Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

Bild:
<< vorherige Seite
Freyherrlich-Abschatzisches

Indivulsa tibi quondam & fidissima conjux,
Ut fuit in thalamo sic erit in tumulo.

Ihr beyden ansehnlichen Archen/ Ihr seyd Josephs und As-
senath! gantz Israel begleitet euch heute mit unzehlbarer
Frequentz aus Egypten ins gelobte Land. Und ob wohl
vor Zeiten Rubens Sarg/ Judä Kasten und anderer Väter
Leichen-Behältnisse/ iegliches bey seinem Stamm auch mit
fortgeführet wurden/ so blieb doch Joseph die Ehre alleine/
neben der Lade des HErrn begleitet zu werden. Wovon die
Jüdischen Religions-Bücher melden: Es wäre die Lade der
göttlichen Majestät und Josephs neben einander daher ge-
tragen worden/ und wenn Fremde/ die da im Volck des
HErrn immer ab- und zugieugen/ gefraget/ was diß vor Ka-
sten wären/ hätte man ihnen gesaget/ sie wären GOttes und
Josephs/ und daß man solches thue/ geschehe/ weil GOtt in
seiner Lade dasjenige schrifftlich liegen hätte/ was er uns in
der Welt zu thun befohlen; und in der andern sey auffgeho-
ben ein Mann/ der/ zu einem raren Exempel/ das/ was GOtt
dorten befohlen/ Lebenslang in acht genommen.

Ich weiß nicht/ welcher unter diesen beyden vor unsern Au-
gen-stehenden Särgen vor eine Lade des HErrn zu achten
sey. Beyde Hertzen der Wohlseligen liegen unzertrennt
beysammen/ als in einem Sarge/ und in beyden Särgen ru-
het auch zugleich der mit ihren Hertzen biß ins Grab durch
den Glauben vereinigte HErr der Herrligkeit: Darum sind
sie ohne Zweifel würdig/ als Laden GOttes/ neben einander
getragen zu werden. Sehen doch auch alle unsere Särge
also aus. Wer mit seinem Goel schlaffen gehet/ der lieget
gewiß so gutt als Aarons-Rutte und die Manna-Gelte/ selb-
sten an der Seite des Gnaden-Stuls/ und reiset auch den Ge-
beinen nach/ mit Christo in Abrahams Erbtheil durch das
einsame Land dieser irrdischen Wüsten.

Allerglückseligstes Paar/ im Leben/ im Grabe/ im Him-
mel! von GOtt also zusammen gefüget/ damit sie auch durch
den Tod nicht möchten geschieden werden. Raro felicitatis
domesticae exemplo, ut, qui concorditer vixerant, eodem mo-
mento ad Deum migrarent, ne alter superstes alterum lu-

gere
Freyherrlich-Abſchatziſches

Indivulſa tibi quondam & fidiſſima conjux,
Ut fuit in thalamo ſic erit in tumulo.

Ihr beyden anſehnlichen Archen/ Ihr ſeyd Joſephs und Aſ-
ſenath! gantz Iſrael begleitet euch heute mit unzehlbarer
Frequentz aus Egypten ins gelobte Land. Und ob wohl
vor Zeiten Rubens Sarg/ Judaͤ Kaſten und anderer Vaͤter
Leichen-Behaͤltniſſe/ iegliches bey ſeinem Stamm auch mit
fortgefuͤhret wurden/ ſo blieb doch Joſeph die Ehre alleine/
neben der Lade des HErrn begleitet zu werden. Wovon die
Juͤdiſchen Religions-Buͤcher melden: Es waͤre die Lade der
goͤttlichen Majeſtaͤt und Joſephs neben einander daher ge-
tragen worden/ und wenn Fremde/ die da im Volck des
HErrn immer ab- und zugieugen/ gefraget/ was diß vor Ka-
ſten waͤren/ haͤtte man ihnen geſaget/ ſie waͤren GOttes und
Joſephs/ und daß man ſolches thue/ geſchehe/ weil GOtt in
ſeiner Lade dasjenige ſchrifftlich liegen haͤtte/ was er uns in
der Welt zu thun befohlen; und in der andern ſey auffgeho-
ben ein Mann/ der/ zu einem raren Exempel/ das/ was GOtt
dorten befohlen/ Lebenslang in acht genommen.

Ich weiß nicht/ welcher unter dieſen beyden vor unſern Au-
gen-ſtehenden Saͤrgen vor eine Lade des HErrn zu achten
ſey. Beyde Hertzen der Wohlſeligen liegen unzertrennt
beyſammen/ als in einem Sarge/ und in beyden Saͤrgen ru-
het auch zugleich der mit ihren Hertzen biß ins Grab durch
den Glauben vereinigte HErr der Herrligkeit: Darum ſind
ſie ohne Zweifel wuͤrdig/ als Laden GOttes/ neben einander
getragen zu werden. Sehen doch auch alle unſere Saͤrge
alſo aus. Wer mit ſeinem Goel ſchlaffen gehet/ der lieget
gewiß ſo gutt als Aarons-Rutte und die Manna-Gelte/ ſelb-
ſten an der Seite des Gnaden-Stuls/ und reiſet auch den Ge-
beinen nach/ mit Chriſto in Abrahams Erbtheil durch das
einſame Land dieſer irrdiſchen Wuͤſten.

Allergluͤckſeligſtes Paar/ im Leben/ im Grabe/ im Him-
mel! von GOtt alſo zuſammen gefuͤget/ damit ſie auch durch
den Tod nicht moͤchten geſchieden werden. Raro felicitatis
domeſticæ exemplo, ut, qui concorditer vixerant, eodem mo-
mento ad Deum migrarent, ne alter ſuperſtes alterum lu-

gere
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0034" n="14"/>
            <fw place="top" type="header">Freyherrlich-Ab&#x017F;chatzi&#x017F;ches</fw><lb/>
            <cit>
              <quote> <hi rendition="#aq">Indivul&#x017F;a tibi quondam &amp; fidi&#x017F;&#x017F;ima conjux,<lb/>
Ut fuit in thalamo &#x017F;ic erit in tumulo.</hi> </quote>
            </cit><lb/>
            <p>Ihr beyden an&#x017F;ehnlichen Archen/ Ihr &#x017F;eyd Jo&#x017F;ephs und A&#x017F;-<lb/>
&#x017F;enath! gantz I&#x017F;rael begleitet euch heute mit unzehlbarer<lb/><hi rendition="#aq">Frequentz</hi> aus Egypten ins gelobte Land. Und ob wohl<lb/>
vor Zeiten Rubens Sarg/ Juda&#x0364; Ka&#x017F;ten und anderer Va&#x0364;ter<lb/>
Leichen-Beha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e/ iegliches bey &#x017F;einem Stamm auch mit<lb/>
fortgefu&#x0364;hret wurden/ &#x017F;o blieb doch Jo&#x017F;eph die Ehre alleine/<lb/>
neben der Lade des HErrn begleitet zu werden. Wovon die<lb/>
Ju&#x0364;di&#x017F;chen Religions-Bu&#x0364;cher melden: Es wa&#x0364;re die Lade der<lb/>
go&#x0364;ttlichen Maje&#x017F;ta&#x0364;t und Jo&#x017F;ephs neben einander daher ge-<lb/>
tragen worden/ und wenn Fremde/ die da im Volck des<lb/>
HErrn immer ab- und zugieugen/ gefraget/ was diß vor Ka-<lb/>
&#x017F;ten wa&#x0364;ren/ ha&#x0364;tte man ihnen ge&#x017F;aget/ &#x017F;ie wa&#x0364;ren GOttes und<lb/>
Jo&#x017F;ephs/ und daß man &#x017F;olches thue/ ge&#x017F;chehe/ weil GOtt in<lb/>
&#x017F;einer Lade dasjenige &#x017F;chrifftlich liegen ha&#x0364;tte/ was er uns in<lb/>
der Welt zu thun befohlen; und in der andern &#x017F;ey auffgeho-<lb/>
ben ein Mann/ der/ <choice><corr>zu</corr><sic>zn</sic></choice> einem raren Exempel/ das/ was GOtt<lb/>
dorten befohlen/ Lebenslang in acht genommen.</p><lb/>
            <p>Ich weiß nicht/ welcher unter die&#x017F;en beyden vor un&#x017F;ern Au-<lb/>
gen-&#x017F;tehenden Sa&#x0364;rgen vor eine Lade des HErrn zu achten<lb/>
&#x017F;ey. Beyde Hertzen der Wohl&#x017F;eligen liegen unzertrennt<lb/>
bey&#x017F;ammen/ als in einem Sarge/ und in beyden Sa&#x0364;rgen ru-<lb/>
het auch zugleich der mit ihren Hertzen biß ins Grab durch<lb/>
den Glauben vereinigte HErr der Herrligkeit: Darum &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;ie ohne Zweifel wu&#x0364;rdig/ als Laden GOttes/ neben einander<lb/>
getragen zu werden. Sehen doch auch alle un&#x017F;ere Sa&#x0364;rge<lb/>
al&#x017F;o aus. Wer mit &#x017F;einem Goel &#x017F;chlaffen gehet/ der lieget<lb/>
gewiß &#x017F;o gutt als Aarons-Rutte und die Manna-Gelte/ &#x017F;elb-<lb/>
&#x017F;ten an der Seite des Gnaden-Stuls/ und rei&#x017F;et auch den Ge-<lb/>
beinen nach/ mit Chri&#x017F;to in Abrahams Erbtheil durch das<lb/>
ein&#x017F;ame Land die&#x017F;er irrdi&#x017F;chen Wu&#x0364;&#x017F;ten.</p><lb/>
            <p>Allerglu&#x0364;ck&#x017F;elig&#x017F;tes Paar/ im Leben/ im Grabe/ im Him-<lb/>
mel! von GOtt al&#x017F;o zu&#x017F;ammen gefu&#x0364;get/ damit &#x017F;ie auch durch<lb/>
den Tod nicht mo&#x0364;chten ge&#x017F;chieden werden. <hi rendition="#aq">Raro felicitatis<lb/>
dome&#x017F;ticæ exemplo, ut, qui concorditer vixerant, eodem mo-<lb/>
mento ad Deum migrarent, ne alter &#x017F;uper&#x017F;tes alterum lu-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">gere</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0034] Freyherrlich-Abſchatziſches Indivulſa tibi quondam & fidiſſima conjux, Ut fuit in thalamo ſic erit in tumulo. Ihr beyden anſehnlichen Archen/ Ihr ſeyd Joſephs und Aſ- ſenath! gantz Iſrael begleitet euch heute mit unzehlbarer Frequentz aus Egypten ins gelobte Land. Und ob wohl vor Zeiten Rubens Sarg/ Judaͤ Kaſten und anderer Vaͤter Leichen-Behaͤltniſſe/ iegliches bey ſeinem Stamm auch mit fortgefuͤhret wurden/ ſo blieb doch Joſeph die Ehre alleine/ neben der Lade des HErrn begleitet zu werden. Wovon die Juͤdiſchen Religions-Buͤcher melden: Es waͤre die Lade der goͤttlichen Majeſtaͤt und Joſephs neben einander daher ge- tragen worden/ und wenn Fremde/ die da im Volck des HErrn immer ab- und zugieugen/ gefraget/ was diß vor Ka- ſten waͤren/ haͤtte man ihnen geſaget/ ſie waͤren GOttes und Joſephs/ und daß man ſolches thue/ geſchehe/ weil GOtt in ſeiner Lade dasjenige ſchrifftlich liegen haͤtte/ was er uns in der Welt zu thun befohlen; und in der andern ſey auffgeho- ben ein Mann/ der/ zu einem raren Exempel/ das/ was GOtt dorten befohlen/ Lebenslang in acht genommen. Ich weiß nicht/ welcher unter dieſen beyden vor unſern Au- gen-ſtehenden Saͤrgen vor eine Lade des HErrn zu achten ſey. Beyde Hertzen der Wohlſeligen liegen unzertrennt beyſammen/ als in einem Sarge/ und in beyden Saͤrgen ru- het auch zugleich der mit ihren Hertzen biß ins Grab durch den Glauben vereinigte HErr der Herrligkeit: Darum ſind ſie ohne Zweifel wuͤrdig/ als Laden GOttes/ neben einander getragen zu werden. Sehen doch auch alle unſere Saͤrge alſo aus. Wer mit ſeinem Goel ſchlaffen gehet/ der lieget gewiß ſo gutt als Aarons-Rutte und die Manna-Gelte/ ſelb- ſten an der Seite des Gnaden-Stuls/ und reiſet auch den Ge- beinen nach/ mit Chriſto in Abrahams Erbtheil durch das einſame Land dieſer irrdiſchen Wuͤſten. Allergluͤckſeligſtes Paar/ im Leben/ im Grabe/ im Him- mel! von GOtt alſo zuſammen gefuͤget/ damit ſie auch durch den Tod nicht moͤchten geſchieden werden. Raro felicitatis domeſticæ exemplo, ut, qui concorditer vixerant, eodem mo- mento ad Deum migrarent, ne alter ſuperſtes alterum lu- gere

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das Exemplar enthält mehrere Werke. Herausgegeben… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/34
Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/34>, abgerufen am 26.04.2024.