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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Fünffte Buch/
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Taubkorn. Phoenix.
Sprach wird es auch genent/ Mäußger-
sten/ Mäußkorn/ wilder Dinckel/ und in
Sachsen und Meissen/ Fürsthaber.

Gestalt.

Das Taubkorn/ Phoenix Lolio similis, J. B.
Gramen loliaceum angustiore folio & spica, C.
B.
hat ein zasichte wurtzel wie das Lulch/
die blätter sind den blättern der Gersten
ähnlich/ außgenommen/ daß sie kürtzer und
schmäler scheinen. Die halme werden zweyer
spannen hoch/ mit knoden und gewerben
unt[e]rschieden/ derer sind gemeiniglich sieben
oder acht von einer wurtzel/ darauff wachsen
lange vielfältige Aehren/ von farben Casta-
stanien-braun/ ein jedes Aehr ist in viel klei-
ne Aehrlein zertheilet. Es wächßt auff den
Feldern/ neben den strassen und auff den
Tächern.

Eigenschafft.

Das Taubkorn ist mit vielen irdischen/
und etwas groben irdischen theilgen bega-
bet/ daher kühler und trockener Natur; wird
in der Artzney nicht gebraucht.

Gebrauch.

Dioßorides schreibet von dem Taubkorn
also; Etliche sagen/ es hab die besondere ei-
genschafft/ daß es in braunrothe Wollen
gebunden und angehencket/ alle Verblutun-
gen gewaltig stille.



CAPUT XXXV.
Rosenwurtz. Radix Rhodia.
Namen.

ROsenwurtz heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]
[fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Rosea radix, Rhodia
radix.
Jtaliänisch/ Radice Rhodia.
Frantzösisch/ Racine sentant les roses. Spa-
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Rosenwurtz. Radix Rhodia.
nisch/ Rays Rhodia. Englisch/ Rosewort. Dä-
nisch/ Rosenrod. Niderländisch/ Roosen-
wortel.

Gestalt.

Die Rosenwurtz wächßt viel in Kärnten/
Ungarn und Steyrmarck auff den Gebür-
gen/ bringt runde stengel/ etlicher massen
hol/ darzu Arms-lang/ umb und umb mit
blättern besetzt. Diese blätter sind länglicht/
auffgespitzt/ fett und dick wie Burgel oder
Haußwurtz/ und an dem Umbkreiß subtil
zerkerfft. Oben an dem Gipffel trägt sie
grüne Dolden/ wie die Wolffsmilch Tithy-
malus cyparissias
genant/ so sie aber verblü-
het hat/ werden gemeldte Dolden röthlicht.
Jhre blum ist bleich oder rothfarb/ die wur-
tzel wird uneben/ knollicht/ dick/ dem ver-
meinten Costo, welchen man von dem Berg
Gargano bringt/ ähnlich/ hat ein glatte
scheinbarliche Rinden/ und dieweil die wur-
tzel frisch ist/ scheint sie aussen braunlicht/
inwendig weiß/ so sie aber dürr worden/ ist
sie innerlich röthlicht/ und aussen schuppicht.
Wenn man sie zwischen den Fingern zer-
reibt/ gibt sie einen lieblichen Rosen-geruch
von sich/ daher sie auch den namen bekom-
men. Weiter so ist sie under allen wurtzeln
die werhafftigste/ denn so man sie außgegra-
ben hat/ und behält sie an einem ort/ da es
nicht allzu dürr sey/ nach etlichen Monaten
mag man sie widrumb pflantzen/ so wächßt
sie von neuem. Jhr wohnung ist auff den
höchsten Bergen. Man findet sie auff den
Alp-gebürgen nicht weit von Saltzburg/
wie auch auff den Genfischen und Savoy-
schen oder Piemontesischen Bergen: wird
in Jtalien/ Franckreich/ Engelland und
Holland wegen ihres lieblichen Geruchs in
allen Lustgärten gepflantzet/ allda sie an
schattichten orten gern herfür komt.

Eigenschafft.

Das Fuͤnffte Buch/
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Taubkorn. Phœnix.
Sprach wird es auch genent/ Maͤußger-
ſten/ Maͤußkorn/ wilder Dinckel/ und in
Sachſen und Meiſſen/ Fuͤrſthaber.

Geſtalt.

Das Taubkorn/ Phœnix Lolio ſimilis, J. B.
Gramen loliaceum anguſtiore folio & ſpicâ, C.
B.
hat ein zaſichte wurtzel wie das Lulch/
die blaͤtter ſind den blaͤttern der Gerſten
aͤhnlich/ außgenommen/ daß ſie kuͤrtzer und
ſchmaͤler ſcheinen. Die halme werden zweyer
ſpannen hoch/ mit knoden und gewerben
unt[e]rſchieden/ derer ſind gemeiniglich ſieben
oder acht von einer wurtzel/ darauff wachſen
lange vielfaͤltige Aehren/ von farben Caſta-
ſtanien-braun/ ein jedes Aehr iſt in viel klei-
ne Aehrlein zertheilet. Es waͤchßt auff den
Feldern/ neben den ſtraſſen und auff den
Taͤchern.

Eigenſchafft.

Das Taubkorn iſt mit vielen irdiſchen/
und etwas groben irdiſchen theilgen bega-
bet/ daher kuͤhler und trockener Natur; wird
in der Artzney nicht gebraucht.

Gebrauch.

Dioßorides ſchreibet von dem Taubkorn
alſo; Etliche ſagen/ es hab die beſondere ei-
genſchafft/ daß es in braunrothe Wollen
gebunden und angehencket/ alle Verblutun-
gen gewaltig ſtille.



CAPUT XXXV.
Roſenwurtz. Radix Rhodia.
Namen.

ROſenwurtz heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]
[fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Roſea radix, Rhodia
radix.
Jtaliaͤniſch/ Radice Rhodia.
Frantzoͤſiſch/ Racine ſentant les roſes. Spa-
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Roſenwurtz. Radix Rhodia.
niſch/ Rays Rhodia. Engliſch/ Roſewort. Daͤ-
niſch/ Roſenrod. Niderlaͤndiſch/ Rooſen-
wortel.

Geſtalt.

Die Roſenwurtz waͤchßt viel in Kaͤrnten/
Ungarn und Steyrmarck auff den Gebuͤr-
gen/ bringt runde ſtengel/ etlicher maſſen
hol/ darzu Arms-lang/ umb und umb mit
blaͤttern beſetzt. Dieſe blaͤtter ſind laͤnglicht/
auffgeſpitzt/ fett und dick wie Burgel oder
Haußwurtz/ und an dem Umbkreiß ſubtil
zerkerfft. Oben an dem Gipffel traͤgt ſie
gruͤne Dolden/ wie die Wolffsmilch Tithy-
malus cypariſſias
genant/ ſo ſie aber verbluͤ-
het hat/ werden gemeldte Dolden roͤthlicht.
Jhre blum iſt bleich oder rothfarb/ die wur-
tzel wird uneben/ knollicht/ dick/ dem ver-
meinten Coſto, welchen man von dem Berg
Gargano bringt/ aͤhnlich/ hat ein glatte
ſcheinbarliche Rinden/ und dieweil die wur-
tzel friſch iſt/ ſcheint ſie auſſen braunlicht/
inwendig weiß/ ſo ſie aber duͤrꝛ worden/ iſt
ſie iñerlich roͤthlicht/ und auſſen ſchuppicht.
Wenn man ſie zwiſchen den Fingern zer-
reibt/ gibt ſie einen lieblichen Roſen-geruch
von ſich/ daher ſie auch den namen bekom-
men. Weiter ſo iſt ſie under allen wurtzeln
die werhafftigſte/ denn ſo man ſie außgegra-
ben hat/ und behaͤlt ſie an einem ort/ da es
nicht allzu duͤrꝛ ſey/ nach etlichen Monaten
mag man ſie widrumb pflantzen/ ſo waͤchßt
ſie von neuem. Jhr wohnung iſt auff den
hoͤchſten Bergen. Man findet ſie auff den
Alp-gebuͤrgen nicht weit von Saltzburg/
wie auch auff den Genfiſchen und Savoy-
ſchen oder Piemonteſiſchen Bergen: wird
in Jtalien/ Franckreich/ Engelland und
Holland wegen ihres lieblichen Geruchs in
allen Luſtgaͤrten gepflantzet/ allda ſie an
ſchattichten orten gern herfuͤr komt.

Eigenſchafft.
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[868/0884] Das Fuͤnffte Buch/ [Abbildung Taubkorn. Phœnix. ] Sprach wird es auch genent/ Maͤußger- ſten/ Maͤußkorn/ wilder Dinckel/ und in Sachſen und Meiſſen/ Fuͤrſthaber. Geſtalt. Das Taubkorn/ Phœnix Lolio ſimilis, J. B. Gramen loliaceum anguſtiore folio & ſpicâ, C. B. hat ein zaſichte wurtzel wie das Lulch/ die blaͤtter ſind den blaͤttern der Gerſten aͤhnlich/ außgenommen/ daß ſie kuͤrtzer und ſchmaͤler ſcheinen. Die halme werden zweyer ſpannen hoch/ mit knoden und gewerben unterſchieden/ derer ſind gemeiniglich ſieben oder acht von einer wurtzel/ darauff wachſen lange vielfaͤltige Aehren/ von farben Caſta- ſtanien-braun/ ein jedes Aehr iſt in viel klei- ne Aehrlein zertheilet. Es waͤchßt auff den Feldern/ neben den ſtraſſen und auff den Taͤchern. Eigenſchafft. Das Taubkorn iſt mit vielen irdiſchen/ und etwas groben irdiſchen theilgen bega- bet/ daher kuͤhler und trockener Natur; wird in der Artzney nicht gebraucht. Gebrauch. Dioßorides ſchreibet von dem Taubkorn alſo; Etliche ſagen/ es hab die beſondere ei- genſchafft/ daß es in braunrothe Wollen gebunden und angehencket/ alle Verblutun- gen gewaltig ſtille. CAPUT XXXV. Roſenwurtz. Radix Rhodia. Namen. ROſenwurtz heißt Griechiſch/ _ _. Lateiniſch/ Roſea radix, Rhodia radix. Jtaliaͤniſch/ Radice Rhodia. Frantzoͤſiſch/ Racine ſentant les roſes. Spa- [Abbildung Roſenwurtz. Radix Rhodia. ] niſch/ Rays Rhodia. Engliſch/ Roſewort. Daͤ- niſch/ Roſenrod. Niderlaͤndiſch/ Rooſen- wortel. Geſtalt. Die Roſenwurtz waͤchßt viel in Kaͤrnten/ Ungarn und Steyrmarck auff den Gebuͤr- gen/ bringt runde ſtengel/ etlicher maſſen hol/ darzu Arms-lang/ umb und umb mit blaͤttern beſetzt. Dieſe blaͤtter ſind laͤnglicht/ auffgeſpitzt/ fett und dick wie Burgel oder Haußwurtz/ und an dem Umbkreiß ſubtil zerkerfft. Oben an dem Gipffel traͤgt ſie gruͤne Dolden/ wie die Wolffsmilch Tithy- malus cypariſſias genant/ ſo ſie aber verbluͤ- het hat/ werden gemeldte Dolden roͤthlicht. Jhre blum iſt bleich oder rothfarb/ die wur- tzel wird uneben/ knollicht/ dick/ dem ver- meinten Coſto, welchen man von dem Berg Gargano bringt/ aͤhnlich/ hat ein glatte ſcheinbarliche Rinden/ und dieweil die wur- tzel friſch iſt/ ſcheint ſie auſſen braunlicht/ inwendig weiß/ ſo ſie aber duͤrꝛ worden/ iſt ſie iñerlich roͤthlicht/ und auſſen ſchuppicht. Wenn man ſie zwiſchen den Fingern zer- reibt/ gibt ſie einen lieblichen Roſen-geruch von ſich/ daher ſie auch den namen bekom- men. Weiter ſo iſt ſie under allen wurtzeln die werhafftigſte/ denn ſo man ſie außgegra- ben hat/ und behaͤlt ſie an einem ort/ da es nicht allzu duͤrꝛ ſey/ nach etlichen Monaten mag man ſie widrumb pflantzen/ ſo waͤchßt ſie von neuem. Jhr wohnung iſt auff den hoͤchſten Bergen. Man findet ſie auff den Alp-gebuͤrgen nicht weit von Saltzburg/ wie auch auff den Genfiſchen und Savoy- ſchen oder Piemonteſiſchen Bergen: wird in Jtalien/ Franckreich/ Engelland und Holland wegen ihres lieblichen Geruchs in allen Luſtgaͤrten gepflantzet/ allda ſie an ſchattichten orten gern herfuͤr komt. Eigenſchafft.

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 868. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/884>, abgerufen am 21.11.2024.