Zehntes Kapitel. Der verlorne Sohn und die heilige Magdalene.
Das Spiel war zu Ende. Die Geheimräthin hatte allein gewonnen, und bedeutend. Sie war ge¬ sprächig, sehr liebenswürdig gewesen. Jetzt sah sie neben sich nur verdrießliche Gesichter. Wenn sie noch heiter und aufgeweckt blieb, legte man es ihr als Freude über den Gewinnst aus, den die andern Mit¬ spieler berechneten. Sie war rasch aufgestanden, um mit der Lorgnette die Bilder an der Wand zu be¬ sehen.
Es war hoch gespielt worden. Der Kammerherr hatte ansehnlich verloren. Er zankte sich mit seinem vis-a-vis über einige Points. Die Wechselreden wurden so anzüglich, daß die Baronin Eitelbach die Herren bitten mußte, sich zu menagiren. Der Kam¬ merherr warf dem Andern einen maliciösen Blick zu, den jener, den Stuhl heftig fortrückend, durch ein Murmeln erwiederte: wer krumm ginge, könne auch nur krumm handeln. Der Kammerherr gehörte zu denen, welche das Glück haben, zuweilen taub zu sein.
Zehntes Kapitel. Der verlorne Sohn und die heilige Magdalene.
Das Spiel war zu Ende. Die Geheimräthin hatte allein gewonnen, und bedeutend. Sie war ge¬ ſprächig, ſehr liebenswürdig geweſen. Jetzt ſah ſie neben ſich nur verdrießliche Geſichter. Wenn ſie noch heiter und aufgeweckt blieb, legte man es ihr als Freude über den Gewinnſt aus, den die andern Mit¬ ſpieler berechneten. Sie war raſch aufgeſtanden, um mit der Lorgnette die Bilder an der Wand zu be¬ ſehen.
Es war hoch geſpielt worden. Der Kammerherr hatte anſehnlich verloren. Er zankte ſich mit ſeinem vis-à-vis über einige Points. Die Wechſelreden wurden ſo anzüglich, daß die Baronin Eitelbach die Herren bitten mußte, ſich zu menagiren. Der Kam¬ merherr warf dem Andern einen maliciöſen Blick zu, den jener, den Stuhl heftig fortrückend, durch ein Murmeln erwiederte: wer krumm ginge, könne auch nur krumm handeln. Der Kammerherr gehörte zu denen, welche das Glück haben, zuweilen taub zu ſein.
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Zehntes Kapitel.
Der verlorne Sohn und die heilige Magdalene.
Das Spiel war zu Ende. Die Geheimräthin
hatte allein gewonnen, und bedeutend. Sie war ge¬
ſprächig, ſehr liebenswürdig geweſen. Jetzt ſah ſie
neben ſich nur verdrießliche Geſichter. Wenn ſie noch
heiter und aufgeweckt blieb, legte man es ihr als
Freude über den Gewinnſt aus, den die andern Mit¬
ſpieler berechneten. Sie war raſch aufgeſtanden, um
mit der Lorgnette die Bilder an der Wand zu be¬
ſehen.
Es war hoch geſpielt worden. Der Kammerherr
hatte anſehnlich verloren. Er zankte ſich mit ſeinem
vis-à-vis über einige Points. Die Wechſelreden
wurden ſo anzüglich, daß die Baronin Eitelbach die
Herren bitten mußte, ſich zu menagiren. Der Kam¬
merherr warf dem Andern einen maliciöſen Blick zu,
den jener, den Stuhl heftig fortrückend, durch ein
Murmeln erwiederte: wer krumm ginge, könne auch
nur krumm handeln. Der Kammerherr gehörte zu
denen, welche das Glück haben, zuweilen taub zu ſein.
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. [150]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/160>, abgerufen am 03.12.2024.
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