen Mir in die Seele drangen -- Johannes Bohne. Scherzen, Lachen, Kichern, Singen Aus der alten Fiedel dringen In den Schwarm den wild bewegten, Und ſie dreh’n ſich feſt umſchlungen, All’ die Mädel mit den Jungen Hin im Tanz, dem toll bewegten. Steht der Spielmann da im grauen Bart, dem unter buſch’gen Brauen Dunkle Augen ſchmerzlich flammen, An der Säule, und es gleiten Mark’ge Striche ob den Saiten, Lockt er’s junge Dorf zuſammen. Laughin fällt ſein Haar hernieder, Kahler Mantel hüllt die Glieder, Und ſein Hut, der iſt nicht glätter; Tiefgezog’ne Furchen haben In die Wangen ſich gegraben, Die vergilbt von Sturm und Wetter. Ach, vermodert ſind die Jungen, Und wo iſt zuletzt erklungen Seiner Dirne munt’res Liedel? Wanderdrang hat ſie getrieben, Einſam iſt er dann geblieben, Und ſein Liebſtes ward die Fiedel! Viſionen. Originalbeitrag. I. Ich kniete am Altar inmitten Der gläubigen Menge, die Gebet lallend Auf ihren Knieen lag — Und ſchwellende Orgeltöne Wie ein entfeſſelt Meer Umwogten mich, und holde Knabenſtimmen Mir in die Seele drangen — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0135" n="117"/> <fw place="top" type="header">Johannes Bohne.</fw><lb/> <lg n="3"> <l>Scherzen, Lachen, Kichern, Singen</l><lb/> <l>Aus der alten Fiedel dringen</l><lb/> <l>In den Schwarm den wild bewegten,</l><lb/> <l>Und ſie dreh’n ſich feſt umſchlungen,</l><lb/> <l>All’ die Mädel mit den Jungen</l><lb/> <l>Hin im Tanz, dem toll bewegten.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Steht der Spielmann da im grauen</l><lb/> <l>Bart, dem unter buſch’gen Brauen</l><lb/> <l>Dunkle Augen ſchmerzlich flammen,</l><lb/> <l>An der Säule, und es gleiten</l><lb/> <l>Mark’ge Striche ob den Saiten,</l><lb/> <l>Lockt er’s junge Dorf zuſammen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Laughin fällt ſein Haar hernieder,</l><lb/> <l>Kahler Mantel hüllt die Glieder,</l><lb/> <l>Und ſein Hut, der iſt nicht glätter;</l><lb/> <l>Tiefgezog’ne Furchen haben</l><lb/> <l>In die Wangen ſich gegraben,</l><lb/> <l>Die vergilbt von Sturm und Wetter.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Ach, vermodert ſind die Jungen,</l><lb/> <l>Und wo iſt zuletzt erklungen</l><lb/> <l>Seiner Dirne munt’res Liedel?</l><lb/> <l>Wanderdrang hat ſie getrieben,</l><lb/> <l>Einſam iſt er dann geblieben,</l><lb/> <l>Und ſein Liebſtes ward die Fiedel!</l> </lg> </lg> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Viſionen</hi>.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Originalbeitrag.</hi> </p><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">I.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ich kniete am Altar inmitten</l><lb/> <l>Der gläubigen Menge, die Gebet lallend</l><lb/> <l>Auf ihren Knieen lag —</l><lb/> <l>Und ſchwellende Orgeltöne</l><lb/> <l>Wie ein entfeſſelt Meer</l><lb/> <l>Umwogten mich, und holde Knabenſtimmen</l><lb/> <l>Mir in die Seele drangen —</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [117/0135]
Johannes Bohne.
Scherzen, Lachen, Kichern, Singen
Aus der alten Fiedel dringen
In den Schwarm den wild bewegten,
Und ſie dreh’n ſich feſt umſchlungen,
All’ die Mädel mit den Jungen
Hin im Tanz, dem toll bewegten.
Steht der Spielmann da im grauen
Bart, dem unter buſch’gen Brauen
Dunkle Augen ſchmerzlich flammen,
An der Säule, und es gleiten
Mark’ge Striche ob den Saiten,
Lockt er’s junge Dorf zuſammen.
Laughin fällt ſein Haar hernieder,
Kahler Mantel hüllt die Glieder,
Und ſein Hut, der iſt nicht glätter;
Tiefgezog’ne Furchen haben
In die Wangen ſich gegraben,
Die vergilbt von Sturm und Wetter.
Ach, vermodert ſind die Jungen,
Und wo iſt zuletzt erklungen
Seiner Dirne munt’res Liedel?
Wanderdrang hat ſie getrieben,
Einſam iſt er dann geblieben,
Und ſein Liebſtes ward die Fiedel!
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I.
Ich kniete am Altar inmitten
Der gläubigen Menge, die Gebet lallend
Auf ihren Knieen lag —
Und ſchwellende Orgeltöne
Wie ein entfeſſelt Meer
Umwogten mich, und holde Knabenſtimmen
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