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Klepperbein, Vertraugott: Den Todt im Leben Und das Leben im Tode. Schlichtingsheim (Oder), 1693.

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Abdanckungs-Rede.
setzet: Natura (in morte) expergefit, & tanqvam ex profun-
do emergit: Ut qvi Religionem omnem toto vitae tempore
contempserint, eo fere puncto, qvo se vertant, nesciant, & cor-
pore menteq; vehementer jactentur, adeo, qvam futuram
negarunt vitam, eo momento praesentem sentiunt.
So müs-
sen sie in ihrer Todes-Stunde/ die besten Prediger sein von
der Seelen Unsterbligkeit/ weil es von solchem Tod-Bette
heisset: Tu si hic esses, aliter sentires. Jn der Welt haben
sie/ als Trunckene von den Wollüsten geredet/ man möge
nur lustig seyn; nach dem Tode höre alles auff: Aber in
dem Tode/ wenn sie fein nüchtern worden/ haben/ sie vor
Erschrecknüs außgeruffen: O Ewigkeit/ O Ewigkeit! Non
putaram.
Dem Cain, als einem Bruder-Mörder ahnte
es alsobald/ nach dem er seinen Bruder nicht mehr bey sich
merckte/ das böse Gewissen aber/ und gleichsam der Schat-
ten des erschlagenen Bruders ihme auf dem Fusse allzeit
nachfolgete; Es ahnte ihm/ daß ein ander Leben sey/ und
seine Seele weissagete ihm von lauter Straffe/ und Elend.
v. Mag-
nalia Dei
P. I. p.
106.
Hier muß ich noch anführen Valerii Herbergeri Worte/ so
er bey Henochs Heim- und Himmelfarth gebraucht:

Die schöne Historia bezeugt/ spricht er/ das warhaff-
tig ein anderes Leben/ nach diesen zugewarten sey: Dar-
umb sagen die alten Kirchen-Lehrer; Abel bekennet ein
anderes Leben nach dem Tode; Denn sein Blut schreyet/
und wird erhöret. Cain bekennet ein anderes Leben für
dem Tode: Denn er fürchtet sich zu sterben: Es ahnet
ihm/ es werde bey dem zeitlichem Unglücke nicht bleiben.
Henoch bekennet ein anderes Leben ohne den Tod; Denn
er gehet stracks aus dem zeitlichen Unglücke/ ohn alle To-
des Schmertzen zum ewigen Leben.

So

Abdanckungs-Rede.
ſetzet: Natura (in morte) expergefit, & tanqvam ex profun-
do emergit: Ut qvi Religionem omnem toto vitæ tempore
contempſerint, eo ferè puncto, qvò ſe vertant, neſciant, & cor-
pore menteq́; vehementer jactentur, adeò, qvam futuram
negarunt vitam, eo momento præſentem ſentiunt.
So muͤſ-
ſen ſie in ihrer Todes-Stunde/ die beſten Prediger ſein von
der Seelen Unſterbligkeit/ weil es von ſolchem Tod-Bette
heiſſet: Tu ſi hic eſſes, aliter ſentires. Jn der Welt haben
ſie/ als Trunckene von den Wolluͤſten geredet/ man moͤge
nur luſtig ſeyn; nach dem Tode hoͤre alles auff: Aber in
dem Tode/ wenn ſie fein nuͤchtern worden/ haben/ ſie vor
Erſchrecknuͤs außgeruffen: O Ewigkeit/ O Ewigkeit! Non
putaram.
Dem Cain, als einem Bruder-Moͤrder ahnte
es alſobald/ nach dem er ſeinen Bruder nicht mehr bey ſich
merckte/ das boͤſe Gewiſſen aber/ und gleichſam der Schat-
ten des erſchlagenen Bruders ihme auf dem Fuſſe allzeit
nachfolgete; Es ahnte ihm/ daß ein ander Leben ſey/ und
ſeine Seele weiſſagete ihm von lauter Straffe/ und Elend.
v. Mag-
nalia Dei
P. I. p.
106.
Hier muß ich noch anfuͤhren Valerii Herbergeri Worte/ ſo
er bey Henochs Heim- und Himmelfarth gebraucht:

Die ſchoͤne Hiſtoria bezeugt/ ſpricht er/ das warhaff-
tig ein anderes Leben/ nach dieſen zugewarten ſey: Dar-
umb ſagen die alten Kirchen-Lehrer; Abel bekennet ein
anderes Leben nach dem Tode; Denn ſein Blut ſchreyet/
und wird erhoͤret. Cain bekennet ein anderes Leben fuͤr
dem Tode: Denn er fuͤrchtet ſich zu ſterben: Es ahnet
ihm/ es werde bey dem zeitlichem Ungluͤcke nicht bleiben.
Henoch bekennet ein anderes Leben ohne den Tod; Deñ
er gehet ſtracks aus dem zeitlichen Ungluͤcke/ ohn alle To-
des Schmertzen zum ewigen Leben.

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[30/0030] Abdanckungs-Rede. ſetzet: Natura (in morte) expergefit, & tanqvam ex profun- do emergit: Ut qvi Religionem omnem toto vitæ tempore contempſerint, eo ferè puncto, qvò ſe vertant, neſciant, & cor- pore menteq́; vehementer jactentur, adeò, qvam futuram negarunt vitam, eo momento præſentem ſentiunt. So muͤſ- ſen ſie in ihrer Todes-Stunde/ die beſten Prediger ſein von der Seelen Unſterbligkeit/ weil es von ſolchem Tod-Bette heiſſet: Tu ſi hic eſſes, aliter ſentires. Jn der Welt haben ſie/ als Trunckene von den Wolluͤſten geredet/ man moͤge nur luſtig ſeyn; nach dem Tode hoͤre alles auff: Aber in dem Tode/ wenn ſie fein nuͤchtern worden/ haben/ ſie vor Erſchrecknuͤs außgeruffen: O Ewigkeit/ O Ewigkeit! Non putaram. Dem Cain, als einem Bruder-Moͤrder ahnte es alſobald/ nach dem er ſeinen Bruder nicht mehr bey ſich merckte/ das boͤſe Gewiſſen aber/ und gleichſam der Schat- ten des erſchlagenen Bruders ihme auf dem Fuſſe allzeit nachfolgete; Es ahnte ihm/ daß ein ander Leben ſey/ und ſeine Seele weiſſagete ihm von lauter Straffe/ und Elend. Hier muß ich noch anfuͤhren Valerii Herbergeri Worte/ ſo er bey Henochs Heim- und Himmelfarth gebraucht: v. Mag- nalia Dei P. I. p. 106. Die ſchoͤne Hiſtoria bezeugt/ ſpricht er/ das warhaff- tig ein anderes Leben/ nach dieſen zugewarten ſey: Dar- umb ſagen die alten Kirchen-Lehrer; Abel bekennet ein anderes Leben nach dem Tode; Denn ſein Blut ſchreyet/ und wird erhoͤret. Cain bekennet ein anderes Leben fuͤr dem Tode: Denn er fuͤrchtet ſich zu ſterben: Es ahnet ihm/ es werde bey dem zeitlichem Ungluͤcke nicht bleiben. Henoch bekennet ein anderes Leben ohne den Tod; Deñ er gehet ſtracks aus dem zeitlichen Ungluͤcke/ ohn alle To- des Schmertzen zum ewigen Leben. So

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Zitationshilfe: Klepperbein, Vertraugott: Den Todt im Leben Und das Leben im Tode. Schlichtingsheim (Oder), 1693, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/359522/30>, abgerufen am 26.04.2024.