Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Vierte Buch/
[Spaltenumbruch] diesem Wasser trincken. Es führet auch
stein/ grieß/
Sand/
Würm.
den Stein/ Grieß/ Sand und Harn fort/
reiniget die Nieren und Blasen/ tödtet die
Würm bey jungen und alten Leuthen.

Schöne.
Rothlauff.
wild Feur/
hitzige
wunden/ al-
te Schäden
an heimli-
chen Glie-
dern Manns
und Weibs.

Dieses Wasser löscht alle äusserliche Hitz
von der Schöne/ Rothlauffen oder wilden
Fewer/ wehret allen bösen Zufällen der hi-
tzigen Wunden und alten Schäden/ sonder-
lich aber an heimlichen Gliedern der Män-
nern und Weibern/ leinene tüchlein darinn
genetzt/ und übergelegt.

Eine handvoll Harnkraut in einer maß
weissen Weins gesotten/ und darvon ge-
Nieren-
und Bla-
sen-stein.
truncken/ treibt den Nieren- und Blasen-
stein [fort]. So man den Kindern vom Pul-
ver des Harnkrauts ein messerspitzlein-voll
in der Pappen sehr offt eingibet/ heilet es
ihnen die Brüch/ wenn sie darbey ein dien-
Brüch bey
jungen kin-
dern und
andern.
liches bändlein tragen. Nachfolgendes Pul-
ver ist auch köstlich wider die Brüch der jun-
gen Leuthen/ so man morgens nüchter ein
messerspitz-voll in der Pappen oder dem de-
stillierten Harnkraut-wasser eingibet/ und
darbey ein komliches band trägt: Nim
Wahlwurtzel ein halb loth/ Harnkraut/
Durchwachs/ Sanickel/ Garbenkraut je-
des 1. quintlein/ stosse alles zu einem reinen
Pulver unter einander.

Das auß dem Harnkraut destillierte Was-
Verstopf-
fung der
Leber/
Gelbsucht/
versetzter
Harn/
Sand und
Stein/
Bruch.
ser/ öffnet die Verstopffung der Leber/ ver-
treibt die Gelbsucht/ reiniget die Nieren/
und führet den versetzten Harn/ Sand und
Stein auß. Vorgemeldter Valesius rühmt
es sehr wider die Brüch/ und vermeldet dar-
bey/ daß zu seiner zeit ein Jüngling zu Pa-
riß/ welcher vom starcken springen/ ein gros-
sen Leisten-bruch bekommen/ nachdem er
neben einem dienlichen band und überlegung
des Emplastri contra rupturam oder Bruch-
pflasters/ ein guten trunck dieses Wassers
zu sich genommen/ in etlichen tagen gäntz-
Würm in
den Wun-
den oder
Gesch wären
der Pferden.
lich seye geheilet worden.

Das Pulver des Harnkrauts in die
Wunden oder Geschwär der Pferden ge-
strewet/ tödtet die Würm derselben.



CAPUT LXXVII.
Weißwurtz. Polygonatum.
Namen.

WEißwurtz heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 6 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material - 5 Zeichen fehlen]. Lateinisch/ Polygonatum, Sigil-
lum Salomonis, Sigillum S. Mariae,

Jtaliänisch/ Frassinella, Ginochietto. Fran-
tzösisch/ Seau de Salomon, Signet de Salomon.
Spanisch/ Fraxinela. Englisch/ Solomons
Seale/ Whiteroote or celij scala. Dänisch/
Houidrod/ Salomons segel/ Salomons si-
gnete/ Verckurt/ Ledurt. Niderländisch/
Salomons segel.

Geschlecht und Gestalt.

1. Die grosse breitblättige Weißwurtz/ Po-
lygonatum latifolium vulgare, C. B. Polygona-
tum vulgo Sigillum Salomonis, J. B.
überkomt
ein runden/ glatten/ elen-hohen und offt hö-
hern stengel/ der ist zu beyden seiten mit
schönen grünen/ und der länge nach gestriem-
ten blättern bekleidet/ die vergleichen sich
dem Lorbeer-laub/ sind jedoch breiter und
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Grosse Weißwurtz. Polygonatum
majus.

glätter/ eines stehet neben dem andern/ auch
etwan zehen oder zwölff an jedem stengel/ sie
haben ein zusammen ziehenden geschmack
wie die Quitten und Granat-äpffel. Zwi-
schen den blättern kommen im Mäyen schö-
ne weisse/ und mit grüner farb vermischte
blumen herfür/ an der gestalt wie kleine Zwi-
belein/ und wachsen derselbigen allzeit mehr
als der blättern/ denn auß jedem winckel der
blättern zwey/ drey oder mehr blumen her-
für schlieffen. So sie verblühet/ werden
runde körner darauß/ in der grösse der Erb-
sen/ die sind erstlich grün/ hernach schwartz.
Jhre wurtzel fladert auff dem grund/ ist
weiß/ weich/ lang/ knöpficht/ daumens-dick/
starck/ und riechet wohl. Sie wächßt mei-
stentheils auff den Büheln und Bergen/ wird
auch bißweilen auff den Feldern und in den
Wäldern im fetten grund angetroffen.
Allhier findet man sie zwischen den Hägen/
nicht weit von Mönchenstein.

2. Die gemeineschmalblättige Weißwurtz/
Polygonatum vulgatius. Latifolium flore ma-
jore odoro, C. B. Polygonatum floribus ex sin-
gularibus pediculis, J. B.
hat eine weisse kno-
pffichte wurtzel/ die under der erden über-
zwerch kriecht/ und voll schleimigen saffts
ist. Jm Frühling stoßt sie ihre weiche und
weißlichte dolden oder spargen herfür/ an
welchen im anfang die blätter herumb ge-
weltzt sind/ die sich/ wenn die schößlein grös-
ser werden/ hernach weiters auffthun/ und
den blättern des Zungen-blatts ähnlich schei-
nen. Bey dem ursprung der blättern wach-
sen weisse/ ablange und etwas grünlichte
blümlein/ welche in schwartze beere verwand-
let werden/ so dem Ephew oder Heidelbee-
ren sich vergleichen/ in denen weisser und
harter samen verschlossen ligt. Sie blühet

im

Das Vierte Buch/
[Spaltenumbruch] dieſem Waſſer trincken. Es fuͤhret auch
ſtein/ gꝛieß/
Sand/
Wuͤrm.
den Stein/ Grieß/ Sand und Harn fort/
reiniget die Nieren und Blaſen/ toͤdtet die
Wuͤrm bey jungen und alten Leuthen.

Schoͤne.
Rothlauff.
wild Feur/
hitzige
wundẽ/ al-
te Schaͤden
an heimli-
chen Glie-
dern Mañs
uñ Weibs.

Dieſes Waſſer loͤſcht alle aͤuſſerliche Hitz
von der Schoͤne/ Rothlauffen oder wilden
Fewer/ wehret allen boͤſen Zufaͤllen der hi-
tzigen Wunden und alten Schaͤden/ ſonder-
lich aber an heimlichen Gliedern der Maͤn-
nern und Weibern/ leinene tuͤchlein darinn
genetzt/ und uͤbergelegt.

Eine handvoll Harnkraut in einer maß
weiſſen Weins geſotten/ und darvon ge-
Nieren-
und Bla-
ſen-ſtein.
truncken/ treibt den Nieren- und Blaſen-
ſtein [fort]. So man den Kindern vom Pul-
ver des Harnkrauts ein meſſerſpitzlein-voll
in der Pappen ſehr offt eingibet/ heilet es
ihnen die Bruͤch/ wenn ſie darbey ein dien-
Bruͤch bey
jungen kin-
dern und
andern.
liches baͤndlein tragen. Nachfolgendes Pul-
ver iſt auch koͤſtlich wider die Bruͤch der jun-
gen Leuthen/ ſo man morgens nuͤchter ein
meſſerſpitz-voll in der Pappen oder dem de-
ſtillierten Harnkraut-waſſer eingibet/ und
darbey ein komliches band traͤgt: Nim
Wahlwurtzel ein halb loth/ Harnkraut/
Durchwachs/ Sanickel/ Garbenkraut je-
des 1. quintlein/ ſtoſſe alles zu einem reinen
Pulver unter einander.

Das auß dem Harnkraut deſtillierte Waſ-
Verſtopf-
fung der
Leber/
Gelbſucht/
verſetzter
Harn/
Sand und
Stein/
Bruch.
ſer/ oͤffnet die Verſtopffung der Leber/ ver-
treibt die Gelbſucht/ reiniget die Nieren/
und fuͤhret den verſetzten Harn/ Sand und
Stein auß. Vorgemeldter Valeſius ruͤhmt
es ſehr wider die Bruͤch/ und vermeldet dar-
bey/ daß zu ſeiner zeit ein Juͤngling zu Pa-
riß/ welcher vom ſtarcken ſpringen/ ein groſ-
ſen Leiſten-bruch bekommen/ nachdem er
neben einem dienlichen band und uͤberlegung
des Emplaſtri contra rupturam oder Bruch-
pflaſters/ ein guten trunck dieſes Waſſers
zu ſich genommen/ in etlichen tagen gaͤntz-
Wuͤrm in
den Wun-
den oder
Geſch waͤrẽ
der Pferdẽ.
lich ſeye geheilet worden.

Das Pulver des Harnkrauts in die
Wunden oder Geſchwaͤr der Pferden ge-
ſtrewet/ toͤdtet die Wuͤrm derſelben.



CAPUT LXXVII.
Weißwurtz. Polygonatum.
Namen.

WEißwurtz heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 6 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material – 5 Zeichen fehlen]. Lateiniſch/ Polygonatum, Sigil-
lum Salomonis, Sigillum S. Mariæ,

Jtaliaͤniſch/ Fraſſinella, Ginochietto. Fran-
tzoͤſiſch/ Seau de Salomon, Signet de Salomon.
Spaniſch/ Fraxinela. Engliſch/ Solomons
Seale/ Whiteroote or celij ſcala. Daͤniſch/
Houidrod/ Salomons ſegel/ Salomons ſi-
gnete/ Verckurt/ Ledurt. Niderlaͤndiſch/
Salomons ſegel.

Geſchlecht und Geſtalt.

1. Die groſſe breitblaͤttige Weißwurtz/ Po-
lygonatum latifolium vulgare, C. B. Polygona-
tum vulgò Sigillum Salomonis, J. B.
uͤberkomt
ein runden/ glatten/ elen-hohen und offt hoͤ-
hern ſtengel/ der iſt zu beyden ſeiten mit
ſchoͤnen gruͤnen/ und der laͤnge nach geſtriem-
ten blaͤttern bekleidet/ die vergleichen ſich
dem Lorbeer-laub/ ſind jedoch breiter und
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Groſſe Weißwurtz. Polygonatum
majus.

glaͤtter/ eines ſtehet neben dem andern/ auch
etwan zehen oder zwoͤlff an jedem ſtengel/ ſie
haben ein zuſammen ziehenden geſchmack
wie die Quitten und Granat-aͤpffel. Zwi-
ſchen den blaͤttern kommen im Maͤyen ſchoͤ-
ne weiſſe/ und mit gruͤner farb vermiſchte
blumen herfuͤr/ an der geſtalt wie kleine Zwi-
belein/ und wachſen derſelbigen allzeit mehr
als der blaͤttern/ denn auß jedem winckel der
blaͤttern zwey/ drey oder mehr blumen her-
fuͤr ſchlieffen. So ſie verbluͤhet/ werden
runde koͤrner darauß/ in der groͤſſe der Erb-
ſen/ die ſind erſtlich gruͤn/ hernach ſchwartz.
Jhre wurtzel fladert auff dem grund/ iſt
weiß/ weich/ lang/ knoͤpficht/ daumens-dick/
ſtarck/ und riechet wohl. Sie waͤchßt mei-
ſtentheils auff den Buͤheln und Bergen/ wird
auch bißweilen auff den Feldern und in den
Waͤldern im fetten grund angetroffen.
Allhier findet man ſie zwiſchen den Haͤgen/
nicht weit von Moͤnchenſtein.

2. Die gemeineſchmalblaͤttige Weißwurtz/
Polygonatum vulgatius. Latifolium flore ma-
jore odoro, C. B. Polygonatum floribus ex ſin-
gularibus pediculis, J. B.
hat eine weiſſe kno-
pffichte wurtzel/ die under der erden uͤber-
zwerch kriecht/ und voll ſchleimigen ſaffts
iſt. Jm Fruͤhling ſtoßt ſie ihre weiche und
weißlichte dolden oder ſpargen herfuͤr/ an
welchen im anfang die blaͤtter herumb ge-
weltzt ſind/ die ſich/ wenn die ſchoͤßlein groͤſ-
ſer werden/ hernach weiters auffthun/ und
den blaͤttern des Zungen-blatts aͤhnlich ſchei-
nen. Bey dem urſprung der blaͤttern wach-
ſen weiſſe/ ablange und etwas gruͤnlichte
bluͤmlein/ welche in ſchwartze beere verwand-
let werden/ ſo dem Ephew oder Heidelbee-
ren ſich vergleichen/ in denen weiſſer und
harter ſamen verſchloſſen ligt. Sie bluͤhet

im
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0824" n="808"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Vierte Buch/</hi></fw><lb/><cb/>
die&#x017F;em Wa&#x017F;&#x017F;er trincken. Es fu&#x0364;hret auch<lb/><note place="left">&#x017F;tein/ g&#xA75B;ieß/<lb/>
Sand/<lb/>
Wu&#x0364;rm.</note>den Stein/ Grieß/ Sand und Harn fort/<lb/>
reiniget die Nieren und Bla&#x017F;en/ to&#x0364;dtet die<lb/>
Wu&#x0364;rm bey jungen und alten Leuthen.</p><lb/>
            <note place="left">Scho&#x0364;ne.<lb/>
Rothlauff.<lb/>
wild Feur/<lb/>
hitzige<lb/>
wund&#x1EBD;/ al-<lb/>
te Scha&#x0364;den<lb/>
an heimli-<lb/>
chen Glie-<lb/>
dern Mañs<lb/>
uñ Weibs.</note>
            <p>Die&#x017F;es Wa&#x017F;&#x017F;er lo&#x0364;&#x017F;cht alle a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche Hitz<lb/>
von der Scho&#x0364;ne/ Rothlauffen oder wilden<lb/>
Fewer/ wehret allen bo&#x0364;&#x017F;en Zufa&#x0364;llen der hi-<lb/>
tzigen Wunden und alten Scha&#x0364;den/ &#x017F;onder-<lb/>
lich aber an heimlichen Gliedern der Ma&#x0364;n-<lb/>
nern und Weibern/ leinene tu&#x0364;chlein darinn<lb/>
genetzt/ und u&#x0364;bergelegt.</p><lb/>
            <p>Eine handvoll Harnkraut in einer maß<lb/>
wei&#x017F;&#x017F;en Weins ge&#x017F;otten/ und darvon ge-<lb/><note place="left">Nieren-<lb/>
und Bla-<lb/>
&#x017F;en-&#x017F;tein.</note>truncken/ treibt den Nieren- und Bla&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;tein <supplied>fort</supplied>. So man den Kindern vom Pul-<lb/>
ver des Harnkrauts ein me&#x017F;&#x017F;er&#x017F;pitzlein-voll<lb/>
in der Pappen &#x017F;ehr offt eingibet/ heilet es<lb/>
ihnen die Bru&#x0364;ch/ wenn &#x017F;ie darbey ein dien-<lb/><note place="left">Bru&#x0364;ch bey<lb/>
jungen kin-<lb/>
dern und<lb/>
andern.</note>liches ba&#x0364;ndlein tragen. Nachfolgendes Pul-<lb/>
ver i&#x017F;t auch ko&#x0364;&#x017F;tlich wider die Bru&#x0364;ch der jun-<lb/>
gen Leuthen/ &#x017F;o man morgens nu&#x0364;chter ein<lb/>
me&#x017F;&#x017F;er&#x017F;pitz-voll in der Pappen oder dem de-<lb/>
&#x017F;tillierten Harnkraut-wa&#x017F;&#x017F;er eingibet/ und<lb/>
darbey ein komliches band tra&#x0364;gt: Nim<lb/>
Wahlwurtzel ein halb loth/ Harnkraut/<lb/>
Durchwachs/ Sanickel/ Garbenkraut je-<lb/>
des 1. quintlein/ &#x017F;to&#x017F;&#x017F;e alles zu einem reinen<lb/>
Pulver unter einander.</p><lb/>
            <p>Das auß dem Harnkraut de&#x017F;tillierte Wa&#x017F;-<lb/><note place="left">Ver&#x017F;topf-<lb/>
fung der<lb/>
Leber/<lb/>
Gelb&#x017F;ucht/<lb/>
ver&#x017F;etzter<lb/>
Harn/<lb/>
Sand und<lb/>
Stein/<lb/>
Bruch.</note>&#x017F;er/ o&#x0364;ffnet die Ver&#x017F;topffung der Leber/ ver-<lb/>
treibt die Gelb&#x017F;ucht/ reiniget die Nieren/<lb/>
und fu&#x0364;hret den ver&#x017F;etzten Harn/ Sand und<lb/>
Stein auß. Vorgemeldter <hi rendition="#aq">Vale&#x017F;ius</hi> ru&#x0364;hmt<lb/>
es &#x017F;ehr wider die Bru&#x0364;ch/ und vermeldet dar-<lb/>
bey/ daß zu &#x017F;einer zeit ein Ju&#x0364;ngling zu Pa-<lb/>
riß/ welcher vom &#x017F;tarcken &#x017F;pringen/ ein gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Lei&#x017F;ten-bruch bekommen/ nachdem er<lb/>
neben einem dienlichen band und u&#x0364;berlegung<lb/>
des <hi rendition="#aq">Empla&#x017F;tri contra rupturam</hi> oder Bruch-<lb/>
pfla&#x017F;ters/ ein guten trunck die&#x017F;es Wa&#x017F;&#x017F;ers<lb/>
zu &#x017F;ich genommen/ in etlichen tagen ga&#x0364;ntz-<lb/><note place="left">Wu&#x0364;rm in<lb/>
den Wun-<lb/>
den oder<lb/>
Ge&#x017F;ch wa&#x0364;r&#x1EBD;<lb/>
der Pferd&#x1EBD;.</note>lich &#x017F;eye geheilet worden.</p><lb/>
            <p>Das Pulver des Harnkrauts in die<lb/>
Wunden oder Ge&#x017F;chwa&#x0364;r der Pferden ge-<lb/>
&#x017F;trewet/ to&#x0364;dtet die Wu&#x0364;rm der&#x017F;elben.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT LXXVII</hi>.</hi> </head><lb/>
          <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Weißwurtz.</hi> <hi rendition="#aq">Polygonatum.</hi> </hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">W</hi>Eißwurtz heißt Griechi&#x017F;ch/ <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="chars" quantity="6"/></foreign>-<lb/><foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="chars" quantity="5"/></foreign>. Lateini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Polygonatum, Sigil-<lb/>
lum Salomonis, Sigillum S. Mariæ,</hi><lb/>
Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Fra&#x017F;&#x017F;inella, Ginochietto.</hi> Fran-<lb/>
tzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Seau de Salomon, Signet de Salomon.</hi><lb/>
Spani&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Fraxinela.</hi> Engli&#x017F;ch/ Solomons<lb/>
Seale/ Whiteroote or celij &#x017F;cala. Da&#x0364;ni&#x017F;ch/<lb/>
Houidrod/ Salomons &#x017F;egel/ Salomons &#x017F;i-<lb/>
gnete/ Verckurt/ Ledurt. Niderla&#x0364;ndi&#x017F;ch/<lb/>
Salomons &#x017F;egel.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;chlecht und Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>1. Die gro&#x017F;&#x017F;e breitbla&#x0364;ttige Weißwurtz/ <hi rendition="#aq">Po-<lb/>
lygonatum latifolium vulgare, <hi rendition="#i">C. B.</hi> Polygona-<lb/>
tum vulgò Sigillum Salomonis, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi> u&#x0364;berkomt<lb/>
ein runden/ glatten/ elen-hohen und offt ho&#x0364;-<lb/>
hern &#x017F;tengel/ der i&#x017F;t zu beyden &#x017F;eiten mit<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nen gru&#x0364;nen/ und der la&#x0364;nge nach ge&#x017F;triem-<lb/>
ten bla&#x0364;ttern bekleidet/ die vergleichen &#x017F;ich<lb/>
dem Lorbeer-laub/ &#x017F;ind jedoch breiter und<lb/><cb/>
<figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Gro&#x017F;&#x017F;e Weißwurtz.</hi><hi rendition="#aq">Polygonatum<lb/>
majus.</hi></hi></head><lb/></figure> gla&#x0364;tter/ eines &#x017F;tehet neben dem andern/ auch<lb/>
etwan zehen oder zwo&#x0364;lff an jedem &#x017F;tengel/ &#x017F;ie<lb/>
haben ein zu&#x017F;ammen ziehenden ge&#x017F;chmack<lb/>
wie die Quitten und Granat-a&#x0364;pffel. Zwi-<lb/>
&#x017F;chen den bla&#x0364;ttern kommen im Ma&#x0364;yen &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
ne wei&#x017F;&#x017F;e/ und mit gru&#x0364;ner farb vermi&#x017F;chte<lb/>
blumen herfu&#x0364;r/ an der ge&#x017F;talt wie kleine Zwi-<lb/>
belein/ und wach&#x017F;en der&#x017F;elbigen allzeit mehr<lb/>
als der bla&#x0364;ttern/ denn auß jedem winckel der<lb/>
bla&#x0364;ttern zwey/ drey oder mehr blumen her-<lb/>
fu&#x0364;r &#x017F;chlieffen. So &#x017F;ie verblu&#x0364;het/ werden<lb/>
runde ko&#x0364;rner darauß/ in der gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der Erb-<lb/>
&#x017F;en/ die &#x017F;ind er&#x017F;tlich gru&#x0364;n/ hernach &#x017F;chwartz.<lb/>
Jhre wurtzel fladert auff dem grund/ i&#x017F;t<lb/>
weiß/ weich/ lang/ kno&#x0364;pficht/ daumens-dick/<lb/>
&#x017F;tarck/ und riechet wohl. Sie wa&#x0364;chßt mei-<lb/>
&#x017F;tentheils auff den Bu&#x0364;heln und Bergen/ wird<lb/>
auch bißweilen auff den Feldern und in den<lb/>
Wa&#x0364;ldern im fetten grund angetroffen.<lb/>
Allhier findet man &#x017F;ie zwi&#x017F;chen den Ha&#x0364;gen/<lb/>
nicht weit von Mo&#x0364;nchen&#x017F;tein.</p><lb/>
            <p>2. Die gemeine&#x017F;chmalbla&#x0364;ttige Weißwurtz/<lb/><hi rendition="#aq">Polygonatum vulgatius. Latifolium flore ma-<lb/>
jore odoro, <hi rendition="#i">C. B.</hi> Polygonatum floribus ex &#x017F;in-<lb/>
gularibus pediculis, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi> hat eine wei&#x017F;&#x017F;e kno-<lb/>
pffichte wurtzel/ die under der erden u&#x0364;ber-<lb/>
zwerch kriecht/ und voll &#x017F;chleimigen &#x017F;affts<lb/>
i&#x017F;t. Jm Fru&#x0364;hling &#x017F;toßt &#x017F;ie ihre weiche und<lb/>
weißlichte dolden oder &#x017F;pargen herfu&#x0364;r/ an<lb/>
welchen im anfang die bla&#x0364;tter herumb ge-<lb/>
weltzt &#x017F;ind/ die &#x017F;ich/ wenn die &#x017F;cho&#x0364;ßlein gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er werden/ hernach weiters auffthun/ und<lb/>
den bla&#x0364;ttern des Zungen-blatts a&#x0364;hnlich &#x017F;chei-<lb/>
nen. Bey dem ur&#x017F;prung der bla&#x0364;ttern wach-<lb/>
&#x017F;en wei&#x017F;&#x017F;e/ ablange und etwas gru&#x0364;nlichte<lb/>
blu&#x0364;mlein/ welche in &#x017F;chwartze beere verwand-<lb/>
let werden/ &#x017F;o dem Ephew oder Heidelbee-<lb/>
ren &#x017F;ich vergleichen/ in denen wei&#x017F;&#x017F;er und<lb/>
harter &#x017F;amen ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en ligt. Sie blu&#x0364;het<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">im</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[808/0824] Das Vierte Buch/ dieſem Waſſer trincken. Es fuͤhret auch den Stein/ Grieß/ Sand und Harn fort/ reiniget die Nieren und Blaſen/ toͤdtet die Wuͤrm bey jungen und alten Leuthen. ſtein/ gꝛieß/ Sand/ Wuͤrm. Dieſes Waſſer loͤſcht alle aͤuſſerliche Hitz von der Schoͤne/ Rothlauffen oder wilden Fewer/ wehret allen boͤſen Zufaͤllen der hi- tzigen Wunden und alten Schaͤden/ ſonder- lich aber an heimlichen Gliedern der Maͤn- nern und Weibern/ leinene tuͤchlein darinn genetzt/ und uͤbergelegt. Eine handvoll Harnkraut in einer maß weiſſen Weins geſotten/ und darvon ge- truncken/ treibt den Nieren- und Blaſen- ſtein fort. So man den Kindern vom Pul- ver des Harnkrauts ein meſſerſpitzlein-voll in der Pappen ſehr offt eingibet/ heilet es ihnen die Bruͤch/ wenn ſie darbey ein dien- liches baͤndlein tragen. Nachfolgendes Pul- ver iſt auch koͤſtlich wider die Bruͤch der jun- gen Leuthen/ ſo man morgens nuͤchter ein meſſerſpitz-voll in der Pappen oder dem de- ſtillierten Harnkraut-waſſer eingibet/ und darbey ein komliches band traͤgt: Nim Wahlwurtzel ein halb loth/ Harnkraut/ Durchwachs/ Sanickel/ Garbenkraut je- des 1. quintlein/ ſtoſſe alles zu einem reinen Pulver unter einander. Nieren- und Bla- ſen-ſtein. Bruͤch bey jungen kin- dern und andern. Das auß dem Harnkraut deſtillierte Waſ- ſer/ oͤffnet die Verſtopffung der Leber/ ver- treibt die Gelbſucht/ reiniget die Nieren/ und fuͤhret den verſetzten Harn/ Sand und Stein auß. Vorgemeldter Valeſius ruͤhmt es ſehr wider die Bruͤch/ und vermeldet dar- bey/ daß zu ſeiner zeit ein Juͤngling zu Pa- riß/ welcher vom ſtarcken ſpringen/ ein groſ- ſen Leiſten-bruch bekommen/ nachdem er neben einem dienlichen band und uͤberlegung des Emplaſtri contra rupturam oder Bruch- pflaſters/ ein guten trunck dieſes Waſſers zu ſich genommen/ in etlichen tagen gaͤntz- lich ſeye geheilet worden. Verſtopf- fung der Leber/ Gelbſucht/ verſetzter Harn/ Sand und Stein/ Bruch. Wuͤrm in den Wun- den oder Geſch waͤrẽ der Pferdẽ. Das Pulver des Harnkrauts in die Wunden oder Geſchwaͤr der Pferden ge- ſtrewet/ toͤdtet die Wuͤrm derſelben. CAPUT LXXVII. Weißwurtz. Polygonatum. Namen. WEißwurtz heißt Griechiſch/ ______- _____. Lateiniſch/ Polygonatum, Sigil- lum Salomonis, Sigillum S. Mariæ, Jtaliaͤniſch/ Fraſſinella, Ginochietto. Fran- tzoͤſiſch/ Seau de Salomon, Signet de Salomon. Spaniſch/ Fraxinela. Engliſch/ Solomons Seale/ Whiteroote or celij ſcala. Daͤniſch/ Houidrod/ Salomons ſegel/ Salomons ſi- gnete/ Verckurt/ Ledurt. Niderlaͤndiſch/ Salomons ſegel. Geſchlecht und Geſtalt. 1. Die groſſe breitblaͤttige Weißwurtz/ Po- lygonatum latifolium vulgare, C. B. Polygona- tum vulgò Sigillum Salomonis, J. B. uͤberkomt ein runden/ glatten/ elen-hohen und offt hoͤ- hern ſtengel/ der iſt zu beyden ſeiten mit ſchoͤnen gruͤnen/ und der laͤnge nach geſtriem- ten blaͤttern bekleidet/ die vergleichen ſich dem Lorbeer-laub/ ſind jedoch breiter und [Abbildung Groſſe Weißwurtz. Polygonatum majus. ] glaͤtter/ eines ſtehet neben dem andern/ auch etwan zehen oder zwoͤlff an jedem ſtengel/ ſie haben ein zuſammen ziehenden geſchmack wie die Quitten und Granat-aͤpffel. Zwi- ſchen den blaͤttern kommen im Maͤyen ſchoͤ- ne weiſſe/ und mit gruͤner farb vermiſchte blumen herfuͤr/ an der geſtalt wie kleine Zwi- belein/ und wachſen derſelbigen allzeit mehr als der blaͤttern/ denn auß jedem winckel der blaͤttern zwey/ drey oder mehr blumen her- fuͤr ſchlieffen. So ſie verbluͤhet/ werden runde koͤrner darauß/ in der groͤſſe der Erb- ſen/ die ſind erſtlich gruͤn/ hernach ſchwartz. Jhre wurtzel fladert auff dem grund/ iſt weiß/ weich/ lang/ knoͤpficht/ daumens-dick/ ſtarck/ und riechet wohl. Sie waͤchßt mei- ſtentheils auff den Buͤheln und Bergen/ wird auch bißweilen auff den Feldern und in den Waͤldern im fetten grund angetroffen. Allhier findet man ſie zwiſchen den Haͤgen/ nicht weit von Moͤnchenſtein. 2. Die gemeineſchmalblaͤttige Weißwurtz/ Polygonatum vulgatius. Latifolium flore ma- jore odoro, C. B. Polygonatum floribus ex ſin- gularibus pediculis, J. B. hat eine weiſſe kno- pffichte wurtzel/ die under der erden uͤber- zwerch kriecht/ und voll ſchleimigen ſaffts iſt. Jm Fruͤhling ſtoßt ſie ihre weiche und weißlichte dolden oder ſpargen herfuͤr/ an welchen im anfang die blaͤtter herumb ge- weltzt ſind/ die ſich/ wenn die ſchoͤßlein groͤſ- ſer werden/ hernach weiters auffthun/ und den blaͤttern des Zungen-blatts aͤhnlich ſchei- nen. Bey dem urſprung der blaͤttern wach- ſen weiſſe/ ablange und etwas gruͤnlichte bluͤmlein/ welche in ſchwartze beere verwand- let werden/ ſo dem Ephew oder Heidelbee- ren ſich vergleichen/ in denen weiſſer und harter ſamen verſchloſſen ligt. Sie bluͤhet im

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/824
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 808. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/824>, abgerufen am 21.12.2024.