Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Das Vierte Buch/
[Spaltenumbruch] chet das Angesicht und die Händ schön weiß/
glatt und wolgestalt. Die scheutzlichen Mut-
ter mähler offt darmit gewaschen/ und von
ihm selbst trocknen lassen/ sollen davon mit
der zeit vertrieben werden.


CAPUT LXXVIII.
[Abbildung] Gemeiner Singrün. Clematis Daph-
noides flore simplici.
Namen.

SIngrün/ Jngrün/ Ewiggrün/
Streit- oder Beerwinck heißt Grie-
chisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Clema-
tis Daphnoides, Clematis Pervinca, Vinca per-
vinca. Jtaliänisch/ Provenca. Frantzösisch/
Pervenche. Spanisch/ Pervinca. Englisch/
Perwincke/ Pervincle. Dänisch/ Singrön/
Jngrön/ Vintergrön. Niderländisch/ Vin-
ckoorde.

Geschlecht und Gestalt.

Der gemeine Singrün/ Clematis Daph-
noides flore coeruleo & albo, J. B. Daphnoides
major & minor. C. B. Clematis Daphnoides flo-
re simplici. Kriecht auff der erden hin und wi-
der/ er gewinnet schwancke/ knöpffichte/ und
bintzen-dicke gertlein/ die haben zu beyden sei-
ten glatte/ etwas breite und länglichte blät-
ter/ ein paar nach dem andern/ dem Lorbeer-
laub ähnlich/ allein daß sie viel kleiner/ grü-
ner/ steiff und starck sind. Jm Mertzen
bringt er zwischen den blättern schöne braun-
blaue blumen herfür/ anzusehen wie Bur-
retsch-blumen/ die hangen an langen stielen/
und ist jede blum mit vier oder fünff blätt-
lein ohn allen geruch besetzt. Er hat viel
dünne würtzelein/ so in der erden fladern.
Dieses Kraut bleibt allzeit grün/ darumb
macht man im Winter kräntzlein darauß/
welche von etlichen auch den verstorbenen
[Spaltenumbruch] Junggesellen und Jungfrauen auffgesetzt
werden/ dahero man es Todten-kraut nen-
net. Hieronymus Tragus meldet im 1. Theil
von der Kräutern unterscheid im 130. cap. er
habe im Jahr 1535. an S. Marcus-tag einen
Todten-kopff sehen außgraben/ welcher mit
diesem Kraut gekrönet/ und es unversehrt
auff dem kopff verblieben ware. Der ge-
meine Singrün trägt bißweilen auch weis-
se/ selten aber rothe oder braunlichte blu-
men/ zuzeiten schließt eine blum in der mitte
die andere ein. Er wächßt gern an schattich-
ten orten/ in den Graßgärten/ auff den mau-
ren/ hinder den zäunen/ under den hecken
und an den felsen. Ein andere art mit brei-
teren blättern/ dickern gertlein und grössern
braun-blauen blumen wächßt an vielen or-
ten in Spanien und im Narbonensischen
Franckreich/ insonderheit aber in grosser
menge umb Montpelier.

[Abbildung] Gefüllter Singrün. Clematis flore
pleno.

Der gefüllte Sinngrün/ Clematis Daph-
noides flore pleno, stellet uns ein überauß schö-
nes Gewächs vor/ die farb der zierlich ge-
füllten blumen zieht sich von himmel-blau
auff braun-roth. Jst erstlich auß Oestereich
in den Fürstlichen Eystettischen Lustgarten/
wie auch in andere Gärten des Teutschlan-
des gebracht worden.

Eigenschafft.

Singrün führet ein balsamisches/ heilsa-
mes/ alkalisches/ irrdisches Saltz bey sich/
dadurch er die eigenschafft hat Wunden und
Geschwär zu heilen/ anzuhalten/ zusammen
zu ziehen/ aller säure zu widerstehen/ und
das etzende Gifft der Wunden und Schäden
zu tödten. Man samlet es im Brachmonat.

Gebrauch.

Weilen der Singrün ein so fürtreffliches

Wund-

Das Vierte Buch/
[Spaltenumbruch] chet das Angeſicht und die Haͤnd ſchoͤn weiß/
glatt und wolgeſtalt. Die ſcheutzlichen Mut-
ter maͤhler offt darmit gewaſchen/ und von
ihm ſelbſt trocknen laſſen/ ſollen davon mit
der zeit vertrieben werden.


CAPUT LXXVIII.
[Abbildung] Gemeiner Singruͤn. Clematis Daph-
noides flore ſimplici.
Namen.

SIngruͤn/ Jngruͤn/ Ewiggruͤn/
Streit- oder Beerwinck heißt Grie-
chiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Clema-
tis Daphnoides, Clematis Pervinca, Vinca per-
vinca. Jtaliaͤniſch/ Provenca. Frantzoͤſiſch/
Pervenche. Spaniſch/ Pervinca. Engliſch/
Perwincke/ Pervincle. Daͤniſch/ Singroͤn/
Jngroͤn/ Vintergroͤn. Niderlaͤndiſch/ Vin-
ckoorde.

Geſchlecht und Geſtalt.

Der gemeine Singruͤn/ Clematis Daph-
noides flore cœruleo & albo, J. B. Daphnoides
major & minor. C. B. Clematis Daphnoides flo-
re ſimplici. Kriecht auff der erden hin und wi-
der/ er gewinnet ſchwancke/ knoͤpffichte/ und
bintzen-dicke gertlein/ die haben zu beyden ſei-
ten glatte/ etwas breite und laͤnglichte blaͤt-
ter/ ein paar nach dem andern/ dem Lorbeer-
laub aͤhnlich/ allein daß ſie viel kleiner/ gruͤ-
ner/ ſteiff und ſtarck ſind. Jm Mertzen
bringt er zwiſchen den blaͤttern ſchoͤne braun-
blaue blumen herfuͤr/ anzuſehen wie Bur-
retſch-blumen/ die hangen an langen ſtielen/
und iſt jede blum mit vier oder fuͤnff blaͤtt-
lein ohn allen geruch beſetzt. Er hat viel
duͤnne wuͤrtzelein/ ſo in der erden fladern.
Dieſes Kraut bleibt allzeit gruͤn/ darumb
macht man im Winter kraͤntzlein darauß/
welche von etlichen auch den verſtorbenen
[Spaltenumbruch] Junggeſellen und Jungfrauen auffgeſetzt
werden/ dahero man es Todten-kraut nen-
net. Hieronymus Tragus meldet im 1. Theil
von der Kraͤutern unterſcheid im 130. cap. er
habe im Jahr 1535. an S. Marcus-tag einen
Todten-kopff ſehen außgraben/ welcher mit
dieſem Kraut gekroͤnet/ und es unverſehrt
auff dem kopff verblieben ware. Der ge-
meine Singruͤn traͤgt bißweilen auch weiſ-
ſe/ ſelten aber rothe oder braunlichte blu-
men/ zuzeiten ſchließt eine blum in der mitte
die andere ein. Er waͤchßt gern an ſchattich-
ten orten/ in den Graßgaͤrten/ auff den mau-
ren/ hinder den zaͤunen/ under den hecken
und an den felſen. Ein andere art mit brei-
teren blaͤttern/ dickern gertlein und groͤſſern
braun-blauen blumen waͤchßt an vielen or-
ten in Spanien und im Narbonenſiſchen
Franckreich/ inſonderheit aber in groſſer
menge umb Montpelier.

[Abbildung] Gefuͤllter Singrün. Clematis flore
pleno.

Der gefuͤllte Sinngruͤn/ Clematis Daph-
noides flore pleno, ſtellet uns ein uͤberauß ſchoͤ-
nes Gewaͤchs vor/ die farb der zierlich ge-
fuͤllten blumen zieht ſich von himmel-blau
auff braun-roth. Jſt erſtlich auß Oeſtereich
in den Fuͤrſtlichen Eyſtettiſchen Luſtgarten/
wie auch in andere Gaͤrten des Teutſchlan-
des gebracht worden.

Eigenſchafft.

Singruͤn fuͤhret ein balſamiſches/ heilſa-
mes/ alkaliſches/ irꝛdiſches Saltz bey ſich/
dadurch er die eigenſchafft hat Wunden und
Geſchwaͤr zu heilen/ anzuhalten/ zuſammen
zu ziehen/ aller ſaͤure zu widerſtehen/ und
das etzende Gifft der Wunden und Schaͤden
zu toͤdten. Man ſamlet es im Brachmonat.

Gebrauch.

Weilen der Singruͤn ein ſo fuͤrtreffliches

Wund-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0826" n="810"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Vierte Buch/</hi></fw><lb/><cb/>
chet das Ange&#x017F;icht und die Ha&#x0364;nd &#x017F;cho&#x0364;n weiß/<lb/>
glatt und wolge&#x017F;talt. Die &#x017F;cheutzlichen Mut-<lb/>
ter ma&#x0364;hler offt darmit gewa&#x017F;chen/ und von<lb/>
ihm &#x017F;elb&#x017F;t trocknen la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ollen davon mit<lb/>
der zeit vertrieben werden.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT LXXVIII</hi>.</hi> </head><lb/>
          <figure>
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Gemeiner Singru&#x0364;n.</hi> <hi rendition="#aq">Clematis Daph-<lb/>
noides flore &#x017F;implici.</hi> </hi> </head><lb/>
          </figure>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">S</hi>Ingru&#x0364;n/ Jngru&#x0364;n/ Ewiggru&#x0364;n/<lb/>
Streit- oder Beerwinck heißt Grie-<lb/>
chi&#x017F;ch/ <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign>. Lateini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Clema-<lb/>
tis Daphnoides, Clematis Pervinca, Vinca per-<lb/>
vinca.</hi> Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Provenca.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/<lb/><hi rendition="#aq">Pervenche.</hi> Spani&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Pervinca.</hi> Engli&#x017F;ch/<lb/>
Perwincke/ Pervincle. Da&#x0364;ni&#x017F;ch/ Singro&#x0364;n/<lb/>
Jngro&#x0364;n/ Vintergro&#x0364;n. Niderla&#x0364;ndi&#x017F;ch/ Vin-<lb/>
ckoorde.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;chlecht und Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>Der gemeine Singru&#x0364;n/ <hi rendition="#aq">Clematis Daph-<lb/>
noides flore c&#x0153;ruleo &amp; albo, <hi rendition="#i">J. B.</hi> Daphnoides<lb/>
major &amp; minor. <hi rendition="#i">C. B.</hi> Clematis Daphnoides flo-<lb/>
re &#x017F;implici.</hi> Kriecht auff der erden hin und wi-<lb/>
der/ er gewinnet &#x017F;chwancke/ kno&#x0364;pffichte/ und<lb/>
bintzen-dicke gertlein/ die haben zu beyden &#x017F;ei-<lb/>
ten glatte/ etwas breite und la&#x0364;nglichte bla&#x0364;t-<lb/>
ter/ ein paar nach dem andern/ dem Lorbeer-<lb/>
laub a&#x0364;hnlich/ allein daß &#x017F;ie viel kleiner/ gru&#x0364;-<lb/>
ner/ &#x017F;teiff und &#x017F;tarck &#x017F;ind. Jm Mertzen<lb/>
bringt er zwi&#x017F;chen den bla&#x0364;ttern &#x017F;cho&#x0364;ne braun-<lb/>
blaue blumen herfu&#x0364;r/ anzu&#x017F;ehen wie Bur-<lb/>
ret&#x017F;ch-blumen/ die hangen an langen &#x017F;tielen/<lb/>
und i&#x017F;t jede blum mit vier oder fu&#x0364;nff bla&#x0364;tt-<lb/>
lein ohn allen geruch be&#x017F;etzt. Er hat viel<lb/>
du&#x0364;nne wu&#x0364;rtzelein/ &#x017F;o in der erden fladern.<lb/>
Die&#x017F;es Kraut bleibt allzeit gru&#x0364;n/ darumb<lb/>
macht man im Winter kra&#x0364;ntzlein darauß/<lb/>
welche von etlichen auch den ver&#x017F;torbenen<lb/><cb/>
Jungge&#x017F;ellen und Jungfrauen auffge&#x017F;etzt<lb/>
werden/ dahero man es Todten-kraut nen-<lb/>
net. <hi rendition="#aq">Hieronymus Tragus</hi> meldet im 1. Theil<lb/>
von der Kra&#x0364;utern unter&#x017F;cheid im 130. cap. er<lb/>
habe im Jahr 1535. an S. Marcus-tag einen<lb/>
Todten-kopff &#x017F;ehen außgraben/ welcher mit<lb/>
die&#x017F;em Kraut gekro&#x0364;net/ und es unver&#x017F;ehrt<lb/>
auff dem kopff verblieben ware. Der ge-<lb/>
meine Singru&#x0364;n tra&#x0364;gt bißweilen auch wei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e/ &#x017F;elten aber rothe oder braunlichte blu-<lb/>
men/ zuzeiten &#x017F;chließt eine blum in der mitte<lb/>
die andere ein. Er wa&#x0364;chßt gern an &#x017F;chattich-<lb/>
ten orten/ in den Graßga&#x0364;rten/ auff den mau-<lb/>
ren/ hinder den za&#x0364;unen/ under den hecken<lb/>
und an den fel&#x017F;en. Ein andere art mit brei-<lb/>
teren bla&#x0364;ttern/ dickern gertlein und gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern<lb/>
braun-blauen blumen wa&#x0364;chßt an vielen or-<lb/>
ten in Spanien und im Narbonen&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Franckreich/ in&#x017F;onderheit aber in gro&#x017F;&#x017F;er<lb/>
menge umb Montpelier.</p><lb/>
            <figure>
              <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Gefu&#x0364;llter Singrün.</hi> <hi rendition="#aq">Clematis flore<lb/>
pleno.</hi> </hi> </head><lb/>
            </figure>
            <p>Der gefu&#x0364;llte Sinngru&#x0364;n/ <hi rendition="#aq">Clematis Daph-<lb/>
noides flore pleno,</hi> &#x017F;tellet uns ein u&#x0364;berauß &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
nes Gewa&#x0364;chs vor/ die farb der zierlich ge-<lb/>
fu&#x0364;llten blumen zieht &#x017F;ich von himmel-blau<lb/>
auff braun-roth. J&#x017F;t er&#x017F;tlich auß Oe&#x017F;tereich<lb/>
in den Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Ey&#x017F;tetti&#x017F;chen Lu&#x017F;tgarten/<lb/>
wie auch in andere Ga&#x0364;rten des Teut&#x017F;chlan-<lb/>
des gebracht worden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Singru&#x0364;n fu&#x0364;hret ein bal&#x017F;ami&#x017F;ches/ heil&#x017F;a-<lb/>
mes/ alkali&#x017F;ches/ ir&#xA75B;di&#x017F;ches Saltz bey &#x017F;ich/<lb/>
dadurch er die eigen&#x017F;chafft hat Wunden und<lb/>
Ge&#x017F;chwa&#x0364;r zu heilen/ anzuhalten/ zu&#x017F;ammen<lb/>
zu ziehen/ aller &#x017F;a&#x0364;ure zu wider&#x017F;tehen/ und<lb/>
das etzende Gifft der Wunden und Scha&#x0364;den<lb/>
zu to&#x0364;dten. Man &#x017F;amlet es im Brachmonat.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <p>Weilen der Singru&#x0364;n ein &#x017F;o fu&#x0364;rtreffliches<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Wund-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[810/0826] Das Vierte Buch/ chet das Angeſicht und die Haͤnd ſchoͤn weiß/ glatt und wolgeſtalt. Die ſcheutzlichen Mut- ter maͤhler offt darmit gewaſchen/ und von ihm ſelbſt trocknen laſſen/ ſollen davon mit der zeit vertrieben werden. CAPUT LXXVIII. [Abbildung Gemeiner Singruͤn. Clematis Daph- noides flore ſimplici. ] Namen. SIngruͤn/ Jngruͤn/ Ewiggruͤn/ Streit- oder Beerwinck heißt Grie- chiſch/ _. Lateiniſch/ Clema- tis Daphnoides, Clematis Pervinca, Vinca per- vinca. Jtaliaͤniſch/ Provenca. Frantzoͤſiſch/ Pervenche. Spaniſch/ Pervinca. Engliſch/ Perwincke/ Pervincle. Daͤniſch/ Singroͤn/ Jngroͤn/ Vintergroͤn. Niderlaͤndiſch/ Vin- ckoorde. Geſchlecht und Geſtalt. Der gemeine Singruͤn/ Clematis Daph- noides flore cœruleo & albo, J. B. Daphnoides major & minor. C. B. Clematis Daphnoides flo- re ſimplici. Kriecht auff der erden hin und wi- der/ er gewinnet ſchwancke/ knoͤpffichte/ und bintzen-dicke gertlein/ die haben zu beyden ſei- ten glatte/ etwas breite und laͤnglichte blaͤt- ter/ ein paar nach dem andern/ dem Lorbeer- laub aͤhnlich/ allein daß ſie viel kleiner/ gruͤ- ner/ ſteiff und ſtarck ſind. Jm Mertzen bringt er zwiſchen den blaͤttern ſchoͤne braun- blaue blumen herfuͤr/ anzuſehen wie Bur- retſch-blumen/ die hangen an langen ſtielen/ und iſt jede blum mit vier oder fuͤnff blaͤtt- lein ohn allen geruch beſetzt. Er hat viel duͤnne wuͤrtzelein/ ſo in der erden fladern. Dieſes Kraut bleibt allzeit gruͤn/ darumb macht man im Winter kraͤntzlein darauß/ welche von etlichen auch den verſtorbenen Junggeſellen und Jungfrauen auffgeſetzt werden/ dahero man es Todten-kraut nen- net. Hieronymus Tragus meldet im 1. Theil von der Kraͤutern unterſcheid im 130. cap. er habe im Jahr 1535. an S. Marcus-tag einen Todten-kopff ſehen außgraben/ welcher mit dieſem Kraut gekroͤnet/ und es unverſehrt auff dem kopff verblieben ware. Der ge- meine Singruͤn traͤgt bißweilen auch weiſ- ſe/ ſelten aber rothe oder braunlichte blu- men/ zuzeiten ſchließt eine blum in der mitte die andere ein. Er waͤchßt gern an ſchattich- ten orten/ in den Graßgaͤrten/ auff den mau- ren/ hinder den zaͤunen/ under den hecken und an den felſen. Ein andere art mit brei- teren blaͤttern/ dickern gertlein und groͤſſern braun-blauen blumen waͤchßt an vielen or- ten in Spanien und im Narbonenſiſchen Franckreich/ inſonderheit aber in groſſer menge umb Montpelier. [Abbildung Gefuͤllter Singrün. Clematis flore pleno. ] Der gefuͤllte Sinngruͤn/ Clematis Daph- noides flore pleno, ſtellet uns ein uͤberauß ſchoͤ- nes Gewaͤchs vor/ die farb der zierlich ge- fuͤllten blumen zieht ſich von himmel-blau auff braun-roth. Jſt erſtlich auß Oeſtereich in den Fuͤrſtlichen Eyſtettiſchen Luſtgarten/ wie auch in andere Gaͤrten des Teutſchlan- des gebracht worden. Eigenſchafft. Singruͤn fuͤhret ein balſamiſches/ heilſa- mes/ alkaliſches/ irꝛdiſches Saltz bey ſich/ dadurch er die eigenſchafft hat Wunden und Geſchwaͤr zu heilen/ anzuhalten/ zuſammen zu ziehen/ aller ſaͤure zu widerſtehen/ und das etzende Gifft der Wunden und Schaͤden zu toͤdten. Man ſamlet es im Brachmonat. Gebrauch. Weilen der Singruͤn ein ſo fuͤrtreffliches Wund-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/826
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 810. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/826>, abgerufen am 21.11.2024.