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Schöttgen, Christian: Leben und letzte Stunden HERRN Christoph Theodosii Walthers. Halle, 1742.

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"hielt der Herr Pastor N. eine Früh-Predigt über Psalm 117. und
"ermahnte die gegenwärtige Studiosos Theologiae, daß sie sich nicht
"bekümmern solten, wie sie etwa befördert würden. GOtt
"braucht Leute in einem so fernen Lande.
Seit der Zeit habe
"ich immer eine Liebe zu dem Wercke gehabt, dachte aber nicht,
"daß ich auch einmal noch dahin kommen solte."

§. 16.

Jm gedachten Gröningischen Collegio zu Stargard hat er sehr
fleißig studiret, und sich der wahren Gottseligkeit mit Ernst beflissen,
welches ich ihm, als sein damaliger Präceptor, selbst bezeugen kan.
So oft das offentliche Kirchen-Gebet verrichtet ward, geschah sol-
ches von ihm kniend, welches ihm von den Collegiasten sehr we-
nige nachthaten. Und eben dieses bewog Herrn D. Zierolden, daß
er ihm eine Jnformation in dem dasigen Wäysen-Hause aufgetra-
gen. Jch lase gleich anfangs über das Evangelium Johannis, und
zwar ging ich etwas weiter, als daß ich es bey der puren Grammatic
hätte bewenden lassen, welches bey dem Seligen etwas neues war,
aber auch bald Wurtzel geschlagen, und eine grosse Lust, die heilige
Schrift etwas gründlicher kennen zu lernen, bey ihm erweckt.
Wie er denn noch in der letzten Abend-Mahlzeit, welche er den 24.
April. mit mir gehalten, mir das Zeugniß gab, ich hätte ihn in
die Schrift gejagt, und begierig gemacht, dieselbe etwas genauer,
als sonst geschehen wäre, zu untersuchen. Er fragte fleißig nach,
liesse sich Bücher zeigen und geben, ich gestehe auch, daß ich darüber
allezeit ein sonderbares Vergnügen gehabt. Sonst hat er auch zu
Stargard eine harte Kranckheit ausstehen müssen, so daß ihn die
Medici schon übergeben. GOtt aber hat ihn wieder aus dem Ra-
chen des Todes herausgerissen, welches er in seinem geschriebenen
Aufsatz danckbarlich zu rühmen nicht vergessen.

§. 17.

A. 1720. im zwantzigsten Jahre seines Alters zog er von Star-
gard auf die Königl. Preußi.. Friedrichs-Universität nach Halle.
Daselbst hat er die damals lebenden Professores, Herrn Abt D. Breit-
haupten, Herrn D. Anton, Herrn Prof. Francken, Herrn D. Michae-
lis und Herrn D. Langen, fleißig gehöret, und ist wegen seines Fleisses
und Wohlverhaltens von allen geliebet worden. Jns besondere

war
B 3

„hielt der Herr Paſtor N. eine Fruͤh-Predigt uͤber Pſalm 117. und
„ermahnte die gegenwaͤrtige Studioſos Theologiæ, daß ſie ſich nicht
„bekuͤmmern ſolten, wie ſie etwa befoͤrdert wuͤrden. GOtt
„braucht Leute in einem ſo fernen Lande.
Seit der Zeit habe
„ich immer eine Liebe zu dem Wercke gehabt, dachte aber nicht,
„daß ich auch einmal noch dahin kommen ſolte.„

§. 16.

Jm gedachten Groͤningiſchen Collegio zu Stargard hat er ſehr
fleißig ſtudiret, und ſich der wahren Gottſeligkeit mit Ernſt befliſſen,
welches ich ihm, als ſein damaliger Praͤceptor, ſelbſt bezeugen kan.
So oft das offentliche Kirchen-Gebet verrichtet ward, geſchah ſol-
ches von ihm kniend, welches ihm von den Collegiaſten ſehr we-
nige nachthaten. Und eben dieſes bewog Herrn D. Zierolden, daß
er ihm eine Jnformation in dem daſigen Waͤyſen-Hauſe aufgetra-
gen. Jch laſe gleich anfangs uͤber das Evangelium Johannis, und
zwar ging ich etwas weiter, als daß ich es bey der puren Grammatic
haͤtte bewenden laſſen, welches bey dem Seligen etwas neues war,
aber auch bald Wurtzel geſchlagen, und eine groſſe Luſt, die heilige
Schrift etwas gruͤndlicher kennen zu lernen, bey ihm erweckt.
Wie er denn noch in der letzten Abend-Mahlzeit, welche er den 24.
April. mit mir gehalten, mir das Zeugniß gab, ich haͤtte ihn in
die Schrift gejagt, und begierig gemacht, dieſelbe etwas genauer,
als ſonſt geſchehen waͤre, zu unterſuchen. Er fragte fleißig nach,
lieſſe ſich Buͤcher zeigen und geben, ich geſtehe auch, daß ich daruͤber
allezeit ein ſonderbares Vergnuͤgen gehabt. Sonſt hat er auch zu
Stargard eine harte Kranckheit ausſtehen muͤſſen, ſo daß ihn die
Medici ſchon uͤbergeben. GOtt aber hat ihn wieder aus dem Ra-
chen des Todes herausgeriſſen, welches er in ſeinem geſchriebenen
Aufſatz danckbarlich zu ruͤhmen nicht vergeſſen.

§. 17.

A. 1720. im zwantzigſten Jahre ſeines Alters zog er von Star-
gard auf die Koͤnigl. Preußi.. Friedrichs-Univerſitaͤt nach Halle.
Daſelbſt hat er die damals lebenden Profeſſores, Herrn Abt D. Breit-
haupten, Herrn D. Anton, Herrn Prof. Francken, Herrn D. Michae-
lis und Herrn D. Langen, fleißig gehoͤret, und iſt wegen ſeines Fleiſſes
und Wohlverhaltens von allen geliebet worden. Jns beſondere

war
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[13/0013] „hielt der Herr Paſtor N. eine Fruͤh-Predigt uͤber Pſalm 117. und „ermahnte die gegenwaͤrtige Studioſos Theologiæ, daß ſie ſich nicht „bekuͤmmern ſolten, wie ſie etwa befoͤrdert wuͤrden. GOtt „braucht Leute in einem ſo fernen Lande. Seit der Zeit habe „ich immer eine Liebe zu dem Wercke gehabt, dachte aber nicht, „daß ich auch einmal noch dahin kommen ſolte.„ §. 16. Jm gedachten Groͤningiſchen Collegio zu Stargard hat er ſehr fleißig ſtudiret, und ſich der wahren Gottſeligkeit mit Ernſt befliſſen, welches ich ihm, als ſein damaliger Praͤceptor, ſelbſt bezeugen kan. So oft das offentliche Kirchen-Gebet verrichtet ward, geſchah ſol- ches von ihm kniend, welches ihm von den Collegiaſten ſehr we- nige nachthaten. Und eben dieſes bewog Herrn D. Zierolden, daß er ihm eine Jnformation in dem daſigen Waͤyſen-Hauſe aufgetra- gen. Jch laſe gleich anfangs uͤber das Evangelium Johannis, und zwar ging ich etwas weiter, als daß ich es bey der puren Grammatic haͤtte bewenden laſſen, welches bey dem Seligen etwas neues war, aber auch bald Wurtzel geſchlagen, und eine groſſe Luſt, die heilige Schrift etwas gruͤndlicher kennen zu lernen, bey ihm erweckt. Wie er denn noch in der letzten Abend-Mahlzeit, welche er den 24. April. mit mir gehalten, mir das Zeugniß gab, ich haͤtte ihn in die Schrift gejagt, und begierig gemacht, dieſelbe etwas genauer, als ſonſt geſchehen waͤre, zu unterſuchen. Er fragte fleißig nach, lieſſe ſich Buͤcher zeigen und geben, ich geſtehe auch, daß ich daruͤber allezeit ein ſonderbares Vergnuͤgen gehabt. Sonſt hat er auch zu Stargard eine harte Kranckheit ausſtehen muͤſſen, ſo daß ihn die Medici ſchon uͤbergeben. GOtt aber hat ihn wieder aus dem Ra- chen des Todes herausgeriſſen, welches er in ſeinem geſchriebenen Aufſatz danckbarlich zu ruͤhmen nicht vergeſſen. §. 17. A. 1720. im zwantzigſten Jahre ſeines Alters zog er von Star- gard auf die Koͤnigl. Preußi.. Friedrichs-Univerſitaͤt nach Halle. Daſelbſt hat er die damals lebenden Profeſſores, Herrn Abt D. Breit- haupten, Herrn D. Anton, Herrn Prof. Francken, Herrn D. Michae- lis und Herrn D. Langen, fleißig gehoͤret, und iſt wegen ſeines Fleiſſes und Wohlverhaltens von allen geliebet worden. Jns beſondere war B 3

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Zitationshilfe: Schöttgen, Christian: Leben und letzte Stunden HERRN Christoph Theodosii Walthers. Halle, 1742, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/386596/13>, abgerufen am 30.12.2024.