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Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796.

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aus Sibirien.
ren von ungebrannten Lehmſteinen ganz artig aufgefuͤhrt:
nachdem der Verſtorbene arm oder reich, vornehm oder
niedrig war, ſo hatte man auch die Huͤgel hoͤher oder
niedriger gemacht. Die Koͤrper der ganz Armen hatten nur
einen gemeinen Steinhaufen zur Bedeckung. Wie aͤhn-
lich ſind ſich doch die Menſchen in der ganzen Welt!
Der Arme iſt allenthalben ein Gegenſtand der Verach-
tung. — Laͤngſt dem Wege traf ich oͤfters ganze Stre-
cken von Schiefer in ſcharfen Ruͤcken zu 2, 3 bis 5 Rei-
hen parallel nebeneinander, durch die Steppe hinlaufend
an; ſie hatten in einiger Entfernung das Anſehen von ei-
nem 4 bis 6 Zoll hohen ruinirten Mauer-Fundament.
Dann giengen wir hart den ſogenannten Kloſterfelſen
Monaſtirki, kirgiſ. Dullugala-Tſchoͤckoͤt) vorbey, der
deswegen ſo genannt wird, weil er ſich in der Ferne wie
ein mit 3 Thuͤrmen verſehenes Kloſter zeigt. Es iſt
uͤbrigens nichts weiter, als ein iſolirter, ſchroffer, maͤch-
tig hoher, derber, grobkoͤrniger, uranfaͤnglicher Granit-
fels. Heute zeigte mir die Natur, wie ſie ihre uner-
meßlich großen Steingeruͤlle verfertiget, wovon ich ſchon
vorher in den Briefen aus dem Jablonnoi Chrebet ge-
dacht habe. Jndem ich neben einem feſten Graufelsge-
birge vorbeyritt, ſo broͤckelten, durch die große Sonnen-
hitze verwittert und losgetrennt, nicht ſehr große Stuͤcke
und Tafeln herab; auf dieſe Art war hier ſchon ein Hau-
fen von einigen Millionen Steinbrocken entſtanden. Der
haͤrteſte Felſen muß dem eiſernen ſcharfen Zahn der Zeit
weichen! — Wir trafen auf eine Kirgiſiſche Aul, wo
wir Mittag anhielten. Gegen Abend giengen wir wei-

ter,
H 2

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Zitationshilfe: Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siever_briefe_1796/123>, abgerufen am 03.03.2025.