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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] Judendöcklein/ ist jedoch mehr zertheilt/
welche inwendig blaulichte spitzlein hat. Die
schöttlein sind wie an der schlutten/ bleiben
aber stätig grün/ oder da sie gegen der Son-
nen stehen/ wenn sie gar zeitig sind/ werden
sie ein wenig braunlicht. Die Beer in diesen
schotten sind auch grüner farb/ welche so
groß werden/ daß sie auch die schotten ent-
zwey reissen. Das gantze Gewächs hat kei-
nen sonderlichen Geschmack/ ist von des
Großfürsten zu Florentz Gärtnern Josepho
Casabona
erstlich Dr. Camerario zugeschicket
worden. Es wird auch im Fürstlichen Ey-
stettischen Lustgarten angetroffen.



CAPUT LIII.
[Abbildung] Grosse Nachtschatten mit schwartzen
Kirschen.
Solanum mela-
nocerasum.

Namen.

GRosse dolle oder Wald-Nachtschatten
heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen],
[fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen]. Lateinisch/
Solanum majus, Matth. Solanum hortense ni-
grum, Trag. Solanum somniferum, Fuchs. Sola-
num [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt], C. B. Mandrogara, Theo-
phrasti.
Jtaliänisch/ Solano maggiore, Herba
Donna bella.
Frantzösisch/ Morelle, Mortelle.
Spanisch/ Yerva mora mayor. Englisch/
Dwale/ Greate morell. Niderländisch/
Groote Nachtschaed/ Dullkruyt/ Dullebe-
sien.

Gestalt.

Der grosse Nachtschatten ist ein feine
staud/ wie ein bäumlein/ mit vielen neben-
ästlein zweyer oder dreyer elen hoch. Die
stengel sind zum theil kesten-braun. Die blät-
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Jtaliänische grosse Nachtschatten.
Herba Donna bella.

ter vergleichen sich dem gemeinen Nacht-
schatten/ allein daß sie grösser und von far-
ben schwärtzer sind. Jm Mäyen und Brach-
monat gewint er lange hole Blumen/ wie
schellen/ braunfarb und bleich. Wenn diese
schellen außfallen/ wachsen runde/ grüne
Kirschen oder Beer hernach/ ein jedes Beer
sonderlich an seinem stiel hinten zu/ ist in ei-
nem außgeschnittenen oder gestirnten deckel
halb begriffen/ die zeitigen gegen dem
Augstmonat/ werden schwartz und glatt/ in
der grösse einer Weinbeer/ inwendig gantz
voll braunes saffts und kleiner kernlein/ auf
der Zungen süß und ungeschmack. Die wur-
tzel ist bißweilen Arms-dick/ lang/ weiß und
safftig/ verkriecht sich hin und her im grund.
Dises gewächs bleibt über das gantze Jahr/
und im angehenden Frühling verjüngt es
sich. Er wächst in den Wäldern und Gebür-
gen in Ydar in der Graffschafft Veldentz/
auff der Nache/ deßgleichen hat Hieronymus
Tragus
ihne auch umb Harnbach/ im Wald
der Scheid genant/ gefunden. Carolus Clu-
sius
hat ihne auff den Oesterreichischen und
Ungarischen Wald-bergen angetroffen. An
etlichen orten wird er in Teutschland in die
Gärten gepflantzet/ wäre aber besser/ man
liesse ihne darauß. Man findet ihne zweyer-
ley: Einer trägt kleinere blätter und blu-
men/ der andere hat grössere blätter und
blumen/ und wird in Jtalien sonderlich ge-
pflantzet/ trägt den Namen Donna bella, wei-
len das Jtaliänische Frawen-zimmer mit
desselben destilliertem Wasser/ oder außge-
trucktem safft das Angesicht offt wäschet/
und schön weiß oder blaß machet.

Eigenschafft.

Der grosse Nachtschatten ist kalter Na-
tur im dritten grad; führet ein stinckendes
öl/ neben scharffen/ gifftigen saltz-theilgen

bey
V v v v v 2

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] Judendoͤcklein/ iſt jedoch mehr zertheilt/
welche inwendig blaulichte ſpitzlein hat. Die
ſchoͤttlein ſind wie an der ſchlutten/ bleiben
aber ſtaͤtig gruͤn/ oder da ſie gegen der Son-
nen ſtehen/ wenn ſie gar zeitig ſind/ werden
ſie ein wenig braunlicht. Die Beer in dieſen
ſchotten ſind auch gruͤner farb/ welche ſo
groß werden/ daß ſie auch die ſchotten ent-
zwey reiſſen. Das gantze Gewaͤchs hat kei-
nen ſonderlichen Geſchmack/ iſt von des
Großfuͤrſten zu Florentz Gaͤrtnern Joſepho
Caſabona
erſtlich Dr. Camerario zugeſchicket
worden. Es wird auch im Fuͤrſtlichen Ey-
ſtettiſchen Luſtgarten angetroffen.



CAPUT LIII.
[Abbildung] Groſſe Nachtſchatten mit ſchwartzen
Kirſchen.
Solanum mela-
noceraſum.

Namen.

GRoſſe dolle oder Wald-Nachtſchatten
heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen],
[fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen]. Lateiniſch/
Solanum majus, Matth. Solanum hortenſe ni-
grum, Trag. Solanum ſomniferum, Fuchs. Sola-
num [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt], C. B. Mandrogara, Theo-
phraſti.
Jtaliaͤniſch/ Solano maggiore, Herba
Donna bella.
Frantzoͤſiſch/ Morelle, Mortelle.
Spaniſch/ Yerva mora mayor. Engliſch/
Dwale/ Greate morell. Niderlaͤndiſch/
Groote Nachtſchaed/ Dullkruyt/ Dullebe-
ſien.

Geſtalt.

Der groſſe Nachtſchatten iſt ein feine
ſtaud/ wie ein baͤumlein/ mit vielen neben-
aͤſtlein zweyer oder dreyer elen hoch. Die
ſtengel ſind zum theil keſten-braun. Die blaͤt-
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Jtaliaͤniſche groſſe Nachtſchatten.
Herba Donna bella.

ter vergleichen ſich dem gemeinen Nacht-
ſchatten/ allein daß ſie groͤſſer und von far-
ben ſchwaͤrtzer ſind. Jm Maͤyen und Brach-
monat gewint er lange hole Blumen/ wie
ſchellen/ braunfarb und bleich. Wenn dieſe
ſchellen außfallen/ wachſen runde/ gruͤne
Kirſchen oder Beer hernach/ ein jedes Beer
ſonderlich an ſeinem ſtiel hinten zu/ iſt in ei-
nem außgeſchnittenen oder geſtirnten deckel
halb begriffen/ die zeitigen gegen dem
Augſtmonat/ werden ſchwartz und glatt/ in
der groͤſſe einer Weinbeer/ inwendig gantz
voll braunes ſaffts und kleiner kernlein/ auf
der Zungen ſuͤß und ungeſchmack. Die wur-
tzel iſt bißweilen Arms-dick/ lang/ weiß und
ſafftig/ verkriecht ſich hin und her im grund.
Diſes gewaͤchs bleibt uͤber das gantze Jahr/
und im angehenden Fruͤhling verjuͤngt es
ſich. Er waͤchſt in den Waͤldern und Gebuͤr-
gen in Ydar in der Graffſchafft Veldentz/
auff der Nache/ deßgleichen hat Hieronymus
Tragus
ihne auch umb Harnbach/ im Wald
der Scheid genant/ gefunden. Carolus Clu-
ſius
hat ihne auff den Oeſterꝛeichiſchen und
Ungariſchen Wald-bergen angetroffen. An
etlichen orten wird er in Teutſchland in die
Gaͤrten gepflantzet/ waͤre aber beſſer/ man
lieſſe ihne darauß. Man findet ihne zweyer-
ley: Einer traͤgt kleinere blaͤtter und blu-
men/ der andere hat groͤſſere blaͤtter und
blumen/ und wird in Jtalien ſonderlich ge-
pflantzet/ traͤgt den Namen Donna bella, wei-
len das Jtaliaͤniſche Frawen-zimmer mit
deſſelben deſtilliertem Waſſer/ oder außge-
trucktem ſafft das Angeſicht offt waͤſchet/
und ſchoͤn weiß oder blaß machet.

Eigenſchafft.

Der groſſe Nachtſchatten iſt kalter Na-
tur im dritten grad; fuͤhret ein ſtinckendes
oͤl/ neben ſcharffen/ gifftigen ſaltz-theilgen

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V v v v v 2
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[891/0907] Von den Kraͤuteren. Judendoͤcklein/ iſt jedoch mehr zertheilt/ welche inwendig blaulichte ſpitzlein hat. Die ſchoͤttlein ſind wie an der ſchlutten/ bleiben aber ſtaͤtig gruͤn/ oder da ſie gegen der Son- nen ſtehen/ wenn ſie gar zeitig ſind/ werden ſie ein wenig braunlicht. Die Beer in dieſen ſchotten ſind auch gruͤner farb/ welche ſo groß werden/ daß ſie auch die ſchotten ent- zwey reiſſen. Das gantze Gewaͤchs hat kei- nen ſonderlichen Geſchmack/ iſt von des Großfuͤrſten zu Florentz Gaͤrtnern Joſepho Caſabona erſtlich Dr. Camerario zugeſchicket worden. Es wird auch im Fuͤrſtlichen Ey- ſtettiſchen Luſtgarten angetroffen. CAPUT LIII. [Abbildung Groſſe Nachtſchatten mit ſchwartzen Kirſchen. Solanum mela- noceraſum. ] Namen. GRoſſe dolle oder Wald-Nachtſchatten heißt Griechiſch/ __, __. Lateiniſch/ Solanum majus, Matth. Solanum hortenſe ni- grum, Trag. Solanum ſomniferum, Fuchs. Sola- num _, C. B. Mandrogara, Theo- phraſti. Jtaliaͤniſch/ Solano maggiore, Herba Donna bella. Frantzoͤſiſch/ Morelle, Mortelle. Spaniſch/ Yerva mora mayor. Engliſch/ Dwale/ Greate morell. Niderlaͤndiſch/ Groote Nachtſchaed/ Dullkruyt/ Dullebe- ſien. Geſtalt. Der groſſe Nachtſchatten iſt ein feine ſtaud/ wie ein baͤumlein/ mit vielen neben- aͤſtlein zweyer oder dreyer elen hoch. Die ſtengel ſind zum theil keſten-braun. Die blaͤt- [Abbildung Jtaliaͤniſche groſſe Nachtſchatten. Herba Donna bella. ] ter vergleichen ſich dem gemeinen Nacht- ſchatten/ allein daß ſie groͤſſer und von far- ben ſchwaͤrtzer ſind. Jm Maͤyen und Brach- monat gewint er lange hole Blumen/ wie ſchellen/ braunfarb und bleich. Wenn dieſe ſchellen außfallen/ wachſen runde/ gruͤne Kirſchen oder Beer hernach/ ein jedes Beer ſonderlich an ſeinem ſtiel hinten zu/ iſt in ei- nem außgeſchnittenen oder geſtirnten deckel halb begriffen/ die zeitigen gegen dem Augſtmonat/ werden ſchwartz und glatt/ in der groͤſſe einer Weinbeer/ inwendig gantz voll braunes ſaffts und kleiner kernlein/ auf der Zungen ſuͤß und ungeſchmack. Die wur- tzel iſt bißweilen Arms-dick/ lang/ weiß und ſafftig/ verkriecht ſich hin und her im grund. Diſes gewaͤchs bleibt uͤber das gantze Jahr/ und im angehenden Fruͤhling verjuͤngt es ſich. Er waͤchſt in den Waͤldern und Gebuͤr- gen in Ydar in der Graffſchafft Veldentz/ auff der Nache/ deßgleichen hat Hieronymus Tragus ihne auch umb Harnbach/ im Wald der Scheid genant/ gefunden. Carolus Clu- ſius hat ihne auff den Oeſterꝛeichiſchen und Ungariſchen Wald-bergen angetroffen. An etlichen orten wird er in Teutſchland in die Gaͤrten gepflantzet/ waͤre aber beſſer/ man lieſſe ihne darauß. Man findet ihne zweyer- ley: Einer traͤgt kleinere blaͤtter und blu- men/ der andere hat groͤſſere blaͤtter und blumen/ und wird in Jtalien ſonderlich ge- pflantzet/ traͤgt den Namen Donna bella, wei- len das Jtaliaͤniſche Frawen-zimmer mit deſſelben deſtilliertem Waſſer/ oder außge- trucktem ſafft das Angeſicht offt waͤſchet/ und ſchoͤn weiß oder blaß machet. Eigenſchafft. Der groſſe Nachtſchatten iſt kalter Na- tur im dritten grad; fuͤhret ein ſtinckendes oͤl/ neben ſcharffen/ gifftigen ſaltz-theilgen bey V v v v v 2

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 891. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/907>, abgerufen am 21.11.2024.