Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Rund- und breit-blättiger Sonnen-
thau. Rorella rotundifolia
& latifolia.
 viel runde/ in mitte wie ein löffel etwas ho-
le/ an länglichten stielen hangende/ bleich-
grüne/ an dem umbkreiß mit dünnen/ röth-
lichten haar-fädemlein gezierte/ und auch
in der größten Sommerhitze mit tröpfflein
gleichsam des thaues/ behengte und ange-
feuchtete blättlein. An dem undern theil die-
ser blättlein finden sich ebener massen biß
auff die helffte dergleichen haar-fäserlein/
welche aber kürtzer sind. Mitten zwischen
den blättern steigen zwey oder drey runde/
dünne/ röthlichte/ nackende stengel fast biß
spannen-hoch empor/ und werden oben auß
mit weissen/ auß länglichten in fünff ein-
schnitte getheilten kelchlein gehenden blüm-
lein gezieret/ denen ablange/ an der figur
und grösse einem Weitzenkörnlein nicht un-
gleiche/ mit samen angefüllte samen-gefäß-
lein nachfolgen. Blühet im Hewmonat/ auff
feuchten/ sumpfichten wiesen und matten.

2. Der lang-blättige Sonnenthau/ Ro-
rella longifolia, Ros Solis folio oblongo, C. B.
J. B. ist allein den blättern nach von dem
vorigen unterschieden/ als welche in diesem
Geschlecht nicht circkelrund/ sondern ablang-
rund sich erfinden.

3. Der rund-blättige Sonnenthau/ mit
stäts grünender wurtzen/ Rorella rotundifo-
lia radice perenni, foliis erectis. Wächßt in
Engelland.

4. Der lang-blättige Sonnenthau mit
stäts grünender wurtz/ Rorella longifolia pe-
rennis. Wächßt bey Doncestres in Engel-
land.

5. Der lang-blättige größte Sonnenthau/
Rorella longifolia maxima.

[Spaltenumbruch]
Eigenschafft.

Der Sonnenthau führet viel scharffes/
flüchtiges/ durchdringendes Saltz/ so daß
es äusserlich auffgelegt/ die Haut beynahem
auffbeißt und geschwären machet; hat deß-
wegen eine krafft zu wärmen/ zu tröcknen/
allen zähen Schleim zu erdünnern/ und
in eine bewegung zu bringen/ den Koder
von der Brust abzuführen/ Verstopfungen
zu eröffnen/ durch den Schweiß und Harn
zu treiben/ Stein/ Sand und Grieß von
den Nieren abzuführen/ und die Lebens-gei-
ster zu erwecken. Etliche samlen den davon
außschweissenden Gummi-safft. Sonsten
aber wird dieß Kraut zu end des May oder
anfang des Brachmonats/ in dem Voll-
mond eingesamlet.

Gebrauch.

Es ist vermuthlich/ daß in diesem kraut
mehr kräfften stecken/ als man bißher war-
genommen.

Der Safft auß dem frischen kraut ge-Engbrü-
stigkeit/ hu-
sten/ Lung-
unschwind-
sucht/ sand
und schleim
der nieren/
verlohrene
blum der
Weibern/
Wunden/
Schäden.
truckt/ mit Zucker vermischt/ und bißweilen
davon ein löffelvoll eingenommen/ hat tref-
liche würckung in der Engbrüstigkeit und
Husten/ so von zähem Schleim herkomt/
mag auch gar die noch nicht zu starck ange-
setzte Lung- und Schwindsucht auß dem
grund außheilen. Reiniget die Nieren und
Blasen von allem Sand und Schleim/ brin-
get wider die versteckte Monatblum der Wei-
bern/ säuberet/ reiniget/ und heilet alle
Wunden und Schäden.

Auß diesem mit weissem Wein angefeuch-Hertzklopf-
fen/ Ohn-
macht/
Schwach-
heit/ glie-
der-zittern
Schlag-
flüsse/ Hu-
sten/ Eng-
brüstigkeit
Stein und
Sand der
Nieren/
Bauch-
grimmen.
teten kraut destilliert man auch ein Wasser/
welches sehr nutzlich gebraucht wird löffel-
weiß in dem Hertz-klopffen/ Ohnmachten/
Schwachheiten/ Glieder-zitteren/ Schlag-
flüssen/ Engbrüstigkeit und Husten/ Stein
und Sand der Nieren und Blasen. Es stil-
let auch das von Winden herrührende
Bauchgrimmen. Man kan auch Zucker-
candel/ oder einen lieblichen Syrup damit
vermischen/ und also gebrauchen.

Das Ros Solis, Rossoglio solle ehdessen auß
dem Safft dieses krauts neben allerhand ge-
würtzen gemacht und zubereitet worden
seyn.

Dodonaeus aber/ als ein erfahrener Artzt
verwirfft den innerlichen gebrauch gäntz-
lich/ und sagt daß es allzu scharff seye/ und
gleichsam wie Gifft würcke. Kan seyn/ daß
es an einem ort mehr kräfften bekommet/
als an dem andern.


CAPUT XXII.
Hexenkraut. Circaea.
Namen.

HExenkraut heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt].
Lateinisch/ Circaea, Solanifolia Circaea
dicta major. C. B. Ocymastrum verruca-
rium, J. B. Circaea Lutetiana, Lob. Englisch/
Enchanters Night-schade.

Gestalt.

Das Hexenkraut hat ein weisse mit vielen
knödlein überzwerch in der Erden kriechen-
de/ wenig zaßlichte wurtzel/ von welcher ein

gerader/
P p p pp 2

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Rund- und breit-blaͤttiger Sonnen-
thau. Rorella rotundifolia
& latifolia.
 viel runde/ in mitte wie ein loͤffel etwas ho-
le/ an laͤnglichten ſtielen hangende/ bleich-
gruͤne/ an dem umbkreiß mit duͤnnen/ roͤth-
lichten haar-faͤdemlein gezierte/ und auch
in der groͤßten Sommerhitze mit troͤpfflein
gleichſam des thaues/ behengte und ange-
feuchtete blaͤttlein. An dem undern theil die-
ſer blaͤttlein finden ſich ebener maſſen biß
auff die helffte dergleichen haar-faͤſerlein/
welche aber kuͤrtzer ſind. Mitten zwiſchen
den blaͤttern ſteigen zwey oder drey runde/
duͤnne/ roͤthlichte/ nackende ſtengel faſt biß
ſpannen-hoch empor/ und werden oben auß
mit weiſſen/ auß laͤnglichten in fuͤnff ein-
ſchnitte getheilten kelchlein gehenden bluͤm-
lein gezieret/ denen ablange/ an der figur
und groͤſſe einem Weitzenkoͤrnlein nicht un-
gleiche/ mit ſamen angefuͤllte ſamen-gefaͤß-
lein nachfolgen. Bluͤhet im Hewmonat/ auff
feuchten/ ſumpfichten wieſen und matten.

2. Der lang-blaͤttige Sonnenthau/ Ro-
rella longifolia, Ros Solis folio oblongo, C. B.
J. B. iſt allein den blaͤttern nach von dem
vorigen unterſchieden/ als welche in dieſem
Geſchlecht nicht circkelrund/ ſondern ablang-
rund ſich erfinden.

3. Der rund-blaͤttige Sonnenthau/ mit
ſtaͤts gruͤnender wurtzen/ Rorella rotundifo-
lia radice perenni, foliis erectis. Waͤchßt in
Engelland.

4. Der lang-blaͤttige Sonnenthau mit
ſtaͤts gruͤnender wurtz/ Rorella longifolia pe-
rennis. Waͤchßt bey Donceſtres in Engel-
land.

5. Der lang-blaͤttige groͤßte Sonnenthau/
Rorella longifolia maxima.

[Spaltenumbruch]
Eigenſchafft.

Der Sonnenthau fuͤhret viel ſcharffes/
fluͤchtiges/ durchdringendes Saltz/ ſo daß
es aͤuſſerlich auffgelegt/ die Haut beynahem
auffbeißt und geſchwaͤren machet; hat deß-
wegen eine krafft zu waͤrmen/ zu troͤcknen/
allen zaͤhen Schleim zu erduͤnnern/ und
in eine bewegung zu bringen/ den Koder
von der Bruſt abzufuͤhren/ Verſtopfungen
zu eroͤffnen/ durch den Schweiß und Harn
zu treiben/ Stein/ Sand und Grieß von
den Nieren abzufuͤhren/ und die Lebens-gei-
ſter zu erwecken. Etliche ſamlen den davon
außſchweiſſenden Gummi-ſafft. Sonſten
aber wird dieß Kraut zu end des May oder
anfang des Brachmonats/ in dem Voll-
mond eingeſamlet.

Gebrauch.

Es iſt vermuthlich/ daß in dieſem kraut
mehr kraͤfften ſtecken/ als man bißher war-
genommen.

Der Safft auß dem friſchen kraut ge-Engbruͤ-
ſtigkeit/ hu-
ſten/ Lung-
unſchwind-
ſucht/ ſand
uñ ſchleim
der nieren/
verlohrene
blum der
Weibern/
Wunden/
Schaͤden.
truckt/ mit Zucker vermiſcht/ und bißweilen
davon ein loͤffelvoll eingenommen/ hat tref-
liche wuͤrckung in der Engbruͤſtigkeit und
Huſten/ ſo von zaͤhem Schleim herkomt/
mag auch gar die noch nicht zu ſtarck ange-
ſetzte Lung- und Schwindſucht auß dem
grund außheilen. Reiniget die Nieren und
Blaſen von allem Sand und Schleim/ brin-
get wider die verſteckte Monatblum der Wei-
bern/ ſaͤuberet/ reiniget/ und heilet alle
Wunden und Schaͤden.

Auß dieſem mit weiſſem Wein angefeuch-Hertzklopf-
fen/ Ohn-
macht/
Schwach-
heit/ glie-
der-zittern
Schlag-
fluͤſſe/ Hu-
ſten/ Eng-
bruͤſtigkeit
Stein und
Sand der
Nieren/
Bauch-
grimmen.
teten kraut deſtilliert man auch ein Waſſer/
welches ſehr nutzlich gebraucht wird loͤffel-
weiß in dem Hertz-klopffen/ Ohnmachten/
Schwachheiten/ Glieder-zitteren/ Schlag-
fluͤſſen/ Engbruͤſtigkeit und Huſten/ Stein
und Sand der Nieren und Blaſen. Es ſtil-
let auch das von Winden herꝛuͤhrende
Bauchgrimmen. Man kan auch Zucker-
candel/ oder einen lieblichen Syrup damit
vermiſchen/ und alſo gebrauchen.

Das Ros Solis, Roſſoglio ſolle ehdeſſen auß
dem Safft dieſes krauts neben allerhand ge-
wuͤrtzen gemacht und zubereitet worden
ſeyn.

Dodonæus aber/ als ein erfahrener Artzt
verwirfft den innerlichen gebrauch gaͤntz-
lich/ und ſagt daß es allzu ſcharff ſeye/ und
gleichſam wie Gifft wuͤrcke. Kan ſeyn/ daß
es an einem ort mehr kraͤfften bekommet/
als an dem andern.


CAPUT XXII.
Hexenkraut. Circæa.
Namen.

HExenkraut heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt].
Lateiniſch/ Circæa, Solanifolia Circæa
dicta major. C. B. Ocymaſtrum verruca-
rium, J. B. Circæa Lutetiana, Lob. Engliſch/
Enchanters Night-ſchade.

Geſtalt.

Das Hexenkraut hat ein weiſſe mit vielen
knoͤdlein uͤberzwerch in der Erden kriechen-
de/ wenig zaßlichte wurtzel/ von welcher ein

gerader/
P p p pp 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0867" n="851"/><fw place="top" type="header">Von den Kra&#x0364;uteren.</fw><lb/><cb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Rund- und breit-bla&#x0364;ttiger Sonnen-<lb/>
thau.</hi><hi rendition="#aq">Rorella rotundifolia<lb/>
&amp; latifolia.</hi></hi></head><lb/></figure> viel runde/ in mitte wie ein lo&#x0364;ffel etwas ho-<lb/>
le/ an la&#x0364;nglichten &#x017F;tielen hangende/ bleich-<lb/>
gru&#x0364;ne/ an dem umbkreiß mit du&#x0364;nnen/ ro&#x0364;th-<lb/>
lichten haar-fa&#x0364;demlein gezierte/ und auch<lb/>
in der gro&#x0364;ßten Sommerhitze mit tro&#x0364;pfflein<lb/>
gleich&#x017F;am des thaues/ behengte und ange-<lb/>
feuchtete bla&#x0364;ttlein. An dem undern theil die-<lb/>
&#x017F;er bla&#x0364;ttlein finden &#x017F;ich ebener ma&#x017F;&#x017F;en biß<lb/>
auff die helffte dergleichen haar-fa&#x0364;&#x017F;erlein/<lb/>
welche aber ku&#x0364;rtzer &#x017F;ind. Mitten zwi&#x017F;chen<lb/>
den bla&#x0364;ttern &#x017F;teigen zwey oder drey runde/<lb/>
du&#x0364;nne/ ro&#x0364;thlichte/ nackende &#x017F;tengel fa&#x017F;t biß<lb/>
&#x017F;pannen-hoch empor/ und werden oben auß<lb/>
mit wei&#x017F;&#x017F;en/ auß la&#x0364;nglichten in fu&#x0364;nff ein-<lb/>
&#x017F;chnitte getheilten kelchlein gehenden blu&#x0364;m-<lb/>
lein gezieret/ denen ablange/ an der figur<lb/>
und gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e einem Weitzenko&#x0364;rnlein nicht un-<lb/>
gleiche/ mit &#x017F;amen angefu&#x0364;llte &#x017F;amen-gefa&#x0364;ß-<lb/>
lein nachfolgen. Blu&#x0364;het im Hewmonat/ auff<lb/>
feuchten/ &#x017F;umpfichten wie&#x017F;en und matten.</p><lb/>
            <p>2. Der lang-bla&#x0364;ttige Sonnenthau/ <hi rendition="#aq">Ro-<lb/>
rella longifolia, Ros Solis folio oblongo, <hi rendition="#i">C. B.<lb/>
J. B.</hi></hi> i&#x017F;t allein den bla&#x0364;ttern nach von dem<lb/>
vorigen unter&#x017F;chieden/ als welche in die&#x017F;em<lb/>
Ge&#x017F;chlecht nicht circkelrund/ &#x017F;ondern ablang-<lb/>
rund &#x017F;ich erfinden.</p><lb/>
            <p>3. Der rund-bla&#x0364;ttige Sonnenthau/ mit<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ts gru&#x0364;nender wurtzen/ <hi rendition="#aq">Rorella rotundifo-<lb/>
lia radice perenni, foliis erectis.</hi> Wa&#x0364;chßt in<lb/>
Engelland.</p><lb/>
            <p>4. Der lang-bla&#x0364;ttige Sonnenthau mit<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ts gru&#x0364;nender wurtz/ <hi rendition="#aq">Rorella longifolia pe-<lb/>
rennis.</hi> Wa&#x0364;chßt bey Donce&#x017F;tres in Engel-<lb/>
land.</p><lb/>
            <p>5. Der lang-bla&#x0364;ttige gro&#x0364;ßte Sonnenthau/<lb/><hi rendition="#aq">Rorella longifolia maxima.</hi></p><lb/>
            <cb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Der Sonnenthau fu&#x0364;hret viel &#x017F;charffes/<lb/>
flu&#x0364;chtiges/ durchdringendes Saltz/ &#x017F;o daß<lb/>
es a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich auffgelegt/ die Haut beynahem<lb/>
auffbeißt und ge&#x017F;chwa&#x0364;ren machet; hat deß-<lb/>
wegen eine krafft zu wa&#x0364;rmen/ zu tro&#x0364;cknen/<lb/>
allen za&#x0364;hen Schleim zu erdu&#x0364;nnern/ und<lb/>
in eine bewegung zu bringen/ den Koder<lb/>
von der Bru&#x017F;t abzufu&#x0364;hren/ Ver&#x017F;topfungen<lb/>
zu ero&#x0364;ffnen/ durch den Schweiß und Harn<lb/>
zu treiben/ Stein/ Sand und Grieß von<lb/>
den Nieren abzufu&#x0364;hren/ und die Lebens-gei-<lb/>
&#x017F;ter zu erwecken. Etliche &#x017F;amlen den davon<lb/>
auß&#x017F;chwei&#x017F;&#x017F;enden Gummi-&#x017F;afft. Son&#x017F;ten<lb/>
aber wird dieß Kraut zu end des May oder<lb/>
anfang des Brachmonats/ in dem Voll-<lb/>
mond einge&#x017F;amlet.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t vermuthlich/ daß in die&#x017F;em kraut<lb/>
mehr kra&#x0364;fften &#x017F;tecken/ als man bißher war-<lb/>
genommen.</p><lb/>
            <p>Der Safft auß dem fri&#x017F;chen kraut ge-<note place="right">Engbru&#x0364;-<lb/>
&#x017F;tigkeit/ hu-<lb/>
&#x017F;ten/ Lung-<lb/>
un&#x017F;chwind-<lb/>
&#x017F;ucht/ &#x017F;and<lb/>
uñ &#x017F;chleim<lb/>
der nieren/<lb/>
verlohrene<lb/>
blum der<lb/>
Weibern/<lb/>
Wunden/<lb/>
Scha&#x0364;den.</note><lb/>
truckt/ mit Zucker vermi&#x017F;cht/ und bißweilen<lb/>
davon ein lo&#x0364;ffelvoll eingenommen/ hat tref-<lb/>
liche wu&#x0364;rckung in der Engbru&#x0364;&#x017F;tigkeit und<lb/>
Hu&#x017F;ten/ &#x017F;o von za&#x0364;hem Schleim herkomt/<lb/>
mag auch gar die noch nicht zu &#x017F;tarck ange-<lb/>
&#x017F;etzte Lung- und Schwind&#x017F;ucht auß dem<lb/>
grund außheilen. Reiniget die Nieren und<lb/>
Bla&#x017F;en von allem Sand und Schleim/ brin-<lb/>
get wider die ver&#x017F;teckte Monatblum der Wei-<lb/>
bern/ &#x017F;a&#x0364;uberet/ reiniget/ und heilet alle<lb/>
Wunden und Scha&#x0364;den.</p><lb/>
            <p>Auß die&#x017F;em mit wei&#x017F;&#x017F;em Wein angefeuch-<note place="right">Hertzklopf-<lb/>
fen/ Ohn-<lb/>
macht/<lb/>
Schwach-<lb/>
heit/ glie-<lb/>
der-zittern<lb/>
Schlag-<lb/>
flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ Hu-<lb/>
&#x017F;ten/ Eng-<lb/>
bru&#x0364;&#x017F;tigkeit<lb/>
Stein und<lb/>
Sand der<lb/>
Nieren/<lb/>
Bauch-<lb/>
grimmen.</note><lb/>
teten kraut de&#x017F;tilliert man auch ein Wa&#x017F;&#x017F;er/<lb/>
welches &#x017F;ehr nutzlich gebraucht wird lo&#x0364;ffel-<lb/>
weiß in dem Hertz-klopffen/ Ohnmachten/<lb/>
Schwachheiten/ Glieder-zitteren/ Schlag-<lb/>
flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ Engbru&#x0364;&#x017F;tigkeit und Hu&#x017F;ten/ Stein<lb/>
und Sand der Nieren und Bla&#x017F;en. Es &#x017F;til-<lb/>
let auch das von Winden her&#xA75B;u&#x0364;hrende<lb/>
Bauchgrimmen. Man kan auch Zucker-<lb/>
candel/ oder einen lieblichen Syrup damit<lb/>
vermi&#x017F;chen/ und al&#x017F;o gebrauchen.</p><lb/>
            <p>Das <hi rendition="#aq">Ros Solis, Ro&#x017F;&#x017F;oglio</hi> &#x017F;olle ehde&#x017F;&#x017F;en auß<lb/>
dem Safft die&#x017F;es krauts neben allerhand ge-<lb/>
wu&#x0364;rtzen gemacht und zubereitet worden<lb/>
&#x017F;eyn.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Dodonæus</hi> aber/ als ein erfahrener Artzt<lb/>
verwirfft den innerlichen gebrauch ga&#x0364;ntz-<lb/>
lich/ und &#x017F;agt daß es allzu &#x017F;charff &#x017F;eye/ und<lb/>
gleich&#x017F;am wie Gifft wu&#x0364;rcke. Kan &#x017F;eyn/ daß<lb/>
es an einem ort mehr kra&#x0364;fften bekommet/<lb/>
als an dem andern.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">CAPUT XXII.</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#b">Hexenkraut.</hi> <hi rendition="#aq">Circæa.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">H</hi>Exenkraut heißt Griechi&#x017F;ch/ <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign>.<lb/>
Lateini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Circæa, Solanifolia Circæa<lb/>
dicta major. <hi rendition="#i">C. B.</hi> Ocyma&#x017F;trum verruca-<lb/>
rium, <hi rendition="#i">J. B.</hi> Circæa Lutetiana, <hi rendition="#i">Lob.</hi></hi> Engli&#x017F;ch/<lb/>
Enchanters Night-&#x017F;chade.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>Das Hexenkraut hat ein wei&#x017F;&#x017F;e mit vielen<lb/>
kno&#x0364;dlein u&#x0364;berzwerch in der Erden kriechen-<lb/>
de/ wenig zaßlichte wurtzel/ von welcher ein<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P p p pp 2</fw><fw place="bottom" type="catch">gerader/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[851/0867] Von den Kraͤuteren. [Abbildung Rund- und breit-blaͤttiger Sonnen- thau. Rorella rotundifolia & latifolia. ] viel runde/ in mitte wie ein loͤffel etwas ho- le/ an laͤnglichten ſtielen hangende/ bleich- gruͤne/ an dem umbkreiß mit duͤnnen/ roͤth- lichten haar-faͤdemlein gezierte/ und auch in der groͤßten Sommerhitze mit troͤpfflein gleichſam des thaues/ behengte und ange- feuchtete blaͤttlein. An dem undern theil die- ſer blaͤttlein finden ſich ebener maſſen biß auff die helffte dergleichen haar-faͤſerlein/ welche aber kuͤrtzer ſind. Mitten zwiſchen den blaͤttern ſteigen zwey oder drey runde/ duͤnne/ roͤthlichte/ nackende ſtengel faſt biß ſpannen-hoch empor/ und werden oben auß mit weiſſen/ auß laͤnglichten in fuͤnff ein- ſchnitte getheilten kelchlein gehenden bluͤm- lein gezieret/ denen ablange/ an der figur und groͤſſe einem Weitzenkoͤrnlein nicht un- gleiche/ mit ſamen angefuͤllte ſamen-gefaͤß- lein nachfolgen. Bluͤhet im Hewmonat/ auff feuchten/ ſumpfichten wieſen und matten. 2. Der lang-blaͤttige Sonnenthau/ Ro- rella longifolia, Ros Solis folio oblongo, C. B. J. B. iſt allein den blaͤttern nach von dem vorigen unterſchieden/ als welche in dieſem Geſchlecht nicht circkelrund/ ſondern ablang- rund ſich erfinden. 3. Der rund-blaͤttige Sonnenthau/ mit ſtaͤts gruͤnender wurtzen/ Rorella rotundifo- lia radice perenni, foliis erectis. Waͤchßt in Engelland. 4. Der lang-blaͤttige Sonnenthau mit ſtaͤts gruͤnender wurtz/ Rorella longifolia pe- rennis. Waͤchßt bey Donceſtres in Engel- land. 5. Der lang-blaͤttige groͤßte Sonnenthau/ Rorella longifolia maxima. Eigenſchafft. Der Sonnenthau fuͤhret viel ſcharffes/ fluͤchtiges/ durchdringendes Saltz/ ſo daß es aͤuſſerlich auffgelegt/ die Haut beynahem auffbeißt und geſchwaͤren machet; hat deß- wegen eine krafft zu waͤrmen/ zu troͤcknen/ allen zaͤhen Schleim zu erduͤnnern/ und in eine bewegung zu bringen/ den Koder von der Bruſt abzufuͤhren/ Verſtopfungen zu eroͤffnen/ durch den Schweiß und Harn zu treiben/ Stein/ Sand und Grieß von den Nieren abzufuͤhren/ und die Lebens-gei- ſter zu erwecken. Etliche ſamlen den davon außſchweiſſenden Gummi-ſafft. Sonſten aber wird dieß Kraut zu end des May oder anfang des Brachmonats/ in dem Voll- mond eingeſamlet. Gebrauch. Es iſt vermuthlich/ daß in dieſem kraut mehr kraͤfften ſtecken/ als man bißher war- genommen. Der Safft auß dem friſchen kraut ge- truckt/ mit Zucker vermiſcht/ und bißweilen davon ein loͤffelvoll eingenommen/ hat tref- liche wuͤrckung in der Engbruͤſtigkeit und Huſten/ ſo von zaͤhem Schleim herkomt/ mag auch gar die noch nicht zu ſtarck ange- ſetzte Lung- und Schwindſucht auß dem grund außheilen. Reiniget die Nieren und Blaſen von allem Sand und Schleim/ brin- get wider die verſteckte Monatblum der Wei- bern/ ſaͤuberet/ reiniget/ und heilet alle Wunden und Schaͤden. Engbruͤ- ſtigkeit/ hu- ſten/ Lung- unſchwind- ſucht/ ſand uñ ſchleim der nieren/ verlohrene blum der Weibern/ Wunden/ Schaͤden. Auß dieſem mit weiſſem Wein angefeuch- teten kraut deſtilliert man auch ein Waſſer/ welches ſehr nutzlich gebraucht wird loͤffel- weiß in dem Hertz-klopffen/ Ohnmachten/ Schwachheiten/ Glieder-zitteren/ Schlag- fluͤſſen/ Engbruͤſtigkeit und Huſten/ Stein und Sand der Nieren und Blaſen. Es ſtil- let auch das von Winden herꝛuͤhrende Bauchgrimmen. Man kan auch Zucker- candel/ oder einen lieblichen Syrup damit vermiſchen/ und alſo gebrauchen. Hertzklopf- fen/ Ohn- macht/ Schwach- heit/ glie- der-zittern Schlag- fluͤſſe/ Hu- ſten/ Eng- bruͤſtigkeit Stein und Sand der Nieren/ Bauch- grimmen. Das Ros Solis, Roſſoglio ſolle ehdeſſen auß dem Safft dieſes krauts neben allerhand ge- wuͤrtzen gemacht und zubereitet worden ſeyn. Dodonæus aber/ als ein erfahrener Artzt verwirfft den innerlichen gebrauch gaͤntz- lich/ und ſagt daß es allzu ſcharff ſeye/ und gleichſam wie Gifft wuͤrcke. Kan ſeyn/ daß es an einem ort mehr kraͤfften bekommet/ als an dem andern. CAPUT XXII. Hexenkraut. Circæa. Namen. HExenkraut heißt Griechiſch/ _. Lateiniſch/ Circæa, Solanifolia Circæa dicta major. C. B. Ocymaſtrum verruca- rium, J. B. Circæa Lutetiana, Lob. Engliſch/ Enchanters Night-ſchade. Geſtalt. Das Hexenkraut hat ein weiſſe mit vielen knoͤdlein uͤberzwerch in der Erden kriechen- de/ wenig zaßlichte wurtzel/ von welcher ein gerader/ P p p pp 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/867
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 851. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/867>, abgerufen am 21.12.2024.