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Gerlach, Benjamin: Heimführung Der Braut Chrjstj zur Hochzeit in Himmel. Breslau, [1672].

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eines Gebäues künstlicher oder sittlicher Weise betrachtet.
Jm Tempel Salomo werden die innersten Zimmer [fremdsprachliches Material - 4 Zeichen fehlen]1. Chron.
XXVIII.
11.

[fremdsprachliches Material - 7 Zeichen fehlen] genennet. Ein jeglicher ist ein geistliches
Gebäude. Daher wird gesaget: Das Reich GOttes ist
inwendig. Beydes finden wir im Texte. Jenes der Anti-
qui
tät/ dieses dem Geiste nach. Wenn in Jsrael eine Toch-
ter verlobet/ so muste sie biß zur Heimführung in der Mut-
ter Hause gleichsam verschlossen bleiben. Die Zeit war
nach Belieben der Verbundenen/ ein Jahr/ ein halbes/ auch
etwas weniger/ wie Leo de Modena berichtet. (f) Die
Fußstapffen dieses Brauches/ sehen wir in dem Gleichnüß
von den klugen und thörichten Jungfrauen. Diese Braut/Matth. XXV.
welche sie bedienten/ war in jhres Vatern Haus. Hier
warteten sie eine lange Zeit/ biß erst umb Mitternacht der
Bräutigam/ die Heimholung zu halten/ ankam. Der Mut-
ter Haus ist die rechtgläubige Kirche. Hierinnen ist die/
welche Christi Braut ist/ geboren. Durch die Widergeburt
ist das Reich GOttes mitten in sie gesetzet. Hierinn her-
schet der Scepter deß Wortes/ und der Heilige Geist woh-
net darinne als in seinem Tempel. Den Augen deß Leibes
ists so unsichtbar/ als es den Sinnen des Gemütes zu errei-
chen unmöglich fället. Der Geist/ welcher die Gottheit und
unser Hertze erforschet/ würcket es auß: Der Glaube er-
greiffet es/ und/ wann uns GOTT seine Freundligkeit zu
schmäcken gibet/ so empfindet es unser Hertz mit tausendfa-
cher Fröligkeit. Es ist nicht zu sagen/ was dieses für eine
Süssigkeit bringet/ ein wahres Glied im Reiche GOT-
TES seyn/ und auch GOttes Reich in sich selbst haben
und empfinden. Hierinnen muß sie sich alleine/ und sonst
nirgends/ auffhalten. Dieser redet der Bräutigam ein für-
treffliches Lobe-Wort. Eine ist meine Taube/ meineCant. VI. 8.
Fromme/ eine ist jhrer Mutter die Liebste/ und die

Auß-
B

eines Gebaͤues kuͤnſtlicher oder ſittlicher Weiſe betrachtet.
Jm Tempel Salomo werden die innerſten Zimmer [fremdsprachliches Material – 4 Zeichen fehlen]1. Chron.
XXVIII.
11.

[fremdsprachliches Material – 7 Zeichen fehlen] genennet. Ein jeglicher iſt ein geiſtliches
Gebaͤude. Daher wird geſaget: Das Reich GOttes iſt
inwendig. Beydes finden wir im Texte. Jenes der Anti-
qui
taͤt/ dieſes dem Geiſte nach. Wenn in Jſrael eine Toch-
ter verlobet/ ſo muſte ſie biß zur Heimfuͤhrung in der Mut-
ter Hauſe gleichſam verſchloſſen bleiben. Die Zeit war
nach Belieben der Verbundenen/ ein Jahr/ ein halbes/ auch
etwas weniger/ wie Leo de Modena berichtet. (f) Die
Fußſtapffen dieſes Brauches/ ſehen wir in dem Gleichnuͤß
von den klugen und thoͤrichten Jungfrauen. Dieſe Braut/Matth. XXV.
welche ſie bedienten/ war in jhres Vatern Haus. Hier
warteten ſie eine lange Zeit/ biß erſt umb Mitternacht der
Braͤutigam/ die Heimholung zu halten/ ankam. Der Mut-
ter Haus iſt die rechtglaͤubige Kirche. Hierinnen iſt die/
welche Chriſti Braut iſt/ geboren. Durch die Widergeburt
iſt das Reich GOttes mitten in ſie geſetzet. Hierinn her-
ſchet der Scepter deß Wortes/ und der Heilige Geiſt woh-
net darinne als in ſeinem Tempel. Den Augen deß Leibes
iſts ſo unſichtbar/ als es den Sinnen des Gemuͤtes zu errei-
chen unmoͤglich faͤllet. Der Geiſt/ welcher die Gottheit und
unſer Hertze erforſchet/ wuͤrcket es auß: Der Glaube er-
greiffet es/ und/ wann uns GOTT ſeine Freundligkeit zu
ſchmaͤcken gibet/ ſo empfindet es unſer Hertz mit tauſendfa-
cher Froͤligkeit. Es iſt nicht zu ſagen/ was dieſes fuͤr eine
Suͤſſigkeit bringet/ ein wahres Glied im Reiche GOT-
TES ſeyn/ und auch GOttes Reich in ſich ſelbſt haben
und empfinden. Hierinnen muß ſie ſich alleine/ und ſonſt
nirgends/ auffhalten. Dieſer redet der Braͤutigam ein fuͤr-
treffliches Lobe-Wort. Eine iſt meine Taube/ meineCant. VI. 8.
Fromme/ eine iſt jhrer Mutter die Liebſte/ und die

Auß-
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Zitationshilfe: Gerlach, Benjamin: Heimführung Der Braut Chrjstj zur Hochzeit in Himmel. Breslau, [1672], S. [9]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354527/9>, abgerufen am 26.04.2024.