[Spaltenumbruch]
Hyssopen- und Poley-kraut jedes ein halbe handvoll: zerhacke alles under einander/ sie- de es in frischem Brunnwasser/ und wenig Weins/ seige es durch ein tuch/ mische ein wenig Zimmet-wasser darunder/ und gib der Patientin offt davon zu trincken.
1. Der braune Weiderich/ Lysimachia purpurea, quibusdam spicata, J. B. spicata pur- purea forte Plinii, C. B. hat viereckichte/ röth- lichte und zwey elen hohe stengel/ auß deren gläichen oder gewerben kommen seine blätter herfür/ die sich dem Weiden-laub verglei- chen/ sind jedoch grüner und dünner. Mit- ten zwischen diesen blättern entspringen zar- te zweiglein/ an denen kleinere blätter/ als an den stengeln wachsen. Die wurtzel ist lang/ vielfältig/ und steckt nicht tieff in der erden. Oben bringt er geährte braune blu- men im Brach- und Hewmonat. Er wächßt bey den bächlein/ im nassen oder feuchten erdreich. Der stengel wird gemeiniglich von zweyen/ bißweilen auch von dreyen/ selten aber von vier blättern auff beyden seiten um- fasset. Ein kleinere art dieses Krauts/ dessen rothe blumen nicht geähret/ sondern nur auß sechs blättlein bestehet/ wird an vielen orten [Spaltenumbruch]
in Ungarn auff feuchten matten/ und in den Jnsuln der Donau/ meistentheils aber ober- halb Preßburg im Brach- und Hewmonat angetroffen. Lysimachia rubra non siliquosa, C. B. purpurea Pannonica, J. B.
[Abbildung]
Gelber Weiderich.Lysimachia lutea.
2. Der grosse gelbe Weiderich/ Lysimachia lutea major, quae Dioscoridis, C. B. lutea, J. B. überkomt ein geringe/ und seitwerts wach- sende wurtzel/ welche viel starcke/ runde/ et- was eckichte/ und zwey oder drey schuh ho- he stengel mit vielen gläichen herfür bringet/ an deren jedem zwey/ drey oder vier läng- lichte schmale blätter stehen/ den Weiden- blättern fast gleich/ allein sind sie nicht zer- kerfft. Oben an den zweiglein erscheinen gelbe blumen/ welchen ein kleiner runder samen wie Coriander nachfolgt. Erwächßt an obgemel- ten orten/ wird allhier bey Michelfelden ge- funden/ und allein zur Artzney gebraucht.
3. Der Oestereichische gelbe Weiderich/ Lysimachia lutea minor, foliis nigris punctis notatis, C. B. lutea minor, J. B. hat ein starcken/ wollichten/ harten/ und mit haarlocken über- zogenen stengel/ so elen-hoch/ und bißweilen höher wächßt/ an welchem gemeiniglich vier/ auch bißweilen nur drey weiche und graue blätter/ in gewisser ordnung/ mit ihren stie- len gegen einander über stehend gesehen wer- den/ so unden mit schwartzen pünctlein ge- zeichnet sind: diese geben erstlich einen saur- lichten geschmack von sich/ hernach ziehen sie den speichel fort. Bey dem oberen theil des stengels entspringen auß der schoß der blät- tern seine mit etlichen gelben blumen be- schwerte ästlein. Auff dem gipffel aber des stengels erscheinen im Brachmonat die gelbe blumen für sich selbst/ welche auß fünff spi- tzigen blättlein/ und so viel gelben fäsemlein bestehen. Die wurtzel ist gläichicht/ und kom- men auß jeglichem gläich neue sprossen her- für/ sie bringet auch ihre faseln/ mit welchen
sie
Das Vierte Buch/
[Spaltenumbruch]
Hyſſopen- und Poley-kraut jedes ein halbe handvoll: zerhacke alles under einander/ ſie- de es in friſchem Brunnwaſſer/ und wenig Weins/ ſeige es durch ein tuch/ miſche ein wenig Zimmet-waſſer darunder/ und gib der Patientin offt davon zu trincken.
1. Der braune Weiderich/ Lyſimachia purpurea, quibusdam ſpicata, J. B. ſpicata pur- purea fortè Plinii, C. B. hat viereckichte/ roͤth- lichte und zwey elen hohe ſtengel/ auß deren glaͤichen oder gewerben kommen ſeine blaͤtter herfuͤr/ die ſich dem Weiden-laub verglei- chen/ ſind jedoch gruͤner und duͤnner. Mit- ten zwiſchen dieſen blaͤttern entſpringen zar- te zweiglein/ an denen kleinere blaͤtter/ als an den ſtengeln wachſen. Die wurtzel iſt lang/ vielfaͤltig/ und ſteckt nicht tieff in der erden. Oben bringt er geaͤhrte braune blu- men im Brach- und Hewmonat. Er waͤchßt bey den baͤchlein/ im naſſen oder feuchten erdreich. Der ſtengel wird gemeiniglich von zweyen/ bißweilen auch von dreyen/ ſelten aber von vier blaͤttern auff beyden ſeiten um- faſſet. Ein kleinere art dieſes Krauts/ deſſen rothe blumen nicht geaͤhret/ ſondern nur auß ſechs blaͤttlein beſtehet/ wird an vielen orten [Spaltenumbruch]
in Ungarn auff feuchten matten/ und in den Jnſuln der Donau/ meiſtentheils aber ober- halb Preßburg im Brach- und Hewmonat angetroffen. Lyſimachia rubra non ſiliquoſa, C. B. purpurea Pannonica, J. B.
[Abbildung]
Gelber Weiderich.Lyſimachia lutea.
2. Der groſſe gelbe Weiderich/ Lyſimachia lutea major, quæ Dioſcoridis, C. B. lutea, J. B. uͤberkomt ein geringe/ und ſeitwerts wach- ſende wurtzel/ welche viel ſtarcke/ runde/ et- was eckichte/ und zwey oder drey ſchuh ho- he ſtengel mit vielen glaͤichen herfuͤr bringet/ an deren jedem zwey/ drey oder vier laͤng- lichte ſchmale blaͤtter ſtehen/ den Weiden- blaͤttern faſt gleich/ allein ſind ſie nicht zer- kerfft. Oben an den zweiglein erſcheinen gelbe blumen/ welchen ein kleiner runder ſamẽ wie Coriander nachfolgt. Erwaͤchßt an obgemel- ten orten/ wird allhier bey Michelfelden ge- funden/ und allein zur Artzney gebraucht.
3. Der Oeſtereichiſche gelbe Weiderich/ Lyſimachia lutea minor, foliis nigris punctis notatis, C. B. lutea minor, J. B. hat ein ſtarcken/ wollichten/ harten/ und mit haarlocken uͤber- zogenen ſtengel/ ſo elen-hoch/ und bißweilen hoͤher waͤchßt/ an welchem gemeiniglich vier/ auch bißweilen nur drey weiche und graue blaͤtter/ in gewiſſer ordnung/ mit ihren ſtie- len gegen einander uͤber ſtehend geſehen wer- den/ ſo unden mit ſchwartzen puͤnctlein ge- zeichnet ſind: dieſe geben erſtlich einen ſaur- lichten geſchmack von ſich/ hernach ziehen ſie den ſpeichel fort. Bey dem oberen theil des ſtengels entſpringen auß der ſchoß der blaͤt- tern ſeine mit etlichen gelben blumen be- ſchwerte aͤſtlein. Auff dem gipffel aber des ſtengels erſcheinen im Brachmonat die gelbe blumen fuͤr ſich ſelbſt/ welche auß fuͤnff ſpi- tzigen blaͤttlein/ und ſo viel gelben faͤſemlein beſtehen. Die wurtzel iſt glaͤichicht/ und kom- men auß jeglichem glaͤich neue ſproſſen her- fuͤr/ ſie bringet auch ihre faſeln/ mit welchen
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[804/0820]
Das Vierte Buch/
Hyſſopen- und Poley-kraut jedes ein halbe
handvoll: zerhacke alles under einander/ ſie-
de es in friſchem Brunnwaſſer/ und wenig
Weins/ ſeige es durch ein tuch/ miſche ein
wenig Zimmet-waſſer darunder/ und gib der
Patientin offt davon zu trincken.
CAPUT LXXV.
[Abbildung Brauner Weiderich. Lyſimachia
purpurea.
]
Namen.
WEiderich heißt Griechiſch/ ______-
____, _. Lateiniſch/ Lyſimachium,
Lyſimachia, Salicaria. Jtaliaͤniſch/
Liſimachia. Frantzoͤſiſch/ Corneole, Soulſie
d’eau, Perceboſſe, Lyſimachie. Spaniſch/ Ly-
ſimachia. Engliſch/ Willowherb. Niderlaͤn-
diſch/ Wederyck.
Geſchlecht und Geſtalt.
1. Der braune Weiderich/ Lyſimachia
purpurea, quibusdam ſpicata, J. B. ſpicata pur-
purea fortè Plinii, C. B. hat viereckichte/ roͤth-
lichte und zwey elen hohe ſtengel/ auß deren
glaͤichen oder gewerben kommen ſeine blaͤtter
herfuͤr/ die ſich dem Weiden-laub verglei-
chen/ ſind jedoch gruͤner und duͤnner. Mit-
ten zwiſchen dieſen blaͤttern entſpringen zar-
te zweiglein/ an denen kleinere blaͤtter/ als
an den ſtengeln wachſen. Die wurtzel iſt
lang/ vielfaͤltig/ und ſteckt nicht tieff in der
erden. Oben bringt er geaͤhrte braune blu-
men im Brach- und Hewmonat. Er waͤchßt
bey den baͤchlein/ im naſſen oder feuchten
erdreich. Der ſtengel wird gemeiniglich von
zweyen/ bißweilen auch von dreyen/ ſelten
aber von vier blaͤttern auff beyden ſeiten um-
faſſet. Ein kleinere art dieſes Krauts/ deſſen
rothe blumen nicht geaͤhret/ ſondern nur auß
ſechs blaͤttlein beſtehet/ wird an vielen orten
in Ungarn auff feuchten matten/ und in den
Jnſuln der Donau/ meiſtentheils aber ober-
halb Preßburg im Brach- und Hewmonat
angetroffen. Lyſimachia rubra non ſiliquoſa,
C. B. purpurea Pannonica, J. B.
[Abbildung Gelber Weiderich. Lyſimachia lutea.
]
2. Der groſſe gelbe Weiderich/ Lyſimachia
lutea major, quæ Dioſcoridis, C. B. lutea, J. B.
uͤberkomt ein geringe/ und ſeitwerts wach-
ſende wurtzel/ welche viel ſtarcke/ runde/ et-
was eckichte/ und zwey oder drey ſchuh ho-
he ſtengel mit vielen glaͤichen herfuͤr bringet/
an deren jedem zwey/ drey oder vier laͤng-
lichte ſchmale blaͤtter ſtehen/ den Weiden-
blaͤttern faſt gleich/ allein ſind ſie nicht zer-
kerfft. Oben an den zweiglein erſcheinen gelbe
blumen/ welchen ein kleiner runder ſamẽ wie
Coriander nachfolgt. Erwaͤchßt an obgemel-
ten orten/ wird allhier bey Michelfelden ge-
funden/ und allein zur Artzney gebraucht.
3. Der Oeſtereichiſche gelbe Weiderich/
Lyſimachia lutea minor, foliis nigris punctis
notatis, C. B. lutea minor, J. B. hat ein ſtarcken/
wollichten/ harten/ und mit haarlocken uͤber-
zogenen ſtengel/ ſo elen-hoch/ und bißweilen
hoͤher waͤchßt/ an welchem gemeiniglich vier/
auch bißweilen nur drey weiche und graue
blaͤtter/ in gewiſſer ordnung/ mit ihren ſtie-
len gegen einander uͤber ſtehend geſehen wer-
den/ ſo unden mit ſchwartzen puͤnctlein ge-
zeichnet ſind: dieſe geben erſtlich einen ſaur-
lichten geſchmack von ſich/ hernach ziehen ſie
den ſpeichel fort. Bey dem oberen theil des
ſtengels entſpringen auß der ſchoß der blaͤt-
tern ſeine mit etlichen gelben blumen be-
ſchwerte aͤſtlein. Auff dem gipffel aber des
ſtengels erſcheinen im Brachmonat die gelbe
blumen fuͤr ſich ſelbſt/ welche auß fuͤnff ſpi-
tzigen blaͤttlein/ und ſo viel gelben faͤſemlein
beſtehen. Die wurtzel iſt glaͤichicht/ und kom-
men auß jeglichem glaͤich neue ſproſſen her-
fuͤr/ ſie bringet auch ihre faſeln/ mit welchen
ſie
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 804. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/820>, abgerufen am 21.12.2024.
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