Was bis hier geschehen, davon finden wir die Hauptzüge wenigstens in den öffentlich gewordenen Berichten. Die Zeitungen gedenken des denkwürdigen Abends; aus ihnen sind jene Züge schon in die Geschichtsbücher übergegangen. Es fiel aber an dem Abende noch manches vor, wovon sie schweigen. Ein großer Theil des Publikums hatte sich bereits entfernt. Die Begeistertsten empfanden noch das Bedürfniß, sich Muth und Hoffnung zuzureden. Hier schüttelte man sich die Hände; hier schloß man sich in die Arme; hier unterhielt man sich von Vortheilen, welche die Oestreicher errungen haben sollten, von dem und jenem französischen General, der verwundet sei; dort von einem Volksaufstande, der sich irgendwo vor¬ bereite, von dem ungeheuren russischen Heere, was aus dem Innern Asiens heranwälze. In bewegten, bangen Zeiten knüpft die Hoffnung aus dem Sonnen¬ stäubchen, aus den Spinnfäden in der Herbstluft Taue für ihre Anker!
Da lief schon längst ein Gerücht durch die ent¬
Fünfzehntes Kapitel. Am Altar des Vaterlandes.
Was bis hier geſchehen, davon finden wir die Hauptzüge wenigſtens in den öffentlich gewordenen Berichten. Die Zeitungen gedenken des denkwürdigen Abends; aus ihnen ſind jene Züge ſchon in die Geſchichtsbücher übergegangen. Es fiel aber an dem Abende noch manches vor, wovon ſie ſchweigen. Ein großer Theil des Publikums hatte ſich bereits entfernt. Die Begeiſtertſten empfanden noch das Bedürfniß, ſich Muth und Hoffnung zuzureden. Hier ſchüttelte man ſich die Hände; hier ſchloß man ſich in die Arme; hier unterhielt man ſich von Vortheilen, welche die Oeſtreicher errungen haben ſollten, von dem und jenem franzöſiſchen General, der verwundet ſei; dort von einem Volksaufſtande, der ſich irgendwo vor¬ bereite, von dem ungeheuren ruſſiſchen Heere, was aus dem Innern Aſiens heranwälze. In bewegten, bangen Zeiten knüpft die Hoffnung aus dem Sonnen¬ ſtäubchen, aus den Spinnfäden in der Herbſtluft Taue für ihre Anker!
Da lief ſchon längſt ein Gerücht durch die ent¬
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Fünfzehntes Kapitel.
Am Altar des Vaterlandes.
Was bis hier geſchehen, davon finden wir die
Hauptzüge wenigſtens in den öffentlich gewordenen
Berichten. Die Zeitungen gedenken des denkwürdigen
Abends; aus ihnen ſind jene Züge ſchon in die
Geſchichtsbücher übergegangen. Es fiel aber an dem
Abende noch manches vor, wovon ſie ſchweigen. Ein
großer Theil des Publikums hatte ſich bereits entfernt.
Die Begeiſtertſten empfanden noch das Bedürfniß,
ſich Muth und Hoffnung zuzureden. Hier ſchüttelte
man ſich die Hände; hier ſchloß man ſich in die
Arme; hier unterhielt man ſich von Vortheilen, welche
die Oeſtreicher errungen haben ſollten, von dem und
jenem franzöſiſchen General, der verwundet ſei; dort
von einem Volksaufſtande, der ſich irgendwo vor¬
bereite, von dem ungeheuren ruſſiſchen Heere, was
aus dem Innern Aſiens heranwälze. In bewegten,
bangen Zeiten knüpft die Hoffnung aus dem Sonnen¬
ſtäubchen, aus den Spinnfäden in der Herbſtluft
Taue für ihre Anker!
Da lief ſchon längſt ein Gerücht durch die ent¬
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. [265]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/275>, abgerufen am 21.12.2024.
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