SInnaw heißt Lateinisch/ Alchimilla, Pes Leonis, Stellaria, Leontopodium Herbariorum, Drosera, Drosium vel Psiadium Cordi. Jtaliänisch/ Stellaria, Pie- de de leon. Frantzösisch/ Pied de lion. Spa- nisch/ Pie de leon. Englisch/ Ladies mantle/ Great santole/ Great Sanikel/ Lionsfoote. Dänisch/ Loewefod/ Synaw. Niderlän- disch/ Synnauwe/ Onser vroawen mantel. Jn Teutscher Sprach heißt er auch unser Frauen Mantel/ Sindawe/ Löwen-fuß/ Löwen-tappen/ und Gulden-gänserich.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der gemeine Sinnaw/ Alchimilla vul- garis major, C. B. Pes leonis s. Alchimilla, J. B. Hat ein Wurtzel/ die ist außwendig schwartz/ Fingers-lang/ holtzicht/ wächßt überzwerch in der Erden/ und hat viel zaseln oder ange- henckte würtzlein/ am Geschmack bitter und rauch. Die blätter sind rund/ zusammen gefalten/ gekräuselt/ und gerings herum mit kleinen Kerfflein zerkerfft/ in neun oder zehen spitzige underscheid zerspalten/ wie ein Stern oder auffgethaner Löwen-fuß/ von farben falb. Die langen und rauchen stiel/ darauff die blätter stehen/ ein jedes blat auff seinem eigenen stiel/ kommen im Frühling bald von der Wurtzel herfür/ darneben wachsen auch herauß dünne/ runde stenglein/ fast anderthalb spannen lang/ welche sich o- ben in etliche zincklein oder nebenzweiglein außspreiten. Zwischen den gewerblein der gemeldeten neben-zweiglein/ wachsen nechst den stenglein viel kleinere/ doch auch runde und zerkerffte blätlein biß oben auß. Am gipffel und den enden derselbigen erzeigen sich im Mäyen und Brachmonat gemeiniglich drauschlichte/ grüne oder bleiche/ selten aber weisse blümlein/ denen folget ein kleiner sa- men nach im Hewmonat/ dem Magsamen ähnlich/ ist doch von farben gelblicht/ in grünen böllelein verschlossen. Nach Hrn. Theod. Tabernaemontani bericht/ wächßt er gern an graßichten orten/ in feuchtem grund/ und in den Wiesen so im Gebürg ligen/ an Haldungen und Rechen/ wird von wegen seines vielfältigen gebrauchs in den Gärten gezielet/ und im Brachmonat gesamlet/ wenn er in voller blüth ist.
2. Der Berg - oder Silber-Sinnaw/ Alchimilla argentea, Matth. Alpina Pentaphyl- los, Raj. Pentaphyllum s. potius Heptaphyl- lum argenteum, flore muscoso, J. B. Tormen- tilla Alpina folio sericeo, C. B. Hat ein dicke/ schwartzlichte/ und drey quer-hand lange wurtzel/ auß welcher drey oder mehr runde/ starcke/ gläichichte und spannen-hohe zweig- lein herfürkommen. Seine blätter sind mit langen stielen begabet/ und werden gemei- niglich in sieben (bißweilen aber in fünff o- der neun) theil biß an den stiel zertheilt/ sind oben grün/ unden aber von silbern Haaren gläntzend/ wie ein Stern gestaltet/ und am rand gekerfft. Auff den zweiglein sitzen viel drauschlichte/ gestirnte weisse blümlein/ de- nen ein grün-gelbes sämlein in seinem hülß- lein verschlossen/ nachfolget. Er wächßt auff den Schweitzerischen Gebürgen/ son- [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
Berg - oder Silber - Sinnaw. Alchimilla argentea. derlich auff dem Lucernischen Fracmont/ wie auch auff den Bündtnerischen und Sa- voyschen Alpen/ an graßichten orten und Wiesen. Man stoßt die wurtzel zu pulver/ und gibt davon wider allerley Blutflüß.Blutflüß. Nasen- bluten. Rothe Ruhr. Etliche hencken die Wurtzel an Halß für das Nasen-bluten. Von der gepülverten Wur- tzel in Brühen eingenommen/ ist wider die rothe Ruhr dienlich.
3. Der kleinste Alp-Sinnaw/ Alchimil- la montana minima, Column.
4. Der fünff-blättige Alp-Sinnaw/ Alchimilla Alpina quinquefolia, C. B. Alpina minor, Tournefort. Wächßt in der Schweitz/ auff dem grossen Berg St. Bernhard und Gotthard genannt. Blühet im Augstmo- nat.
Eigenschafft.
Der Sinnaw ist mit milt-flüchtigen/ balsamischen/ alkalischen theilgen begabet/ und hat also ein mittelmäßige oder tempe- rierte natur/ daß er nicht zu viel erkältet noch erwärmet/ ziehet zusammen/ reiniget das versaltzene/ versüsset das scharffe Geblüt/ widerstehet aller säure/ säubert und heilet. Wird gesamlet vor der Sonnen Auffgang/ wenn sie in die Zwilling oder Krebs gehet.
Gebrauch.
Under die rechten Wundkräuter gehöret der Sinnaw/ denn er heilet nicht allein die Wunden/ sondern löschet auch die Hitz der- selbigen.
So ein Mensch gebrochen ist/ er seye jungBruch. oder alt/ der lasse zwey handvoll Sinnaw in einer Maß Wasser sieden/ so lang als man ein hart Ey siedet/ und trincke davon. Den jungen Kindern soll man auch ein messer-
spitzlein
Das Fuͤnffte Buch/
[Spaltenumbruch]
Namen.
SInnaw heißt Lateiniſch/ Alchimilla, Pes Leonis, Stellaria, Leontopodium Herbariorum, Droſera, Droſium vel Pſiadium Cordi. Jtaliaͤniſch/ Stellaria, Pie- de de leon. Frantzoͤſiſch/ Pied de lion. Spa- niſch/ Pie de leon. Engliſch/ Ladies mantle/ Great ſantole/ Great Sanikel/ Lionsfoote. Daͤniſch/ Loewefod/ Synaw. Niderlaͤn- diſch/ Synnauwe/ Onſer vroawen mantel. Jn Teutſcher Sprach heißt er auch unſer Frauen Mantel/ Sindawe/ Loͤwen-fuß/ Loͤwen-tappen/ und Gulden-gaͤnſerich.
Geſchlecht und Geſtalt.
1. Der gemeine Sinnaw/ Alchimilla vul- garis major, C. B. Pes leonis ſ. Alchimilla, J. B. Hat ein Wurtzel/ die iſt außwendig ſchwartz/ Fingers-lang/ holtzicht/ waͤchßt uͤberzwerch in der Erden/ und hat viel zaſeln oder ange- henckte wuͤrtzlein/ am Geſchmack bitter und rauch. Die blaͤtter ſind rund/ zuſammen gefalten/ gekraͤuſelt/ und gerings herum mit kleinen Kerfflein zerkerfft/ in neun oder zehen ſpitzige underſcheid zerſpalten/ wie ein Stern oder auffgethaner Loͤwen-fuß/ von farben falb. Die langen und rauchen ſtiel/ darauff die blaͤtter ſtehen/ ein jedes blat auff ſeinem eigenen ſtiel/ kommen im Fruͤhling bald von der Wurtzel herfuͤr/ darneben wachſen auch herauß duͤnne/ runde ſtenglein/ faſt anderthalb ſpannen lang/ welche ſich o- ben in etliche zincklein oder nebenzweiglein außſpreiten. Zwiſchen den gewerblein der gemeldeten neben-zweiglein/ wachſen nechſt den ſtenglein viel kleinere/ doch auch runde und zerkerffte blaͤtlein biß oben auß. Am gipffel und den enden derſelbigen erzeigen ſich im Maͤyen und Brachmonat gemeiniglich drauſchlichte/ gruͤne oder bleiche/ ſelten aber weiſſe bluͤmlein/ denen folget ein kleiner ſa- men nach im Hewmonat/ dem Magſamen aͤhnlich/ iſt doch von farben gelblicht/ in gruͤnen boͤllelein verſchloſſen. Nach Hrn. Theod. Tabernæmontani bericht/ waͤchßt er gern an graßichten orten/ in feuchtem grund/ und in den Wieſen ſo im Gebuͤrg ligen/ an Haldungen und Rechen/ wird von wegen ſeines vielfaͤltigen gebrauchs in den Gaͤrten gezielet/ und im Brachmonat geſamlet/ wenn er in voller bluͤth iſt.
2. Der Berg - oder Silber-Sinnaw/ Alchimilla argentea, Matth. Alpina Pentaphyl- los, Raj. Pentaphyllum ſ. potiùs Heptaphyl- lum argenteum, flore muſcoſo, J. B. Tormen- tilla Alpina folio ſericeo, C. B. Hat ein dicke/ ſchwartzlichte/ und drey quer-hand lange wurtzel/ auß welcher drey oder mehr runde/ ſtarcke/ glaͤichichte und ſpannen-hohe zweig- lein herfuͤrkommen. Seine blaͤtter ſind mit langen ſtielen begabet/ und werden gemei- niglich in ſieben (bißweilen aber in fuͤnff o- der neun) theil biß an den ſtiel zertheilt/ ſind oben gruͤn/ unden aber von ſilbern Haaren glaͤntzend/ wie ein Stern geſtaltet/ und am rand gekerfft. Auff den zweiglein ſitzen viel drauſchlichte/ geſtirnte weiſſe bluͤmlein/ de- nen ein gruͤn-gelbes ſaͤmlein in ſeinem huͤlß- lein verſchloſſen/ nachfolget. Er waͤchßt auff den Schweitzeriſchen Gebuͤrgen/ ſon- [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
Berg - oder Silber - Sinnaw. Alchimilla argentea. derlich auff dem Lucerniſchen Fracmont/ wie auch auff den Buͤndtneriſchen und Sa- voyſchen Alpen/ an graßichten orten und Wieſen. Man ſtoßt die wurtzel zu pulver/ und gibt davon wider allerley Blutfluͤß.Blutfluͤß. Naſen- bluten. Rothe Ruhr. Etliche hencken die Wurtzel an Halß fuͤr das Naſen-bluten. Von der gepuͤlverten Wur- tzel in Bruͤhen eingenommen/ iſt wider die rothe Ruhr dienlich.
3. Der kleinſte Alp-Sinnaw/ Alchimil- la montana minima, Column.
4. Der fuͤnff-blaͤttige Alp-Sinnaw/ Alchimilla Alpina quinquefolia, C. B. Alpina minor, Tournefort. Waͤchßt in der Schweitz/ auff dem groſſen Berg St. Bernhard und Gotthard genannt. Bluͤhet im Augſtmo- nat.
Eigenſchafft.
Der Sinnaw iſt mit milt-fluͤchtigen/ balſamiſchen/ alkaliſchen theilgen begabet/ und hat alſo ein mittelmaͤßige oder tempe- rierte natur/ daß er nicht zu viel erkaͤltet noch erwaͤrmet/ ziehet zuſammen/ reiniget das verſaltzene/ verſuͤſſet das ſcharffe Gebluͤt/ widerſtehet aller ſaͤure/ ſaͤubert und heilet. Wird geſamlet vor der Sonnen Auffgang/ wenn ſie in die Zwilling oder Krebs gehet.
Gebrauch.
Under die rechten Wundkraͤuter gehoͤret der Sinnaw/ denn er heilet nicht allein die Wunden/ ſondern loͤſchet auch die Hitz der- ſelbigen.
So ein Menſch gebrochen iſt/ er ſeye jungBruch. oder alt/ der laſſe zwey handvoll Sinnaw in einer Maß Waſſer ſieden/ ſo lang als man ein hart Ey ſiedet/ und trincke davon. Den jungen Kindern ſoll man auch ein meſſer-
ſpitzlein
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[946/0962]
Das Fuͤnffte Buch/
Namen.
SInnaw heißt Lateiniſch/ Alchimilla,
Pes Leonis, Stellaria, Leontopodium
Herbariorum, Droſera, Droſium vel
Pſiadium Cordi. Jtaliaͤniſch/ Stellaria, Pie-
de de leon. Frantzoͤſiſch/ Pied de lion. Spa-
niſch/ Pie de leon. Engliſch/ Ladies mantle/
Great ſantole/ Great Sanikel/ Lionsfoote.
Daͤniſch/ Loewefod/ Synaw. Niderlaͤn-
diſch/ Synnauwe/ Onſer vroawen mantel.
Jn Teutſcher Sprach heißt er auch unſer
Frauen Mantel/ Sindawe/ Loͤwen-fuß/
Loͤwen-tappen/ und Gulden-gaͤnſerich.
Geſchlecht und Geſtalt.
1. Der gemeine Sinnaw/ Alchimilla vul-
garis major, C. B. Pes leonis ſ. Alchimilla, J. B.
Hat ein Wurtzel/ die iſt außwendig ſchwartz/
Fingers-lang/ holtzicht/ waͤchßt uͤberzwerch
in der Erden/ und hat viel zaſeln oder ange-
henckte wuͤrtzlein/ am Geſchmack bitter und
rauch. Die blaͤtter ſind rund/ zuſammen
gefalten/ gekraͤuſelt/ und gerings herum mit
kleinen Kerfflein zerkerfft/ in neun oder zehen
ſpitzige underſcheid zerſpalten/ wie ein
Stern oder auffgethaner Loͤwen-fuß/ von
farben falb. Die langen und rauchen ſtiel/
darauff die blaͤtter ſtehen/ ein jedes blat auff
ſeinem eigenen ſtiel/ kommen im Fruͤhling
bald von der Wurtzel herfuͤr/ darneben
wachſen auch herauß duͤnne/ runde ſtenglein/
faſt anderthalb ſpannen lang/ welche ſich o-
ben in etliche zincklein oder nebenzweiglein
außſpreiten. Zwiſchen den gewerblein der
gemeldeten neben-zweiglein/ wachſen nechſt
den ſtenglein viel kleinere/ doch auch runde
und zerkerffte blaͤtlein biß oben auß. Am
gipffel und den enden derſelbigen erzeigen ſich
im Maͤyen und Brachmonat gemeiniglich
drauſchlichte/ gruͤne oder bleiche/ ſelten aber
weiſſe bluͤmlein/ denen folget ein kleiner ſa-
men nach im Hewmonat/ dem Magſamen
aͤhnlich/ iſt doch von farben gelblicht/ in
gruͤnen boͤllelein verſchloſſen. Nach Hrn.
Theod. Tabernæmontani bericht/ waͤchßt er
gern an graßichten orten/ in feuchtem grund/
und in den Wieſen ſo im Gebuͤrg ligen/ an
Haldungen und Rechen/ wird von wegen
ſeines vielfaͤltigen gebrauchs in den Gaͤrten
gezielet/ und im Brachmonat geſamlet/
wenn er in voller bluͤth iſt.
2. Der Berg - oder Silber-Sinnaw/
Alchimilla argentea, Matth. Alpina Pentaphyl-
los, Raj. Pentaphyllum ſ. potiùs Heptaphyl-
lum argenteum, flore muſcoſo, J. B. Tormen-
tilla Alpina folio ſericeo, C. B. Hat ein dicke/
ſchwartzlichte/ und drey quer-hand lange
wurtzel/ auß welcher drey oder mehr runde/
ſtarcke/ glaͤichichte und ſpannen-hohe zweig-
lein herfuͤrkommen. Seine blaͤtter ſind mit
langen ſtielen begabet/ und werden gemei-
niglich in ſieben (bißweilen aber in fuͤnff o-
der neun) theil biß an den ſtiel zertheilt/ ſind
oben gruͤn/ unden aber von ſilbern Haaren
glaͤntzend/ wie ein Stern geſtaltet/ und am
rand gekerfft. Auff den zweiglein ſitzen viel
drauſchlichte/ geſtirnte weiſſe bluͤmlein/ de-
nen ein gruͤn-gelbes ſaͤmlein in ſeinem huͤlß-
lein verſchloſſen/ nachfolget. Er waͤchßt
auff den Schweitzeriſchen Gebuͤrgen/ ſon-
[Abbildung Berg - oder Silber - Sinnaw.
Alchimilla argentea.
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derlich auff dem Lucerniſchen Fracmont/
wie auch auff den Buͤndtneriſchen und Sa-
voyſchen Alpen/ an graßichten orten und
Wieſen. Man ſtoßt die wurtzel zu pulver/
und gibt davon wider allerley Blutfluͤß.
Etliche hencken die Wurtzel an Halß fuͤr das
Naſen-bluten. Von der gepuͤlverten Wur-
tzel in Bruͤhen eingenommen/ iſt wider die
rothe Ruhr dienlich.
Blutfluͤß.
Naſen-
bluten.
Rothe
Ruhr.
3. Der kleinſte Alp-Sinnaw/ Alchimil-
la montana minima, Column.
4. Der fuͤnff-blaͤttige Alp-Sinnaw/
Alchimilla Alpina quinquefolia, C. B. Alpina
minor, Tournefort. Waͤchßt in der Schweitz/
auff dem groſſen Berg St. Bernhard und
Gotthard genannt. Bluͤhet im Augſtmo-
nat.
Eigenſchafft.
Der Sinnaw iſt mit milt-fluͤchtigen/
balſamiſchen/ alkaliſchen theilgen begabet/
und hat alſo ein mittelmaͤßige oder tempe-
rierte natur/ daß er nicht zu viel erkaͤltet noch
erwaͤrmet/ ziehet zuſammen/ reiniget das
verſaltzene/ verſuͤſſet das ſcharffe Gebluͤt/
widerſtehet aller ſaͤure/ ſaͤubert und heilet.
Wird geſamlet vor der Sonnen Auffgang/
wenn ſie in die Zwilling oder Krebs gehet.
Gebrauch.
Under die rechten Wundkraͤuter gehoͤret
der Sinnaw/ denn er heilet nicht allein die
Wunden/ ſondern loͤſchet auch die Hitz der-
ſelbigen.
So ein Menſch gebrochen iſt/ er ſeye jung
oder alt/ der laſſe zwey handvoll Sinnaw in
einer Maß Waſſer ſieden/ ſo lang als man
ein hart Ey ſiedet/ und trincke davon. Den
jungen Kindern ſoll man auch ein meſſer-
ſpitzlein
Bruch.
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 946. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/962>, abgerufen am 30.12.2024.
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