Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Burckhard, Gottfried: Himmlische Johanna Elisabeth. Breslau, 1673.

Bild:
<< vorherige Seite

sterben sondern leben und deß Herren Werck verkündi-
gen. Sey nun wieder zu frieden meine Seele/ denn derPs. 116. 7. 8. 9.
HErr thut dir guts. Denn du hast meine Seele auß dem
Tode gerissen/ mein Auge von den Thränen/ meinen Fuß
vom gleiten. Jch wil wandeln für dem HErren im Lande
der Lebendigen. Wolan ihr Seelen/ die ihr Ruhe suchet
in Gott/ durch Betrachtung deß Todes/ daß der wolthut
den Frommen/ lasset die Heyden trauren über sich und ihre
Todten/ die keine Hofnung der Erlösung vom zeitlichen1. Thes. [4]
Tode haben; Lasset Ciceronem winseln/ der in aller seiner
Beredsamkeit nicht ein einig Trost-Wort wuste/ seine See-
le wider den Tod zu trösten/ lasset Aristotelem in seiner tief-
fen Welt-Weißheit als einen Thoren zittern und beben/
wenn er in der Todes Erwehnung verzagt und klagt otha-
natos ten phoberon phoberotaton. Der Tod ist das allerschreck-
lichste Ding auf der gantzen Welt. Wir sagen: Nein.
Vielmehr selig sind die Todten die im HErren sterben vonApoc. 1.[4]
nun an. Der Geist saget: Sie ruhen von ihrer Arbeit.

Weiter findet eine Seele allerholdseligste Ruhe in Gott
mitten im Tode

II.
In omni Adversitate constanter certando.
Uberwinden Kampff und Streit
Macht der Seelen Ruh und Freud.

Wer deß Tages Last und Hitze in schwerer Arbeit zu-Matth. 20.
gebracht wie jene im Weinberge/ der ruhet bey kühler Nacht
lieblich und wol. Fromme Christ-Hertzen sind dazu be-
ruffen/ daß sie hier im Creutz und Trübsal und allerley Ver-
folgungs-Hitze ihre Lebens-Tage zubringen sollen/ aber
am Abend eines seligen Todes ist die Ruhe bestellet. Da ge-
het uns abermal Paulus vor mit seinem Lebens-Lauf/ wie

es
C

ſterben ſondern leben und deß Herren Werck verkuͤndi-
gen. Sey nun wieder zu frieden meine Seele/ denn derPſ. 116. 7. 8. 9.
HErr thut dir guts. Denn du haſt meine Seele auß dem
Tode geriſſen/ mein Auge von den Thraͤnen/ meinen Fuß
vom gleiten. Jch wil wandeln fuͤr dem HErren im Lande
der Lebendigen. Wolan ihr Seelen/ die ihr Ruhe ſuchet
in Gott/ durch Betrachtung deß Todes/ daß der wolthut
den Frommen/ laſſet die Heyden trauren uͤber ſich und ihre
Todten/ die keine Hofnung der Erloͤſung vom zeitlichen1. Theſ. [4]
Tode haben; Laſſet Ciceronem winſeln/ der in aller ſeiner
Beredſamkeit nicht ein einig Troſt-Wort wuſte/ ſeine See-
le wider den Tod zu troͤſten/ laſſet Ariſtotelem in ſeiner tief-
fen Welt-Weißheit als einen Thoren zittern und beben/
wenn er in der Todes Erwehnung verzagt und klagt όϑά-
νατος τῆν φοβερῶν φοβερότατον. Der Tod iſt das allerſchreck-
lichſte Ding auf der gantzen Welt. Wir ſagen: Nein.
Vielmehr ſelig ſind die Todten die im HErren ſterben vonApoc. 1.[4]
nun an. Der Geiſt ſaget: Sie ruhen von ihrer Arbeit.

Weiter findet eine Seele allerholdſeligſte Ruhe in Gott
mitten im Tode

II.
In omni Adverſitate conſtanter certando.
Uberwinden Kampff und Streit
Macht der Seelen Ruh und Freud.

Wer deß Tages Laſt und Hitze in ſchwerer Arbeit zu-Matth. 20.
gebracht wie jene im Weinberge/ der ruhet bey kuͤhler Nacht
lieblich und wol. Fromme Chriſt-Hertzen ſind dazu be-
ruffen/ daß ſie hier im Creutz und Truͤbſal und allerley Ver-
folgungs-Hitze ihre Lebens-Tage zubringen ſollen/ aber
am Abend eines ſeligen Todes iſt die Ruhe beſtellet. Da ge-
het uns abermal Paulus vor mit ſeinem Lebens-Lauf/ wie

es
C
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsThanks" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0017" n="[17]"/>
&#x017F;terben &#x017F;ondern leben und deß <hi rendition="#k">Herren</hi> Werck verku&#x0364;ndi-<lb/>
gen. Sey nun wieder zu frieden meine Seele/ denn der<note place="right"><hi rendition="#aq">P&#x017F;.</hi> 116. 7. 8. 9.</note><lb/>
HErr thut dir guts. Denn du ha&#x017F;t meine Seele auß dem<lb/>
Tode geri&#x017F;&#x017F;en/ mein Auge von den Thra&#x0364;nen/ meinen Fuß<lb/>
vom gleiten. Jch wil wandeln fu&#x0364;r dem HErren im Lande<lb/>
der Lebendigen. Wolan ihr Seelen/ die ihr Ruhe &#x017F;uchet<lb/>
in <hi rendition="#k">Gott/</hi> durch Betrachtung deß Todes/ daß der wolthut<lb/>
den Frommen/ la&#x017F;&#x017F;et die Heyden trauren u&#x0364;ber &#x017F;ich und ihre<lb/>
Todten/ die keine Hofnung der Erlo&#x0364;&#x017F;ung vom zeitlichen<note place="right">1. <hi rendition="#aq">The&#x017F;.</hi> <supplied>4</supplied></note><lb/>
Tode haben; La&#x017F;&#x017F;et <hi rendition="#aq">Ciceronem</hi> win&#x017F;eln/ der in aller &#x017F;einer<lb/>
Bered&#x017F;amkeit nicht ein einig Tro&#x017F;t-Wort wu&#x017F;te/ &#x017F;eine See-<lb/>
le wider den Tod zu tro&#x0364;&#x017F;ten/ la&#x017F;&#x017F;et <hi rendition="#aq">Ari&#x017F;totelem</hi> in &#x017F;einer tief-<lb/>
fen Welt-Weißheit als einen Thoren zittern und beben/<lb/>
wenn er in der Todes Erwehnung verzagt und klagt &#x03CC;&#x03D1;&#x03AC;-<lb/>
&#x03BD;&#x03B1;&#x03C4;&#x03BF;&#x03C2; &#x03C4;&#x1FC6;&#x03BD; &#x03C6;&#x03BF;&#x03B2;&#x03B5;&#x03C1;&#x1FF6;&#x03BD; &#x03C6;&#x03BF;&#x03B2;&#x03B5;&#x03C1;&#x03CC;&#x03C4;&#x03B1;&#x03C4;&#x03BF;&#x03BD;. Der Tod i&#x017F;t das aller&#x017F;chreck-<lb/>
lich&#x017F;te Ding auf der gantzen Welt. Wir &#x017F;agen: Nein.<lb/>
Vielmehr &#x017F;elig &#x017F;ind die Todten die im HErren &#x017F;terben von<note place="right"><hi rendition="#aq">Apoc.</hi> 1.<supplied>4</supplied></note><lb/>
nun an. Der Gei&#x017F;t &#x017F;aget: Sie ruhen von ihrer Arbeit.</p><lb/>
              <p>Weiter findet eine Seele allerhold&#x017F;elig&#x017F;te Ruhe in Gott<lb/>
mitten im Tode</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq">II.<lb/>
In omni Adver&#x017F;itate con&#x017F;tanter certando.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <l> <hi rendition="#fr">Uberwinden Kampff und Streit</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Macht der Seelen Ruh und Freud.</hi> </l>
            </lg><lb/>
            <p>Wer deß Tages La&#x017F;t und Hitze in &#x017F;chwerer Arbeit zu-<note place="right"><hi rendition="#aq">Matth.</hi> 20.</note><lb/>
gebracht wie jene im Weinberge/ der ruhet bey ku&#x0364;hler Nacht<lb/>
lieblich und wol. Fromme Chri&#x017F;t-Hertzen &#x017F;ind dazu be-<lb/>
ruffen/ daß &#x017F;ie hier im Creutz und Tru&#x0364;b&#x017F;al und allerley Ver-<lb/>
folgungs-Hitze ihre Lebens-Tage zubringen &#x017F;ollen/ aber<lb/>
am Abend eines &#x017F;eligen Todes i&#x017F;t die Ruhe be&#x017F;tellet. Da ge-<lb/>
het uns abermal Paulus vor mit &#x017F;einem Lebens-Lauf/ wie<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">C</fw><fw type="catch" place="bottom">es</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[17]/0017] ſterben ſondern leben und deß Herren Werck verkuͤndi- gen. Sey nun wieder zu frieden meine Seele/ denn der HErr thut dir guts. Denn du haſt meine Seele auß dem Tode geriſſen/ mein Auge von den Thraͤnen/ meinen Fuß vom gleiten. Jch wil wandeln fuͤr dem HErren im Lande der Lebendigen. Wolan ihr Seelen/ die ihr Ruhe ſuchet in Gott/ durch Betrachtung deß Todes/ daß der wolthut den Frommen/ laſſet die Heyden trauren uͤber ſich und ihre Todten/ die keine Hofnung der Erloͤſung vom zeitlichen Tode haben; Laſſet Ciceronem winſeln/ der in aller ſeiner Beredſamkeit nicht ein einig Troſt-Wort wuſte/ ſeine See- le wider den Tod zu troͤſten/ laſſet Ariſtotelem in ſeiner tief- fen Welt-Weißheit als einen Thoren zittern und beben/ wenn er in der Todes Erwehnung verzagt und klagt όϑά- νατος τῆν φοβερῶν φοβερότατον. Der Tod iſt das allerſchreck- lichſte Ding auf der gantzen Welt. Wir ſagen: Nein. Vielmehr ſelig ſind die Todten die im HErren ſterben von nun an. Der Geiſt ſaget: Sie ruhen von ihrer Arbeit. Pſ. 116. 7. 8. 9. 1. Theſ. 4 Apoc. 1.4 Weiter findet eine Seele allerholdſeligſte Ruhe in Gott mitten im Tode II. In omni Adverſitate conſtanter certando. Uberwinden Kampff und Streit Macht der Seelen Ruh und Freud. Wer deß Tages Laſt und Hitze in ſchwerer Arbeit zu- gebracht wie jene im Weinberge/ der ruhet bey kuͤhler Nacht lieblich und wol. Fromme Chriſt-Hertzen ſind dazu be- ruffen/ daß ſie hier im Creutz und Truͤbſal und allerley Ver- folgungs-Hitze ihre Lebens-Tage zubringen ſollen/ aber am Abend eines ſeligen Todes iſt die Ruhe beſtellet. Da ge- het uns abermal Paulus vor mit ſeinem Lebens-Lauf/ wie es Matth. 20. C

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/511301
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/511301/17
Zitationshilfe: Burckhard, Gottfried: Himmlische Johanna Elisabeth. Breslau, 1673, S. [17]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/511301/17>, abgerufen am 21.12.2024.