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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Vierte Buch/
[Spaltenumbruch] an braunfarben rippen geläichs-lang von
einander gesetzet/ und rings umbher zerkerf-
fet. Auff dem gipffel des stengels erschei-
nen kleine/ weisse/ fünffblättige lieblich rie-
chende blümlein/ zusammen gedrungen/ und
fast wie eine Traube anzusehen: wenn die-
se verfallen/ so bleibet ein kleines krummes
sämlein/ wie kleine spitzige würtzelein/ ein
jedes mit dreyen zäpfflein. Wächßt bey uns
an dem Gestad des Rheins/ nahe gegen
dem Rothen Hauß/ auch hin und wider
auff feuchten Wiesen/ an den Bächlein/
blühet im Hewmonat.

Eigenschafft.

Dieß Kraut sampt der wurtzel führet ein
balsamisches/ milt-flüchtiges/ alkalisches
liebliches saltz bey sich/ und hat also eine
herrliche Tugend allem sawren/ etzenden
gifftigen wesen zu widerstehen/ das Geblüt
zu reinigen/ verstopffungen zu eröffnen/
schweiß zu treiben/ das Miltze und Leber zu
stärcken/ Wunden und Schäden zu säube-
ren/ und zu heilen/ allerhand Blutflüsse zu
stillen. Die wurtzel gräbt man im Mäy und
Brachmonat/ die blätter und blumen im
Hewmonat.

Gebrauch.

Die blätter dieses Krauts im Hewmonat
abgebrochen/ in Wein gelegt/ und davon
getruncken/ geben durchauß einen geschmack
Unmuth.
Traurig-
keit/ miltze-
sucht/ giff-
tige krank-
heiten.
wie die Bibernelle. Erquickt das hertz/ macht
frewdigen muth/ reiniget das Geblüt/ stärckt
und öffnet das Miltze/ und bewahret vor gif-
tigen Kranckheiten. Man kan auch eben zu
solchem end und zweck die wurtzel zu end des
Mäyen außgraben/ und entweder frisch in
Wein legen/ oder gedörrt so wol als frisch
in halb weissen Wein/ hald wasser kochen/
und davon fleissig trincken.

Weisse
und rothe
ruhr/ gold-
aderfluß/
mutter-
fluß/
Schäden/
Geschwär/
Fistel.

Die gedörrte wurtzen/ oder blätter in was-
ser gesotten/ und solch tranck offt getrun-
cken/ stillet die rothe und weisse Ruhr/ wie
auch den Gold-Aderfluß/ Mutterfluß/ und
dergleichen. Es reiniget und besörderet auch
alle Schäden und langwirige geschwär/ und
Fisteln zur heilung. Außwendig dienet es
ebenmässig zu säuberung und reinigung der
Wunden.Wunden und Schäden: wie denn under
anderem Felix Würtz/ der vorzeiten be-
rühmte Wund-artzt/ sein bekantes heilpfla-
ster darauß neben anderen sachen bereitet/
und mit grossem nutzen gebrauchet.

Es läßt sich auß den blättern und blu-
men/ ja auß der wurtzel selbsts mit Bran-
Essentz.tenwein eine treffliche Wun-essentz durch
die digestion in einem wolvermachten glaß
Extract.auß ziehen/ ja auch hernach das Extract da-
von machen/ und zu heilung der Wunden
und Schäden sehr nutzlich gebrauchen.

Unrein
versaltzen
saur ge-
blüt.

Da destillierte Wasser von diesem Kraut
treibt durch den schweiß/ reiniget das Ge-
blüt von allen versaltzenen/ scharfflicht-sau-
ren seuchtigkeiten/ erfrischt das Hertz/ heilet
Raud.alle Raud und Schäbigkeit/ so man nur
täglich ein oder zwey gläser voll davon
trinckt. Es wird auch füglich in den hitzi-
gen Kranckheiten gebraucht/ zu besserer auß-
treibung des nöthigen Schweisses.

[Spaltenumbruch]
Waldbart. Drymopogon.

Es wächßt bey uns auch hin und wider
in den Hägen/ an feuchten orten/ sonder-
lich gegen dem Rothen Hauß/ ein Kraut/
welches dem vorigen ausser den Blumen/
zimlich nahe komt/ und eigentlich auff
Teutsch Waldbart/ Lateinisch/ Barba ca-
prae floribus oblongis, Melandrion Plinii, C. B.
Ulmaria major s. altera, Park.
genennet wird.
Bekomt ein dicke/ faselichte/ mit dicker/
röthlichter Rinden über zogene wurtzel; auß
welcher glatte/ runde/ marckichte stengel
biß 2. oder 3. elen hoch auffsteigen/ und mit
ablangen/ außgespitzten/ gekerfften blättern
ohne nebenblättlein bekleidet/ auch oben auf
mit sehr kleinen weissen blümlein/ welche da
gleichsam einen langen weissen Geißbart
bilden/ gezieret werden. Blühet im Hew-
und Augstmonat.

An Tugend und Eigenschafft komt dieß
Kraut mit dem vorigen überein.



CAPUT LIX.
[Abbildung] Miltzkraut. Asplenium.
Namen.

MIltzkraut heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 5 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material - 3 Zeichen fehlen], [fremdsprachliches Material - 3 Wörter fehlen].
Lateinisch/ Asplenium, Scolopen-
drium verum, Ceterach officinarum.
Jtaliä-
nisch/ Aspleno, Scolopendra, Cetrach. Fran-
tzösisch/ Ceterac, Scolopendre. Spanisch/ Do-
radilla.
Englisch/ Citrach/ Miltwast/ Spleen-
wort. Dänisch/ Milturt. Niderländisch/
Steenuaeren/ Miltecruyt.

Gestalt.

Dieses rechte Miltzkraut/ Asplenium sSco-
lopendria, Ceterach officinarum, C. B. Asplenium

s. Ce-

Das Vierte Buch/
[Spaltenumbruch] an braunfarben rippen gelaͤichs-lang von
einander geſetzet/ und rings umbher zerkerf-
fet. Auff dem gipffel des ſtengels erſchei-
nen kleine/ weiſſe/ fuͤnffblaͤttige lieblich rie-
chende bluͤmlein/ zuſammen gedrungen/ und
faſt wie eine Traube anzuſehen: wenn die-
ſe verfallen/ ſo bleibet ein kleines krummes
ſaͤmlein/ wie kleine ſpitzige wuͤrtzelein/ ein
jedes mit dreyen zaͤpfflein. Waͤchßt bey uns
an dem Geſtad des Rheins/ nahe gegen
dem Rothen Hauß/ auch hin und wider
auff feuchten Wieſen/ an den Baͤchlein/
bluͤhet im Hewmonat.

Eigenſchafft.

Dieß Kraut ſampt der wurtzel fuͤhret ein
balſamiſches/ milt-fluͤchtiges/ alkaliſches
liebliches ſaltz bey ſich/ und hat alſo eine
herꝛliche Tugend allem ſawren/ etzenden
gifftigen weſen zu widerſtehen/ das Gebluͤt
zu reinigen/ verſtopffungen zu eroͤffnen/
ſchweiß zu treiben/ das Miltze und Leber zu
ſtaͤrcken/ Wunden und Schaͤden zu ſaͤube-
ren/ und zu heilen/ allerhand Blutfluͤſſe zu
ſtillen. Die wurtzel graͤbt man im Maͤy und
Brachmonat/ die blaͤtter und blumen im
Hewmonat.

Gebrauch.

Die blaͤtter dieſes Krauts im Hewmonat
abgebrochen/ in Wein gelegt/ und davon
getruncken/ geben durchauß einen geſchmack
Unmuth.
Traurig-
keit/ miltze-
ſucht/ giff-
tige krank-
heiten.
wie die Bibernelle. Erquickt das hertz/ macht
frewdigen muth/ reiniget das Gebluͤt/ ſtaͤrckt
und oͤffnet das Miltze/ und bewahret vor gif-
tigen Kranckheiten. Man kan auch eben zu
ſolchem end und zweck die wurtzel zu end des
Maͤyen außgraben/ und entweder friſch in
Wein legen/ oder gedoͤrꝛt ſo wol als friſch
in halb weiſſen Wein/ hald waſſer kochen/
und davon fleiſſig trincken.

Weiſſe
und rothe
ruhr/ gold-
aderfluß/
mutter-
fluß/
Schaͤden/
Geſchwaͤꝛ/
Fiſtel.

Die gedoͤrꝛte wurtzen/ oder blaͤtter in waſ-
ſer geſotten/ und ſolch tranck offt getrun-
cken/ ſtillet die rothe und weiſſe Ruhr/ wie
auch den Gold-Aderfluß/ Mutterfluß/ und
dergleichen. Es reiniget und beſoͤrderet auch
alle Schaͤden und langwirige geſchwaͤr/ und
Fiſteln zur heilung. Außwendig dienet es
ebenmaͤſſig zu ſaͤuberung und reinigung der
Wunden.Wunden und Schaͤden: wie denn under
anderem Felix Wuͤrtz/ der vorzeiten be-
ruͤhmte Wund-artzt/ ſein bekantes heilpfla-
ſter darauß neben anderen ſachen bereitet/
und mit groſſem nutzen gebrauchet.

Es laͤßt ſich auß den blaͤttern und blu-
men/ ja auß der wurtzel ſelbſts mit Bran-
Eſſentz.tenwein eine treffliche Wun-eſſentz durch
die digeſtion in einem wolvermachten glaß
Extract.auß ziehen/ ja auch hernach das Extract da-
von machen/ und zu heilung der Wunden
und Schaͤden ſehr nutzlich gebrauchen.

Unrein
verſaltzen
ſaur ge-
bluͤt.

Da deſtillierte Waſſer von dieſem Kraut
treibt durch den ſchweiß/ reiniget das Ge-
bluͤt von allen verſaltzenen/ ſcharfflicht-ſau-
ren ſeuchtigkeiten/ erfriſcht das Hertz/ heilet
Raud.alle Raud und Schaͤbigkeit/ ſo man nur
taͤglich ein oder zwey glaͤſer voll davon
trinckt. Es wird auch fuͤglich in den hitzi-
gen Kranckheiten gebraucht/ zu beſſerer auß-
treibung des noͤthigen Schweiſſes.

[Spaltenumbruch]
Waldbart. Drymopogon.

Es waͤchßt bey uns auch hin und wider
in den Haͤgen/ an feuchten orten/ ſonder-
lich gegen dem Rothen Hauß/ ein Kraut/
welches dem vorigen auſſer den Blumen/
zimlich nahe komt/ und eigentlich auff
Teutſch Waldbart/ Lateiniſch/ Barba ca-
præ floribus oblongis, Melandrion Plinii, C. B.
Ulmaria major ſ. altera, Park.
genennet wird.
Bekomt ein dicke/ faſelichte/ mit dicker/
roͤthlichter Rinden uͤber zogene wurtzel; auß
welcher glatte/ runde/ marckichte ſtengel
biß 2. oder 3. elen hoch auffſteigen/ und mit
ablangen/ außgeſpitzten/ gekerfften blaͤttern
ohne nebenblaͤttlein bekleidet/ auch oben auf
mit ſehr kleinen weiſſen bluͤmlein/ welche da
gleichſam einen langen weiſſen Geißbart
bilden/ gezieret werden. Bluͤhet im Hew-
und Augſtmonat.

An Tugend und Eigenſchafft komt dieß
Kraut mit dem vorigen uͤberein.



CAPUT LIX.
[Abbildung] Miltzkraut. Aſplenium.
Namen.

MIltzkraut heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 5 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material – 3 Zeichen fehlen], [fremdsprachliches Material – 3 Wörter fehlen].
Lateiniſch/ Aſplenium, Scolopen-
drium verum, Ceterach officinarum.
Jtaliaͤ-
niſch/ Aſpleno, Scolopendra, Cetrach. Fran-
tzoͤſiſch/ Ceterac, Scolopendre. Spaniſch/ Do-
radilla.
Engliſch/ Citrach/ Miltwaſt/ Spleen-
wort. Daͤniſch/ Milturt. Niderlaͤndiſch/
Steenuaeren/ Miltecruyt.

Geſtalt.

Dieſes rechte Miltzkraut/ Aſplenium ſSco-
lopendria, Ceterach officinarum, C. B. Aſplenium

ſ. Ce-
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[782/0798] Das Vierte Buch/ an braunfarben rippen gelaͤichs-lang von einander geſetzet/ und rings umbher zerkerf- fet. Auff dem gipffel des ſtengels erſchei- nen kleine/ weiſſe/ fuͤnffblaͤttige lieblich rie- chende bluͤmlein/ zuſammen gedrungen/ und faſt wie eine Traube anzuſehen: wenn die- ſe verfallen/ ſo bleibet ein kleines krummes ſaͤmlein/ wie kleine ſpitzige wuͤrtzelein/ ein jedes mit dreyen zaͤpfflein. Waͤchßt bey uns an dem Geſtad des Rheins/ nahe gegen dem Rothen Hauß/ auch hin und wider auff feuchten Wieſen/ an den Baͤchlein/ bluͤhet im Hewmonat. Eigenſchafft. Dieß Kraut ſampt der wurtzel fuͤhret ein balſamiſches/ milt-fluͤchtiges/ alkaliſches liebliches ſaltz bey ſich/ und hat alſo eine herꝛliche Tugend allem ſawren/ etzenden gifftigen weſen zu widerſtehen/ das Gebluͤt zu reinigen/ verſtopffungen zu eroͤffnen/ ſchweiß zu treiben/ das Miltze und Leber zu ſtaͤrcken/ Wunden und Schaͤden zu ſaͤube- ren/ und zu heilen/ allerhand Blutfluͤſſe zu ſtillen. Die wurtzel graͤbt man im Maͤy und Brachmonat/ die blaͤtter und blumen im Hewmonat. Gebrauch. Die blaͤtter dieſes Krauts im Hewmonat abgebrochen/ in Wein gelegt/ und davon getruncken/ geben durchauß einen geſchmack wie die Bibernelle. Erquickt das hertz/ macht frewdigen muth/ reiniget das Gebluͤt/ ſtaͤrckt und oͤffnet das Miltze/ und bewahret vor gif- tigen Kranckheiten. Man kan auch eben zu ſolchem end und zweck die wurtzel zu end des Maͤyen außgraben/ und entweder friſch in Wein legen/ oder gedoͤrꝛt ſo wol als friſch in halb weiſſen Wein/ hald waſſer kochen/ und davon fleiſſig trincken. Unmuth. Traurig- keit/ miltze- ſucht/ giff- tige krank- heiten. Die gedoͤrꝛte wurtzen/ oder blaͤtter in waſ- ſer geſotten/ und ſolch tranck offt getrun- cken/ ſtillet die rothe und weiſſe Ruhr/ wie auch den Gold-Aderfluß/ Mutterfluß/ und dergleichen. Es reiniget und beſoͤrderet auch alle Schaͤden und langwirige geſchwaͤr/ und Fiſteln zur heilung. Außwendig dienet es ebenmaͤſſig zu ſaͤuberung und reinigung der Wunden und Schaͤden: wie denn under anderem Felix Wuͤrtz/ der vorzeiten be- ruͤhmte Wund-artzt/ ſein bekantes heilpfla- ſter darauß neben anderen ſachen bereitet/ und mit groſſem nutzen gebrauchet. Wunden. Es laͤßt ſich auß den blaͤttern und blu- men/ ja auß der wurtzel ſelbſts mit Bran- tenwein eine treffliche Wun-eſſentz durch die digeſtion in einem wolvermachten glaß auß ziehen/ ja auch hernach das Extract da- von machen/ und zu heilung der Wunden und Schaͤden ſehr nutzlich gebrauchen. Eſſentz. Extract. Da deſtillierte Waſſer von dieſem Kraut treibt durch den ſchweiß/ reiniget das Ge- bluͤt von allen verſaltzenen/ ſcharfflicht-ſau- ren ſeuchtigkeiten/ erfriſcht das Hertz/ heilet alle Raud und Schaͤbigkeit/ ſo man nur taͤglich ein oder zwey glaͤſer voll davon trinckt. Es wird auch fuͤglich in den hitzi- gen Kranckheiten gebraucht/ zu beſſerer auß- treibung des noͤthigen Schweiſſes. Raud. Waldbart. Drymopogon. Es waͤchßt bey uns auch hin und wider in den Haͤgen/ an feuchten orten/ ſonder- lich gegen dem Rothen Hauß/ ein Kraut/ welches dem vorigen auſſer den Blumen/ zimlich nahe komt/ und eigentlich auff Teutſch Waldbart/ Lateiniſch/ Barba ca- præ floribus oblongis, Melandrion Plinii, C. B. Ulmaria major ſ. altera, Park. genennet wird. Bekomt ein dicke/ faſelichte/ mit dicker/ roͤthlichter Rinden uͤber zogene wurtzel; auß welcher glatte/ runde/ marckichte ſtengel biß 2. oder 3. elen hoch auffſteigen/ und mit ablangen/ außgeſpitzten/ gekerfften blaͤttern ohne nebenblaͤttlein bekleidet/ auch oben auf mit ſehr kleinen weiſſen bluͤmlein/ welche da gleichſam einen langen weiſſen Geißbart bilden/ gezieret werden. Bluͤhet im Hew- und Augſtmonat. An Tugend und Eigenſchafft komt dieß Kraut mit dem vorigen uͤberein. CAPUT LIX. [Abbildung Miltzkraut. Aſplenium. ] Namen. MIltzkraut heißt Griechiſch/ _____- ___, ___. Lateiniſch/ Aſplenium, Scolopen- drium verum, Ceterach officinarum. Jtaliaͤ- niſch/ Aſpleno, Scolopendra, Cetrach. Fran- tzoͤſiſch/ Ceterac, Scolopendre. Spaniſch/ Do- radilla. Engliſch/ Citrach/ Miltwaſt/ Spleen- wort. Daͤniſch/ Milturt. Niderlaͤndiſch/ Steenuaeren/ Miltecruyt. Geſtalt. Dieſes rechte Miltzkraut/ Aſplenium ſSco- lopendria, Ceterach officinarum, C. B. Aſplenium ſ. Ce-

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 782. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/798>, abgerufen am 21.12.2024.