Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

Bild:
<< vorherige Seite
GUARINI
So sind die Wunden auch bey ihr nicht einerley:
Die eine schmertzet sehr/ die ander ist gelinde/
Die eine will/ daß man zum heilen sie verbinde/
Die andre aber will stets seyn gehalten offen.
Und er/ der kühne Mensch/ hat sich bey seinem Jagen
Zum Schüssen so gewöhnt/ daß ers noch nicht vergißt/
Und auch verliebt allzeit zum Schuß begierig ist.
C. Dir wohnen immer noch die alten Schwencke bey.
L. Ach ja/ Corisca ja/ das Hertz ist noch wohl gutt/
Muß gleich der alte Stock den Schnee am Wipffel tra-
gen/
Lebt in der Wurtzel doch/ wie vor/ der grüne Mutt.
Ist mit den Jahren gleich die beste Krafft entgangen/
So brennt in Adern doch das siedende Verlangen.
C. Nun Amarille todt/ so muß ich weiter sehn/
Was dem Mirtillo sey Lieb' oder Leyd geschehn.
Fünffter Handlung achter Aufftritt.
Ergasto. Corisca.
E. OTag voll Wunderwerck/ voll Lust und Liebs-bezeugen
O viel-beglücktes Land! O Himmel voller Geigen
C. Schau dorten geht Ergast. Der kommt mir gleich
recht an.
E. Nun heute freue sich/ was sich nur freuen kan.
Es lache und krache die Erde/ das himmlische Feld/
Es mache sich lustig Lufft/ Feur und alle die Welt.
Es dringe die Freude durch alle das hefftigste Leiden/
Und zwinge/ was klaget und zaget/ zu munteren Freuden
C. Wie lustig ist der Mensch!
E. Ihr viel-beglückten
Hayne/
Habt ihr gestimmet ein mit unserem Geweine/
Seyd ihr mit kläglichem Geräusche beygefallen
Den Seufftzern/ die man ließ in euren Gründen schallen
So freut euch auch mit uns/ lasst so viel Zungen klingen/
Als Feder-Kinder je auff euren Aesten singen/
Als Zweige lispelnd spieln beym Rauschen sanffter Lufft
Die sich mit unser Freud zugleich hat ausgeklärt/
Mach[t/]
GUARINI
So ſind die Wunden auch bey ihr nicht einerley:
Die eine ſchmertzet ſehr/ die ander iſt gelinde/
Die eine will/ daß man zum heilen ſie verbinde/
Die andre aber will ſtets ſeyn gehalten offen.
Und er/ der kuͤhne Menſch/ hat ſich bey ſeinem Jagen
Zum Schuͤſſen ſo gewoͤhnt/ daß ers noch nicht vergißt/
Und auch verliebt allzeit zum Schuß begierig iſt.
C. Dir wohnen immer noch die alten Schwencke bey.
L. Ach ja/ Coriſca ja/ das Hertz iſt noch wohl gutt/
Muß gleich der alte Stock den Schnee am Wipffel tra-
gen/
Lebt in der Wurtzel doch/ wie vor/ der gruͤne Mutt.
Iſt mit den Jahren gleich die beſte Krafft entgangen/
So brennt in Adern doch das ſiedende Verlangen.
C. Nun Amarille todt/ ſo muß ich weiter ſehn/
Was dem Mirtillo ſey Lieb’ oder Leyd geſchehn.
Fuͤnffter Handlung achter Aufftritt.
Ergaſto. Coriſca.
E. OTag voll Wunderwerck/ voll Luſt und Liebs-bezeugen
O viel-begluͤcktes Land! O Himmel voller Geigen
C. Schau dorten geht Ergaſt. Der kommt mir gleich
recht an.
E. Nun heute freue ſich/ was ſich nur freuen kan.
Es lache und krache die Erde/ das himmliſche Feld/
Es mache ſich luſtig Lufft/ Feur und alle die Welt.
Es dringe die Freude durch alle das hefftigſte Leiden/
Und zwinge/ was klaget und zaget/ zu munteren Freuden
C. Wie luſtig iſt der Menſch!
E. Ihr viel-begluͤckten
Hayne/
Habt ihr geſtimmet ein mit unſerem Geweine/
Seyd ihr mit klaͤglichem Geraͤuſche beygefallen
Den Seufftzern/ die man ließ in euren Gruͤnden ſchallen
So freut euch auch mit uns/ laſſt ſo viel Zungen klingen/
Als Feder-Kinder je auff euren Aeſten ſingen/
Als Zweige liſpelnd ſpieln beym Rauſchen ſanffter Lufft
Die ſich mit unſer Freud zugleich hat ausgeklaͤrt/
Mach[t/]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp>
              <p><pb facs="#f0268" n="168"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">GUARINI</hi></hi></fw><lb/>
So &#x017F;ind die Wunden auch bey ihr nicht einerley:<lb/>
Die eine &#x017F;chmertzet &#x017F;ehr/ die ander i&#x017F;t gelinde/<lb/>
Die eine will/ daß man zum heilen &#x017F;ie verbinde/<lb/>
Die andre aber will &#x017F;tets &#x017F;eyn gehalten offen.<lb/>
Und er/ der ku&#x0364;hne Men&#x017F;ch/ hat &#x017F;ich bey &#x017F;einem Jagen<lb/>
Zum Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;o gewo&#x0364;hnt/ daß ers noch nicht vergißt/<lb/>
Und auch verliebt allzeit zum Schuß begierig i&#x017F;t.</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">C.</hi> </speaker>
              <p>Dir wohnen immer noch die alten Schwencke bey.</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">L.</hi> </speaker>
              <p>Ach ja/ Cori&#x017F;ca ja/ das Hertz i&#x017F;t noch wohl gutt/<lb/>
Muß gleich der alte Stock den Schnee am Wipffel tra-<lb/><hi rendition="#c">gen/</hi><lb/>
Lebt in der Wurtzel doch/ wie vor/ der gru&#x0364;ne Mutt.<lb/>
I&#x017F;t mit den Jahren gleich die be&#x017F;te Krafft entgangen/<lb/>
So brennt in Adern doch das &#x017F;iedende Verlangen.</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">C.</hi> </speaker>
              <p>Nun Amarille todt/ &#x017F;o muß ich weiter &#x017F;ehn/<lb/>
Was dem Mirtillo &#x017F;ey Lieb&#x2019; oder Leyd ge&#x017F;chehn.</p>
            </sp>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Fu&#x0364;nffter Handlung achter Aufftritt.</hi> </head><lb/>
            <stage> <hi rendition="#fr">Erga&#x017F;to. Cori&#x017F;ca.</hi> </stage><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">E.</hi> </speaker>
              <p><hi rendition="#in">O</hi>Tag voll Wunderwerck/ voll Lu&#x017F;t und Liebs-bezeugen<lb/>
O viel-beglu&#x0364;cktes Land! O Himmel voller Geigen</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">C.</hi> </speaker>
              <p>Schau dorten geht Erga&#x017F;t. Der kommt mir gleich<lb/><hi rendition="#c">recht an.</hi></p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">E.</hi> </speaker>
              <p>Nun heute freue &#x017F;ich/ was &#x017F;ich nur freuen kan.<lb/>
Es lache und krache die Erde/ das himmli&#x017F;che Feld/<lb/>
Es mache &#x017F;ich lu&#x017F;tig Lufft/ Feur und alle die Welt.<lb/>
Es dringe die Freude durch alle das hefftig&#x017F;te Leiden/<lb/>
Und zwinge/ was klaget und zaget/ zu munteren Freuden</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">C.</hi> </speaker>
              <p>Wie lu&#x017F;tig i&#x017F;t der Men&#x017F;ch!</p>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">E.</hi> </speaker>
              <p>Ihr viel-beglu&#x0364;ckten<lb/><hi rendition="#c">Hayne/</hi><lb/>
Habt ihr ge&#x017F;timmet ein mit un&#x017F;erem Geweine/<lb/>
Seyd ihr mit kla&#x0364;glichem Gera&#x0364;u&#x017F;che beygefallen<lb/>
Den Seufftzern/ die man ließ in euren Gru&#x0364;nden &#x017F;challen<lb/>
So freut euch auch mit uns/ la&#x017F;&#x017F;t &#x017F;o viel Zungen klingen/<lb/>
Als Feder-Kinder je auff euren Ae&#x017F;ten &#x017F;ingen/<lb/>
Als Zweige li&#x017F;pelnd &#x017F;pieln beym Rau&#x017F;chen &#x017F;anffter Lufft<lb/>
Die &#x017F;ich mit un&#x017F;er Freud zugleich hat ausgekla&#x0364;rt/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Mach<supplied>t/</supplied></fw><lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0268] GUARINI So ſind die Wunden auch bey ihr nicht einerley: Die eine ſchmertzet ſehr/ die ander iſt gelinde/ Die eine will/ daß man zum heilen ſie verbinde/ Die andre aber will ſtets ſeyn gehalten offen. Und er/ der kuͤhne Menſch/ hat ſich bey ſeinem Jagen Zum Schuͤſſen ſo gewoͤhnt/ daß ers noch nicht vergißt/ Und auch verliebt allzeit zum Schuß begierig iſt. C. Dir wohnen immer noch die alten Schwencke bey. L. Ach ja/ Coriſca ja/ das Hertz iſt noch wohl gutt/ Muß gleich der alte Stock den Schnee am Wipffel tra- gen/ Lebt in der Wurtzel doch/ wie vor/ der gruͤne Mutt. Iſt mit den Jahren gleich die beſte Krafft entgangen/ So brennt in Adern doch das ſiedende Verlangen. C. Nun Amarille todt/ ſo muß ich weiter ſehn/ Was dem Mirtillo ſey Lieb’ oder Leyd geſchehn. Fuͤnffter Handlung achter Aufftritt. Ergaſto. Coriſca. E. OTag voll Wunderwerck/ voll Luſt und Liebs-bezeugen O viel-begluͤcktes Land! O Himmel voller Geigen C. Schau dorten geht Ergaſt. Der kommt mir gleich recht an. E. Nun heute freue ſich/ was ſich nur freuen kan. Es lache und krache die Erde/ das himmliſche Feld/ Es mache ſich luſtig Lufft/ Feur und alle die Welt. Es dringe die Freude durch alle das hefftigſte Leiden/ Und zwinge/ was klaget und zaget/ zu munteren Freuden C. Wie luſtig iſt der Menſch! E. Ihr viel-begluͤckten Hayne/ Habt ihr geſtimmet ein mit unſerem Geweine/ Seyd ihr mit klaͤglichem Geraͤuſche beygefallen Den Seufftzern/ die man ließ in euren Gruͤnden ſchallen So freut euch auch mit uns/ laſſt ſo viel Zungen klingen/ Als Feder-Kinder je auff euren Aeſten ſingen/ Als Zweige liſpelnd ſpieln beym Rauſchen ſanffter Lufft Die ſich mit unſer Freud zugleich hat ausgeklaͤrt/ Macht/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das Exemplar enthält mehrere Werke. Herausgegeben… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/268
Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/268>, abgerufen am 21.11.2024.