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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Fünffte Buch/
[Spaltenumbruch] blümlein eines an dem andern/ gerings her-
rumb biß oben auß: wenn die blümlein ver-
gangen und abgefallen/ erscheinen kleine/
rauche kletlein/ die hengen sich an die Klei-
der der fürgehenden/ darinnen findet man
weisse und süsse Körnlein/ das ist der samen/
darauß junge Stöcklein wachsen. Dieses
kraut wächßt hin und wider in den hecken/
auff den strassen/ neben den wegen/ an den
rechen der äcker/ auff nidrigen büheln/ hin-
der den zäunen und mauren/ und auch et-
wan in trockenen wiesen und wäldern. Blü-
het fast den gantzen Sommer durchauß.

Jn Jtalien/ sonderlich bey Capra rola, und
in Franckreich/ findet man eine sondere art
der Odermenig/ welche gar wol riecht/ will
aber nicht gern bey uns in den Gärten ge-
wohnen; Eupatorium odoratum, C. B.

Eigenschafft.

Die Odermenig ist mit einem bitterlich-
balsamischen Saltz begabet/ deßwegen warm
und trocken im ersten grad: eröffnet/ reiniget/
treibet durch den Harn und Schweiß/ und
tröcknet die Flüsse.

Gebrauch.
Verstopf-
fung der Le-
ber und
Miltzes/
Gelb- und
Wasser-
sucht/ alte
faule Fie-
ber/ würm
versteckter
Harn und
weiblicher
monatfluß
kalter
Harn.

Es ist die Odermenig ein edel Leberkraut/
denn sie fürnemlich vor anderen Kräuteren
der Leber dienlich/ eröffnet die Verstopffung
derselbigen/ so man ein handvoll Oderme-
nig in einer maß Wasser siedet/ und davon
nach belieben trincket. Solches tranck eröff-
net auch das verstopffte Miltz/ vertreibet die
Gelb-und Wassersucht/ und die faulen al-
ten Fieber/ welche von Verstopffung der
Leber und des Miltzes herrühren. Es tödtet
auch die Würm/ bringet den weiblichen Mo-
nat-fluß/ und treibet den Harn. Jst ein gut
mittel zu dem kalten Harn. Die Lebersüch-
tige sollen die Odermenig in weissen Wein
legen/ darüber zu trincken.

Bett har-
nen.

Agrimonien-kraut zu pulver gestossen/
und dessen ein halb quintlein zu nacht vor
dem Schlaff eingenommen/ ist gut denen/
welche den Harn lassen in das Bett lauffen.

Oder nim Agrimonien-kraut ein quint-
lein/ Eichlen ein halb quintlein/ Weyrauch
20. gran/ Coriander-samen/ Armenischen
Bolus/ Arabisch Gummi jedes 10. gran/
präparierte Hüner-magen auß der Apotheck
ein halb loth/ Zucker zwey loth. Stosse al-
les zu einem pulver/ und gib davon morgens
und abends ein gute messerspitz voll in Wein.

Gelbsucht.

Wider die Gelbsucht ist nachfolgendes
tranck bewehrt erfunden worden. Nim O-
dermenig zwey handvoll/ Wegwart und
Taubenkropff-kraut jedes ein handvoll/
Schellkraut-wurtzel zwey loth/ Aniß und
Fenchelsamen jedes ein quintlein. Zerschnei-
de alles klein/ thue es in eine saubere kannen/
schütte darüber zwey maß frisch Brunn-
wasser/ verbinde die kanne wol/ und setze sie
in einen kessel voll siedenden Wassers/ laß
es etliche stund mit einander sieden/ alsdenn
thue die kannen herauß/ und wenn es er-
kaltet seige es durch ein sauber tuch/ und gib
dem Gelbsüchtigen morgens und abends ein
trunck davon.

Odermenig gepülvert/ und eine halbe Du-
Viertägig
Fieber.
caten schwer mit warmem Wein getruncken/
vertreibt das viertägig Fieber/ wenn man es
[Spaltenumbruch] ein zeitlang brauchet/ sobald man vermei-
net daß das Fieber vorhanden seye/ man
muß aber darauff niderligen. Es ist auch gut
so man drey handvoll Odermenig in zwey
maß Wasser siedet/ und den krancken davon
nach belieben trincken läßt.

Erbgrind.

Wider den Erbgrind des Haupts. Nim
Agrimonien-safft/ und schmiere den Kopff
offtmahls warm damit. Das Kraut in
Wein gesotten/ und das Haupt damit ge-
zwagen/ heilet auch den Erbgrind.

Nim Sauramffer-wurtzel gedörret ein
loth/ Odermenig zwey handvoll/ Salsapa-
rill und Sassafraß jedes ein loth/ siede sol-
ches in zwey maß Wasser/ so lang als manSchwa-
cher Ma-
gen und
Leber/
scharff Ge-
blüt/ Fran-
tzosen-
kranckheit.
Geschwulst
der Ge-
mächt o-
der Hoden.
Schrun-
den an
füssen von
kälte oder
Fersen
Außbruch.

ein hart ey siedet/ alsdenn siechte es/ und
behalts zum gebrauch. Solches tranck stär-
cket den schwachen Magen und Leber/ reini-
get das geblüt von seiner schärffe/ und ist
denen insonderheit dienlich/ so mit der Fran-
tzosen-kranckheit behafftet sind.

So man die Odermenig in Eßig oder
Wein siedet/ und wie ein pflaster über die
Gemächt oder Hoden schlägt/ soll es die
Geschwulst allda vertreiben.

Wenn man Odermenig mit Alant-wur-
tzel in Wasser siedet/ und die Füß darinn
badet/ heilet es die schrunden an den Füssen
von kälte oder der Fersen Außbruch.

Der rauch der Odermenig solle die Mu-
cken/ Wespen und alle gifftige Thier ver-
treiben.

Die Agrimonien wird auch zu den
Wundtränckern gebraucht/ denn sie ein tref-
liches Wundkraut ist.

Ein gut Wundtranck zu den frischenFrische
Wunden.

Wunden. Nim Odermenig-kraut zwey
handvoll/ Sanickel/ Betonien/ breiten Weg-
rich/ jedes ein handvoll. Zerschneide alles
klein/ thue es in ein kanne/ schütte darüber
zwey maß frisches Brunnwassers/ verbind
die kanne wol/ und lasse es in einem kessel
mit Wasser sieden/ seige den tranck darnach
ab/ und lasse den Verwundten alle morgen
und abend ein halb quartal trincken.

Die Agrimonien wird auch zu den Len-Verstand-
ner Harn.

den-bädern gebraucht/ den verstandenen
Harn fort zu treiben.

Die Agrimonien im Wasser gesotten/Müdigkeit
der Füssen.

und ein Fußbad davon gemacht/ zieht alle
Müdigkeit auß den Füssen.

Das destillierte Agrimonien-wasser istMangel
der Leber
und Miltz/
Gelbsucht/
viertägig
Fieber/
Wasser-
sucht/
Würm.

sehr dienlich zu allen mängeln an der Leber
und Miltz/ denn es eröffnet die Verstopf-
fung derselben/ vertreibt die Gelbsucht/ vier-
tägig Fieber und Wassersucht/ tödtet die
Würm/ abends und morgens jedes mahl
vier oder fünff loth getruncken. Joachimus
Camerarius
berichtet in Horto Medico p. m. 7.
daß der Cardinal Petrus Bembus darvor ge-Nieren-
sand.

halten/ zur Außführung des Nieren-sands
seye kein besseres mittel/ als der fleißige ge-
brauch dieses Wassers. Es dienet auch wi-
der die Geschwär und Löcher des Halses/Geschwär
und Löcher
des Halßs/
versehrung
des munds
Mundfäu-
le/ Essen
im Mund
der jungen
Kindern.

Versehrung des Munds/ Zahnbiller und die
Mundfäule/ ihne wol darmit gewaschen
und außgespület. Es heilet auch das essen
im Mund der jungen Kindern/ so man ihnen
die Zunge und den Mund offt darmit auß-
wäscht.

CAP.

Das Fuͤnffte Buch/
[Spaltenumbruch] bluͤmlein eines an dem andern/ gerings her-
rumb biß oben auß: wenn die bluͤmlein ver-
gangen und abgefallen/ erſcheinen kleine/
rauche kletlein/ die hengen ſich an die Klei-
der der fuͤrgehenden/ darinnen findet man
weiſſe und ſuͤſſe Koͤrnlein/ das iſt der ſamen/
darauß junge Stoͤcklein wachſen. Dieſes
kraut waͤchßt hin und wider in den hecken/
auff den ſtraſſen/ neben den wegen/ an den
rechen der aͤcker/ auff nidrigen buͤheln/ hin-
der den zaͤunen und mauren/ und auch et-
wan in trockenen wieſen und waͤldern. Bluͤ-
het faſt den gantzen Sommer durchauß.

Jn Jtalien/ ſonderlich bey Capra rola, und
in Franckreich/ findet man eine ſondere art
der Odermenig/ welche gar wol riecht/ will
aber nicht gern bey uns in den Gaͤrten ge-
wohnen; Eupatorium odoratum, C. B.

Eigenſchafft.

Die Odermenig iſt mit einem bitterlich-
balſamiſchen Saltz begabet/ deßwegen warm
und trocken im erſten grad: eroͤffnet/ reiniget/
treibet durch den Harn und Schweiß/ und
troͤcknet die Fluͤſſe.

Gebrauch.
Verſtopf-
fung der Le-
ber und
Miltzes/
Gelb- und
Waſſer-
ſucht/ alte
faule Fie-
ber/ wuͤrm
verſteckter
Harn und
weiblicher
monatfluß
kalter
Harn.

Es iſt die Odermenig ein edel Leberkraut/
denn ſie fuͤrnemlich vor anderen Kraͤuteren
der Leber dienlich/ eroͤffnet die Verſtopffung
derſelbigen/ ſo man ein handvoll Oderme-
nig in einer maß Waſſer ſiedet/ und davon
nach belieben trincket. Solches tranck eroͤff-
net auch das verſtopffte Miltz/ vertreibet die
Gelb-und Waſſerſucht/ und die faulen al-
ten Fieber/ welche von Verſtopffung der
Leber und des Miltzes herꝛuͤhren. Es toͤdtet
auch die Wuͤrm/ bringet den weiblichen Mo-
nat-fluß/ und treibet den Harn. Jſt ein gut
mittel zu dem kalten Harn. Die Leberſuͤch-
tige ſollen die Odermenig in weiſſen Wein
legen/ daruͤber zu trincken.

Bett har-
nen.

Agrimonien-kraut zu pulver geſtoſſen/
und deſſen ein halb quintlein zu nacht vor
dem Schlaff eingenommen/ iſt gut denen/
welche den Harn laſſen in das Bett lauffen.

Oder nim Agrimonien-kraut ein quint-
lein/ Eichlen ein halb quintlein/ Weyrauch
20. gran/ Coriander-ſamen/ Armeniſchen
Bolus/ Arabiſch Gummi jedes 10. gran/
praͤparierte Huͤner-magen auß der Apotheck
ein halb loth/ Zucker zwey loth. Stoſſe al-
les zu einem pulver/ und gib davon morgens
und abends ein gute meſſerſpitz voll in Wein.

Gelbſucht.

Wider die Gelbſucht iſt nachfolgendes
tranck bewehrt erfunden worden. Nim O-
dermenig zwey handvoll/ Wegwart und
Taubenkropff-kraut jedes ein handvoll/
Schellkraut-wurtzel zwey loth/ Aniß und
Fenchelſamen jedes ein quintlein. Zerſchnei-
de alles klein/ thue es in eine ſaubere kannen/
ſchuͤtte daruͤber zwey maß friſch Brunn-
waſſer/ verbinde die kanne wol/ und ſetze ſie
in einen keſſel voll ſiedenden Waſſers/ laß
es etliche ſtund mit einander ſieden/ alsdenn
thue die kannen herauß/ und wenn es er-
kaltet ſeige es durch ein ſauber tuch/ und gib
dem Gelbſuͤchtigen morgens und abends ein
trunck davon.

Odermenig gepuͤlvert/ und eine halbe Du-
Viertaͤgig
Fieber.
caten ſchwer mit warmem Wein getruncken/
vertreibt das viertaͤgig Fieber/ wenn man es
[Spaltenumbruch] ein zeitlang brauchet/ ſobald man vermei-
net daß das Fieber vorhanden ſeye/ man
muß aber darauff niderligen. Es iſt auch gut
ſo man drey handvoll Odermenig in zwey
maß Waſſer ſiedet/ und den krancken davon
nach belieben trincken laͤßt.

Erbgrind.

Wider den Erbgrind des Haupts. Nim
Agrimonien-ſafft/ und ſchmiere den Kopff
offtmahls warm damit. Das Kraut in
Wein geſotten/ und das Haupt damit ge-
zwagen/ heilet auch den Erbgrind.

Nim Sauramffer-wurtzel gedoͤrꝛet ein
loth/ Odermenig zwey handvoll/ Salſapa-
rill und Saſſafraß jedes ein loth/ ſiede ſol-
ches in zwey maß Waſſer/ ſo lang als manSchwa-
cher Ma-
gen und
Leber/
ſcharff Ge-
bluͤt/ Fran-
tzoſen-
kranckheit.
Geſchwulſt
der Ge-
maͤcht o-
der Hoden.
Schrun-
den an
fuͤſſen von
kaͤlte oder
Ferſen
Außbruch.

ein hart ey ſiedet/ alsdenn ſiechte es/ und
behalts zum gebrauch. Solches tranck ſtaͤr-
cket den ſchwachen Magen und Leber/ reini-
get das gebluͤt von ſeiner ſchaͤrffe/ und iſt
denen inſonderheit dienlich/ ſo mit der Fran-
tzoſen-kranckheit behafftet ſind.

So man die Odermenig in Eßig oder
Wein ſiedet/ und wie ein pflaſter uͤber die
Gemaͤcht oder Hoden ſchlaͤgt/ ſoll es die
Geſchwulſt allda vertreiben.

Wenn man Odermenig mit Alant-wur-
tzel in Waſſer ſiedet/ und die Fuͤß darinn
badet/ heilet es die ſchrunden an den Fuͤſſen
von kaͤlte oder der Ferſen Außbruch.

Der rauch der Odermenig ſolle die Mu-
cken/ Weſpen und alle gifftige Thier ver-
treiben.

Die Agrimonien wird auch zu den
Wundtraͤnckern gebraucht/ denn ſie ein tref-
liches Wundkraut iſt.

Ein gut Wundtranck zu den friſchenFriſche
Wunden.

Wunden. Nim Odermenig-kraut zwey
handvoll/ Sanickel/ Betonien/ breiten Weg-
rich/ jedes ein handvoll. Zerſchneide alles
klein/ thue es in ein kanne/ ſchuͤtte daruͤber
zwey maß friſches Brunnwaſſers/ verbind
die kanne wol/ und laſſe es in einem keſſel
mit Waſſer ſieden/ ſeige den tranck darnach
ab/ und laſſe den Verwundten alle morgen
und abend ein halb quartal trincken.

Die Agrimonien wird auch zu den Len-Verſtand-
ner Harn.

den-baͤdern gebraucht/ den verſtandenen
Harn fort zu treiben.

Die Agrimonien im Waſſer geſotten/Muͤdigkeit
der Fuͤſſen.

und ein Fußbad davon gemacht/ zieht alle
Muͤdigkeit auß den Fuͤſſen.

Das deſtillierte Agrimonien-waſſer iſtMangel
der Leber
und Miltz/
Gelbſucht/
viertaͤgig
Fieber/
Waſſer-
ſucht/
Wuͤrm.

ſehr dienlich zu allen maͤngeln an der Leber
und Miltz/ denn es eroͤffnet die Verſtopf-
fung derſelben/ vertreibt die Gelbſucht/ vier-
taͤgig Fieber und Waſſerſucht/ toͤdtet die
Wuͤrm/ abends und morgens jedes mahl
vier oder fuͤnff loth getruncken. Joachimus
Camerarius
berichtet in Horto Medico p. m. 7.
daß der Cardinal Petrus Bembus darvor ge-Nieren-
ſand.

halten/ zur Außfuͤhrung des Nieren-ſands
ſeye kein beſſeres mittel/ als der fleißige ge-
brauch dieſes Waſſers. Es dienet auch wi-
der die Geſchwaͤr und Loͤcher des Halſes/Geſchwaͤr
und Loͤcher
des Halßs/
veꝛſehrung
des munds
Mundfaͤu-
le/ Eſſen
im Mund
der jungen
Kindern.

Verſehrung des Munds/ Zahnbiller und die
Mundfaͤule/ ihne wol darmit gewaſchen
und außgeſpuͤlet. Es heilet auch das eſſen
im Mund der jungen Kindern/ ſo man ihnen
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waͤſcht.

CAP.
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[856/0872] Das Fuͤnffte Buch/ bluͤmlein eines an dem andern/ gerings her- rumb biß oben auß: wenn die bluͤmlein ver- gangen und abgefallen/ erſcheinen kleine/ rauche kletlein/ die hengen ſich an die Klei- der der fuͤrgehenden/ darinnen findet man weiſſe und ſuͤſſe Koͤrnlein/ das iſt der ſamen/ darauß junge Stoͤcklein wachſen. Dieſes kraut waͤchßt hin und wider in den hecken/ auff den ſtraſſen/ neben den wegen/ an den rechen der aͤcker/ auff nidrigen buͤheln/ hin- der den zaͤunen und mauren/ und auch et- wan in trockenen wieſen und waͤldern. Bluͤ- het faſt den gantzen Sommer durchauß. Jn Jtalien/ ſonderlich bey Capra rola, und in Franckreich/ findet man eine ſondere art der Odermenig/ welche gar wol riecht/ will aber nicht gern bey uns in den Gaͤrten ge- wohnen; Eupatorium odoratum, C. B. Eigenſchafft. Die Odermenig iſt mit einem bitterlich- balſamiſchen Saltz begabet/ deßwegen warm und trocken im erſten grad: eroͤffnet/ reiniget/ treibet durch den Harn und Schweiß/ und troͤcknet die Fluͤſſe. Gebrauch. Es iſt die Odermenig ein edel Leberkraut/ denn ſie fuͤrnemlich vor anderen Kraͤuteren der Leber dienlich/ eroͤffnet die Verſtopffung derſelbigen/ ſo man ein handvoll Oderme- nig in einer maß Waſſer ſiedet/ und davon nach belieben trincket. Solches tranck eroͤff- net auch das verſtopffte Miltz/ vertreibet die Gelb-und Waſſerſucht/ und die faulen al- ten Fieber/ welche von Verſtopffung der Leber und des Miltzes herꝛuͤhren. Es toͤdtet auch die Wuͤrm/ bringet den weiblichen Mo- nat-fluß/ und treibet den Harn. Jſt ein gut mittel zu dem kalten Harn. Die Leberſuͤch- tige ſollen die Odermenig in weiſſen Wein legen/ daruͤber zu trincken. Agrimonien-kraut zu pulver geſtoſſen/ und deſſen ein halb quintlein zu nacht vor dem Schlaff eingenommen/ iſt gut denen/ welche den Harn laſſen in das Bett lauffen. Oder nim Agrimonien-kraut ein quint- lein/ Eichlen ein halb quintlein/ Weyrauch 20. gran/ Coriander-ſamen/ Armeniſchen Bolus/ Arabiſch Gummi jedes 10. gran/ praͤparierte Huͤner-magen auß der Apotheck ein halb loth/ Zucker zwey loth. Stoſſe al- les zu einem pulver/ und gib davon morgens und abends ein gute meſſerſpitz voll in Wein. Wider die Gelbſucht iſt nachfolgendes tranck bewehrt erfunden worden. Nim O- dermenig zwey handvoll/ Wegwart und Taubenkropff-kraut jedes ein handvoll/ Schellkraut-wurtzel zwey loth/ Aniß und Fenchelſamen jedes ein quintlein. Zerſchnei- de alles klein/ thue es in eine ſaubere kannen/ ſchuͤtte daruͤber zwey maß friſch Brunn- waſſer/ verbinde die kanne wol/ und ſetze ſie in einen keſſel voll ſiedenden Waſſers/ laß es etliche ſtund mit einander ſieden/ alsdenn thue die kannen herauß/ und wenn es er- kaltet ſeige es durch ein ſauber tuch/ und gib dem Gelbſuͤchtigen morgens und abends ein trunck davon. Odermenig gepuͤlvert/ und eine halbe Du- caten ſchwer mit warmem Wein getruncken/ vertreibt das viertaͤgig Fieber/ wenn man es ein zeitlang brauchet/ ſobald man vermei- net daß das Fieber vorhanden ſeye/ man muß aber darauff niderligen. Es iſt auch gut ſo man drey handvoll Odermenig in zwey maß Waſſer ſiedet/ und den krancken davon nach belieben trincken laͤßt. Viertaͤgig Fieber. Wider den Erbgrind des Haupts. Nim Agrimonien-ſafft/ und ſchmiere den Kopff offtmahls warm damit. Das Kraut in Wein geſotten/ und das Haupt damit ge- zwagen/ heilet auch den Erbgrind. Nim Sauramffer-wurtzel gedoͤrꝛet ein loth/ Odermenig zwey handvoll/ Salſapa- rill und Saſſafraß jedes ein loth/ ſiede ſol- ches in zwey maß Waſſer/ ſo lang als man ein hart ey ſiedet/ alsdenn ſiechte es/ und behalts zum gebrauch. Solches tranck ſtaͤr- cket den ſchwachen Magen und Leber/ reini- get das gebluͤt von ſeiner ſchaͤrffe/ und iſt denen inſonderheit dienlich/ ſo mit der Fran- tzoſen-kranckheit behafftet ſind. Schwa- cher Ma- gen und Leber/ ſcharff Ge- bluͤt/ Fran- tzoſen- kranckheit. Geſchwulſt der Ge- maͤcht o- der Hoden. Schrun- den an fuͤſſen von kaͤlte oder Ferſen Außbruch. So man die Odermenig in Eßig oder Wein ſiedet/ und wie ein pflaſter uͤber die Gemaͤcht oder Hoden ſchlaͤgt/ ſoll es die Geſchwulſt allda vertreiben. Wenn man Odermenig mit Alant-wur- tzel in Waſſer ſiedet/ und die Fuͤß darinn badet/ heilet es die ſchrunden an den Fuͤſſen von kaͤlte oder der Ferſen Außbruch. Der rauch der Odermenig ſolle die Mu- cken/ Weſpen und alle gifftige Thier ver- treiben. Die Agrimonien wird auch zu den Wundtraͤnckern gebraucht/ denn ſie ein tref- liches Wundkraut iſt. Ein gut Wundtranck zu den friſchen Wunden. Nim Odermenig-kraut zwey handvoll/ Sanickel/ Betonien/ breiten Weg- rich/ jedes ein handvoll. Zerſchneide alles klein/ thue es in ein kanne/ ſchuͤtte daruͤber zwey maß friſches Brunnwaſſers/ verbind die kanne wol/ und laſſe es in einem keſſel mit Waſſer ſieden/ ſeige den tranck darnach ab/ und laſſe den Verwundten alle morgen und abend ein halb quartal trincken. Friſche Wunden. Die Agrimonien wird auch zu den Len- den-baͤdern gebraucht/ den verſtandenen Harn fort zu treiben. Verſtand- ner Harn. Die Agrimonien im Waſſer geſotten/ und ein Fußbad davon gemacht/ zieht alle Muͤdigkeit auß den Fuͤſſen. Muͤdigkeit der Fuͤſſen. Das deſtillierte Agrimonien-waſſer iſt ſehr dienlich zu allen maͤngeln an der Leber und Miltz/ denn es eroͤffnet die Verſtopf- fung derſelben/ vertreibt die Gelbſucht/ vier- taͤgig Fieber und Waſſerſucht/ toͤdtet die Wuͤrm/ abends und morgens jedes mahl vier oder fuͤnff loth getruncken. Joachimus Camerarius berichtet in Horto Medico p. m. 7. daß der Cardinal Petrus Bembus darvor ge- halten/ zur Außfuͤhrung des Nieren-ſands ſeye kein beſſeres mittel/ als der fleißige ge- brauch dieſes Waſſers. Es dienet auch wi- der die Geſchwaͤr und Loͤcher des Halſes/ Verſehrung des Munds/ Zahnbiller und die Mundfaͤule/ ihne wol darmit gewaſchen und außgeſpuͤlet. Es heilet auch das eſſen im Mund der jungen Kindern/ ſo man ihnen die Zunge und den Mund offt darmit auß- waͤſcht. Mangel der Leber und Miltz/ Gelbſucht/ viertaͤgig Fieber/ Waſſer- ſucht/ Wuͤrm. Nieren- ſand. Geſchwaͤr und Loͤcher des Halßs/ veꝛſehrung des munds Mundfaͤu- le/ Eſſen im Mund der jungen Kindern. CAP.

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 856. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/872>, abgerufen am 23.11.2024.