Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite
Grillhofer. Hm besser, ja ich mein' schon a bissel besser.
Dusterer (setzt sich). Verlaubst schon. Na sollt' mich freu'n.
Ja ja. (Beobachtet Grillhofer scharf.) Sollt mich rechtschaffen g'freu'n.
That's nur wieder weisen, daß ma die Krankheiten abbeten
kann, is a alte G'schicht, freilich g'hört die rechte Frummheit
und Bußfertigkeit dazu, wer nur unserm Herrgott s'Maul
machen möcht, der richt nix. Nur an die Leut und an der
eing'rißnen Gottlosigkeit liegt's -- an sunst nix -- an sunst
nix!
(Pafft Rauchwolken von sich.) Ja ja.
Wastl (tritt zu ihm). Mußt nit rauchen, Dusterer, ich bin
vom Haus und rauck a nöt.
(Nimmt ihm die Pfeife aus dem Mund.)
Grillhofer. Wastl -- Du Sikra h'nein!
Wastl (klopft die Pfeife auf dem Fensterbrett aus und setzt den Fuß auf
die glimmende Asche).
Verlaubst schon. Um die G'selchtigkeit is'm
Bauern ja do net z'thun.
Grillhofer. Na aber der Aerger, den d'Ein'm machst,
schlagt mir leicht an.
Wastl. Is Dir g'wiß g'sünder. (Gibt dem Dusterer die Pfeife
zurück.)
Da Dusterer.
Grillhofer. Wastl, Du Sakra, Du nimmst Dir viel
heraus.
(Erhebt sich mühsam.) Mach mich nit schichti, am End kunnt
ich Dich doch no meistern.
Wastl. Recht is's, dös steht Dir an, -- kimm nur her,
Bauer, ich wehr' mich nit viel, -- und Dir is's leicht g'sund.
Grillhofer (setzt sich erschöpft). Du narrischer Höllteufl Du!
-- Geh' zu, sag' ich, geh' zu! --
Dusterer (begütigend). Laß' gut sein, Schwager, laß's gut
sein -- ja -- ja.
(Mit Emphase.) I verzeih ihm -- ich verzeih
ihm -- dös thu ich.
Wastl (mit unsäglicher Verachtung). Er verzeigt mir -- (ist bis zur
Thüre gegangen.)
Der! verzeigt mir! Bhüt Dich Gott, Bauer! (Ab.)
Sechste Scene.
Grillhofer. Dusterer, dann Rosl.
Dusterer. Is a kecker Ding der Wastl! Ja, ja! Mein'
allweil, Hochmuth kommt vor'm Fall. Kunnt doch g'scheh'n,
wer weiß wie bald, daß er entbehrli wurd. -- Ja.

Grillhofer. Hm beſſer, ja ich mein’ ſchon a biſſel beſſer.
Duſterer (ſetzt ſich). Verlaubſt ſchon. Na ſollt’ mich freu’n.
Ja ja. (Beobachtet Grillhofer ſcharf.) Sollt mich rechtſchaffen g’freu’n.
That’s nur wieder weiſen, daß ma die Krankheiten abbeten
kann, is a alte G’ſchicht, freilich g’hört die rechte Frummheit
und Bußfertigkeit dazu, wer nur unſerm Herrgott s’Maul
machen möcht, der richt nix. Nur an die Leut und an der
eing’rißnen Gottloſigkeit liegt’s — an ſunſt nix — an ſunſt
nix!
(Pafft Rauchwolken von ſich.) Ja ja.
Waſtl (tritt zu ihm). Mußt nit rauchen, Duſterer, ich bin
vom Haus und rauck a nöt.
(Nimmt ihm die Pfeife aus dem Mund.)
Grillhofer. Waſtl — Du Sikra h’nein!
Waſtl (klopft die Pfeife auf dem Fenſterbrett aus und ſetzt den Fuß auf
die glimmende Aſche).
Verlaubſt ſchon. Um die G’ſelchtigkeit is’m
Bauern ja do net z’thun.
Grillhofer. Na aber der Aerger, den d’Ein’m machſt,
ſchlagt mir leicht an.
Waſtl. Is Dir g’wiß g’ſünder. (Gibt dem Duſterer die Pfeife
zurück.)
Da Duſterer.
Grillhofer. Waſtl, Du Sakra, Du nimmſt Dir viel
heraus.
(Erhebt ſich mühſam.) Mach mich nit ſchichti, am End kunnt
ich Dich doch no meiſtern.
Waſtl. Recht is’s, dös ſteht Dir an, — kimm nur her,
Bauer, ich wehr’ mich nit viel, — und Dir is’s leicht g’ſund.
Grillhofer (ſetzt ſich erſchöpft). Du narriſcher Höllteufl Du!
— Geh’ zu, ſag’ ich, geh’ zu! —
Duſterer (begütigend). Laß’ gut ſein, Schwager, laß’s gut
ſein — ja — ja.
(Mit Emphaſe.) I verzeih ihm — ich verzeih
ihm — dös thu ich.
Waſtl (mit unſäglicher Verachtung). Er verzeigt mir — (iſt bis zur
Thüre gegangen.)
Der! verzeigt mir! Bhüt Dich Gott, Bauer! (Ab.)
Sechſte Scene.
Grillhofer. Duſterer, dann Rosl.
Duſterer. Is a kecker Ding der Waſtl! Ja, ja! Mein’
allweil, Hochmuth kommt vor’m Fall. Kunnt doch g’ſcheh’n,
wer weiß wie bald, daß er entbehrli wurd. — Ja.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0019" n="11"/>
          <sp who="#GRI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Grillhofer.</hi> </speaker>
            <p>Hm be&#x017F;&#x017F;er, ja ich mein&#x2019; &#x017F;chon a bi&#x017F;&#x017F;el be&#x017F;&#x017F;er.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#DUS">
            <speaker> <hi rendition="#b">Du&#x017F;terer</hi> </speaker>
            <stage>(&#x017F;etzt &#x017F;ich).</stage>
            <p>Verlaub&#x017F;t &#x017F;chon. Na &#x017F;ollt&#x2019; mich freu&#x2019;n.</p><lb/>
            <p>Ja ja.</p>
            <stage>(Beobachtet Grillhofer &#x017F;charf.)</stage>
            <p>Sollt mich recht&#x017F;chaffen g&#x2019;freu&#x2019;n.<lb/>
That&#x2019;s nur wieder wei&#x017F;en, daß ma die Krankheiten abbeten<lb/>
kann, is a alte G&#x2019;&#x017F;chicht, freilich g&#x2019;hört die rechte Frummheit<lb/>
und Bußfertigkeit dazu, wer nur un&#x017F;erm Herrgott s&#x2019;Maul<lb/>
machen möcht, der richt nix. Nur an die Leut und an der<lb/>
eing&#x2019;rißnen Gottlo&#x017F;igkeit liegt&#x2019;s &#x2014; an &#x017F;un&#x017F;t nix &#x2014; an &#x017F;un&#x017F;t<lb/>
nix!</p>
            <stage>(Pafft Rauchwolken von &#x017F;ich.)</stage>
            <p>Ja ja.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WAS">
            <speaker> <hi rendition="#b">Wa&#x017F;tl</hi> </speaker>
            <stage>(tritt zu ihm).</stage>
            <p>Mußt nit rauchen, Du&#x017F;terer, ich bin<lb/>
vom Haus und rauck a nöt.</p>
            <stage>(Nimmt ihm die Pfeife aus dem Mund.)</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Grillhofer.</hi> </speaker>
            <p>Wa&#x017F;tl &#x2014; Du Sikra h&#x2019;nein!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WAS">
            <speaker> <hi rendition="#b">Wa&#x017F;tl</hi> </speaker>
            <stage>(klopft die Pfeife auf dem Fen&#x017F;terbrett aus und &#x017F;etzt den Fuß auf<lb/>
die glimmende A&#x017F;che).</stage>
            <p>Verlaub&#x017F;t &#x017F;chon. Um die G&#x2019;&#x017F;elchtigkeit is&#x2019;m<lb/>
Bauern ja do net z&#x2019;thun.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Grillhofer.</hi> </speaker>
            <p>Na aber der Aerger, den d&#x2019;Ein&#x2019;m mach&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;chlagt mir leicht an.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WAS">
            <speaker> <hi rendition="#b">Wa&#x017F;tl.</hi> </speaker>
            <p>Is Dir g&#x2019;wiß g&#x2019;&#x017F;ünder.</p>
            <stage>(Gibt dem Du&#x017F;terer die Pfeife<lb/>
zurück.)</stage>
            <p>Da Du&#x017F;terer.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Grillhofer.</hi> </speaker>
            <p>Wa&#x017F;tl, Du Sakra, Du nimm&#x017F;t Dir viel<lb/>
heraus.</p>
            <stage>(Erhebt &#x017F;ich müh&#x017F;am.)</stage>
            <p>Mach mich nit &#x017F;chichti, am End kunnt<lb/>
ich Dich doch no mei&#x017F;tern.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WAS">
            <speaker> <hi rendition="#b">Wa&#x017F;tl.</hi> </speaker>
            <p>Recht is&#x2019;s, dös &#x017F;teht Dir an, &#x2014; kimm nur her,<lb/>
Bauer, ich wehr&#x2019; mich nit viel, &#x2014; und Dir is&#x2019;s leicht g&#x2019;&#x017F;und.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Grillhofer</hi> </speaker>
            <stage>(&#x017F;etzt &#x017F;ich er&#x017F;chöpft).</stage>
            <p>Du narri&#x017F;cher Höllteufl Du!<lb/>
&#x2014; Geh&#x2019; zu, &#x017F;ag&#x2019; ich, geh&#x2019; zu! &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#DUS">
            <speaker> <hi rendition="#b">Du&#x017F;terer</hi> </speaker>
            <stage>(begütigend).</stage>
            <p>Laß&#x2019; gut &#x017F;ein, Schwager, laß&#x2019;s gut<lb/>
&#x017F;ein &#x2014; ja &#x2014; ja.</p>
            <stage>(Mit Empha&#x017F;e.)</stage>
            <p>I verzeih ihm &#x2014; ich verzeih<lb/>
ihm &#x2014; dös thu ich.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WAS">
            <speaker> <hi rendition="#b">Wa&#x017F;tl</hi> </speaker>
            <stage>(mit un&#x017F;äglicher Verachtung).</stage>
            <p>Er verzeigt mir &#x2014;</p>
            <stage>(i&#x017F;t bis zur<lb/>
Thüre gegangen.)</stage>
            <p>Der! verzeigt mir! Bhüt Dich Gott, Bauer!</p>
            <stage>(Ab.)</stage>
          </sp>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sech&#x017F;te Scene.</hi> </head><lb/>
          <stage><hi rendition="#b">Grillhofer. Du&#x017F;terer,</hi> dann <hi rendition="#b">Rosl.</hi></stage><lb/>
          <sp who="#DUS">
            <speaker> <hi rendition="#b">Du&#x017F;terer.</hi> </speaker>
            <p>Is a kecker Ding der Wa&#x017F;tl! Ja, ja! Mein&#x2019;<lb/>
allweil, Hochmuth kommt vor&#x2019;m Fall. Kunnt doch g&#x2019;&#x017F;cheh&#x2019;n,<lb/>
wer weiß wie bald, daß er entbehrli wurd. &#x2014; Ja.</p>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0019] Grillhofer. Hm beſſer, ja ich mein’ ſchon a biſſel beſſer. Duſterer (ſetzt ſich). Verlaubſt ſchon. Na ſollt’ mich freu’n. Ja ja. (Beobachtet Grillhofer ſcharf.) Sollt mich rechtſchaffen g’freu’n. That’s nur wieder weiſen, daß ma die Krankheiten abbeten kann, is a alte G’ſchicht, freilich g’hört die rechte Frummheit und Bußfertigkeit dazu, wer nur unſerm Herrgott s’Maul machen möcht, der richt nix. Nur an die Leut und an der eing’rißnen Gottloſigkeit liegt’s — an ſunſt nix — an ſunſt nix! (Pafft Rauchwolken von ſich.) Ja ja. Waſtl (tritt zu ihm). Mußt nit rauchen, Duſterer, ich bin vom Haus und rauck a nöt. (Nimmt ihm die Pfeife aus dem Mund.) Grillhofer. Waſtl — Du Sikra h’nein! Waſtl (klopft die Pfeife auf dem Fenſterbrett aus und ſetzt den Fuß auf die glimmende Aſche). Verlaubſt ſchon. Um die G’ſelchtigkeit is’m Bauern ja do net z’thun. Grillhofer. Na aber der Aerger, den d’Ein’m machſt, ſchlagt mir leicht an. Waſtl. Is Dir g’wiß g’ſünder. (Gibt dem Duſterer die Pfeife zurück.) Da Duſterer. Grillhofer. Waſtl, Du Sakra, Du nimmſt Dir viel heraus. (Erhebt ſich mühſam.) Mach mich nit ſchichti, am End kunnt ich Dich doch no meiſtern. Waſtl. Recht is’s, dös ſteht Dir an, — kimm nur her, Bauer, ich wehr’ mich nit viel, — und Dir is’s leicht g’ſund. Grillhofer (ſetzt ſich erſchöpft). Du narriſcher Höllteufl Du! — Geh’ zu, ſag’ ich, geh’ zu! — Duſterer (begütigend). Laß’ gut ſein, Schwager, laß’s gut ſein — ja — ja. (Mit Emphaſe.) I verzeih ihm — ich verzeih ihm — dös thu ich. Waſtl (mit unſäglicher Verachtung). Er verzeigt mir — (iſt bis zur Thüre gegangen.) Der! verzeigt mir! Bhüt Dich Gott, Bauer! (Ab.) Sechſte Scene. Grillhofer. Duſterer, dann Rosl. Duſterer. Is a kecker Ding der Waſtl! Ja, ja! Mein’ allweil, Hochmuth kommt vor’m Fall. Kunnt doch g’ſcheh’n, wer weiß wie bald, daß er entbehrli wurd. — Ja.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/anzengruber_gwissenswurm_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/anzengruber_gwissenswurm_1874/19
Zitationshilfe: Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anzengruber_gwissenswurm_1874/19>, abgerufen am 03.12.2024.