Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

vnderschiedlich geschrieben / doch die glaubwirdigsten sagen von neun tausendten / von welchen in wehrendem Treffen bey sechs tausendt / die vbrigen aber zum Theil in der Flucht / vnnd sonderlich im Thiergarten / darein sich ein grosse Anzahl jhr Leben zuretten begeben / erschlagen worden / zum Theil in der Moldaw (so mehrerntheils Vngarn gewesen) ersoffen. Gefangen sind worden / Fürst Christian von Anhalt der Jüngere / von dem zuvor gedacht / der Junge Graff von Thurn / Graff von Styrumb / ein Rheingraff / ein Hertzog von Sachsen Weinmar / vnd etlich andere mehr Officirer / sampt in 500. Soldaten.

Auff der Kayserischen vnd Bayerischen Seithen sind vber zweyhundert vnnd fünfftzig nicht geblieben / aber vnder denen sind etliche tapffere Obristen gewesen / als der General Ouartier-Meister Caratti ein Neapolitaner / der Obriste von Meggaw / Capitayn von Prösing / Donpre / vnnd vier Wallonische Hauptleuth. Es ist bey Menschen gedencken keine dergleichen Schlacht in der Christenheit vorgangen / Ja es ist auch so gar alles Geschütz vnnd was zu einem Feldläger gehöret in dem Stich geblieben: Vnnd ob wohl etlich Capitayn vnd Befelchshaber den Soldaten in der Flucht anbefohlen / zu Brandeiß sich wider zusamblen / darauff auch jhrer viel daselbs erschienen / haben sie doch vergeblich auff Ordinantz gewartet / also endtlich sich ein jeder / wo er gekönnet / hinbegeben.

Etliche schreiben die Böhmische Armada seye vor dem Treffen in dreyssig tausend Mann mit dem Landtvolck / vnnd die Kayserische mit der Bayerischen vnd auch Böhmischen Landvolck vber 50000. starck gewesen.

Deß von Tilly vnnd Verdugii Tapfferkeit in der Prager schlacht Es wirdt sonderlich auff der Bayerischen Seithen deß von Tilly Tapfferkeit gerühmet / derselbe ist hin vnnd wider gerennet vnnd wo es vonnöthen / Hülff gethan / auch mit den vorgedachten fünff hundert Reuttern so er vnder dem Obristen Cratzen den allbereit zur Flucht sich neigenden Hauffen zugeordnet / nicht ein geringe Vrsach deß Siegs auff der Kayserischen Seithen gewesen.

Wilhelmus Staden aber in Troph. Verdug. meldet / daß vnder allen andern das grösseste Lob gebühre dem Wilhelm Verdugo / derselbe were die vornehmbste Vrsach deß erlangten Siegs gewesen / in dem er den grösten Gewalt der Feinde wider sich hatte / demselben aber mit seinen Wallonen ritterlich wider setzete / den Fürsten von Anhalt gefangen nahme / ein Fahne mit eigenen Händen eroberte / der drey ersten Geschütz der Böhmen sich bemächtigte / vnd selbige auff sie vmbwendete / vnd die gantze Böhmische Armada in Vnordnung brachte.

Vnnd solches Zeugnuß gibt jhm auch einer so in einem Tractätlein in Italianischer Sprach diese Schlacht beschrieben / der Kriegs Obristen / so in dieser Prager Schlacht vor andern sich tapffer gehalten / Mannheit rühmet.

Es hat auch dieser Verdugo ein köstliches mit Edelgesteinen geziertes Hosenbandt / so König Friderich / Pfaltzgraff / in der Flucht hinderlassen / vnnd ein Zeichen deß Engelländischen Ritter Ordens de La Gartiere war / bekommen / welches er hernach dem Hertzogen in Bayern verehret.

Kays. vnd Bayerisch Kriegsvolck ziehet auff Prag. Als nun also die Kayserische vnd Bayerische die Victory wider die Böhmen erhalten / hat Jhre Durchleucht. für gut angesehen / also bald die Statt Prag / als das Haupt deß Königreichs anzugreiffen / derowegen noch selbigen Abend das Fußvolck biß an die Mawren kommen / daselbst sich gelägert / vnd die Nacht vber allda Wacht gehalten.

König Friderichs Begeren an Hertzog Maximil. Der Graff von Hohenlohe vnd der Graff von Thurn / so sich / wie sie vermercket / daß jhre Sachen einen vnglücklichen Außgang gewinnen würden / auß der Schlacht nach Prag begeben haben / haben den König Friderich dahin vermöcht / daß er eylends einen Abgesandten an den Hertzogen in Bayern geschicket / vnnd nur 24. Stund vmb einen Anstandt gebetten / welchem von Jhrer Durchl. nur 8. Stund / sich zuerklären / ob er weichen vnnd sich aller Ansprüch auffs Königreich Böhmen vnd Incorporirte Länder auff ein ewiges verzeihen wolt / bewilligt worden / darauff Pfaltzgraff Friderich begibt sich von Prag auff Preßlaw. dann weiter kein Erklärung vom König erfolgt / sondern er hat sich selbigen Abend auß dem Schloß in die alte Statt begeben / vnnd folgenden Tags mit seiner Gemahlin vnnd allem so in der Eyl fortzubringen gewest / auß Prag nach Preßlaw salvirt / ingleichem hat der alte Graff von Thurn / der Graff von Hohenlohe / der von Ruppa vnnd andere mehr sich mit von dannen gemacht.

Schloß zu Prag wird den Kayserischen vbergeben. Hierauff haben das Prager Schloß die darin gelegene zwey Fähnlein Fußvolck vnder Capitayn Sigismund Schumbert vnnd Capitayn Georg Christopff Goltzinger dem Hertzogen in Bayern im Namen der Röm. Kay. M. vbergeben vnd den Eyd geleistet.

Es hat auch die kleine Prager Statt bey Hertzog Maximilian anbringen lassen / sie wolten sich Jhrer Kayserlichen Mayestat ergeben / bäten derowegen daß sie der Soldaten Muthwillen befreyet würden; Worauff Jhre Durchleucht. selber sich nach der Statt begeben damit das Bolck von allem Vnfug abgehalten vnd die Statt nit geplündert würde. Vnder dessen haben auch die New-vnd Altstätter an Jhn geschicket / vnd drey Tag Auffschub jhre Sachen zuberahtschlagen begehret / mit vermelden / daß sie hernach dero Befehl nachgeleben wolten. Aber er hat jhnen nicht drey Stund Auffzug geben wollen / sondern jhnen andeuten lassen / sie solten sich alsbald ergeben / hat auch zugleich zwey Regiment an zwo Pforten verordnet / welche die Plünderung der Statt verwahren / auch bey Leib vnnd Lebens Straff verbotten / daß niemandt von seinem Fähnlein weichen solte; Vnnd diese Straff ward auch auff die Obristen vnnd Hauptleuth / welche jhr vndergeben Volck nicht in Disciplin hielten / gesetzet.

Deß Nachmittags ist der Hertzog bey dem Kö-

vnderschiedlich geschrieben / doch die glaubwirdigsten sagen von neun tausendten / von welchen in wehrendem Treffen bey sechs tausendt / die vbrigen aber zum Theil in der Flucht / vnnd sonderlich im Thiergarten / darein sich ein grosse Anzahl jhr Leben zuretten begeben / erschlagen worden / zum Theil in der Moldaw (so mehrerntheils Vngarn gewesen) ersoffen. Gefangen sind worden / Fürst Christian von Anhalt der Jüngere / von dem zuvor gedacht / der Junge Graff von Thurn / Graff von Styrumb / ein Rheingraff / ein Hertzog von Sachsen Weinmar / vnd etlich andere mehr Officirer / sampt in 500. Soldaten.

Auff der Kayserischen vnd Bayerischen Seithen sind vber zweyhundert vnnd fünfftzig nicht geblieben / aber vnder denen sind etliche tapffere Obristen gewesen / als der General Ouartier-Meister Caratti ein Neapolitaner / der Obriste von Meggaw / Capitayn von Prösing / Donpre / vnnd vier Wallonische Hauptleuth. Es ist bey Menschen gedencken keine dergleichen Schlacht in der Christenheit vorgangen / Ja es ist auch so gar alles Geschütz vnnd was zu einem Feldläger gehöret in dem Stich geblieben: Vnnd ob wohl etlich Capitayn vnd Befelchshaber den Soldaten in der Flucht anbefohlen / zu Brandeiß sich wider zusamblen / darauff auch jhrer viel daselbs erschienen / haben sie doch vergeblich auff Ordinantz gewartet / also endtlich sich ein jeder / wo er gekönnet / hinbegeben.

Etliche schreiben die Böhmische Armada seye vor dem Treffen in dreyssig tausend Mann mit dem Landtvolck / vnnd die Kayserische mit der Bayerischen vnd auch Böhmischen Landvolck vber 50000. starck gewesen.

Deß von Tilly vnnd Verdugii Tapfferkeit in der Prager schlacht Es wirdt sonderlich auff der Bayerischen Seithen deß von Tilly Tapfferkeit gerühmet / derselbe ist hin vnnd wider gerennet vnnd wo es vonnöthen / Hülff gethan / auch mit den vorgedachten fünff hundert Reuttern so er vnder dem Obristen Cratzen den allbereit zur Flucht sich neigenden Hauffen zugeordnet / nicht ein geringe Vrsach deß Siegs auff der Kayserischen Seithen gewesen.

Wilhelmus Staden aber in Troph. Verdug. meldet / daß vnder allen andern das grösseste Lob gebühre dem Wilhelm Verdugo / derselbe were die vornehmbste Vrsach deß erlangten Siegs gewesen / in dem er den grösten Gewalt der Feinde wider sich hatte / demselben aber mit seinen Wallonen ritterlich wider setzete / den Fürsten von Anhalt gefangen nahme / ein Fahne mit eigenen Händen eroberte / der drey ersten Geschütz der Böhmen sich bemächtigte / vnd selbige auff sie vmbwendete / vnd die gantze Böhmische Armada in Vnordnung brachte.

Vnnd solches Zeugnuß gibt jhm auch einer so in einem Tractätlein in Italianischer Sprach diese Schlacht beschrieben / der Kriegs Obristen / so in dieser Prager Schlacht vor andern sich tapffer gehalten / Mannheit rühmet.

Es hat auch dieser Verdugo ein köstliches mit Edelgesteinen geziertes Hosenbandt / so König Friderich / Pfaltzgraff / in der Flucht hinderlassen / vnnd ein Zeichen deß Engelländischen Ritter Ordens de La Gartiere war / bekommen / welches er hernach dem Hertzogen in Bayern verehret.

Kays. vnd Bayerisch Kriegsvolck ziehet auff Prag. Als nun also die Kayserische vnd Bayerische die Victory wider die Böhmen erhalten / hat Jhre Durchleucht. für gut angesehen / also bald die Statt Prag / als das Haupt deß Königreichs anzugreiffen / derowegen noch selbigen Abend das Fußvolck biß an die Mawren kommen / daselbst sich gelägert / vnd die Nacht vber allda Wacht gehalten.

König Friderichs Begeren an Hertzog Maximil. Der Graff von Hohenlohe vnd der Graff von Thurn / so sich / wie sie vermercket / daß jhre Sachen einen vnglücklichen Außgang gewinnen würden / auß der Schlacht nach Prag begeben haben / haben den König Friderich dahin vermöcht / daß er eylends einen Abgesandten an den Hertzogen in Bayern geschicket / vnnd nur 24. Stund vmb einen Anstandt gebetten / welchem von Jhrer Durchl. nur 8. Stund / sich zuerklären / ob er weichen vnnd sich aller Ansprüch auffs Königreich Böhmen vnd Incorporirte Länder auff ein ewiges verzeihen wolt / bewilligt worden / darauff Pfaltzgraff Friderich begibt sich von Prag auff Preßlaw. dann weiter kein Erklärung vom König erfolgt / sondern er hat sich selbigen Abend auß dem Schloß in die alte Statt begeben / vnnd folgenden Tags mit seiner Gemahlin vnnd allem so in der Eyl fortzubringen gewest / auß Prag nach Preßlaw salvirt / ingleichem hat der alte Graff von Thurn / der Graff von Hohenlohe / der von Ruppa vnnd andere mehr sich mit von dannen gemacht.

Schloß zu Prag wird den Kayserischen vbergeben. Hierauff haben das Prager Schloß die darin gelegene zwey Fähnlein Fußvolck vnder Capitayn Sigismund Schumbert vnnd Capitayn Georg Christopff Goltzinger dem Hertzogen in Bayern im Namen der Röm. Kay. M. vbergeben vnd den Eyd geleistet.

Es hat auch die kleine Prager Statt bey Hertzog Maximilian anbringen lassen / sie wolten sich Jhrer Kayserlichen Mayestat ergeben / bäten derowegen daß sie der Soldaten Muthwillen befreyet würden; Worauff Jhre Durchleucht. selber sich nach der Statt begeben damit das Bolck von allem Vnfug abgehalten vnd die Statt nit geplündert würde. Vnder dessen haben auch die New-vnd Altstätter an Jhn geschicket / vnd drey Tag Auffschub jhre Sachen zuberahtschlagen begehret / mit vermelden / daß sie hernach dero Befehl nachgeleben wolten. Aber er hat jhnen nicht drey Stund Auffzug geben wollen / sondern jhnen andeuten lassen / sie solten sich alsbald ergeben / hat auch zugleich zwey Regiment an zwo Pforten verordnet / welche die Plünderung der Statt verwahren / auch bey Leib vnnd Lebens Straff verbotten / daß niemandt von seinem Fähnlein weichen solte; Vnnd diese Straff ward auch auff die Obristen vnnd Hauptleuth / welche jhr vndergeben Volck nicht in Disciplin hielten / gesetzet.

Deß Nachmittags ist der Hertzog bey dem Kö-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0530" n="463"/>
        <div>
          <p>vnderschiedlich geschrieben / doch die glaubwirdigsten sagen von neun tausendten                      / von welchen in wehrendem Treffen bey sechs tausendt / die vbrigen aber zum                      Theil in der Flucht / vnnd sonderlich im Thiergarten / darein sich ein grosse                      Anzahl jhr Leben zuretten begeben / erschlagen worden / zum Theil in der Moldaw                      (so mehrerntheils Vngarn gewesen) ersoffen. Gefangen sind worden / Fürst                      Christian von Anhalt der Jüngere / von dem zuvor gedacht / der Junge Graff von                      Thurn / Graff von Styrumb / ein Rheingraff / ein Hertzog von Sachsen Weinmar /                      vnd etlich andere mehr Officirer / sampt in 500. Soldaten.</p>
          <p>Auff der Kayserischen vnd Bayerischen Seithen sind vber zweyhundert vnnd                      fünfftzig nicht geblieben / aber vnder denen sind etliche tapffere Obristen                      gewesen / als der General Ouartier-Meister Caratti ein Neapolitaner / der                      Obriste von Meggaw / Capitayn von Prösing / Donpre / vnnd vier Wallonische                      Hauptleuth. Es ist bey Menschen gedencken keine dergleichen Schlacht in der                      Christenheit vorgangen / Ja es ist auch so gar alles Geschütz vnnd was zu einem                      Feldläger gehöret in dem Stich geblieben: Vnnd ob wohl etlich Capitayn vnd                      Befelchshaber den Soldaten in der Flucht anbefohlen / zu Brandeiß sich wider                      zusamblen / darauff auch jhrer viel daselbs erschienen / haben sie doch                      vergeblich auff Ordinantz gewartet / also endtlich sich ein jeder / wo er                      gekönnet / hinbegeben.</p>
          <p>Etliche schreiben die Böhmische Armada seye vor dem Treffen in dreyssig tausend                      Mann mit dem Landtvolck / vnnd die Kayserische mit der Bayerischen vnd auch                      Böhmischen Landvolck vber 50000. starck gewesen.</p>
          <p><note place="left">Deß von Tilly vnnd Verdugii Tapfferkeit in der Prager                          schlacht</note> Es wirdt sonderlich auff der Bayerischen Seithen deß von                      Tilly Tapfferkeit gerühmet / derselbe ist hin vnnd wider gerennet vnnd wo es                      vonnöthen / Hülff gethan / auch mit den vorgedachten fünff hundert Reuttern so                      er vnder dem Obristen Cratzen den allbereit zur Flucht sich neigenden Hauffen                      zugeordnet / nicht ein geringe Vrsach deß Siegs auff der Kayserischen Seithen                      gewesen.</p>
          <p>Wilhelmus Staden aber in Troph. Verdug. meldet / daß vnder allen andern das                      grösseste Lob gebühre dem Wilhelm Verdugo / derselbe were die vornehmbste Vrsach                      deß erlangten Siegs gewesen / in dem er den grösten Gewalt der Feinde wider sich                      hatte / demselben aber mit seinen Wallonen ritterlich wider setzete / den                      Fürsten von Anhalt gefangen nahme / ein Fahne mit eigenen Händen eroberte / der                      drey ersten Geschütz der Böhmen sich bemächtigte / vnd selbige auff sie                      vmbwendete / vnd die gantze Böhmische Armada in Vnordnung brachte.</p>
          <p>Vnnd solches Zeugnuß gibt jhm auch einer so in einem Tractätlein in Italianischer                      Sprach diese Schlacht beschrieben / der Kriegs Obristen / so in dieser Prager                      Schlacht vor andern sich tapffer gehalten / Mannheit rühmet.</p>
          <p>Es hat auch dieser Verdugo ein köstliches mit Edelgesteinen geziertes Hosenbandt                      / so König Friderich / Pfaltzgraff / in der Flucht hinderlassen / vnnd ein                      Zeichen deß Engelländischen Ritter Ordens de La Gartiere war / bekommen /                      welches er hernach dem Hertzogen in Bayern verehret.</p>
          <p><note place="right">Kays. vnd Bayerisch Kriegsvolck ziehet auff                      Prag.</note> Als nun also die Kayserische vnd Bayerische die Victory wider die                      Böhmen erhalten / hat Jhre Durchleucht. für gut angesehen / also bald die Statt                      Prag / als das Haupt deß Königreichs anzugreiffen / derowegen noch selbigen                      Abend das Fußvolck biß an die Mawren kommen / daselbst sich gelägert / vnd die                      Nacht vber allda Wacht gehalten.</p>
          <p><note place="right">König Friderichs Begeren an Hertzog Maximil.</note>                      Der Graff von Hohenlohe vnd der Graff von Thurn / so sich / wie sie vermercket /                      daß jhre Sachen einen vnglücklichen Außgang gewinnen würden / auß der Schlacht                      nach Prag begeben haben / haben den König Friderich dahin vermöcht / daß er                      eylends einen Abgesandten an den Hertzogen in Bayern geschicket / vnnd nur 24.                      Stund vmb einen Anstandt gebetten / welchem von Jhrer Durchl. nur 8. Stund /                      sich zuerklären / ob er weichen vnnd sich aller Ansprüch auffs Königreich Böhmen                      vnd Incorporirte Länder auff ein ewiges verzeihen wolt / bewilligt worden /                      darauff <note place="right">Pfaltzgraff Friderich begibt sich von Prag                          auff Preßlaw.</note> dann weiter kein Erklärung vom König erfolgt / sondern                      er hat sich selbigen Abend auß dem Schloß in die alte Statt begeben / vnnd                      folgenden Tags mit seiner Gemahlin vnnd allem so in der Eyl fortzubringen gewest                      / auß Prag nach Preßlaw salvirt / ingleichem hat der alte Graff von Thurn / der                      Graff von Hohenlohe / der von Ruppa vnnd andere mehr sich mit von dannen                      gemacht.</p>
          <p><note place="right">Schloß zu Prag wird den Kayserischen vbergeben.</note>                      Hierauff haben das Prager Schloß die darin gelegene zwey Fähnlein Fußvolck vnder                      Capitayn Sigismund Schumbert vnnd Capitayn Georg Christopff Goltzinger dem                      Hertzogen in Bayern im Namen der Röm. Kay. M. vbergeben vnd den Eyd geleistet.</p>
          <p>Es hat auch die kleine Prager Statt bey Hertzog Maximilian anbringen lassen / sie                      wolten sich Jhrer Kayserlichen Mayestat ergeben / bäten derowegen daß sie der                      Soldaten Muthwillen befreyet würden; Worauff Jhre Durchleucht. selber sich nach                      der Statt begeben damit das Bolck von allem Vnfug abgehalten vnd die Statt nit                      geplündert würde. Vnder dessen haben auch die New-vnd Altstätter an Jhn                      geschicket / vnd drey Tag Auffschub jhre Sachen zuberahtschlagen begehret / mit                      vermelden / daß sie hernach dero Befehl nachgeleben wolten. Aber er hat jhnen                      nicht drey Stund Auffzug geben wollen / sondern jhnen andeuten lassen / sie                      solten sich alsbald ergeben / hat auch zugleich zwey Regiment an zwo Pforten                      verordnet / welche die Plünderung der Statt verwahren / auch bey Leib vnnd                      Lebens Straff verbotten / daß niemandt von seinem Fähnlein weichen solte; Vnnd                      diese Straff ward auch auff die Obristen vnnd Hauptleuth / welche jhr vndergeben                      Volck nicht in Disciplin hielten / gesetzet.</p>
          <p>Deß Nachmittags ist der Hertzog bey dem Kö-
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[463/0530] vnderschiedlich geschrieben / doch die glaubwirdigsten sagen von neun tausendten / von welchen in wehrendem Treffen bey sechs tausendt / die vbrigen aber zum Theil in der Flucht / vnnd sonderlich im Thiergarten / darein sich ein grosse Anzahl jhr Leben zuretten begeben / erschlagen worden / zum Theil in der Moldaw (so mehrerntheils Vngarn gewesen) ersoffen. Gefangen sind worden / Fürst Christian von Anhalt der Jüngere / von dem zuvor gedacht / der Junge Graff von Thurn / Graff von Styrumb / ein Rheingraff / ein Hertzog von Sachsen Weinmar / vnd etlich andere mehr Officirer / sampt in 500. Soldaten. Auff der Kayserischen vnd Bayerischen Seithen sind vber zweyhundert vnnd fünfftzig nicht geblieben / aber vnder denen sind etliche tapffere Obristen gewesen / als der General Ouartier-Meister Caratti ein Neapolitaner / der Obriste von Meggaw / Capitayn von Prösing / Donpre / vnnd vier Wallonische Hauptleuth. Es ist bey Menschen gedencken keine dergleichen Schlacht in der Christenheit vorgangen / Ja es ist auch so gar alles Geschütz vnnd was zu einem Feldläger gehöret in dem Stich geblieben: Vnnd ob wohl etlich Capitayn vnd Befelchshaber den Soldaten in der Flucht anbefohlen / zu Brandeiß sich wider zusamblen / darauff auch jhrer viel daselbs erschienen / haben sie doch vergeblich auff Ordinantz gewartet / also endtlich sich ein jeder / wo er gekönnet / hinbegeben. Etliche schreiben die Böhmische Armada seye vor dem Treffen in dreyssig tausend Mann mit dem Landtvolck / vnnd die Kayserische mit der Bayerischen vnd auch Böhmischen Landvolck vber 50000. starck gewesen. Es wirdt sonderlich auff der Bayerischen Seithen deß von Tilly Tapfferkeit gerühmet / derselbe ist hin vnnd wider gerennet vnnd wo es vonnöthen / Hülff gethan / auch mit den vorgedachten fünff hundert Reuttern so er vnder dem Obristen Cratzen den allbereit zur Flucht sich neigenden Hauffen zugeordnet / nicht ein geringe Vrsach deß Siegs auff der Kayserischen Seithen gewesen. Deß von Tilly vnnd Verdugii Tapfferkeit in der Prager schlacht Wilhelmus Staden aber in Troph. Verdug. meldet / daß vnder allen andern das grösseste Lob gebühre dem Wilhelm Verdugo / derselbe were die vornehmbste Vrsach deß erlangten Siegs gewesen / in dem er den grösten Gewalt der Feinde wider sich hatte / demselben aber mit seinen Wallonen ritterlich wider setzete / den Fürsten von Anhalt gefangen nahme / ein Fahne mit eigenen Händen eroberte / der drey ersten Geschütz der Böhmen sich bemächtigte / vnd selbige auff sie vmbwendete / vnd die gantze Böhmische Armada in Vnordnung brachte. Vnnd solches Zeugnuß gibt jhm auch einer so in einem Tractätlein in Italianischer Sprach diese Schlacht beschrieben / der Kriegs Obristen / so in dieser Prager Schlacht vor andern sich tapffer gehalten / Mannheit rühmet. Es hat auch dieser Verdugo ein köstliches mit Edelgesteinen geziertes Hosenbandt / so König Friderich / Pfaltzgraff / in der Flucht hinderlassen / vnnd ein Zeichen deß Engelländischen Ritter Ordens de La Gartiere war / bekommen / welches er hernach dem Hertzogen in Bayern verehret. Als nun also die Kayserische vnd Bayerische die Victory wider die Böhmen erhalten / hat Jhre Durchleucht. für gut angesehen / also bald die Statt Prag / als das Haupt deß Königreichs anzugreiffen / derowegen noch selbigen Abend das Fußvolck biß an die Mawren kommen / daselbst sich gelägert / vnd die Nacht vber allda Wacht gehalten. Kays. vnd Bayerisch Kriegsvolck ziehet auff Prag. Der Graff von Hohenlohe vnd der Graff von Thurn / so sich / wie sie vermercket / daß jhre Sachen einen vnglücklichen Außgang gewinnen würden / auß der Schlacht nach Prag begeben haben / haben den König Friderich dahin vermöcht / daß er eylends einen Abgesandten an den Hertzogen in Bayern geschicket / vnnd nur 24. Stund vmb einen Anstandt gebetten / welchem von Jhrer Durchl. nur 8. Stund / sich zuerklären / ob er weichen vnnd sich aller Ansprüch auffs Königreich Böhmen vnd Incorporirte Länder auff ein ewiges verzeihen wolt / bewilligt worden / darauff dann weiter kein Erklärung vom König erfolgt / sondern er hat sich selbigen Abend auß dem Schloß in die alte Statt begeben / vnnd folgenden Tags mit seiner Gemahlin vnnd allem so in der Eyl fortzubringen gewest / auß Prag nach Preßlaw salvirt / ingleichem hat der alte Graff von Thurn / der Graff von Hohenlohe / der von Ruppa vnnd andere mehr sich mit von dannen gemacht. König Friderichs Begeren an Hertzog Maximil. Pfaltzgraff Friderich begibt sich von Prag auff Preßlaw. Hierauff haben das Prager Schloß die darin gelegene zwey Fähnlein Fußvolck vnder Capitayn Sigismund Schumbert vnnd Capitayn Georg Christopff Goltzinger dem Hertzogen in Bayern im Namen der Röm. Kay. M. vbergeben vnd den Eyd geleistet. Schloß zu Prag wird den Kayserischen vbergeben. Es hat auch die kleine Prager Statt bey Hertzog Maximilian anbringen lassen / sie wolten sich Jhrer Kayserlichen Mayestat ergeben / bäten derowegen daß sie der Soldaten Muthwillen befreyet würden; Worauff Jhre Durchleucht. selber sich nach der Statt begeben damit das Bolck von allem Vnfug abgehalten vnd die Statt nit geplündert würde. Vnder dessen haben auch die New-vnd Altstätter an Jhn geschicket / vnd drey Tag Auffschub jhre Sachen zuberahtschlagen begehret / mit vermelden / daß sie hernach dero Befehl nachgeleben wolten. Aber er hat jhnen nicht drey Stund Auffzug geben wollen / sondern jhnen andeuten lassen / sie solten sich alsbald ergeben / hat auch zugleich zwey Regiment an zwo Pforten verordnet / welche die Plünderung der Statt verwahren / auch bey Leib vnnd Lebens Straff verbotten / daß niemandt von seinem Fähnlein weichen solte; Vnnd diese Straff ward auch auff die Obristen vnnd Hauptleuth / welche jhr vndergeben Volck nicht in Disciplin hielten / gesetzet. Deß Nachmittags ist der Hertzog bey dem Kö-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/530
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/530>, abgerufen am 21.12.2024.