Hartmann, Adam Samuel: Der letzte Wille des Sohnes Gottes. Lissa, 1677.Christliche Leich-Predigt. Crucifixus, Meine Liebe ist gekreutziget. Sie fragte nach dessen Ur-sprung/ und bezeugete mit einer heiligen bewegung ihres Hertzens und aller Sinnen/ so daß Jhr die Augen übergiengen: Jhre eintzige Vergnügung we- re in erwegung der Höhe und der Breite/ der Länge und der Tieffe der Liebe Gottes/ und die sehe und schmecke Sie im Leiden/ Creutz und Tod JESU Christi. Das were auch Jhr bewehrter Trost in aller Angst/ jhr Schutz in aller Noth/ wieder den Teuffel/ den Zorn Gottes/ das jüngste Gericht/ den Tod und die Hölle. Unser Schluß war/ dieses were die beste und sicherste Sicherheit der gläubigen Seelen: Der Teuffel komme da nicht hin/ wo Er die blutige Ferse siehet/ die jhm seinen Kopff zerknirschet hat. Der Zorn Got- tes reiche da nicht hin/ wo der am Creutz hängt/ der durch sein vollkommenes Opffer seinen Vater versöhnet hat. Das jüngste Gericht schrecke nicht dar/ wo der stehet der unsere Gerechtigkeit ist/ der unsere Sünde getilget/ und die Missethat versiegelt hat. Der Todt würge nicht dar/ wo das Leben stirbet/ und die Krafft von sich gibt/ welche den Tod im Siege verschlungen hat. Die Hölle brenne nicht da/ wo das Blut des Lamms rinnet/ das die ewige Flamme außgeleschet hat. Das hieß Amor Meus Crucifixus. Und der darauß flies- sende Trost: Mein GOtt/ du hast deinen Sohn von Ewigkeit geliebet/ und mich in Jhm. Denn du hast mich geliedet/ ehe denn die Welt gegrün- det war. CONCLUSIO. Und nu ist die Stunde/ da Sie alles gesegnet was in dieser Welt ist/ weil Sie gesegnet zuvorderst Jhre Hertz-geliebten Hnn. Hnn. Söhne. Ach/
Chriſtliche Leich-Predigt. Crucifixus, Meine Liebe iſt gekreutziget. Sie fragte nach deſſen Ur-ſprung/ und bezeugete mit einer heiligen bewegung ihres Hertzens und aller Sinnen/ ſo daß Jhr die Augen uͤbergiengen: Jhre eintzige Vergnuͤgung we- re in erwegung der Hoͤhe und der Breite/ der Laͤnge und der Tieffe der Liebe Gottes/ und die ſehe und ſchmecke Sie im Leiden/ Creutz und Tod JESU Chriſti. Das were auch Jhr bewehrter Troſt in aller Angſt/ jhr Schutz in aller Noth/ wieder den Teuffel/ den Zorn Gottes/ das juͤngſte Gericht/ den Tod und die Hoͤlle. Unſer Schluß war/ dieſes were die beſte und ſicherſte Sicherheit der glaͤubigen Seelen: Der Teuffel komme da nicht hin/ wo Er die blutige Ferſe ſiehet/ die jhm ſeinen Kopff zerknirſchet hat. Der Zorn Got- tes reiche da nicht hin/ wo der am Creutz haͤngt/ der durch ſein vollkommenes Opffer ſeinen Vater verſoͤhnet hat. Das juͤngſte Gericht ſchrecke nicht dar/ wo der ſtehet der unſere Gerechtigkeit iſt/ der unſere Suͤnde getilget/ und die Miſſethat verſiegelt hat. Der Todt wuͤrge nicht dar/ wo das Leben ſtirbet/ und die Krafft von ſich gibt/ welche den Tod im Siege verſchlungen hat. Die Hoͤlle brenne nicht da/ wo das Blut des Lam̃s rinnet/ das die ewige Flamme außgeleſchet hat. Das hieß Amor Meus Crucifixus. Und der darauß flieſ- ſende Troſt: Mein GOtt/ du haſt deinen Sohn von Ewigkeit geliebet/ und mich in Jhm. Denn du haſt mich geliedet/ ehe denn die Welt gegruͤn- det war. CONCLUSIO. Und nu iſt die Stunde/ da Sie alles geſegnet was in dieſer Welt iſt/ weil Sie geſegnet zuvorderſt Jhre Hertz-geliebten Hnn. Hnn. Söhne. Ach/
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Chriſtliche Leich-Predigt.
Crucifixus, Meine Liebe iſt gekreutziget. Sie fragte nach deſſen Ur-
ſprung/ und bezeugete mit einer heiligen bewegung ihres Hertzens und aller
Sinnen/ ſo daß Jhr die Augen uͤbergiengen: Jhre eintzige Vergnuͤgung we-
re in erwegung der Hoͤhe und der Breite/ der Laͤnge und der Tieffe der Liebe
Gottes/ und die ſehe und ſchmecke Sie im Leiden/ Creutz und Tod JESU
Chriſti. Das were auch Jhr bewehrter Troſt in aller Angſt/ jhr Schutz in
aller Noth/ wieder den Teuffel/ den Zorn Gottes/ das juͤngſte Gericht/ den
Tod und die Hoͤlle. Unſer Schluß war/ dieſes were die beſte und ſicherſte
Sicherheit der glaͤubigen Seelen: Der Teuffel komme da nicht hin/ wo Er
die blutige Ferſe ſiehet/ die jhm ſeinen Kopff zerknirſchet hat. Der Zorn Got-
tes reiche da nicht hin/ wo der am Creutz haͤngt/ der durch ſein vollkommenes
Opffer ſeinen Vater verſoͤhnet hat. Das juͤngſte Gericht ſchrecke nicht dar/
wo der ſtehet der unſere Gerechtigkeit iſt/ der unſere Suͤnde getilget/ und die
Miſſethat verſiegelt hat. Der Todt wuͤrge nicht dar/ wo das Leben ſtirbet/
und die Krafft von ſich gibt/ welche den Tod im Siege verſchlungen hat. Die
Hoͤlle brenne nicht da/ wo das Blut des Lam̃s rinnet/ das die ewige Flamme
außgeleſchet hat. Das hieß Amor Meus Crucifixus. Und der darauß flieſ-
ſende Troſt: Mein GOtt/ du haſt deinen Sohn von Ewigkeit geliebet/ und
mich in Jhm. Denn du haſt mich geliedet/ ehe denn die Welt gegruͤn-
det war.
CONCLUSIO.
Und nu iſt die Stunde/ da Sie alles geſegnet was in dieſer Welt iſt/ weil
Sie ergriffen das was Him̃liſch und Ewig iſt.
Sie geſegnet zuvorderſt Jhre Hertz-geliebten Hnn. Hnn. Söhne.
Jhro Hoch-Frey-Herꝛl. Gnaden und Excellentz (tit. pl.) Hn. Hn. Baron
von Canitz/ Chur-Fuͤrſtl. Brandenb. Ober-Marſchallen/ ꝛc. und deſſen Hoch-
Wohl-Gebohrnen Eintzigen Herꝛn Bruder/ Hn. Hn. Georg Sigmund
von Canitz/ auff Wandritſch/ ꝛc. Wie dann auch Jhre Edleſte Eintzige Frau
Tochter/ (tit. pl.) Frau Maria von Looßin/ geb. Canitzin/ und eintzigen Hn.
Eydam/ (tit. pl.) Hn. Hn. Adam von Looß/ auff GroßOſten/ Ovaritz/ ꝛc. ꝛc.
Alle Frey-Herꝛliche/ alle Hoch-Adeliche Kinder und Kindes-Kinder/ etc.
Ach/
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Zitationshilfe: | Hartmann, Adam Samuel: Der letzte Wille des Sohnes Gottes. Lissa, 1677, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354523/41>, abgerufen am 03.03.2025. |