Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch]
Gebrauch.

Tamarinden treibt durch den Stuhlgang
Gallen/
verbrannte
und böse
Feuchtig-
leiten im
Leib/ durft/
Gelbsucht.
Haupt-
schmertzen.
die Gallen/ auch andere verbrannte und böse
Feuchtigkeiten/ so sich im Magen und den
Därmen gesamlet haben/ miltert alle Kranck-
heiten/ so von Hitz herkommen/ löschet den
Durst/ hilfft wohl den Gelbsüchtigen/ le-
get den Schmertzen des Haupts/ und macht
Lust zum essen. Jn solchen obgemeldten Zu-
ständen kan man für ein Persohn von 30.
Jahren nachfolgendes Purgier-träncklein
machen. Nimm frische Tamarinden zwey
Loth/ Senetblätter 1. Loth/ Anissamen 1.
quintlein/ zerschneide alles/ thue es in ein
sauber Geschirrlein/ schütte darüber ein halb
quartal Wegweisen-wasser/ laß über Nacht
stehen/ und Morgens bey dem Fewr ein
Wahl thun/ darnach treibe alles durch ein
sauberes Tüchlein/ trincke es laulicht/ und
gebrauche darauff ein Stund umb die an-
der biß zu dem Mittag-essen ein lauters
Fleisch-brühlein.

Hitzige
Naturen/
Durst/
Sodt des
Magens.
hitzige Fie-
ber.

Die Conserva oder Latwerg von den Ta-
marinden gemacht/ dienet den hitzigen Na-
turen/ löschet den Durst und den Sodt des
Magens/ ist gut in allen hizigen Fiebern:
temperiert sonderlich die Gall und ihr flüch-
tig ölichtes hitziges Saltz.

Welche
Tamarin-
den die be-
ste?
Hitzig Fie-
ber.

Zu dem Gebrauch muß man die Tama-
rinden außwehlen/ welche frisch/ schwartz-
rothlicht/ lind/ zart/ safftig und weinsäu-
rig sind. Jn den hitzigen und anderen Fie-
beren/ da der Leib immer verstopfft/ kan
man 2. biß drey oder vier Loth in einer Maß
oder mehr Wasser/ neben geraspeltem Hir-
tzenhorn oder in Milchschotten sieden/ und
Verstopf-
fung des
Leibs.
so es gesichtet/ demnach dem Patienten ordi-
nari zu trincken geben; wird die Hitz des Fie-
bers löschen/ und den Leib offen behalten.

Pulpam,
oder geläu-
terten safft
der Tama-
rinden zu
machen.

Die Pulpa oder das Marck und gereinigte
Safft der Tamarinden wird also gemacht;
Thut die außgenommenen Tamarinden in
ein roßhärenes Sieb mit kleinern Löchlein/
gießt ein wenig warm Wasser darüber/
truckt allgemach mit einem umbgekehrten
höltzernen Löffel den dicken Safft durch das
Sieb/ und behalt ihn also auff. Diese
Pulpam kan man mit Rosen-oder Borretsch-
Zucker vermischen/ auch ein wenig Näge-
Tamarin-
den-Lat-
werg.
Laxier-
Tamarin-
den-Ju-
lep.
lein-Syrup darzu thun/ gibt ein sonderlich
gute Latwerg ab/ davon der Patient offt in
Fiebern oder in vielem Erbrechen/ zu Stär-
ckung des Magens/ Erlabung des Hertzens/
und Löschung innerlicher Hitzen etwas neh-
men kan. Diese Pulpa kan auch auff 2. 3.
biß 4. Loth mit Wegweissen-wasser verlas-
sen/ und zu gelinder Außführung der Gal-
len für einen Julep zu trincken gegeben
werden.

Wie die
Milch da-
mit zu
scheiden.

Welche die Geißmilch-schotten Cur ge-
brauchen wollen/ können mit nichts bessers
die Milch scheiden/ alß mit dem geläuterten
Tamarinden-Safft/ wiewohl man auch
die rohe Tamarinden darzu nehmen kan.
Man laßt zuvor auff gelindem Fewr ein
Wahl oder Sutt über die Milch gehen/
wenn sie nun auffwallet/ wirfft man ein
paar Messer-spitz-voll Tamarinden darein/
so wird sie sich bald scheiden/ den sichtet
man sie/ und trinckt die warme Schotten
davon.

[Spaltenumbruch]


CAPUT XXVIII.
[Abbildung] Cuciofera.
Namen.

DIeses Gewächs ist ein Baum/ wel-
cher keinen teutschen Namen hat.
Auff Griechisch wird er genennet/
[fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Cuciofera Palmae
facie, J. B.

Gestalt.

Der Baum welchen Theophrastus Cucio-
feram
nennet/ und in Africa wachst/ ist dem
Dactelbaum ähnlich/ außgenommen/ daß
dieser gerad und unzerspalten über sich steigt/
jener aber/ so er zum theil auffgewachsen ist/
spaltet sich/ und gewinnet zween Stämme.
Gleicher Weiß werden diese zween Stäm-
mer wiederumb abgetheilt. Er tragt nicht
viel Zweige oder Gerten/ und die sind kurtz/
die Rinde ist wie am Dactelbaum. Er bringt
seine sonderliche Frucht/ die allhie abgemah-
let/ und ist so groß/ daß man sie kaum mit
einer Hand begreiffen kan/ jedoch werden sie
in solcher Grösse nicht zu uns gebracht. Am
Geschmack süß und gar lieblich/ an der Farb
und Gestalt gelblicht wie ein Quitten-apf-
fel. Der innerliche Nußstein ist einer wel-
schen Nuß groß/ fast vierecket/ unden brei-
ter/ oben spitziger/ hat eine harte/ gerümpff-
te/ roth-schwartze Schalen/ inwendig an-
zusehen wie ein Marmelstein/ ist auch här-
ter/ mitten darinnen siehet man ein Grüb-
lein so groß/ daß ein Haselnuß mit ihrer
Schalen könnte darinnen ligen/ aber das
Grüblein ist leer/ hat keinen Nußkern. Auß
diesem Holtz machen die Persier Bethstol-
len: Sie sagen dieser Baum habe gleiche
Krafft mit dem Dactelbaum/ sonderlich aberLenden-
stein.

loben sie das steinigte Nußbein/ stossens zu
kleinem Pulver/ und trinckens in Wein
wider den Lendenstein.

CAP.
Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch]
Gebrauch.

Tamarinden treibt durch den Stuhlgang
Gallen/
verbrañte
und boͤſe
Feuchtig-
leiten im
Leib/ durft/
Gelbſucht.
Haupt-
ſchmertzen.
die Gallen/ auch andere verbrannte und boͤſe
Feuchtigkeiten/ ſo ſich im Magen und den
Daͤrmen geſamlet habẽ/ miltert alle Kranck-
heiten/ ſo von Hitz herkommen/ loͤſchet den
Durſt/ hilfft wohl den Gelbſuͤchtigen/ le-
get den Schmertzen des Haupts/ und macht
Luſt zum eſſen. Jn ſolchen obgemeldten Zu-
ſtaͤnden kan man fuͤr ein Perſohn von 30.
Jahren nachfolgendes Purgier-traͤncklein
machen. Nimm friſche Tamarinden zwey
Loth/ Senetblaͤtter 1. Loth/ Anisſamen 1.
quintlein/ zerſchneide alles/ thue es in ein
ſauber Geſchirꝛlein/ ſchuͤtte daruͤber ein halb
quartal Wegweiſen-waſſer/ laß uͤber Nacht
ſtehen/ und Morgens bey dem Fewr ein
Wahl thun/ darnach treibe alles durch ein
ſauberes Tuͤchlein/ trincke es laulicht/ und
gebrauche darauff ein Stund umb die an-
der biß zu dem Mittag-eſſen ein lauters
Fleiſch-bruͤhlein.

Hitzige
Naturen/
Durſt/
Sodt des
Magens.
hitzige Fie-
ber.

Die Conſerva oder Latwerg von den Ta-
marinden gemacht/ dienet den hitzigen Na-
turen/ loͤſchet den Durſt und den Sodt des
Magens/ iſt gut in allen hizigen Fiebern:
temperiert ſonderlich die Gall und ihr fluͤch-
tig oͤlichtes hitziges Saltz.

Welche
Tamarin-
den die be-
ſte?
Hitzig Fie-
ber.

Zu dem Gebrauch muß man die Tama-
rinden außwehlen/ welche friſch/ ſchwartz-
rothlicht/ lind/ zart/ ſafftig und weinſaͤu-
rig ſind. Jn den hitzigen und anderen Fie-
beren/ da der Leib immer verſtopfft/ kan
man 2. biß drey oder vier Loth in einer Maß
oder mehr Waſſer/ neben geraſpeltem Hir-
tzenhorn oder in Milchſchotten ſieden/ und
Verſtopf-
fung des
Leibs.
ſo es geſichtet/ demnach dem Patienten ordi-
nari zu trincken geben; wird die Hitz des Fie-
bers loͤſchen/ und den Leib offen behalten.

Pulpam,
oder gelaͤu-
terten ſafft
der Tama-
rinden zu
machen.

Die Pulpa oder das Marck und gereinigte
Safft der Tamarinden wird alſo gemacht;
Thut die außgenommenen Tamarinden in
ein roßhaͤrenes Sieb mit kleinern Loͤchlein/
gießt ein wenig warm Waſſer daruͤber/
truckt allgemach mit einem umbgekehrten
hoͤltzernen Loͤffel den dicken Safft durch das
Sieb/ und behalt ihn alſo auff. Dieſe
Pulpam kan man mit Roſen-oder Borꝛetſch-
Zucker vermiſchen/ auch ein wenig Naͤge-
Tamarin-
den-Lat-
werg.
Laxier-
Tamarin-
den-Ju-
lep.
lein-Syrup darzu thun/ gibt ein ſonderlich
gute Latwerg ab/ davon der Patient offt in
Fiebern oder in vielem Erbrechen/ zu Staͤr-
ckung des Magens/ Erlabung des Hertzens/
und Loͤſchung innerlicher Hitzen etwas neh-
men kan. Dieſe Pulpa kan auch auff 2. 3.
biß 4. Loth mit Wegweiſſen-waſſer verlaſ-
ſen/ und zu gelinder Außfuͤhrung der Gal-
len fuͤr einen Julep zu trincken gegeben
werden.

Wie die
Milch da-
mit zu
ſcheiden.

Welche die Geißmilch-ſchotten Cur ge-
brauchen wollen/ koͤnnen mit nichts beſſers
die Milch ſcheiden/ alß mit dem gelaͤuterten
Tamarinden-Safft/ wiewohl man auch
die rohe Tamarinden darzu nehmen kan.
Man laßt zuvor auff gelindem Fewr ein
Wahl oder Sutt uͤber die Milch gehen/
wenn ſie nun auffwallet/ wirfft man ein
paar Meſſer-ſpitz-voll Tamarinden darein/
ſo wird ſie ſich bald ſcheiden/ den ſichtet
man ſie/ und trinckt die warme Schotten
davon.

[Spaltenumbruch]


CAPUT XXVIII.
[Abbildung] Cuciofera.
Namen.

DIeſes Gewaͤchs iſt ein Baum/ wel-
cher keinen teutſchen Namen hat.
Auff Griechiſch wird er genennet/
[fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Cuciofera Palmæ
facie, J. B.

Geſtalt.

Der Baum welchen Theophraſtus Cucio-
feram
nennet/ und in Africa wachſt/ iſt dem
Dactelbaum aͤhnlich/ außgenommen/ daß
dieſer gerad und unzerſpalten uͤber ſich ſteigt/
jener aber/ ſo er zum theil auffgewachſen iſt/
ſpaltet ſich/ und gewinnet zween Staͤmme.
Gleicher Weiß werden dieſe zween Staͤm-
mer wiederumb abgetheilt. Er tragt nicht
viel Zweige oder Gerten/ und die ſind kurtz/
die Rinde iſt wie am Dactelbaum. Er bringt
ſeine ſonderliche Frucht/ die allhie abgemah-
let/ und iſt ſo groß/ daß man ſie kaum mit
einer Hand begreiffen kan/ jedoch werden ſie
in ſolcher Groͤſſe nicht zu uns gebracht. Am
Geſchmack ſuͤß und gar lieblich/ an der Farb
und Geſtalt gelblicht wie ein Quitten-apf-
fel. Der innerliche Nußſtein iſt einer wel-
ſchen Nuß groß/ faſt vierecket/ unden brei-
ter/ oben ſpitziger/ hat eine harte/ geruͤmpff-
te/ roth-ſchwartze Schalen/ inwendig an-
zuſehen wie ein Marmelſtein/ iſt auch haͤr-
ter/ mitten darinnen ſiehet man ein Gruͤb-
lein ſo groß/ daß ein Haſelnuß mit ihrer
Schalen koͤnnte darinnen ligen/ aber das
Gruͤblein iſt leer/ hat keinen Nußkern. Auß
dieſem Holtz machen die Perſier Bethſtol-
len: Sie ſagen dieſer Baum habe gleiche
Krafft mit dem Dactelbaum/ ſonderlich aberLenden-
ſtein.

loben ſie das ſteinigte Nußbein/ ſtoſſens zu
kleinem Pulver/ und trinckens in Wein
wider den Lendenſtein.

CAP.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0084" n="68"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das Er&#x017F;te Buch/</hi> </fw><lb/>
            <cb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <p>Tamarinden treibt durch den Stuhlgang<lb/><note place="left">Gallen/<lb/>
verbrañte<lb/>
und bo&#x0364;&#x017F;e<lb/>
Feuchtig-<lb/>
leiten im<lb/>
Leib/ durft/<lb/>
Gelb&#x017F;ucht.<lb/>
Haupt-<lb/>
&#x017F;chmertzen.</note>die Gallen/ auch andere verbrannte und bo&#x0364;&#x017F;e<lb/>
Feuchtigkeiten/ &#x017F;o &#x017F;ich im Magen und den<lb/>
Da&#x0364;rmen ge&#x017F;amlet hab&#x1EBD;/ miltert alle Kranck-<lb/>
heiten/ &#x017F;o von Hitz herkommen/ lo&#x0364;&#x017F;chet den<lb/>
Dur&#x017F;t/ hilfft wohl den Gelb&#x017F;u&#x0364;chtigen/ le-<lb/>
get den Schmertzen des Haupts/ und macht<lb/>
Lu&#x017F;t zum e&#x017F;&#x017F;en. Jn &#x017F;olchen obgemeldten Zu-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nden kan man fu&#x0364;r ein Per&#x017F;ohn von 30.<lb/>
Jahren nachfolgendes Purgier-tra&#x0364;ncklein<lb/>
machen. Nimm fri&#x017F;che Tamarinden zwey<lb/>
Loth/ Senetbla&#x0364;tter 1. Loth/ Anis&#x017F;amen 1.<lb/>
quintlein/ zer&#x017F;chneide alles/ thue es in ein<lb/>
&#x017F;auber Ge&#x017F;chir&#xA75B;lein/ &#x017F;chu&#x0364;tte daru&#x0364;ber ein halb<lb/>
quartal Wegwei&#x017F;en-wa&#x017F;&#x017F;er/ laß u&#x0364;ber Nacht<lb/>
&#x017F;tehen/ und Morgens bey dem Fewr ein<lb/>
Wahl thun/ darnach treibe alles durch ein<lb/>
&#x017F;auberes Tu&#x0364;chlein/ trincke es laulicht/ und<lb/>
gebrauche darauff ein Stund umb die an-<lb/>
der biß zu dem Mittag-e&#x017F;&#x017F;en ein lauters<lb/>
Flei&#x017F;ch-bru&#x0364;hlein.</p><lb/>
            <note place="left">Hitzige<lb/>
Naturen/<lb/>
Dur&#x017F;t/<lb/>
Sodt des<lb/>
Magens.<lb/>
hitzige Fie-<lb/>
ber.</note>
            <p>Die <hi rendition="#aq">Con&#x017F;erva</hi> oder Latwerg von den Ta-<lb/>
marinden gemacht/ dienet den hitzigen Na-<lb/>
turen/ lo&#x0364;&#x017F;chet den Dur&#x017F;t und den Sodt des<lb/>
Magens/ i&#x017F;t gut in allen hizigen Fiebern:<lb/>
temperiert &#x017F;onderlich die Gall und ihr flu&#x0364;ch-<lb/>
tig o&#x0364;lichtes hitziges Saltz.</p><lb/>
            <note place="left">Welche<lb/>
Tamarin-<lb/>
den die be-<lb/>
&#x017F;te?<lb/>
Hitzig Fie-<lb/>
ber.</note>
            <p>Zu dem Gebrauch muß man die Tama-<lb/>
rinden außwehlen/ welche fri&#x017F;ch/ &#x017F;chwartz-<lb/>
rothlicht/ lind/ zart/ &#x017F;afftig und wein&#x017F;a&#x0364;u-<lb/>
rig &#x017F;ind. Jn den hitzigen und anderen Fie-<lb/>
beren/ da der Leib immer ver&#x017F;topfft/ kan<lb/>
man 2. biß drey oder vier Loth in einer Maß<lb/>
oder mehr Wa&#x017F;&#x017F;er/ neben gera&#x017F;peltem Hir-<lb/>
tzenhorn oder in Milch&#x017F;chotten &#x017F;ieden/ und<lb/><note place="left">Ver&#x017F;topf-<lb/>
fung des<lb/>
Leibs.</note>&#x017F;o es ge&#x017F;ichtet/ demnach dem Patienten ordi-<lb/>
nari zu trincken geben; wird die Hitz des Fie-<lb/>
bers lo&#x0364;&#x017F;chen/ und den Leib offen behalten.</p><lb/>
            <note place="left"><hi rendition="#aq">Pulpam,</hi><lb/>
oder gela&#x0364;u-<lb/>
terten &#x017F;afft<lb/>
der Tama-<lb/>
rinden zu<lb/>
machen.</note>
            <p>Die <hi rendition="#aq">Pulpa</hi> oder das Marck und gereinigte<lb/>
Safft der Tamarinden wird al&#x017F;o gemacht;<lb/>
Thut die außgenommenen Tamarinden in<lb/>
ein roßha&#x0364;renes Sieb mit kleinern Lo&#x0364;chlein/<lb/>
gießt ein wenig warm Wa&#x017F;&#x017F;er daru&#x0364;ber/<lb/>
truckt allgemach mit einem umbgekehrten<lb/>
ho&#x0364;ltzernen Lo&#x0364;ffel den dicken Safft durch das<lb/>
Sieb/ und behalt ihn al&#x017F;o auff. Die&#x017F;e<lb/><hi rendition="#aq">Pulpam</hi> kan man mit Ro&#x017F;en-oder Bor&#xA75B;et&#x017F;ch-<lb/>
Zucker vermi&#x017F;chen/ auch ein wenig Na&#x0364;ge-<lb/><note place="left">Tamarin-<lb/>
den-Lat-<lb/>
werg.<lb/>
Laxier-<lb/>
Tamarin-<lb/>
den-Ju-<lb/>
lep.</note>lein-Syrup darzu thun/ gibt ein &#x017F;onderlich<lb/>
gute Latwerg ab/ davon der Patient offt in<lb/>
Fiebern oder in vielem Erbrechen/ zu Sta&#x0364;r-<lb/>
ckung des Magens/ Erlabung des Hertzens/<lb/>
und Lo&#x0364;&#x017F;chung innerlicher Hitzen etwas neh-<lb/>
men kan. Die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Pulpa</hi> kan auch auff 2. 3.<lb/>
biß 4. Loth mit Wegwei&#x017F;&#x017F;en-wa&#x017F;&#x017F;er verla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ und zu gelinder Außfu&#x0364;hrung der Gal-<lb/>
len fu&#x0364;r einen Julep zu trincken gegeben<lb/>
werden.</p><lb/>
            <note place="left">Wie die<lb/>
Milch da-<lb/>
mit zu<lb/>
&#x017F;cheiden.</note>
            <p>Welche die Geißmilch-&#x017F;chotten Cur ge-<lb/>
brauchen wollen/ ko&#x0364;nnen mit nichts be&#x017F;&#x017F;ers<lb/>
die Milch &#x017F;cheiden/ alß mit dem gela&#x0364;uterten<lb/>
Tamarinden-Safft/ wiewohl man auch<lb/>
die rohe Tamarinden darzu nehmen kan.<lb/>
Man laßt zuvor auff gelindem Fewr ein<lb/>
Wahl oder Sutt u&#x0364;ber die Milch gehen/<lb/>
wenn &#x017F;ie nun auffwallet/ wirfft man ein<lb/>
paar Me&#x017F;&#x017F;er-&#x017F;pitz-voll Tamarinden darein/<lb/>
&#x017F;o wird &#x017F;ie &#x017F;ich bald &#x017F;cheiden/ den &#x017F;ichtet<lb/>
man &#x017F;ie/ und trinckt die warme Schotten<lb/>
davon.</p><lb/>
            <cb/>
          </div>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT XXVIII</hi>.</hi> </head><lb/>
          <figure>
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Cuciofera.</hi> </hi> </head><lb/>
          </figure>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>Ie&#x017F;es Gewa&#x0364;chs i&#x017F;t ein Baum/ wel-<lb/>
cher keinen teut&#x017F;chen Namen hat.<lb/>
Auff Griechi&#x017F;ch wird er genennet/<lb/><foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign>. Lateini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Cuciofera Palmæ<lb/>
facie, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>Der Baum welchen <hi rendition="#aq">Theophra&#x017F;tus Cucio-<lb/>
feram</hi> nennet/ und in Africa wach&#x017F;t/ i&#x017F;t dem<lb/>
Dactelbaum a&#x0364;hnlich/ außgenommen/ daß<lb/>
die&#x017F;er gerad und unzer&#x017F;palten u&#x0364;ber &#x017F;ich &#x017F;teigt/<lb/>
jener aber/ &#x017F;o er zum theil auffgewach&#x017F;en i&#x017F;t/<lb/>
&#x017F;paltet &#x017F;ich/ und gewinnet zween Sta&#x0364;mme.<lb/>
Gleicher Weiß werden die&#x017F;e zween Sta&#x0364;m-<lb/>
mer wiederumb abgetheilt. Er tragt nicht<lb/>
viel Zweige oder Gerten/ und die &#x017F;ind kurtz/<lb/>
die Rinde i&#x017F;t wie am Dactelbaum. Er bringt<lb/>
&#x017F;eine &#x017F;onderliche Frucht/ die allhie abgemah-<lb/>
let/ und i&#x017F;t &#x017F;o groß/ daß man &#x017F;ie kaum mit<lb/>
einer Hand begreiffen kan/ jedoch werden &#x017F;ie<lb/>
in &#x017F;olcher Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e nicht zu uns gebracht. Am<lb/>
Ge&#x017F;chmack &#x017F;u&#x0364;ß und gar lieblich/ an der Farb<lb/>
und Ge&#x017F;talt gelblicht wie ein Quitten-apf-<lb/>
fel. Der innerliche Nuß&#x017F;tein i&#x017F;t einer wel-<lb/>
&#x017F;chen Nuß groß/ fa&#x017F;t vierecket/ unden brei-<lb/>
ter/ oben &#x017F;pitziger/ hat eine harte/ geru&#x0364;mpff-<lb/>
te/ roth-&#x017F;chwartze Schalen/ inwendig an-<lb/>
zu&#x017F;ehen wie ein Marmel&#x017F;tein/ i&#x017F;t auch ha&#x0364;r-<lb/>
ter/ mitten darinnen &#x017F;iehet man ein Gru&#x0364;b-<lb/>
lein &#x017F;o groß/ daß ein Ha&#x017F;elnuß mit ihrer<lb/>
Schalen ko&#x0364;nnte darinnen ligen/ aber das<lb/>
Gru&#x0364;blein i&#x017F;t leer/ hat keinen Nußkern. Auß<lb/>
die&#x017F;em Holtz machen die Per&#x017F;ier Beth&#x017F;tol-<lb/>
len: Sie &#x017F;agen die&#x017F;er Baum habe gleiche<lb/>
Krafft mit dem Dactelbaum/ &#x017F;onderlich aber<note place="right">Lenden-<lb/>
&#x017F;tein.</note><lb/>
loben &#x017F;ie das &#x017F;teinigte Nußbein/ &#x017F;to&#x017F;&#x017F;ens zu<lb/>
kleinem Pulver/ und trinckens in Wein<lb/>
wider den Lenden&#x017F;tein.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAP</hi>.</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0084] Das Erſte Buch/ Gebrauch. Tamarinden treibt durch den Stuhlgang die Gallen/ auch andere verbrannte und boͤſe Feuchtigkeiten/ ſo ſich im Magen und den Daͤrmen geſamlet habẽ/ miltert alle Kranck- heiten/ ſo von Hitz herkommen/ loͤſchet den Durſt/ hilfft wohl den Gelbſuͤchtigen/ le- get den Schmertzen des Haupts/ und macht Luſt zum eſſen. Jn ſolchen obgemeldten Zu- ſtaͤnden kan man fuͤr ein Perſohn von 30. Jahren nachfolgendes Purgier-traͤncklein machen. Nimm friſche Tamarinden zwey Loth/ Senetblaͤtter 1. Loth/ Anisſamen 1. quintlein/ zerſchneide alles/ thue es in ein ſauber Geſchirꝛlein/ ſchuͤtte daruͤber ein halb quartal Wegweiſen-waſſer/ laß uͤber Nacht ſtehen/ und Morgens bey dem Fewr ein Wahl thun/ darnach treibe alles durch ein ſauberes Tuͤchlein/ trincke es laulicht/ und gebrauche darauff ein Stund umb die an- der biß zu dem Mittag-eſſen ein lauters Fleiſch-bruͤhlein. Gallen/ verbrañte und boͤſe Feuchtig- leiten im Leib/ durft/ Gelbſucht. Haupt- ſchmertzen. Die Conſerva oder Latwerg von den Ta- marinden gemacht/ dienet den hitzigen Na- turen/ loͤſchet den Durſt und den Sodt des Magens/ iſt gut in allen hizigen Fiebern: temperiert ſonderlich die Gall und ihr fluͤch- tig oͤlichtes hitziges Saltz. Zu dem Gebrauch muß man die Tama- rinden außwehlen/ welche friſch/ ſchwartz- rothlicht/ lind/ zart/ ſafftig und weinſaͤu- rig ſind. Jn den hitzigen und anderen Fie- beren/ da der Leib immer verſtopfft/ kan man 2. biß drey oder vier Loth in einer Maß oder mehr Waſſer/ neben geraſpeltem Hir- tzenhorn oder in Milchſchotten ſieden/ und ſo es geſichtet/ demnach dem Patienten ordi- nari zu trincken geben; wird die Hitz des Fie- bers loͤſchen/ und den Leib offen behalten. Verſtopf- fung des Leibs. Die Pulpa oder das Marck und gereinigte Safft der Tamarinden wird alſo gemacht; Thut die außgenommenen Tamarinden in ein roßhaͤrenes Sieb mit kleinern Loͤchlein/ gießt ein wenig warm Waſſer daruͤber/ truckt allgemach mit einem umbgekehrten hoͤltzernen Loͤffel den dicken Safft durch das Sieb/ und behalt ihn alſo auff. Dieſe Pulpam kan man mit Roſen-oder Borꝛetſch- Zucker vermiſchen/ auch ein wenig Naͤge- lein-Syrup darzu thun/ gibt ein ſonderlich gute Latwerg ab/ davon der Patient offt in Fiebern oder in vielem Erbrechen/ zu Staͤr- ckung des Magens/ Erlabung des Hertzens/ und Loͤſchung innerlicher Hitzen etwas neh- men kan. Dieſe Pulpa kan auch auff 2. 3. biß 4. Loth mit Wegweiſſen-waſſer verlaſ- ſen/ und zu gelinder Außfuͤhrung der Gal- len fuͤr einen Julep zu trincken gegeben werden. Tamarin- den-Lat- werg. Laxier- Tamarin- den-Ju- lep. Welche die Geißmilch-ſchotten Cur ge- brauchen wollen/ koͤnnen mit nichts beſſers die Milch ſcheiden/ alß mit dem gelaͤuterten Tamarinden-Safft/ wiewohl man auch die rohe Tamarinden darzu nehmen kan. Man laßt zuvor auff gelindem Fewr ein Wahl oder Sutt uͤber die Milch gehen/ wenn ſie nun auffwallet/ wirfft man ein paar Meſſer-ſpitz-voll Tamarinden darein/ ſo wird ſie ſich bald ſcheiden/ den ſichtet man ſie/ und trinckt die warme Schotten davon. CAPUT XXVIII. [Abbildung Cuciofera. ] Namen. DIeſes Gewaͤchs iſt ein Baum/ wel- cher keinen teutſchen Namen hat. Auff Griechiſch wird er genennet/ _. Lateiniſch/ Cuciofera Palmæ facie, J. B. Geſtalt. Der Baum welchen Theophraſtus Cucio- feram nennet/ und in Africa wachſt/ iſt dem Dactelbaum aͤhnlich/ außgenommen/ daß dieſer gerad und unzerſpalten uͤber ſich ſteigt/ jener aber/ ſo er zum theil auffgewachſen iſt/ ſpaltet ſich/ und gewinnet zween Staͤmme. Gleicher Weiß werden dieſe zween Staͤm- mer wiederumb abgetheilt. Er tragt nicht viel Zweige oder Gerten/ und die ſind kurtz/ die Rinde iſt wie am Dactelbaum. Er bringt ſeine ſonderliche Frucht/ die allhie abgemah- let/ und iſt ſo groß/ daß man ſie kaum mit einer Hand begreiffen kan/ jedoch werden ſie in ſolcher Groͤſſe nicht zu uns gebracht. Am Geſchmack ſuͤß und gar lieblich/ an der Farb und Geſtalt gelblicht wie ein Quitten-apf- fel. Der innerliche Nußſtein iſt einer wel- ſchen Nuß groß/ faſt vierecket/ unden brei- ter/ oben ſpitziger/ hat eine harte/ geruͤmpff- te/ roth-ſchwartze Schalen/ inwendig an- zuſehen wie ein Marmelſtein/ iſt auch haͤr- ter/ mitten darinnen ſiehet man ein Gruͤb- lein ſo groß/ daß ein Haſelnuß mit ihrer Schalen koͤnnte darinnen ligen/ aber das Gruͤblein iſt leer/ hat keinen Nußkern. Auß dieſem Holtz machen die Perſier Bethſtol- len: Sie ſagen dieſer Baum habe gleiche Krafft mit dem Dactelbaum/ ſonderlich aber loben ſie das ſteinigte Nußbein/ ſtoſſens zu kleinem Pulver/ und trinckens in Wein wider den Lendenſtein. Lenden- ſtein. CAP.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/84
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/84>, abgerufen am 21.12.2024.