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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] nemlich wol zeitig ist/ gleichsam ein liecht-
blaue Woll/ welche von den schüppen und
anderm unrath wol gereiniget/ ohn/ oder
mit ein wenig Berg-saltz in Laugen gesot-
ten/ und an der Sonnen widerumb getröck-
net/ einen trefflichen Zundel gibt/ als wel-
cher das feur gern und leichtlich fängt/ und
derowegen in Jtalien fast zu allen Feur zeu-
gen gebraucht wird/ denn es zündet sich fast
im ersten streich an/ wie solches Matthio-
lus
und Castor Durantes bezeugen.

D. Joach. Becher berichtet in seinem Kräu-
terbuch/ p. m. 390. er habe in einem alten Au-
thore
gelesen/ daß lang vor dem Gebrauch
des Rauch-tabacks/ die Alten die gedörrten
Hufflattichs-blätter in pfeiffen wie Taback
gebraucht/ denn der rauch dieser blätter ü-
Brust und
Lungen-
krauckhei-
ten.]
ber alle massen gut zu der Lung und Brust
ist. Dioscorides hat die blätter auff glüende
kohlen gelegt/ und durch einen trechter dem
krancken den rauch davon in den mund fan-
gen lassen/ aber unsere Taback-pfeiffen sind
bequemer darzu. Dieses mittel solle bey
den Engelländern gemein seyn.

Myrrhen/ Mastix/ Silberglette/ und die
blätter samt dem dörren Blust in weissem
Wein gesotten/ hernach zarte tüchlein da-
Brand der
wassersüch-
tigen füssen
rinnen genetzt/ außgetruckt/ und warm ü-
bergeschlagen/ stillet den Brand/ Hitz und
Schmertzen an denen wassersüchtigen/ offe-
nen und schwürenden Füssen.

Die auß der Wurtzel und Blumen mit
Branntenwein außgezogene Essentz/ und
davon gemachtes Extract, sind in allen ob-
angezogenen Kranckheiten dienlich. Von
der Essentz nimt man 15. 20. biß 30. tropffen/
von dem Extract aber 20. biß 25. gran in pil-
len öffters ein.



CAPUT XLIII.
[Abbildung] Dotter-Blum. Caltha palustris.
[Spaltenumbruch]
Namen.

GRoß Wasserschmaltz-blum/ Dotter-
blum/ Mooß-blum/ Gold-blum/
Butter-blum/ Goldwiesenblum/ heißt
Lateinisch/ Populago, Caltha palustris. Fran-
tzösisch/ Soulcy. Jtaliänisch/ Fior rancio, fior
d'ogni mese.
Englisch/ Marigold. Dänisch/
Soelsick. Niderländisch/ Goutbloemen.

Gestalt.

Die Dotter-blum gewinnet grössere blät-
ter als der schwartze Pappelbaum/ sie sind
schier gestaltet wie der Hufflattich/ allein
werden sie an dem umbkreiß nicht so eckicht/
und sind an der underen seiten nicht graw.
Der stengel wächßt elen-hoch/ mit vielen ne-
benzweiglein/ die tragen oben goldgelbe blu-
men oder rößlein/ wenn diese abgefallen/ so
bleibt ein köpflein wie am Agley-kraut/ da-
rinnen gelber Samen liget. Die wurtzel ist
weiß und vielfaltig zertheilt. Sie wächßt
im Frühling auff feuchten Matten und bey
den springenden Brünnen. Man findet noch
eine andere art/ welche mit vielen gelben
blättlein außgefüllet/ und dahero gefüllte
Dotterblum genennet wird. Sie wächßt
häuffig auff den Matten umb Saltzburg
und in Bäyeren. Wegen ihrer schönen zierd
pflantzet man sie in die Gärten. Jn Engel-
land gibt sie ein wohlriechenden geruch von
sich/ man brauchet sie nicht viel zur Artz-
ney. Joachimus Camerarius vermeldet/ daß
zu Nürenberg der gemeine Pöbel die gedör-
te und gepülverte Dotter-blum in einer
Brühen/ oder in Wein einnehme/ und da-
rauff im Beth wohl schwitze/ die böse farb
von der Gelbsucht damit zu vertreiben.

Eigenschafft.

Die blätter der Dotter-blum haben in
ihrem vielem safft ein alkalisches/ flüchtiges/
temperiertes saltz/ neben wolgejohrenen
schwefel- oder ölicht-balsamischen theilgen/
und dannenher treffliche tugenden/ das
scharffe Scharbockische/ saure und versal-
tzene geblüt zu reinigen/ und zu versüssen/ die
verstopffung der Leber und Miltze zu eröff-
nen/ den Säugenden die Milch zu mehren/
Wunden und Schäden zu säuberen und zu
heilen.

Gebrauch.

Obwohlen dieß so gemeine Kraut bißher
in der Artzney nicht sonderlich gebraucht
worden/ so glaube ich doch/ daß die obbe-
schriebenen Tugenden und Eigenschafften
darinnen sich finden/ und deßwegen e-
ben so nutzliche Artzneyen abgeben könne/
als viel andere Kräuter.



CAPUT XLIV.
Scheißkraut. Cacalia.
Namen.

SCheißkraut heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 4 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material - 3 Zeichen fehlen], [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Cacalia, Leon-
tice, Carvi agreste Officin.
Englisch/
Strange Coltsfoot. Frantzösisch/ Carvi
sauvage.

Gestalt.
C c c c c 3

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] nemlich wol zeitig iſt/ gleichſam ein liecht-
blaue Woll/ welche von den ſchuͤppen und
anderm unrath wol gereiniget/ ohn/ oder
mit ein wenig Berg-ſaltz in Laugen geſot-
ten/ und an der Sonnen widerumb getroͤck-
net/ einen trefflichen Zundel gibt/ als wel-
cher das feur gern und leichtlich faͤngt/ und
derowegen in Jtalien faſt zu allen Feur zeu-
gen gebraucht wird/ denn es zuͤndet ſich faſt
im erſten ſtreich an/ wie ſolches Matthio-
lus
und Caſtor Durantes bezeugen.

D. Joach. Becher berichtet in ſeinem Kraͤu-
terbuch/ p. m. 390. er habe in einem alten Au-
thore
geleſen/ daß lang vor dem Gebrauch
des Rauch-tabacks/ die Alten die gedoͤrꝛten
Hufflattichs-blaͤtter in pfeiffen wie Taback
gebraucht/ denn der rauch dieſer blaͤtter uͤ-
Bruſt und
Lungen-
krauckhei-
ten.]
ber alle maſſen gut zu der Lung und Bruſt
iſt. Dioſcorides hat die blaͤtter auff gluͤende
kohlen gelegt/ und durch einen trechter dem
krancken den rauch davon in den mund fan-
gen laſſen/ aber unſere Taback-pfeiffen ſind
bequemer darzu. Dieſes mittel ſolle bey
den Engellaͤndern gemein ſeyn.

Myrꝛhen/ Maſtix/ Silberglette/ und die
blaͤtter ſamt dem doͤrꝛen Bluſt in weiſſem
Wein geſotten/ hernach zarte tuͤchlein da-
Brand der
waſſerſuͤch-
tigen fuͤſſen
rinnen genetzt/ außgetruckt/ und warm uͤ-
bergeſchlagen/ ſtillet den Brand/ Hitz und
Schmertzen an denen waſſerſuͤchtigen/ offe-
nen und ſchwuͤrenden Fuͤſſen.

Die auß der Wurtzel und Blumen mit
Branntenwein außgezogene Eſſentz/ und
davon gemachtes Extract, ſind in allen ob-
angezogenen Kranckheiten dienlich. Von
der Eſſentz nimt man 15. 20. biß 30. tropffen/
von dem Extract aber 20. biß 25. gran in pil-
len oͤffters ein.



CAPUT XLIII.
[Abbildung] Dotter-Blum. Caltha paluſtris.
[Spaltenumbruch]
Namen.

GRoß Waſſerſchmaltz-blum/ Dotter-
blum/ Mooß-blum/ Gold-blum/
Butter-blum/ Goldwieſenblum/ heißt
Lateiniſch/ Populago, Caltha paluſtris. Fran-
tzoͤſiſch/ Soulcy. Jtaliaͤniſch/ Fior rancio, fior
d’ogni meſe.
Engliſch/ Marigold. Daͤniſch/
Soelsick. Niderlaͤndiſch/ Goutbloemen.

Geſtalt.

Die Dotter-blum gewinnet groͤſſere blaͤt-
ter als der ſchwartze Pappelbaum/ ſie ſind
ſchier geſtaltet wie der Hufflattich/ allein
werden ſie an dem umbkreiß nicht ſo eckicht/
und ſind an der underen ſeiten nicht graw.
Der ſtengel waͤchßt elen-hoch/ mit vielen ne-
benzweiglein/ die tragen oben goldgelbe blu-
men oder roͤßlein/ wenn dieſe abgefallen/ ſo
bleibt ein koͤpflein wie am Agley-kraut/ da-
rinnen gelber Samen liget. Die wurtzel iſt
weiß und vielfaltig zertheilt. Sie waͤchßt
im Fruͤhling auff feuchten Matten und bey
den ſpringenden Bruͤnnen. Man findet noch
eine andere art/ welche mit vielen gelben
blaͤttlein außgefuͤllet/ und dahero gefuͤllte
Dotterblum genennet wird. Sie waͤchßt
haͤuffig auff den Matten umb Saltzburg
und in Baͤyeren. Wegen ihrer ſchoͤnen zierd
pflantzet man ſie in die Gaͤrten. Jn Engel-
land gibt ſie ein wohlriechenden geruch von
ſich/ man brauchet ſie nicht viel zur Artz-
ney. Joachimus Camerarius vermeldet/ daß
zu Nuͤrenberg der gemeine Poͤbel die gedoͤr-
te und gepuͤlverte Dotter-blum in einer
Bruͤhen/ oder in Wein einnehme/ und da-
rauff im Beth wohl ſchwitze/ die boͤſe farb
von der Gelbſucht damit zu vertreiben.

Eigenſchafft.

Die blaͤtter der Dotter-blum haben in
ihrem vielem ſafft ein alkaliſches/ fluͤchtiges/
temperiertes ſaltz/ neben wolgejohrenen
ſchwefel- oder oͤlicht-balſamiſchen theilgen/
und dannenher treffliche tugenden/ das
ſcharffe Scharbockiſche/ ſaure und verſal-
tzene gebluͤt zu reinigen/ und zu verſuͤſſen/ die
verſtopffung der Leber und Miltze zu eroͤff-
nen/ den Saͤugenden die Milch zu mehren/
Wunden und Schaͤden zu ſaͤuberen und zu
heilen.

Gebrauch.

Obwohlen dieß ſo gemeine Kraut bißher
in der Artzney nicht ſonderlich gebraucht
worden/ ſo glaube ich doch/ daß die obbe-
ſchriebenen Tugenden und Eigenſchafften
darinnen ſich finden/ und deßwegen e-
ben ſo nutzliche Artzneyen abgeben koͤnne/
als viel andere Kraͤuter.



CAPUT XLIV.
Scheißkraut. Cacalia.
Namen.

SCheißkraut heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 4 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material – 3 Zeichen fehlen], [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Cacalia, Leon-
tice, Carvi agreſte Officin.
Engliſch/
Strange Coltsfoot. Frantzoͤſiſch/ Carvi
ſauvage.

Geſtalt.
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[757/0773] Von den Kraͤuteren. nemlich wol zeitig iſt/ gleichſam ein liecht- blaue Woll/ welche von den ſchuͤppen und anderm unrath wol gereiniget/ ohn/ oder mit ein wenig Berg-ſaltz in Laugen geſot- ten/ und an der Sonnen widerumb getroͤck- net/ einen trefflichen Zundel gibt/ als wel- cher das feur gern und leichtlich faͤngt/ und derowegen in Jtalien faſt zu allen Feur zeu- gen gebraucht wird/ denn es zuͤndet ſich faſt im erſten ſtreich an/ wie ſolches Matthio- lus und Caſtor Durantes bezeugen. D. Joach. Becher berichtet in ſeinem Kraͤu- terbuch/ p. m. 390. er habe in einem alten Au- thore geleſen/ daß lang vor dem Gebrauch des Rauch-tabacks/ die Alten die gedoͤrꝛten Hufflattichs-blaͤtter in pfeiffen wie Taback gebraucht/ denn der rauch dieſer blaͤtter uͤ- ber alle maſſen gut zu der Lung und Bruſt iſt. Dioſcorides hat die blaͤtter auff gluͤende kohlen gelegt/ und durch einen trechter dem krancken den rauch davon in den mund fan- gen laſſen/ aber unſere Taback-pfeiffen ſind bequemer darzu. Dieſes mittel ſolle bey den Engellaͤndern gemein ſeyn. Bruſt und Lungen- krauckhei- ten.] Myrꝛhen/ Maſtix/ Silberglette/ und die blaͤtter ſamt dem doͤrꝛen Bluſt in weiſſem Wein geſotten/ hernach zarte tuͤchlein da- rinnen genetzt/ außgetruckt/ und warm uͤ- bergeſchlagen/ ſtillet den Brand/ Hitz und Schmertzen an denen waſſerſuͤchtigen/ offe- nen und ſchwuͤrenden Fuͤſſen. Brand der waſſerſuͤch- tigen fuͤſſen Die auß der Wurtzel und Blumen mit Branntenwein außgezogene Eſſentz/ und davon gemachtes Extract, ſind in allen ob- angezogenen Kranckheiten dienlich. Von der Eſſentz nimt man 15. 20. biß 30. tropffen/ von dem Extract aber 20. biß 25. gran in pil- len oͤffters ein. CAPUT XLIII. [Abbildung Dotter-Blum. Caltha paluſtris. ] Namen. GRoß Waſſerſchmaltz-blum/ Dotter- blum/ Mooß-blum/ Gold-blum/ Butter-blum/ Goldwieſenblum/ heißt Lateiniſch/ Populago, Caltha paluſtris. Fran- tzoͤſiſch/ Soulcy. Jtaliaͤniſch/ Fior rancio, fior d’ogni meſe. Engliſch/ Marigold. Daͤniſch/ Soelsick. Niderlaͤndiſch/ Goutbloemen. Geſtalt. Die Dotter-blum gewinnet groͤſſere blaͤt- ter als der ſchwartze Pappelbaum/ ſie ſind ſchier geſtaltet wie der Hufflattich/ allein werden ſie an dem umbkreiß nicht ſo eckicht/ und ſind an der underen ſeiten nicht graw. Der ſtengel waͤchßt elen-hoch/ mit vielen ne- benzweiglein/ die tragen oben goldgelbe blu- men oder roͤßlein/ wenn dieſe abgefallen/ ſo bleibt ein koͤpflein wie am Agley-kraut/ da- rinnen gelber Samen liget. Die wurtzel iſt weiß und vielfaltig zertheilt. Sie waͤchßt im Fruͤhling auff feuchten Matten und bey den ſpringenden Bruͤnnen. Man findet noch eine andere art/ welche mit vielen gelben blaͤttlein außgefuͤllet/ und dahero gefuͤllte Dotterblum genennet wird. Sie waͤchßt haͤuffig auff den Matten umb Saltzburg und in Baͤyeren. Wegen ihrer ſchoͤnen zierd pflantzet man ſie in die Gaͤrten. Jn Engel- land gibt ſie ein wohlriechenden geruch von ſich/ man brauchet ſie nicht viel zur Artz- ney. Joachimus Camerarius vermeldet/ daß zu Nuͤrenberg der gemeine Poͤbel die gedoͤr- te und gepuͤlverte Dotter-blum in einer Bruͤhen/ oder in Wein einnehme/ und da- rauff im Beth wohl ſchwitze/ die boͤſe farb von der Gelbſucht damit zu vertreiben. Eigenſchafft. Die blaͤtter der Dotter-blum haben in ihrem vielem ſafft ein alkaliſches/ fluͤchtiges/ temperiertes ſaltz/ neben wolgejohrenen ſchwefel- oder oͤlicht-balſamiſchen theilgen/ und dannenher treffliche tugenden/ das ſcharffe Scharbockiſche/ ſaure und verſal- tzene gebluͤt zu reinigen/ und zu verſuͤſſen/ die verſtopffung der Leber und Miltze zu eroͤff- nen/ den Saͤugenden die Milch zu mehren/ Wunden und Schaͤden zu ſaͤuberen und zu heilen. Gebrauch. Obwohlen dieß ſo gemeine Kraut bißher in der Artzney nicht ſonderlich gebraucht worden/ ſo glaube ich doch/ daß die obbe- ſchriebenen Tugenden und Eigenſchafften darinnen ſich finden/ und deßwegen e- ben ſo nutzliche Artzneyen abgeben koͤnne/ als viel andere Kraͤuter. CAPUT XLIV. Scheißkraut. Cacalia. Namen. SCheißkraut heißt Griechiſch/ ____- ___, _. Lateiniſch/ Cacalia, Leon- tice, Carvi agreſte Officin. Engliſch/ Strange Coltsfoot. Frantzoͤſiſch/ Carvi ſauvage. Geſtalt. C c c c c 3

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 757. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/773>, abgerufen am 21.11.2024.