Es findet sich bey jhnen
V. Zum fünfften die Lampe jhrer Gottseeligkeit.
Judith hat jhre Gottesfurcht an Tag gegeben durch jhre
Einsamkeit: durch jhre Bußfertigkeit: durch jhre
Mäßigkeit: durch Heiligung des Sabbaths.
1. Einsam war Judith. Denn sie hatte jhr oben
in jhrem Hause ein sonderlich Kämmerlin gemacht/ da-
rinne sie saß mit jhren Mägden. Hat es gebraucht zum
Trawer-Kämmerlin/ da sie dieser Welt entzogen/ vnd
böse Gesellschafften geflohen: alß ein Beth-Kämmerlin
da sie zu GOtt geschryen: alß ein Zucht-Kämmerlin/
darinn sie die jhrigen erzogen: alß ein Beruffs-Käm-
merlin vnd Werckstet/ da sie jhrer Arbeit abgewartet/
vnd den Müßiggang geflohen.
2. Judith war Bußfertig. Sie ward bekleidet
mit einem Sack; welchen getragen haben/ nicht allein
die Leydtragenden; (denn Jacob in seiner grösten Traw-
rigkeit leget einen Sack vmb seine Lenden.)
Vnd andere; sondern auch die Bußfertigen/
wie die Leute zu Ninive/ die glaubten an GOtt/ vnd liessen
predigen; man solte fasten/ vnd zogen Säcke an/ beyde
Groß vnd Klein. Auch der König hüllet einen Sack
vmb sich/ vnd setzt sich in die Aschen. Das ist/ jhr Le-
ben war eine stete Busse.
3. Judith lebet Mäßig. Sie fastet täglich/ nicht
daß sie entweder gar nichts gessen; oder gewisser Spei-
sen sich enthalten hette, (denn jenes were wider die Na-
tur/ die durch Speiß vnd Tranck muß erhalten werden;
dieses aber wider GOTTes Wort/ welches rühmet/
daß
Es findet ſich bey jhnen
V. Zum fuͤnfften die Lampe jhrer Gottſeeligkeit.
Judith hat jhre Gottesfurcht an Tag gegeben durch jhre
Einſamkeit: durch jhre Bußfertigkeit: durch jhre
Maͤßigkeit: durch Heiligung des Sabbaths.
1. Einſam war Judith. Denn ſie hatte jhr oben
in jhrem Hauſe ein ſonderlich Kaͤmmerlin gemacht/ da-
rinne ſie ſaß mit jhren Maͤgden. Hat es gebraucht zum
Trawer-Kaͤmmerlin/ da ſie dieſer Welt entzogen/ vnd
boͤſe Geſellſchafften geflohen: alß ein Beth-Kaͤmmerlin
da ſie zu GOtt geſchryen: alß ein Zucht-Kaͤmmerlin/
darinn ſie die jhrigen erzogen: alß ein Beruffs-Kaͤm-
merlin vnd Werckſtet/ da ſie jhrer Arbeit abgewartet/
vnd den Muͤßiggang geflohen.
2. Judith war Bußfertig. Sie ward bekleidet
mit einem Sack; welchen getragen haben/ nicht allein
die Leydtragenden; (denn Jacob in ſeiner groͤſten Traw-
rigkeit leget einen Sack vmb ſeine Lenden.)
Vnd andere; ſondern auch die Bußfertigen/
wie die Leute zu Ninive/ die glaubten an GOtt/ vnd lieſſen
predigen; man ſolte faſten/ vnd zogen Saͤcke an/ beyde
Groß vnd Klein. Auch der Koͤnig huͤllet einen Sack
vmb ſich/ vnd ſetzt ſich in die Aſchen. Das iſt/ jhr Le-
ben war eine ſtete Buſſe.
3. Judith lebet Maͤßig. Sie faſtet taͤglich/ nicht
daß ſie entweder gar nichts geſſen; oder gewiſſer Spei-
ſen ſich enthalten hette, (denn jenes were wider die Na-
tur/ die durch Speiß vnd Tranck muß erhalten werden;
dieſes aber wider GOTTes Wort/ welches ruͤhmet/
daß
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[0028]
Chriſtliche Leich-Predigt.
Es findet ſich bey jhnen
V. Zum fuͤnfften die Lampe jhrer Gottſeeligkeit.
Judith hat jhre Gottesfurcht an Tag gegeben durch jhre
Einſamkeit: durch jhre Bußfertigkeit: durch jhre
Maͤßigkeit: durch Heiligung des Sabbaths.
1. Einſam war Judith. Denn ſie hatte jhr oben
in jhrem Hauſe ein ſonderlich Kaͤmmerlin gemacht/ da-
rinne ſie ſaß mit jhren Maͤgden. Hat es gebraucht zum
Trawer-Kaͤmmerlin/ da ſie dieſer Welt entzogen/ vnd
boͤſe Geſellſchafften geflohen: alß ein Beth-Kaͤmmerlin
da ſie zu GOtt geſchryen: alß ein Zucht-Kaͤmmerlin/
darinn ſie die jhrigen erzogen: alß ein Beruffs-Kaͤm-
merlin vnd Werckſtet/ da ſie jhrer Arbeit abgewartet/
vnd den Muͤßiggang geflohen.
2. Judith war Bußfertig. Sie ward bekleidet
mit einem Sack; welchen getragen haben/ nicht allein
die Leydtragenden; (denn Jacob in ſeiner groͤſten Traw-
rigkeit leget einen Sack vmb ſeine Lenden.)
Gen. 37. 34.
Vnd andere; ſondern auch die Bußfertigen/
wie die Leute zu Ninive/ die glaubten an GOtt/ vnd lieſſen
predigen; man ſolte faſten/ vnd zogen Saͤcke an/ beyde
Groß vnd Klein. Auch der Koͤnig huͤllet einen Sack
vmb ſich/ vnd ſetzt ſich in die Aſchen. Das iſt/ jhr Le-
ben war eine ſtete Buſſe.
Jon. 3. 5. 6.
3. Judith lebet Maͤßig. Sie faſtet taͤglich/ nicht
daß ſie entweder gar nichts geſſen; oder gewiſſer Spei-
ſen ſich enthalten hette, (denn jenes were wider die Na-
tur/ die durch Speiß vnd Tranck muß erhalten werden;
dieſes aber wider GOTTes Wort/ welches ruͤhmet/
daß