Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] und hat daher die eigenschafft zu säubern/
zu heilen/ die Krätze zu vertreiben/ wird aber
dennoch wenig gebraucht.



CAPUT XCIX.
[Abbildung] Braun-blawe Veiel. Viola
purpurea.

Namen.

BLaue Veiel oder braune Violen heißt
Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 3 Wörter fehlen]. Latei-
nisch/ Viola, Viola purpurea. Jtaliän.
Viola porporina, Viola pavonazza, Viola mam-
mola.
Frantzösisch/ Violette, Violette de Mars.
Spanisch/ Violeta. Englisch/ Violet. Dä-
nisch/ Fioler. Niderländisch/ Vioole/ Vio-
lette.

Geschlecht und Gestalt.
1. Die braune blaue Veiel/ Viola purpu-
rea Martia. J. B. Martia purpurea flore simpli-
ci odoro, C. B.
hat runde blätter schier wie der
Ephew/ sind jedoch zarter/ kleiner und ligen
auff der erden. Sie haben keine stengel/ son-
dern dünne/ fingers-lange stiel/ deren jeder
ein wolriechendes braun-blaues blümlein o-
der Veiel trägt/ so gemeiniglich auß fünff
blättlein bestehet/ das mittelste under diesen
blättlein bringet ein hol hütlein/ inwendig
mit einem gelben düpfflein besprengt/ auß
diesen Veieln werden runde/ graßfärbige
Hülßlein/ oder verschlossene Böllelein vol-
ler samen wie Hirß. Die wurtzel ist lang/
dünn und zasicht. Die Veiel-stöcklein/ nach
dem sie verblühet/ erjüngen sich zweyfaltig/
einmahl vom außgefallenen samen/ zum
andern thun sich die stöcklein hin und wider
mit ihren langen fäden außbreiten/ hencken
sich an die erden/ und wachsen von einem
etwan zehen oder zwölff stöcklein/ welche
man ferners wie junge Erdbeer-stöcklein
auffziehenkan. Für die besten Veieln wer-
[Spaltenumbruch] den|gehalten/ welche bald im Mertzen blühen/
denn ihre krafft von der heissen Sonnen
noch nicht außgetrocknet/ oder vom nassen
wetter ertruncken ist. Sie wachsen gemei-
niglich an schattichten orten/ in Zwingern/
bey den Mauren/ Gärten/ Zäunen und Bü-
heln/ und werden allein zur Artzney ge-
braucht.
2. Die wilde Hunds-Veiel/ Viola Martia in-
odora sylvestris, C. B. coerulea Martia inodora
sylvatica, in cacumine semen ferens, J. B.
hat
ein weiß/ lang und runtzlicht würtzelein/ die
blum ist himmelblau und bißweilen weiß/ oh-
ne geruch. Sie bringt zu zeiten grössere und
runde/ bißweilen lange/ spitzige und schmä-
lere blätter.
3. Die weisse Mertz-Violen/ Viola Martia
alba, C. B. Martia flore albo odorato, J. B.
ist der
ersten ähnlich/ allein werden die blumen weiß/
sie gibt bißweilen einen lieblichen/ zuzeiten
aber keinen/ oder nur einen geringen geruch
von sich/ und bekommet diese auch rahnere
blätter. Die weissen Veieln wachsen in
grosser menge im Ananiensischen bezirck/
allda sie im Monat Aprill häuffig blühen/
daß so man sie von weitem ansihet/ sie das
gesicht betriegen/ und für weisse außgespan-
te tücher gehalten werden.
4. Die gefüllte Veiel/ Viola Martia mul-
tiplici flore, C. B.
wird schön und gantz wolrie-
chend/ sie hat gefüllte blumen/ die sich an der
farb änderen/ denn sie werden purpurbraun/
leibfarb/ weiß/ und scheckiert oder gesprengt/
so offtermahls im Herbst widerum blühen.
Wenn man sie zu viel samen läßt tragen/
und an gelegene warme ort nicht außsetzet/
werden sie öffters widrum einfach. Joh. Co-
staeus
schreibet/ daß zu Constantinopel eine
art der gefüllten Veiel in der grösse einer
Bisem-rosen herfür komme/ so besser rieche
als die Europeische/ derer zwey blumen im
anfang des essens genommen/ den Leib öffnen
sollen.
5. Die gelbe Veiel/ Viola Alpina rotundi-
folia lutea, C. B. Martia lutea, J. B.
6. Die rundblättige glatte Wasser-Vio-
len/ Viola palustris rotundifolia glabra, Moris.
7. Die grosse haarige/ nicht riechende
Mertzen-Violen/ Viola Martia major, hirsu-
ta, inodora, Moris.
8. Die kleinblättige purpurfarbe Berg-
Violen/ Viola alpina purpurea exiguis foliis,
C. B. montana purpurea solidiore folio, J. B.
9. Die Berg-Violen mit zerschnittenen
blättern/ so in Pündten wächßt/ Viola alpi-
na folio in plures partes dissecto, C. B. montana
folio multifido, J. B.
10. Die Americanische Violen mit Gra-
nadillen-blättern/ Viola Americana foliis Gra-
nadillae, Hort. Reg. Par.
Eigenschafft.

Die wolriechenden Violen müssen im
ersten Frühling Morgens/ da der Thaw
noch darauff sitzt gesamlet werden. Sind mit
einem heimlich scharfflichten/ nitrosischen
saltz/ und flüchtig- ölichten theilgen begabt/
und haben also die eigenschafft zu kühlen/ zu
erweichen/ gelind zu laxieren/ zu lösen/ und
zu eröffnen. Der samen davon wird auch
zum laxieren in den Nieren-Kranckheiten
sonderlich gebraucht. Die blätter aber die-

nen
Ddd ddd 3

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] und hat daher die eigenſchafft zu ſaͤubern/
zu heilen/ die Kraͤtze zu vertreiben/ wird aber
dennoch wenig gebraucht.



CAPUT XCIX.
[Abbildung] Braun-blawe Veiel. Viola
purpurea.

Namen.

BLaue Veiel oder braune Violen heißt
Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 3 Wörter fehlen]. Latei-
niſch/ Viola, Viola purpurea. Jtaliaͤn.
Viola porporina, Viola pavonazza, Viola mam-
mola.
Frantzoͤſiſch/ Violette, Violette de Mars.
Spaniſch/ Violeta. Engliſch/ Violet. Daͤ-
niſch/ Fioler. Niderlaͤndiſch/ Vioole/ Vio-
lette.

Geſchlecht und Geſtalt.
1. Die braune blaue Veiel/ Viola purpu-
rea Martia. J. B. Martia purpurea flore ſimpli-
ci odoro, C. B.
hat runde blaͤtter ſchier wie der
Ephew/ ſind jedoch zarter/ kleiner und ligen
auff der erden. Sie haben keine ſtengel/ ſon-
dern duͤnne/ fingers-lange ſtiel/ deren jeder
ein wolriechendes braun-blaues bluͤmlein o-
der Veiel traͤgt/ ſo gemeiniglich auß fuͤnff
blaͤttlein beſtehet/ das mittelſte under dieſen
blaͤttlein bringet ein hol huͤtlein/ inwendig
mit einem gelben duͤpfflein beſprengt/ auß
dieſen Veieln werden runde/ graßfaͤrbige
Huͤlßlein/ oder verſchloſſene Boͤllelein vol-
ler ſamen wie Hirß. Die wurtzel iſt lang/
duͤnn und zaſicht. Die Veiel-ſtoͤcklein/ nach
dem ſie verbluͤhet/ erjuͤngen ſich zweyfaltig/
einmahl vom außgefallenen ſamen/ zum
andern thun ſich die ſtoͤcklein hin und wider
mit ihren langen faͤden außbreiten/ hencken
ſich an die erden/ und wachſen von einem
etwan zehen oder zwoͤlff ſtoͤcklein/ welche
man ferners wie junge Erdbeer-ſtoͤcklein
auffziehenkan. Fuͤr die beſten Veieln wer-
[Spaltenumbruch] den|gehalten/ welche bald im Mertzen bluͤhen/
denn ihre krafft von der heiſſen Sonnen
noch nicht außgetrocknet/ oder vom naſſen
wetter ertruncken iſt. Sie wachſen gemei-
niglich an ſchattichten orten/ in Zwingern/
bey den Mauren/ Gaͤrten/ Zaͤunen und Buͤ-
heln/ und werden allein zur Artzney ge-
braucht.
2. Die wilde Hunds-Veiel/ Viola Martia in-
odora ſylveſtris, C. B. cœrulea Martia inodora
ſylvatica, in cacumine ſemen ferens, J. B.
hat
ein weiß/ lang und runtzlicht wuͤrtzelein/ die
blum iſt himmelblau und bißweilen weiß/ oh-
ne geruch. Sie bringt zu zeiten groͤſſere und
runde/ bißweilen lange/ ſpitzige und ſchmaͤ-
lere blaͤtter.
3. Die weiſſe Mertz-Violen/ Viola Martia
alba, C. B. Martia flore albo odorato, J. B.
iſt der
erſten aͤhnlich/ allein werden die blumen weiß/
ſie gibt bißweilen einen lieblichen/ zuzeiten
aber keinen/ oder nur einen geringen geruch
von ſich/ und bekommet dieſe auch rahnere
blaͤtter. Die weiſſen Veieln wachſen in
groſſer menge im Ananienſiſchen bezirck/
allda ſie im Monat Aprill haͤuffig bluͤhen/
daß ſo man ſie von weitem anſihet/ ſie das
geſicht betriegen/ und fuͤr weiſſe außgeſpan-
te tuͤcher gehalten werden.
4. Die gefuͤllte Veiel/ Viola Martia mul-
tiplici flore, C. B.
wird ſchoͤn und gantz wolrie-
chend/ ſie hat gefuͤllte blumen/ die ſich an der
farb aͤnderen/ denn ſie werden purpurbraun/
leibfarb/ weiß/ und ſcheckiert oder geſprengt/
ſo offtermahls im Herbſt widerum bluͤhen.
Wenn man ſie zu viel ſamen laͤßt tragen/
und an gelegene warme ort nicht außſetzet/
werden ſie oͤffters widrum einfach. Joh. Co-
ſtæus
ſchreibet/ daß zu Conſtantinopel eine
art der gefuͤllten Veiel in der groͤſſe einer
Biſem-roſen herfuͤr komme/ ſo beſſer rieche
als die Europeiſche/ derer zwey blumen im
anfang des eſſens genommen/ den Leib oͤffnen
ſollen.
5. Die gelbe Veiel/ Viola Alpina rotundi-
folia lutea, C. B. Martia lutea, J. B.
6. Die rundblaͤttige glatte Waſſer-Vio-
len/ Viola paluſtris rotundifolia glabra, Moriſ.
7. Die groſſe haarige/ nicht riechende
Mertzen-Violen/ Viola Martia major, hirſu-
ta, inodora, Moriſ.
8. Die kleinblaͤttige purpurfarbe Berg-
Violen/ Viola alpina purpurea exiguis foliis,
C. B. montana purpurea ſolidiore folio, J. B.
9. Die Berg-Violen mit zerſchnittenen
blaͤttern/ ſo in Puͤndten waͤchßt/ Viola alpi-
na folio in plures partes diſſecto, C. B. montana
folio multifido, J. B.
10. Die Americaniſche Violen mit Gra-
nadillen-blaͤttern/ Viola Americana foliis Gra-
nadillæ, Hort. Reg. Par.
Eigenſchafft.

Die wolriechenden Violen muͤſſen im
erſten Fruͤhling Morgens/ da der Thaw
noch darauff ſitzt geſamlet werden. Sind mit
einem heimlich ſcharfflichten/ nitroſiſchen
ſaltz/ und fluͤchtig- oͤlichten theilgen begabt/
und haben alſo die eigenſchafft zu kuͤhlen/ zu
erweichen/ gelind zu laxieren/ zu loͤſen/ und
zu eroͤffnen. Der ſamen davon wird auch
zum laxieren in den Nieren-Kranckheiten
ſonderlich gebraucht. Die blaͤtter aber die-

nen
Ddd ddd 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0965" n="949"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Kra&#x0364;uteren.</hi></fw><lb/><cb/>
und hat daher die eigen&#x017F;chafft zu &#x017F;a&#x0364;ubern/<lb/>
zu heilen/ die Kra&#x0364;tze zu vertreiben/ wird aber<lb/>
dennoch wenig gebraucht.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT XCIX</hi>.</hi> </head><lb/>
          <figure>
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Braun-blawe Veiel.</hi> <hi rendition="#aq">Viola<lb/>
purpurea.</hi> </hi> </head><lb/>
          </figure>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">B</hi>Laue Veiel oder braune Violen heißt<lb/>
Griechi&#x017F;ch/ <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="3"/></foreign>. Latei-<lb/>
ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Viola, Viola purpurea.</hi> Jtalia&#x0364;n.<lb/><hi rendition="#aq">Viola porporina, Viola pavonazza, Viola mam-<lb/>
mola.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Violette, Violette de Mars.</hi><lb/>
Spani&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Violeta.</hi> Engli&#x017F;ch/ Violet. Da&#x0364;-<lb/>
ni&#x017F;ch/ Fioler. Niderla&#x0364;ndi&#x017F;ch/ Vioole/ Vio-<lb/>
lette.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;chlecht und Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <list>
              <item>1. Die braune blaue Veiel/ <hi rendition="#aq">Viola purpu-<lb/>
rea Martia. <hi rendition="#i">J. B.</hi> Martia purpurea flore &#x017F;impli-<lb/>
ci odoro, <hi rendition="#i">C. B.</hi></hi> hat runde bla&#x0364;tter &#x017F;chier wie der<lb/>
Ephew/ &#x017F;ind jedoch zarter/ kleiner und ligen<lb/>
auff der erden. Sie haben keine &#x017F;tengel/ &#x017F;on-<lb/>
dern du&#x0364;nne/ fingers-lange &#x017F;tiel/ deren jeder<lb/>
ein wolriechendes braun-blaues blu&#x0364;mlein o-<lb/>
der Veiel tra&#x0364;gt/ &#x017F;o gemeiniglich auß fu&#x0364;nff<lb/>
bla&#x0364;ttlein be&#x017F;tehet/ das mittel&#x017F;te under die&#x017F;en<lb/>
bla&#x0364;ttlein bringet ein hol hu&#x0364;tlein/ inwendig<lb/>
mit einem gelben du&#x0364;pfflein be&#x017F;prengt/ auß<lb/>
die&#x017F;en Veieln werden runde/ graßfa&#x0364;rbige<lb/>
Hu&#x0364;lßlein/ oder ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ene Bo&#x0364;llelein vol-<lb/>
ler &#x017F;amen wie Hirß. Die wurtzel i&#x017F;t lang/<lb/>
du&#x0364;nn und za&#x017F;icht. Die Veiel-&#x017F;to&#x0364;cklein/ nach<lb/>
dem &#x017F;ie verblu&#x0364;het/ erju&#x0364;ngen &#x017F;ich zweyfaltig/<lb/>
einmahl vom außgefallenen &#x017F;amen/ zum<lb/>
andern thun &#x017F;ich die &#x017F;to&#x0364;cklein hin und wider<lb/>
mit ihren langen fa&#x0364;den außbreiten/ hencken<lb/>
&#x017F;ich an die erden/ und wach&#x017F;en von einem<lb/>
etwan zehen oder zwo&#x0364;lff &#x017F;to&#x0364;cklein/ welche<lb/>
man ferners wie junge Erdbeer-&#x017F;to&#x0364;cklein<lb/>
auffziehenkan. Fu&#x0364;r die be&#x017F;ten Veieln wer-<lb/><cb/>
den|gehalten/ welche bald im Mertzen blu&#x0364;hen/<lb/>
denn ihre krafft von der hei&#x017F;&#x017F;en Sonnen<lb/>
noch nicht außgetrocknet/ oder vom na&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wetter ertruncken i&#x017F;t. Sie wach&#x017F;en gemei-<lb/>
niglich an &#x017F;chattichten orten/ in Zwingern/<lb/>
bey den Mauren/ Ga&#x0364;rten/ Za&#x0364;unen und Bu&#x0364;-<lb/>
heln/ und werden allein zur Artzney ge-<lb/>
braucht.</item><lb/>
              <item>2. Die wilde Hunds-Veiel/ <hi rendition="#aq">Viola Martia in-<lb/>
odora &#x017F;ylve&#x017F;tris, <hi rendition="#i">C. B.</hi> c&#x0153;rulea Martia inodora<lb/>
&#x017F;ylvatica, in cacumine &#x017F;emen ferens, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi> hat<lb/>
ein weiß/ lang und runtzlicht wu&#x0364;rtzelein/ die<lb/>
blum i&#x017F;t himmelblau und bißweilen weiß/ oh-<lb/>
ne geruch. Sie bringt zu zeiten gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere und<lb/>
runde/ bißweilen lange/ &#x017F;pitzige und &#x017F;chma&#x0364;-<lb/>
lere bla&#x0364;tter.</item><lb/>
              <item>3. Die wei&#x017F;&#x017F;e Mertz-Violen/ <hi rendition="#aq">Viola Martia<lb/>
alba, <hi rendition="#i">C. B.</hi> Martia flore albo odorato, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi> i&#x017F;t der<lb/>
er&#x017F;ten a&#x0364;hnlich/ allein werden die blumen weiß/<lb/>
&#x017F;ie gibt bißweilen einen lieblichen/ zuzeiten<lb/>
aber keinen/ oder nur einen geringen geruch<lb/>
von &#x017F;ich/ und bekommet die&#x017F;e auch rahnere<lb/>
bla&#x0364;tter. Die wei&#x017F;&#x017F;en Veieln wach&#x017F;en in<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;er menge im Ananien&#x017F;i&#x017F;chen bezirck/<lb/>
allda &#x017F;ie im Monat Aprill ha&#x0364;uffig blu&#x0364;hen/<lb/>
daß &#x017F;o man &#x017F;ie von weitem an&#x017F;ihet/ &#x017F;ie das<lb/>
ge&#x017F;icht betriegen/ und fu&#x0364;r wei&#x017F;&#x017F;e außge&#x017F;pan-<lb/>
te tu&#x0364;cher gehalten werden.</item><lb/>
              <item>4. Die gefu&#x0364;llte Veiel/ <hi rendition="#aq">Viola Martia mul-<lb/>
tiplici flore, <hi rendition="#i">C. B.</hi></hi> wird &#x017F;cho&#x0364;n und gantz wolrie-<lb/>
chend/ &#x017F;ie hat gefu&#x0364;llte blumen/ die &#x017F;ich an der<lb/>
farb a&#x0364;nderen/ denn &#x017F;ie werden purpurbraun/<lb/>
leibfarb/ weiß/ und &#x017F;checkiert oder ge&#x017F;prengt/<lb/>
&#x017F;o offtermahls im Herb&#x017F;t widerum blu&#x0364;hen.<lb/>
Wenn man &#x017F;ie zu viel &#x017F;amen la&#x0364;ßt tragen/<lb/>
und an gelegene warme ort nicht auß&#x017F;etzet/<lb/>
werden &#x017F;ie o&#x0364;ffters widrum einfach. <hi rendition="#aq">Joh. Co-<lb/>
&#x017F;tæus</hi> &#x017F;chreibet/ daß zu Con&#x017F;tantinopel eine<lb/>
art der gefu&#x0364;llten Veiel in der gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e einer<lb/>
Bi&#x017F;em-ro&#x017F;en herfu&#x0364;r komme/ &#x017F;o be&#x017F;&#x017F;er rieche<lb/>
als die Europei&#x017F;che/ derer zwey blumen im<lb/>
anfang des e&#x017F;&#x017F;ens genommen/ den Leib o&#x0364;ffnen<lb/>
&#x017F;ollen.</item><lb/>
              <item>5. Die gelbe Veiel/ <hi rendition="#aq">Viola Alpina rotundi-<lb/>
folia lutea, <hi rendition="#i">C. B.</hi> Martia lutea, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi></item><lb/>
              <item>6. Die rundbla&#x0364;ttige glatte Wa&#x017F;&#x017F;er-Vio-<lb/>
len/ <hi rendition="#aq">Viola palu&#x017F;tris rotundifolia glabra, <hi rendition="#i">Mori&#x017F;.</hi></hi></item><lb/>
              <item>7. Die gro&#x017F;&#x017F;e haarige/ nicht riechende<lb/>
Mertzen-Violen/ <hi rendition="#aq">Viola Martia major, hir&#x017F;u-<lb/>
ta, inodora, <hi rendition="#i">Mori&#x017F;.</hi></hi></item><lb/>
              <item>8. Die kleinbla&#x0364;ttige purpurfarbe Berg-<lb/>
Violen/ <hi rendition="#aq">Viola alpina purpurea exiguis foliis,<lb/><hi rendition="#i">C. B.</hi> montana purpurea &#x017F;olidiore folio, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi></item><lb/>
              <item>9. Die Berg-Violen mit zer&#x017F;chnittenen<lb/>
bla&#x0364;ttern/ &#x017F;o in Pu&#x0364;ndten wa&#x0364;chßt/ <hi rendition="#aq">Viola alpi-<lb/>
na folio in plures partes di&#x017F;&#x017F;ecto, <hi rendition="#i">C. B.</hi> montana<lb/>
folio multifido, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi></item><lb/>
              <item>10. Die Americani&#x017F;che Violen mit Gra-<lb/>
nadillen-bla&#x0364;ttern/ <hi rendition="#aq">Viola Americana foliis Gra-<lb/>
nadillæ, <hi rendition="#i">Hort. Reg. Par.</hi></hi></item>
            </list>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Die wolriechenden Violen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en im<lb/>
er&#x017F;ten Fru&#x0364;hling Morgens/ da der Thaw<lb/>
noch darauff &#x017F;itzt ge&#x017F;amlet werden. Sind mit<lb/>
einem heimlich &#x017F;charfflichten/ nitro&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
&#x017F;altz/ und flu&#x0364;chtig- o&#x0364;lichten theilgen begabt/<lb/>
und haben al&#x017F;o die eigen&#x017F;chafft zu ku&#x0364;hlen/ zu<lb/>
erweichen/ gelind zu laxieren/ zu lo&#x0364;&#x017F;en/ und<lb/>
zu ero&#x0364;ffnen. Der &#x017F;amen davon wird auch<lb/>
zum laxieren in den Nieren-Kranckheiten<lb/>
&#x017F;onderlich gebraucht. Die bla&#x0364;tter aber die-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Ddd ddd 3</fw><fw place="bottom" type="catch">nen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[949/0965] Von den Kraͤuteren. und hat daher die eigenſchafft zu ſaͤubern/ zu heilen/ die Kraͤtze zu vertreiben/ wird aber dennoch wenig gebraucht. CAPUT XCIX. [Abbildung Braun-blawe Veiel. Viola purpurea. ] Namen. BLaue Veiel oder braune Violen heißt Griechiſch/ ___. Latei- niſch/ Viola, Viola purpurea. Jtaliaͤn. Viola porporina, Viola pavonazza, Viola mam- mola. Frantzoͤſiſch/ Violette, Violette de Mars. Spaniſch/ Violeta. Engliſch/ Violet. Daͤ- niſch/ Fioler. Niderlaͤndiſch/ Vioole/ Vio- lette. Geſchlecht und Geſtalt. 1. Die braune blaue Veiel/ Viola purpu- rea Martia. J. B. Martia purpurea flore ſimpli- ci odoro, C. B. hat runde blaͤtter ſchier wie der Ephew/ ſind jedoch zarter/ kleiner und ligen auff der erden. Sie haben keine ſtengel/ ſon- dern duͤnne/ fingers-lange ſtiel/ deren jeder ein wolriechendes braun-blaues bluͤmlein o- der Veiel traͤgt/ ſo gemeiniglich auß fuͤnff blaͤttlein beſtehet/ das mittelſte under dieſen blaͤttlein bringet ein hol huͤtlein/ inwendig mit einem gelben duͤpfflein beſprengt/ auß dieſen Veieln werden runde/ graßfaͤrbige Huͤlßlein/ oder verſchloſſene Boͤllelein vol- ler ſamen wie Hirß. Die wurtzel iſt lang/ duͤnn und zaſicht. Die Veiel-ſtoͤcklein/ nach dem ſie verbluͤhet/ erjuͤngen ſich zweyfaltig/ einmahl vom außgefallenen ſamen/ zum andern thun ſich die ſtoͤcklein hin und wider mit ihren langen faͤden außbreiten/ hencken ſich an die erden/ und wachſen von einem etwan zehen oder zwoͤlff ſtoͤcklein/ welche man ferners wie junge Erdbeer-ſtoͤcklein auffziehenkan. Fuͤr die beſten Veieln wer- den|gehalten/ welche bald im Mertzen bluͤhen/ denn ihre krafft von der heiſſen Sonnen noch nicht außgetrocknet/ oder vom naſſen wetter ertruncken iſt. Sie wachſen gemei- niglich an ſchattichten orten/ in Zwingern/ bey den Mauren/ Gaͤrten/ Zaͤunen und Buͤ- heln/ und werden allein zur Artzney ge- braucht. 2. Die wilde Hunds-Veiel/ Viola Martia in- odora ſylveſtris, C. B. cœrulea Martia inodora ſylvatica, in cacumine ſemen ferens, J. B. hat ein weiß/ lang und runtzlicht wuͤrtzelein/ die blum iſt himmelblau und bißweilen weiß/ oh- ne geruch. Sie bringt zu zeiten groͤſſere und runde/ bißweilen lange/ ſpitzige und ſchmaͤ- lere blaͤtter. 3. Die weiſſe Mertz-Violen/ Viola Martia alba, C. B. Martia flore albo odorato, J. B. iſt der erſten aͤhnlich/ allein werden die blumen weiß/ ſie gibt bißweilen einen lieblichen/ zuzeiten aber keinen/ oder nur einen geringen geruch von ſich/ und bekommet dieſe auch rahnere blaͤtter. Die weiſſen Veieln wachſen in groſſer menge im Ananienſiſchen bezirck/ allda ſie im Monat Aprill haͤuffig bluͤhen/ daß ſo man ſie von weitem anſihet/ ſie das geſicht betriegen/ und fuͤr weiſſe außgeſpan- te tuͤcher gehalten werden. 4. Die gefuͤllte Veiel/ Viola Martia mul- tiplici flore, C. B. wird ſchoͤn und gantz wolrie- chend/ ſie hat gefuͤllte blumen/ die ſich an der farb aͤnderen/ denn ſie werden purpurbraun/ leibfarb/ weiß/ und ſcheckiert oder geſprengt/ ſo offtermahls im Herbſt widerum bluͤhen. Wenn man ſie zu viel ſamen laͤßt tragen/ und an gelegene warme ort nicht außſetzet/ werden ſie oͤffters widrum einfach. Joh. Co- ſtæus ſchreibet/ daß zu Conſtantinopel eine art der gefuͤllten Veiel in der groͤſſe einer Biſem-roſen herfuͤr komme/ ſo beſſer rieche als die Europeiſche/ derer zwey blumen im anfang des eſſens genommen/ den Leib oͤffnen ſollen. 5. Die gelbe Veiel/ Viola Alpina rotundi- folia lutea, C. B. Martia lutea, J. B. 6. Die rundblaͤttige glatte Waſſer-Vio- len/ Viola paluſtris rotundifolia glabra, Moriſ. 7. Die groſſe haarige/ nicht riechende Mertzen-Violen/ Viola Martia major, hirſu- ta, inodora, Moriſ. 8. Die kleinblaͤttige purpurfarbe Berg- Violen/ Viola alpina purpurea exiguis foliis, C. B. montana purpurea ſolidiore folio, J. B. 9. Die Berg-Violen mit zerſchnittenen blaͤttern/ ſo in Puͤndten waͤchßt/ Viola alpi- na folio in plures partes diſſecto, C. B. montana folio multifido, J. B. 10. Die Americaniſche Violen mit Gra- nadillen-blaͤttern/ Viola Americana foliis Gra- nadillæ, Hort. Reg. Par. Eigenſchafft. Die wolriechenden Violen muͤſſen im erſten Fruͤhling Morgens/ da der Thaw noch darauff ſitzt geſamlet werden. Sind mit einem heimlich ſcharfflichten/ nitroſiſchen ſaltz/ und fluͤchtig- oͤlichten theilgen begabt/ und haben alſo die eigenſchafft zu kuͤhlen/ zu erweichen/ gelind zu laxieren/ zu loͤſen/ und zu eroͤffnen. Der ſamen davon wird auch zum laxieren in den Nieren-Kranckheiten ſonderlich gebraucht. Die blaͤtter aber die- nen Ddd ddd 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/965
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 949. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/965>, abgerufen am 21.11.2024.