Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Cerinthe. Cerinthe.
 den und biegen gleich dem Sonnen-wirbel/
und mit länglichten/ holen/ mitten
und außwendig gelben/ anderseits aber/ da
sie an denen ästlein hangen/ roth-purpur-
braunen/ bißweilen auch gantz gelben Blu-
men gezieret werden: nach deren verwel-
ckung/ knöpfflein erscheinen/ in deren jedem
gemeiniglich zwey kleine/ schwartze samen-
körnlein/ in grösse der Erven gefunden wer-
den: wächßt in Portugal von sich selbsten/
und blühet im Frühling.

Es gibt annoch underschiedlich andere
Geschlechter der Cerinthe/ welche wir kürtze
halben zu übergehen genötiget werden. Biß
hieher sind diese kräuter in der Artzney nicht
gebraucht worden: dennoch werden sie in
die Gärten gepflantzet; wie sie denn auch in
unserem Medicinalischen Garten allhier an-
zutreffen.


CAPUT LXVII.
Hanff. Cannabis.
Namen.

HAnff heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. La-
teinisch/ Cannabis. Jtaliänisch/ Cana-
pe, Frantzösisch/ Chanvre. Spanisch/
Cannamo. Englisch/ Hemp. Dänisch/ Hamp.
Niderländisch/ Kemp/ Kennep.

Geschlecht und Gestalt.

Der Hanff ist zweyerley geschlechts das
Männlein und Weiblein.

Das Männlein/ Cannabis sativa mas, brei-
tet sich auß in neben-zweige/ wächßt bißwei-
len so hoch/ daß es fast wie ein zimliches
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Hanff. Cannabis.
 bäumlein anzusehen/ und kan man zu be-
reitung des Büchsenpulvers/ auß dem stock
gute kohlen brennen.

Das Weiblein/ Cannabis sativa foemina,
hat keine nebenäste und samen/ auch ist der
Stengel zärter/ wird gemeiniglich Femel
genennt/ und blühet häuffig mit kleinen bleich-
grünen/ drauschlichten blümlein/ welche un-
fruchtbar abfallen und vergehen/ es wächst
auß des Männleins samen/ und gibet subti-
ler Werck denn das Männlein.

Beyde Geschlecht haben einen holen/ rau-
chen/ viereckichten/ haarigen/ schlechten sten-
gel/ blätter wie der Escherbaum/ doch kleiner
und schmäler/ neben umbher mit kleinen
schärtlein wie ein sichel zerkerbt/ 5. oder sechs
blätter hangen an einem stiel/ anzusehen wie
die finger an der außgebreiteten hand. Jn
dem Männlein sind sie grösser und schwartz-
grüner. Die wurtzel ist weiß/ holtzicht/ eintzig/
mit vielen angewachsenen zaseln. Sie rie-
chen beyde so starck/ daß einem das Haupt
möchte wehe thun. Die fünffblättigen/ auß-
wendig purpurfarben/ inwendig weißlich-
ten blümlein kommen in dem Männlein zwi-
schen den flügelein der blätteren herfürzin dem
Weiblein aber werden selten/ oder gar keine
blümlein gefunden. Der same ist rund/ glat
und aschenfarb/ inwendig mit weissem/ süs-
sem und fettem Marck gefüllt. Liebt ein fet-
tes/ wolgedüngtes/ feuchtes Erdreich/ und
läßt nichts sonderlichs neben sich wachsen.

Eigenschafft.

Der Hanffsamen hat grobe/ ölichte/ mit
wenig saltzicht-festen theilen vergesellschaffte
theile/ und dadurch ein krafft schmertzen zu
stillen/ schlaff zu bringen/ und die schärffe
der etzenden feuchtigkeiten/ sonderlich in de-
nen Geburts-gliedern zu linderen.

Ge-
H h h h h

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Cerinthe. Cerinthe.
 den und biegen gleich dem Sonnen-wirbel/
und mit laͤnglichten/ holen/ mitten
und außwendig gelben/ anderſeits aber/ da
ſie an denen aͤſtlein hangen/ roth-purpur-
braunen/ bißweilen auch gantz gelben Blu-
men gezieret werden: nach deren verwel-
ckung/ knoͤpfflein erſcheinen/ in deren jedem
gemeiniglich zwey kleine/ ſchwartze ſamen-
koͤrnlein/ in groͤſſe der Erven gefunden wer-
den: waͤchßt in Portugal von ſich ſelbſten/
und bluͤhet im Fruͤhling.

Es gibt annoch underſchiedlich andere
Geſchlechter der Cerinthe/ welche wir kuͤrtze
halben zu uͤbergehen genoͤtiget werden. Biß
hieher ſind dieſe kraͤuter in der Artzney nicht
gebraucht worden: dennoch werden ſie in
die Gaͤrten gepflantzet; wie ſie denn auch in
unſerem Medicinaliſchen Garten allhier an-
zutreffen.


CAPUT LXVII.
Hanff. Cannabis.
Namen.

HAnff heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. La-
teiniſch/ Cannabis. Jtaliaͤniſch/ Cana-
pe, Frantzoͤſiſch/ Chanvre. Spaniſch/
Cañamo. Engliſch/ Hemp. Daͤniſch/ Hamp.
Niderlaͤndiſch/ Kemp/ Kennep.

Geſchlecht und Geſtalt.

Der Hanff iſt zweyerley geſchlechts das
Maͤnnlein und Weiblein.

Das Maͤnnlein/ Cannabis ſativa mas, brei-
tet ſich auß in neben-zweige/ waͤchßt bißwei-
len ſo hoch/ daß es faſt wie ein zimliches
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Hanff. Cannabis.
 baͤumlein anzuſehen/ und kan man zu be-
reitung des Buͤchſenpulvers/ auß dem ſtock
gute kohlen brennen.

Das Weiblein/ Cannabis ſativa fœmina,
hat keine nebenaͤſte und ſamen/ auch iſt der
Stengel zaͤrter/ wird gemeiniglich Femel
geneñt/ und bluͤhet haͤuffig mit kleinen bleich-
gruͤnen/ drauſchlichten bluͤmlein/ welche un-
fruchtbar abfallen und vergehen/ es waͤchſt
auß des Maͤnnleins ſamen/ und gibet ſubti-
ler Werck denn das Maͤnnlein.

Beyde Geſchlecht haben einen holen/ rau-
chen/ viereckichten/ haarigen/ ſchlechten ſten-
gel/ blaͤtter wie der Eſcherbaum/ doch kleiner
und ſchmaͤler/ neben umbher mit kleinen
ſchaͤrtlein wie ein ſichel zerkerbt/ 5. oder ſechs
blaͤtter hangen an einem ſtiel/ anzuſehen wie
die finger an der außgebreiteten hand. Jn
dem Maͤnnlein ſind ſie groͤſſer und ſchwartz-
gruͤner. Die wurtzel iſt weiß/ holtzicht/ eintzig/
mit vielen angewachſenen zaſeln. Sie rie-
chen beyde ſo ſtarck/ daß einem das Haupt
moͤchte wehe thun. Die fuͤnffblaͤttigen/ auß-
wendig purpurfarben/ inwendig weißlich-
ten bluͤmlein kom̃en in dem Maͤnnlein zwi-
ſchẽ den fluͤgelein der blaͤtteren herfuͤrzin dem
Weiblein aber werden ſelten/ oder gar keine
bluͤmlein gefunden. Der ſame iſt rund/ glat
und aſchenfarb/ inwendig mit weiſſem/ ſuͤſ-
ſem und fettem Marck gefuͤllt. Liebt ein fet-
tes/ wolgeduͤngtes/ feuchtes Erdreich/ und
laͤßt nichts ſonderlichs neben ſich wachſen.

Eigenſchafft.

Der Hanffſamen hat grobe/ oͤlichte/ mit
wenig ſaltzicht-feſten theilen vergeſellſchaffte
theile/ und dadurch ein krafft ſchmertzen zu
ſtillen/ ſchlaff zu bringen/ und die ſchaͤrffe
der etzenden feuchtigkeiten/ ſonderlich in de-
nen Geburts-gliedern zu linderen.

Ge-
H h h h h
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0809" n="793"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Kra&#x0364;uteren.</hi></fw><lb/><cb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Cerinthe.</hi><hi rendition="#aq">Cerinthe.</hi></hi></head><lb/></figure> den und biegen gleich dem Sonnen-wirbel/<lb/>
und mit la&#x0364;nglichten/ holen/ mitten<lb/>
und außwendig gelben/ ander&#x017F;eits aber/ da<lb/>
&#x017F;ie an denen a&#x0364;&#x017F;tlein hangen/ roth-purpur-<lb/>
braunen/ bißweilen auch gantz gelben Blu-<lb/>
men gezieret werden: nach deren verwel-<lb/>
ckung/ kno&#x0364;pfflein er&#x017F;cheinen/ in deren jedem<lb/>
gemeiniglich zwey kleine/ &#x017F;chwartze &#x017F;amen-<lb/>
ko&#x0364;rnlein/ in gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der Erven gefunden wer-<lb/>
den: wa&#x0364;chßt in Portugal von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;ten/<lb/>
und blu&#x0364;het im Fru&#x0364;hling.</p><lb/>
            <p>Es gibt annoch under&#x017F;chiedlich andere<lb/>
Ge&#x017F;chlechter der Cerinthe/ welche wir ku&#x0364;rtze<lb/>
halben zu u&#x0364;bergehen geno&#x0364;tiget werden. Biß<lb/>
hieher &#x017F;ind die&#x017F;e kra&#x0364;uter in der Artzney nicht<lb/>
gebraucht worden: dennoch werden &#x017F;ie in<lb/>
die Ga&#x0364;rten gepflantzet; wie &#x017F;ie denn auch in<lb/>
un&#x017F;erem <hi rendition="#aq">Medicinali</hi>&#x017F;chen Garten allhier an-<lb/>
zutreffen.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT LXVII</hi>.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Hanff.</hi> <hi rendition="#aq">Cannabis.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">H</hi>Anff heißt Griechi&#x017F;ch/ <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign>. La-<lb/>
teini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Cannabis.</hi> Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Cana-<lb/>
pe,</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Chanvre.</hi> Spani&#x017F;ch/<lb/><hi rendition="#aq">Cañamo.</hi> Engli&#x017F;ch/ Hemp. Da&#x0364;ni&#x017F;ch/ Hamp.<lb/>
Niderla&#x0364;ndi&#x017F;ch/ Kemp/ Kennep.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;chlecht und Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>Der Hanff i&#x017F;t zweyerley ge&#x017F;chlechts das<lb/>
Ma&#x0364;nnlein und Weiblein.</p><lb/>
            <p>Das Ma&#x0364;nnlein/ <hi rendition="#aq">Cannabis &#x017F;ativa mas,</hi> brei-<lb/>
tet &#x017F;ich auß in neben-zweige/ wa&#x0364;chßt bißwei-<lb/>
len &#x017F;o hoch/ daß es fa&#x017F;t wie ein zimliches<lb/><cb/>
<figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Hanff.</hi><hi rendition="#aq">Cannabis.</hi></hi></head><lb/></figure> ba&#x0364;umlein anzu&#x017F;ehen/ und kan man zu be-<lb/>
reitung des Bu&#x0364;ch&#x017F;enpulvers/ auß dem &#x017F;tock<lb/>
gute kohlen brennen.</p><lb/>
            <p>Das Weiblein/ <hi rendition="#aq">Cannabis &#x017F;ativa f&#x0153;mina,</hi><lb/>
hat keine nebena&#x0364;&#x017F;te und &#x017F;amen/ auch i&#x017F;t der<lb/>
Stengel za&#x0364;rter/ wird gemeiniglich Femel<lb/>
geneñt/ und blu&#x0364;het ha&#x0364;uffig mit kleinen bleich-<lb/>
gru&#x0364;nen/ drau&#x017F;chlichten blu&#x0364;mlein/ welche un-<lb/>
fruchtbar abfallen und vergehen/ es wa&#x0364;ch&#x017F;t<lb/>
auß des Ma&#x0364;nnleins &#x017F;amen/ und gibet &#x017F;ubti-<lb/>
ler Werck denn das Ma&#x0364;nnlein.</p><lb/>
            <p>Beyde Ge&#x017F;chlecht haben einen holen/ rau-<lb/>
chen/ viereckichten/ haarigen/ &#x017F;chlechten &#x017F;ten-<lb/>
gel/ bla&#x0364;tter wie der E&#x017F;cherbaum/ doch kleiner<lb/>
und &#x017F;chma&#x0364;ler/ neben umbher mit kleinen<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;rtlein wie ein &#x017F;ichel zerkerbt/ 5. oder &#x017F;echs<lb/>
bla&#x0364;tter hangen an einem &#x017F;tiel/ anzu&#x017F;ehen wie<lb/>
die finger an der außgebreiteten hand. Jn<lb/>
dem Ma&#x0364;nnlein &#x017F;ind &#x017F;ie gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er und &#x017F;chwartz-<lb/>
gru&#x0364;ner. Die wurtzel i&#x017F;t weiß/ holtzicht/ eintzig/<lb/>
mit vielen angewach&#x017F;enen za&#x017F;eln. Sie rie-<lb/>
chen beyde &#x017F;o &#x017F;tarck/ daß einem das Haupt<lb/>
mo&#x0364;chte wehe thun. Die fu&#x0364;nffbla&#x0364;ttigen/ auß-<lb/>
wendig purpurfarben/ inwendig weißlich-<lb/>
ten blu&#x0364;mlein kom&#x0303;en in dem Ma&#x0364;nnlein zwi-<lb/>
&#x017F;ch&#x1EBD; den flu&#x0364;gelein der bla&#x0364;tteren herfu&#x0364;rzin dem<lb/>
Weiblein aber werden &#x017F;elten/ oder gar keine<lb/>
blu&#x0364;mlein gefunden. Der &#x017F;ame i&#x017F;t rund/ glat<lb/>
und a&#x017F;chenfarb/ inwendig mit wei&#x017F;&#x017F;em/ &#x017F;u&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;em und fettem Marck gefu&#x0364;llt. Liebt ein fet-<lb/>
tes/ wolgedu&#x0364;ngtes/ feuchtes Erdreich/ und<lb/>
la&#x0364;ßt nichts &#x017F;onderlichs neben &#x017F;ich wach&#x017F;en.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Der Hanff&#x017F;amen hat grobe/ o&#x0364;lichte/ mit<lb/>
wenig &#x017F;altzicht-fe&#x017F;ten theilen verge&#x017F;ell&#x017F;chaffte<lb/>
theile/ und dadurch ein krafft &#x017F;chmertzen zu<lb/>
&#x017F;tillen/ &#x017F;chlaff zu bringen/ und die &#x017F;cha&#x0364;rffe<lb/>
der etzenden feuchtigkeiten/ &#x017F;onderlich in de-<lb/>
nen Geburts-gliedern zu linderen.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">H h h h h</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Ge-</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[793/0809] Von den Kraͤuteren. [Abbildung Cerinthe. Cerinthe. ] den und biegen gleich dem Sonnen-wirbel/ und mit laͤnglichten/ holen/ mitten und außwendig gelben/ anderſeits aber/ da ſie an denen aͤſtlein hangen/ roth-purpur- braunen/ bißweilen auch gantz gelben Blu- men gezieret werden: nach deren verwel- ckung/ knoͤpfflein erſcheinen/ in deren jedem gemeiniglich zwey kleine/ ſchwartze ſamen- koͤrnlein/ in groͤſſe der Erven gefunden wer- den: waͤchßt in Portugal von ſich ſelbſten/ und bluͤhet im Fruͤhling. Es gibt annoch underſchiedlich andere Geſchlechter der Cerinthe/ welche wir kuͤrtze halben zu uͤbergehen genoͤtiget werden. Biß hieher ſind dieſe kraͤuter in der Artzney nicht gebraucht worden: dennoch werden ſie in die Gaͤrten gepflantzet; wie ſie denn auch in unſerem Medicinaliſchen Garten allhier an- zutreffen. CAPUT LXVII. Hanff. Cannabis. Namen. HAnff heißt Griechiſch/ _. La- teiniſch/ Cannabis. Jtaliaͤniſch/ Cana- pe, Frantzoͤſiſch/ Chanvre. Spaniſch/ Cañamo. Engliſch/ Hemp. Daͤniſch/ Hamp. Niderlaͤndiſch/ Kemp/ Kennep. Geſchlecht und Geſtalt. Der Hanff iſt zweyerley geſchlechts das Maͤnnlein und Weiblein. Das Maͤnnlein/ Cannabis ſativa mas, brei- tet ſich auß in neben-zweige/ waͤchßt bißwei- len ſo hoch/ daß es faſt wie ein zimliches [Abbildung Hanff. Cannabis. ] baͤumlein anzuſehen/ und kan man zu be- reitung des Buͤchſenpulvers/ auß dem ſtock gute kohlen brennen. Das Weiblein/ Cannabis ſativa fœmina, hat keine nebenaͤſte und ſamen/ auch iſt der Stengel zaͤrter/ wird gemeiniglich Femel geneñt/ und bluͤhet haͤuffig mit kleinen bleich- gruͤnen/ drauſchlichten bluͤmlein/ welche un- fruchtbar abfallen und vergehen/ es waͤchſt auß des Maͤnnleins ſamen/ und gibet ſubti- ler Werck denn das Maͤnnlein. Beyde Geſchlecht haben einen holen/ rau- chen/ viereckichten/ haarigen/ ſchlechten ſten- gel/ blaͤtter wie der Eſcherbaum/ doch kleiner und ſchmaͤler/ neben umbher mit kleinen ſchaͤrtlein wie ein ſichel zerkerbt/ 5. oder ſechs blaͤtter hangen an einem ſtiel/ anzuſehen wie die finger an der außgebreiteten hand. Jn dem Maͤnnlein ſind ſie groͤſſer und ſchwartz- gruͤner. Die wurtzel iſt weiß/ holtzicht/ eintzig/ mit vielen angewachſenen zaſeln. Sie rie- chen beyde ſo ſtarck/ daß einem das Haupt moͤchte wehe thun. Die fuͤnffblaͤttigen/ auß- wendig purpurfarben/ inwendig weißlich- ten bluͤmlein kom̃en in dem Maͤnnlein zwi- ſchẽ den fluͤgelein der blaͤtteren herfuͤrzin dem Weiblein aber werden ſelten/ oder gar keine bluͤmlein gefunden. Der ſame iſt rund/ glat und aſchenfarb/ inwendig mit weiſſem/ ſuͤſ- ſem und fettem Marck gefuͤllt. Liebt ein fet- tes/ wolgeduͤngtes/ feuchtes Erdreich/ und laͤßt nichts ſonderlichs neben ſich wachſen. Eigenſchafft. Der Hanffſamen hat grobe/ oͤlichte/ mit wenig ſaltzicht-feſten theilen vergeſellſchaffte theile/ und dadurch ein krafft ſchmertzen zu ſtillen/ ſchlaff zu bringen/ und die ſchaͤrffe der etzenden feuchtigkeiten/ ſonderlich in de- nen Geburts-gliedern zu linderen. Ge- H h h h h

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/809
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 793. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/809>, abgerufen am 21.12.2024.