Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.treuer Schäffer. Verzeihe der/ die dir wol feindIn Worten und Geberden scheint/ Doch dich im Hertzen mehr/ als sich/ mit Liebe meynt. Und wo du wilt darum nach strenger Rache streben/ Was kan dir bessre Rach/ als deine Schmertzen/ geben? Denn/ so du bist mein Hertz/ als wie du es doch bist/ Ob Erd und Himmel gleich darum erzürnet ist/ Wenn deine Thränen sich in lange Ströhme ziehn/ Und deiner Seufftzer Zahl bestürmt das Wolcken-Hauß/ So fließt mein mildes Blutt mit solchen Thränen hin/ Mein Lebens-Athem raucht mit solchen Seufftzern aus/ Und was du fühlst in deinem Hertzen/ Sind deine nicht/ sind meine Schmertzen. Dritter Handlung fünffter Aufftritt. Corisca. Amarillis. C. Verhöle mir nicht weiter deinen Brandt/ Geliebtes Kind/ durch falscher Worte Schatten. A. Ach Himmel/ hilff! ich Aermste bin verrathen! C. Ich habe dein Anliegen längst erkannt; Ich habe längst gesagt/ du bist verliebt/ Ob gleich dein Wort das Widerspiel ausgiebt. Izt bin ich nun durch deinen eignen Mund/ Mein Tausend-Schatz/ dir kommen auff den Grund. Und warum hastu mirs nicht längst vertraut? Hastu so schlecht auff meine Treu gebaut? Was wirstu roth? die Lieb ist eine Pein/ Die durch die gantze Welt gemein. A. Ich muß dir nur mein gantzes Hertze sagen/ Und thränend über meine Schwachheit klagen. C. Nachdem sie ohne diß ist worden offenbahr. A. Ich thörichte/ nehm izt aus eignem Beyspiel wahr/ Ein Hertz ist viel zu schwach die Lieb in sich zu zwingen/ Die durch so manches Thor ins weite Feld kan dringen. C. Wie kanstu aber den Mirtill so grausam plagen/ Und dein selbst eignes Hertz in stiller Glutt verbrennen? A. Mitleiden kan man nicht vor Grausamkeit erkennen. C. Man
treuer Schaͤffer. Verzeihe der/ die dir wol feindIn Worten und Geberden ſcheint/ Doch dich im Hertzen mehr/ als ſich/ mit Liebe meynt. Und wo du wilt darum nach ſtrenger Rache ſtreben/ Was kan dir beſſre Rach/ als deine Schmertzen/ geben? Denn/ ſo du biſt mein Hertz/ als wie du es doch biſt/ Ob Erd und Himmel gleich darum erzuͤrnet iſt/ Wenn deine Thraͤnen ſich in lange Stroͤhme ziehn/ Und deiner Seufftzer Zahl beſtuͤrmt das Wolcken-Hauß/ So fließt mein mildes Blutt mit ſolchen Thraͤnen hin/ Mein Lebens-Athem raucht mit ſolchen Seufftzern aus/ Und was du fuͤhlſt in deinem Hertzen/ Sind deine nicht/ ſind meine Schmertzen. Dritter Handlung fuͤnffter Aufftritt. Coriſca. Amarillis. C. Verhoͤle mir nicht weiter deinen Brandt/ Geliebtes Kind/ durch falſcher Worte Schatten. A. Ach Himmel/ hilff! ich Aermſte bin verrathen! C. Ich habe dein Anliegen laͤngſt erkannt; Ich habe laͤngſt geſagt/ du biſt verliebt/ Ob gleich dein Wort das Widerſpiel ausgiebt. Izt bin ich nun durch deinen eignen Mund/ Mein Tauſend-Schatz/ dir kommen auff den Grund. Und warum haſtu mirs nicht laͤngſt vertraut? Haſtu ſo ſchlecht auff meine Treu gebaut? Was wirſtu roth? die Lieb iſt eine Pein/ Die durch die gantze Welt gemein. A. Ich muß dir nur mein gantzes Hertze ſagen/ Und thraͤnend uͤber meine Schwachheit klagen. C. Nachdem ſie ohne diß iſt worden offenbahr. A. Ich thoͤrichte/ nehm izt aus eignem Beyſpiel wahr/ Ein Hertz iſt viel zu ſchwach die Lieb in ſich zu zwingen/ Die durch ſo manches Thor ins weite Feld kan dringen. C. Wie kanſtu aber den Mirtill ſo grauſam plagen/ Und dein ſelbſt eignes Hertz in ſtiller Glutt verbrennen? A. Mitleiden kan man nicht vor Grauſamkeit erkennen. C. Man
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In Worten und Geberden ſcheint/
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Und wo du wilt darum nach ſtrenger Rache ſtreben/
Was kan dir beſſre Rach/ als deine Schmertzen/ geben?
Denn/ ſo du biſt mein Hertz/ als wie du es doch biſt/
Ob Erd und Himmel gleich darum erzuͤrnet iſt/
Wenn deine Thraͤnen ſich in lange Stroͤhme ziehn/
Und deiner Seufftzer Zahl beſtuͤrmt das Wolcken-Hauß/
So fließt mein mildes Blutt mit ſolchen Thraͤnen hin/
Mein Lebens-Athem raucht mit ſolchen Seufftzern aus/
Und was du fuͤhlſt in deinem Hertzen/
Sind deine nicht/ ſind meine Schmertzen.
Dritter Handlung fuͤnffter Aufftritt.
Coriſca. Amarillis.
C. Verhoͤle mir nicht weiter deinen Brandt/
Geliebtes Kind/ durch falſcher Worte Schatten.
A. Ach Himmel/ hilff! ich Aermſte bin verrathen!
C. Ich habe dein Anliegen laͤngſt erkannt;
Ich habe laͤngſt geſagt/ du biſt verliebt/
Ob gleich dein Wort das Widerſpiel ausgiebt.
Izt bin ich nun durch deinen eignen Mund/
Mein Tauſend-Schatz/ dir kommen auff den Grund.
Und warum haſtu mirs nicht laͤngſt vertraut?
Haſtu ſo ſchlecht auff meine Treu gebaut?
Was wirſtu roth? die Lieb iſt eine Pein/
Die durch die gantze Welt gemein.
A. Ich muß dir nur mein gantzes Hertze ſagen/
Und thraͤnend uͤber meine Schwachheit klagen.
C. Nachdem ſie ohne diß iſt worden offenbahr.
A. Ich thoͤrichte/ nehm izt aus eignem Beyſpiel wahr/
Ein Hertz iſt viel zu ſchwach die Lieb in ſich zu zwingen/
Die durch ſo manches Thor ins weite Feld kan dringen.
C. Wie kanſtu aber den Mirtill ſo grauſam plagen/
Und dein ſelbſt eignes Hertz in ſtiller Glutt verbrennen?
A. Mitleiden kan man nicht vor Grauſamkeit erkennen.
C. Man
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Zitationshilfe: | Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/179>, abgerufen am 23.02.2025. |